A HERO – DIE VERLORENE EHRE DES HERRN SOLTANI

A HERO – DIE VERLORENE EHRE DES HERRN SOLTANI

Kinostart 31. März 2022

Gleich mal zwei Phrasen zum Einstieg: Lügen haben kurze Beine. Und: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Dabei ist das, was Rahim erzählt, eher eine harmlose Notlüge. Doch die verselbstständigt sich und hat bittere Konsequenzen.

Rahim hat zwei Tage Freigang aus dem Gefängnis. Er sitzt schon eine Weile, weil er Braham Geld schuldet. Doch es besteht Hoffnung: Rahims Freundin hat eine Tasche mit Goldmünzen gefunden. Der Verkauf soll die Schuld begleichen, doch Rahim plagt das schlechte Gewissen. Er will die Münzen der rechtmäßigen Besitzerin zurückgegeben. Die Gefängnisleitung erfährt von der guten Tat und schaltet die Presse ein – positive Nachrichten über edle Gefangene sollen von den eigenen Problemen im Gefängnis ablenken. Plötzlich ist der freundliche Rahim ein Held. Doch seine Geschichte ist nicht rund. Es tauchen Kurznachrichten auf, die ihn wie einen Betrüger dastehen lassen. Die öffentliche Meinung wendet sich gegen ihn. Nicht nur er, auch seine Familie geraten in eine sich immer schneller drehende Spirale der Verdächtigungen.

Oscarpreisträger Asghar Farhadi („Nader und Simin – Eine Trennung“) erzählt in seinem neuen Film ein modernes Märchen. Im Gegensatz zu den Gebrüdern Grimm gibt es bei ihm kein Schwarz und Weiß, die Rollen von Gut und Böse sind nur auf den ersten Blick klar verteilt. „A Hero“ ist ein komplexes Moralstück, ein Drama um Wahrheit und Lüge. Ist Rahim ein Opfer der Umstände? Und ist sein Schuldner Bahram wirklich der Böse? Als Zuschauer muss man die Situation ständig neu einordnen. Je weiter sich die Geschichte entwickelt, desto schwieriger wird es, sich für eine Seite zu entscheiden.

Nach „Ballad of a white Cow“ ein weiterer hervorragender Film aus dem Iran. „A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ ist eine intelligente Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft: Die Menschen sind überall gleich – wenn es um das spontane Erschaffen eines Heldenbildes und die genauso schnelle Verurteilung geht, spielt die Nationalität keine Rolle.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ghahreman“
Iran / Frankreich 2021
127 min
Regie Asghar Farhadi

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

MA

„MA – sie sieht alles“. Denn Sue „Ma“ Ann beherrscht Social Media und hat so ihre Opfer stets im Blick. Und das, obwohl sie schon Ü30 ist! Voll lit, die Alte.

Maggie, die gerade mit ihrer Mutter in eine todeslangweilige Kleinstadt nach Ohio gezogen ist, will mit ein paar neuen Freunden Party machen. Da alle unter 21 sind, fragen sie die zufälligerweise des Weges kommende Sue Ann, ob sie wohl so nett wäre, im Supermarkt ein paar Flaschen Schnaps zu kaufen. Die ist selbst mal jung gewesen und über die Maßen erfreut, aushelfen zu können. Sie bietet sogar an, das Saufgelage in ihrem Haus, respektive Keller stattfinden zu lassen. Man ahnt, das nimmt kein gutes Ende.

Jung, hübsch und dauerhorny. Teenager, die für ihre erwachende Sexualität und Feierfreude bestraft werden: Da steht „Ma“ ganz in der Tradition des guten, alten 70/80er Jahre „Freitag der 13.“ und „Halloween“-Horrors. Im Gegensatz zu deren oft zweitklassigen Schauspielern kann „Ma“ mit einer A-Liga Besetzung aufwarten. Juliette Lewis gibt sehr glaubhaft die Whitetrash-Mutti mit Herz. Nur Octavia Spencer ist unter- oder überfordert. Ob es an der Regie von Tate Taylor liegt, oder ob sie ihre Rolle selbst nicht ernst nehmen kann – als durchgedrehte Psychopathin ist die Oscarpreisträgerin wenig überzeugend.

FAZIT

„Ma“ ist ein halbwegs solider Horror-Thriller mit ein paar netten Schockmomenten.

Originaltitel „Ma“
USA 2019
99 min
Regie Tate Taylor
Kinostart 30. Mai 2019

Nur ein kleiner Gefallen

⭐️⭐️

Überraschend ist die Freundschaft zwischen Stephanie und Emily schon. Die eine ist eine etwas biedere Video-Bloggerin, die andere eine geheimnisvolle Mode-PR-Frau. Oder stimmt es, was Nachbarn und Kollegen voller Neid tuscheln: Wird Stephanie als Kindermädchen auf Abruf ausgenutzt, weil sie jederzeit zur Verfügung steht und sich um Emilys Sohn Nicky kümmert?

Als eines Tages wieder mal „nur ein kleiner Gefallen“ fällig ist, hilft Stephanie wie gewohnt zuverlässig aus und holt Nicky von der Schule ab. Doch Emily kehrt nicht zurück. Nicht nach ein paar Stunden, nicht nach Wochen. Sie bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Mithilfe ihrer Social-Media-Follower versucht Stephanie, ihre vermisste Freundin ausfindig zu machen. Sie ahnt nicht, dass sie Teil eines mysteriösen Doppelspiels ist.

Mit Anna Kendrick als süße, hypernervöse Mutti und der coolen Blake Lively als doppelgesichtige Verführerin hätte das was werden können. Immerhin überzeugt der Anfang von „A simple Favor“ noch einigermaßen. Das ist unterhaltsam und guckt sich im ersten Drittel ganz gut weg. Leider kann sich das Drehbuch danach nicht mehr entscheiden, was es eigentlich sein will: spannender Mystery-Thriller oder leichte Komödie. Geschichte und Verhalten der Charaktere werden immer unglaubwürdiger, der Film gerät zusehends aus der Bahn.

Wohlhabende Mütter in einer Kleinstadt, Bürgertum, hinter dessen glossy Fassade sich Dramen abspielen? So ähnlich gab es das gerade in der großartigen Serie „Big Little Lies“. Nun also die weniger gelungene Kinoversion eines ähnlichen Stoffes. Goldenes Fernsehzeitalter: Der Kinofilm sieht um einiges schlechter und im klassischen Sinne „fernsehmässiger“ aus, als die TV-Serie.

FAZIT

Seltsamer Genremix mit ein paar gelungenen Momenten.

USA, 2018
Regie Paul Feig
117 min
Kinostart 08. November 2018