BLUE BEETLE

BLUE BEETLE

Ab 17. August 2023 im Kino

Nachdem BARBIE und OPPENHEIMER nur vorübergehend Abwechslung auf die Leinwand brachten, kehren nun die Superhelden zurück.

Das ist mal wirklich eine originelle Idee: Einem (natürlich männlichen) Teenager wächst durch die Kraft eines antiken Skarabäus ein Zauberanzug, der ihm Superkräfte verleiht. Peter Parker und Tony Stark rollen mit den Augen – what else is new?

Die vorletzte Zuckung einer bereits vergangenen Ära

Immerhin das: In Angel Manuel Sotos Comicbuchverfilmung steht zum ersten Mal ein Latino (niedlich: Xolo Maridueña aus COBRA KAI) im Mittelpunkt der Handlung. Ansonsten ist BLUE BEETLE die vorletzte Zuckung einer bereits vergangenen Ära. Der im Dezember startende AQUAMAN 2 ist dann der finale Film, der unter alter DC-Führung in Auftrag gegeben wurde. Inzwischen haben James Gunn und Peter Safran das Ruder beim sinkenden Kahn übernommen und versprechen, endlich frischen Wind in das ewig Marvel hinterherhechelnde Studio zu blasen. Nötig ist es, denn zuletzt waren BLACK ADAM, SHAZAM! 2 und THE FLASH böse gefloppt. So richtig zündet das Reboot erst – wenn es denn zündet – 2025 mit James Gunns SUPERMAN: LEGACY (vorausgesetzt, die Drehbuchautoren- und Schauspielergewerkschaften haben sich bis dahin geeinigt).

Die Comicfigur Blue Beetle gibt es schon seit 1939, gehört aber trotzdem zu den unbekannteren Figuren des DC-Universums. Erfrischend, dass auch die schrägeren Comichelden eine Chance im Kino bekommen. Dass das keine schlechte Idee ist und überaus erfolgreich sein kann, haben James Gunns GUARDIANS OF THE GALAXY-Filme gezeigt.

BLUE BEETLE ist ein „Best-of“ Superheroes (von Spider-Man über Iron Man bis Hulk wird so ziemlich alles „zitiert“), hat ein paar gute Gags und penetriert ansonsten die übliche Botschaft: Familie geht über alles. Und sonst? Der Film ist besser als die letzten paar DC-Abenteuer, was keine große Kunst ist, leidet aber unter den gleichen Problemen wie alle Post-Snyder-Produktionen: zu bunt, zu albern, zu schlechter Look. Gegen die plastikhaften Effekte sieht die kitschigste Las-Vegas-Show hochwertig aus. Das färbt auch auf gestandene Schauspieler ab: Wer hätte gedacht, dass Susan Sarandon (hier als Bösewichtin) so schlecht sein kann? Aber vielleicht ist es auch egal, denn nach 15 Jahren Dauerbeschuss durch Marvel und DC hat sich eine schwere Superhelden-Fatigue breitgemacht. Die großen Erfolge von BARBIE und OPPENHEIMER zeigen: Die Zuschauer hungern nach neuen Geschichten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Blue Beetle“
USA 2023
125 min
Regie Angel Manuel Soto

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

SPIDER-MAN: FAR FROM HOME

Zur Pressevorführung tritt eine Mitarbeiterin von Sony vors Publikum und bittet, „keinesfalls irgendwelche Spoiler zu veröffentlichen, damit jeder Zuschauer die Chance hat, den Film unvoreingenommen zu genießen.“ Das macht es nicht gerade leicht, eine halbwegs relevante Besprechung zu „Spider-Man: Far From Home“ zu schreiben, denn wo ist die Grenze? Schließlich knüpft der Film direkt an die Ereignisse von „Avengers: Endgame“ an. Wissen mittlerweile alle Zuschauer, dass 
ACHTUNG: SPOILER 
Iron Man, alias Tony Stark das Zeitliche gesegnet hat? Und dessen Zögling Peter Parker, nun alleingelassen, seinen Weg vom Teenager zum ausgewachsenen Superhelden finden muss?

Darf man wenigstens sagen, dass der neue Spider-Man-Film ein durchwachsenes Vergnügen ist?

Nach dem epischen und fabelhaften letzten Avengers-Film schaltet Marvel (verständlicherweise) ein paar Gänge zurück. Wie soll man das auch toppen? 

Spidey ist müde und urlaubsreif. Da trifft es sich gut, dass seine (finanziell offensichtlich sehr gut gestellte) Schule einen Ausflug plant: Venedig, Paris, London.
Während unsereins ins Schwarzwälder Luginsland und später mit viel Glück nach Prag (damals noch vom Tourismus unzerstört) reisen durfte, fliegen die feinen New York Kids von heute mal eben über den Atlantik in die Alte Welt. Das kennt man schon: Fällt den Autoren nichts Neues ein, wird die Handlung kurzerhand in ein exotisches Land oder – wie in diesem Fall – nach Europa verlegt. So entpuppt sich die Klassenreise auch als lahmer Drehbuchkniff, um dem Film durch neue Locations frisches Blut zu injizieren. Hilft nichts, schon der erste Kampf, kaum in Venedig angekommen, mit einem wenig beeindruckenden „Gezeiten“-Monster, ist in seiner Plastikhaftigkeit vergleichsweise unterwältigend. Aber ohne Avengers-level-große Bedrohungen geht’s halt nicht, denn Spiderman ist ein Marvel-Superheldenfilm und keine Coming-of-Age-Komödie.

Hinter den zerstörungswütigen Wasser-, Erd-, Feuer- und Luft-Monstren steckt natürlich ein Bösewicht, der nach Ruhm und Macht giert. Die Motivation des Schurken ist allerdings mehr als an den Haaren herbeigezogen und das Drehbuch entblödet sich nicht, ihn zwischendurch sein Anliegen und den ganzen Plot in einem langatmigen Monolog erklären zu lassen. Gutes Geschichtenerzählen sieht anders aus.

FAZIT

Zwiespältig. Der Aspekt der pubertären Verunsicherung und ersten Verliebtheit hat deutlich mehr Potenzial als die auf Dauer ermüdenden Actionszenen. Sehenswert machen den Film seine mitunter witzigen Dialoge und der Cast: Verlässlich wie immer gibt Samuel L. Jackson den knurrigen Nick Fury, als Neuzugang im MCU ist Jake Gyllenhaal dabei und der mittlerweile 23-jährige Tom Holland überzeugt immer noch als Teenage Spider-Man.

Originaltitel „Spider-Man: Far From Home“
USA 2019
129 min
Regie Jon Watts
Kinostart 04. Juli 2019

AVENGERS: ENDGAME

Letztes Jahr wurde die Hälfte allen Lebens mit einem Fingerschnippen ausgelöscht und damit auch die Familie der Avengers stark dezimiert. Jetzt kommt die heiß ersehnte Fortsetzung von „Avengers: Infinity War“ ins Kino. Nach mittlerweile zweiundzwanzig Filmen werden im großen Finale alle losen Enden miteinander verknüpft und die noch offenen Fragen beantwortet. Das Marvel Cinematic Universe hat sich im Laufe der Zeit zu einem so komplexen Geflecht ausgedehnt, dass nur sehr treue Zuschauer verstehen, warum wer mit wem gegen wen kämpft. Für diese Fans ist das Epos der Regisseurs-Brüder Anthony und Joe Russo die Erfüllung eines Nerdtraums und der Kinohöhepunkt des Jahres.

Natürlich gibt’s auch diesmal die unvermeidliche CGI-Gigantoschlacht am Ende und auf dem Weg dahin viel Pathos und heroisches in die Ferne Gestarre. Doch trotz seiner drei Stunden Lauflänge ist „Avengers: Endgame“ ein erstaunlich kurzweiliger Film, der fast durchweg die richtige Balance aus Humor, Action und Sentimentalität findet.

FAZIT

Ein befriedigendes (vorläufiges) Ende der Superheldensaga, die 2008 mit „Iron Man“ begann.

USA 2019
182 min
Regie Anthony und Joe Russo
Kinostart 24. April 2019