X-MEN: DARK PHOENIX

Die Haut ist blau, aus den Händen schießen Blitze und beim Gedankenlesen werden dramatisch zwei Finger an die Schläfe gehalten: Es ist wieder X-Men-Zeit.

Diesmal droht die Gefahr aus dem Inneren: Bei einer Weltraummission kommt es zu einem unheilvollen Zwischenfall. Eine fremde Energieform ergreift von Jean Grey (Sophie Turner) Besitz und macht sie zur mächtigsten Mutantin aller Zeiten: Dark Phoenix.  Jean kann ihre unfreiwilligen neuen Superkräfte nicht kontrollieren und bringt so die Gemeinschaft der X-Men in große Gefahr. Zu allem Überfluss wollen ihr dann auch noch böse Aliens ans Lederoutfit, die die Vernichtung der Menschheit planen. Soweit die nicht gerade originelle Drehbuchidee.

„X-Men: Dark Phoenix“ startet  mit einer fulminanten Nightcrawler-Sequenz im All, doch im zweiten Akt ist die Luft raus, die Geschichte hängt ganz schön durch. Tödlich für jeden Superheldenfilm: „X-Men: Dark Phoenix“ nimmt sich selbst zu ernst. Das gleiche Problem hat schon etliche DC-Filme gekillt: zu wenig Humor, zu viel Pseudotiefsinn. Gegen Ende nimmt der Film dann noch mal Fahrt auf – eine grandiose Actionszene in einem Zug entschädigt für die langatmigen Dialogszenen davor.

Insgesamt nicht viel Neues an der Mutantenfront. Immerhin darf Jennifer Lawrence als Raven/Mystique ein wenig #metoo Zeitgeist einbringen. Bei einem Streit mit Professor Xavier fordert sie eine Umbenennung der X-Men in X-Women, denn schließlich retten fast immer die Frauen den Männern den Arsch.

FAZIT

Trotz solider visueller Umsetzung, die X-Men könnten eine Frischzellenkur oder eine längere Kreativpause vertragen. Marvel hat mittlerweile die Rechte von FOX zurückerworben, es besteht also Hoffnung.

Originaltitel „Dark Phoenix“
USA 2019
120 min
Regie Simon Kinberg
Kinostart 06. Juni 2019

GODZILLA II: KING OF THE MONSTERS

„Godzilla 2“ ist das gefühlt tausendste Re-Re-Re-Re-Re-Reboot der Saga vom jahrtausende alten Supermonster und gleichzeitig eine Fortsetzung des Kassenerfolgs „Godzilla“ von 2014. 

Die japanische Riesenechse, die Atomsprengköpfe futtert wie unsereins Erdnussflips, ist diesmal richtig sauer. Ghidorah, ein dreiköpfiger Drache, will Godzilla den Rang als König der Alphatitanen ablaufen (bitte nicht fragen). Auf der ganzen Welt kriechen daraufhin diverse Monster aus ihren Höhlen (eine befindet sich sogar im bayrischen Wald), um gemeinsam in den Krieg zu ziehen. Die Viecher wollen die Menschheit vernichten, denn die ist schuld an Krieg, Artensterben und der Umweltzerstörung ganz allgemein – so ähnlich wie die CDU. Das wird den Zuschauern in einem Rezo-würdigen Monolog von der wie immer fabelhaften Vera Farmiga leidenschaftlich vor Augen geführt. Uh, Snap!

Wurde dem ersten Teil noch vorgeworfen, er sei zu geschwätzig und biete zu wenig Monsteraction, geht der zweite Teil beherzt den umgekehrten Weg. Eine Zeit lang ist es ja ganz unterhaltsam, den Riesen bei der genussvollen Zerstörung diverser Städte und Landstriche zuzuschauen. Technisch und visuell ist das meisterhaft gemacht. Doch in 132 (!) Minuten trifft herzlich wenig Story auf monströsen Dauerbeschuss. Das ist schlicht anstrengend.

Gegen all den Lärm haben die Schauspieler kaum eine Chance. Sie bleiben Stichwortgeber und dienen bestenfalls als Erklärbären. Ihre Hauptaufgabe besteht ohnehin darin, mit offenem Mund und staunenden Augen Rodan, Mothra (und wie sie alle heißen) bei ihrem Zerstörungswerk zuzuschauen.

FAZIT

Mehr Monster geht nicht.

Originaltitel „Godzilla – King of the Monsters“
USA 2019
132 min
Regie Michael Dougherty
Kinostart 30. Mai 2019