Es ist nicht leicht, Christo zu sein. Unfähige Mitarbeiter und idiotische Bürokraten, egal wo er hinkommt. Warum machen nicht einfach alle, was er sagt? Und dann diese verdammte Technik, neumodische Computerdinger, alles unnützer Schrott!

Christo ist Künstler. Durch und durch. Walking on Water ist eine Dokumentation über seine Installation „The Floating Piers“, die er im Sommer 2016 auf dem Lago d’Iseo in Italien realisiert. Ein drei Kilometer langer, leuchtend gelb bespannter Steg führt quer über den See und ermöglicht es den 1,2 Millionen Besuchern, auf dem Wasser zu laufen. Das Werk existiert nur 16 Tage lang. Es ist gleichzeitig Christos erstes Projekt nach dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude. Die Planung hatten die beiden zwar schon 1970 begonnen, aber wie bei allen Kunstwerken des Paares dauert es Jahrzehnte bis zur Verwirklichung. Genehmigungen, Berge von Papieren, fehlende Finanzierungen und nochmals Genehmigungen. Es ist ein Kampf. Aber ist er gewonnen, beschenkt das Ehepaar die Menschheit wieder und wieder mit atemberaubend schönen, poetischen Kunstinstallationen.

Ganz unerwartet ist Walking on Water ein ziemlich rougher Dokumentarfilm. Auf mit elegischer Musik untermalte, epische Drohnenflugaufnahmen wartet man hier vergebens. Regisseur Andrey Paounov hat ein großes Talent, absurde Situationen einzufangen und sie dann gekonnt zu montieren. Sein Enblick in den Wahnsinn hinter den Kulissen der Kunstwelt könnte zwischendurch, nicht nur wegen Christos Ähnlichkeit mit Larry David, glatt eine Folge von „Curb your Enthusiasm“ sein. Ein Treffen mit lokalen Politikern und Polizeioberen wird bei ihm zu einem amüsanten Lehrstück über einschläfernde Marathonsitzungen, in denen viel geredet und nichts gesagt wird. Und ist Christos Kunstwerk endlich vollendet und die Massen strömen, ist die Arbeit noch lange nicht getan. Dann heißt es, die Hände der Schmeichler zu schütteln und mit aufgebrezelten Damen und Herren peinliche Selfies zu machen. Das lächelnd auszuhalten, ist auch eine Kunst.

FAZIT

„Unsere Werke sind alle komplett nutzlos. Wir schaffen sie nur, weil wir sie gerne anschauen möchten“. Christo

Italien / USA 2019
100 min
Regie Andrey M. Paounov
Kinostart 11. April 2019

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