YES, GOD, YES – BÖSE MÄDCHEN BEICHTEN NICHT

Männer sind wie Mikrowellen: schnell heiß! Frauen sind wie Backöfen: Sie brauchen, bis sie auf Temperatur kommen! Sex vor der Ehe ist Sünde! Masturbation führt auf direktem Weg in die Hölle! Solcherlei Weisheiten muss sich Alice jeden Tag in der Schule anhören. Das steht im krassen Widerspruch zu ihrer  Vorliebe für die verschwitzte Sexszene aus „Titanic“ oder ihre „unkeuschen“ Handlungen beim Onlinechat.

Strafe muss sein: Alice wird für ein langes Wochenende ins Kirchenlager geschickt. Dass die von der Kirche gepredigten Verhaltensregeln Theorie sind und Theorie nicht gleich Praxis bedeutet, begreift sie dort schnell. Weder die züchtigen Vorzeigeschüler noch der Keuschheit predigende Pfarrer halten sich an die selbstauferlegten strengen Vorgaben. 

„Yes, God, Yes“ ist eine charmante und sehr kurze – ohne Abspann läuft der Film gerade mal 72 Minuten – Teenager-Komödie über das sexuelle Erwachen eines katholischen Schulmädchens im Jahr 2001. Regisseurin Karen Maine hat ihren eigenen Kurzfilm als abendfüllenden (sic!) Spielfilm neu inszeniert. Ganz lustig, wie sie dabei das heuchlerische Getue der Kirche um Sexualität und Sünde vorführt. Der Film ist in keinster Weise revolutionär und hätte hier und da ruhig etwas mehr wagen können, entwickelt aber trotzdem seinen eigenen, unperfekten Charme.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Yes, God, Yes“
USA 2020
78 min
Regie Karen Maine
ab 14. Januar 2021 auf Amazon Prime Video
ab 29. Januar digital und ab 05. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich

alle Bilder © Capelight Pictures

RUN

Mutterliebe kann erdrückend sein: Diane (Sarah Paulson) hat ihre Tochter Chloe (Kiera Allen) in völliger Isolation großgezogen. Das schwerkranke, an den Rollstuhl gefesselte Mädchen kann nichts tun, ohne dabei von ihrer übergriffigen Mutter kontrolliert zu werden. Diane verabreicht Chloe ihre täglichen Medikamente, macht Physiotherapie, verordnet eine strikte Diät – scheinbar alles, um Chloes Leben erträglicher zu machen. Doch nach ein paar irritierenden Begebenheiten beginnt Chloe, die Motive ihrer Mutter infrage zu stellen.

Das kranke Verhältnis der Figuren erinnert stark an die berühmte Stephen-King-Geschichte „Misery“, in der eine wahnhafte Leserin ihren Lieblingsautor in Gefangenschaft nimmt.

Geiselhaft bei Mutti: Der kurzweilige Thriller „Run“ erfindet das Rad zwar nicht neu, bietet aber genügend clevere Wendungen über 90 Minuten. Die Einfachheit des Plots tut der Spannung dabei keinen Abbruch. Beide Schauspielerinnen sind top: Newcomerin Kiera Allen ist auch im wahren Leben an den Rollstuhl gefesselt (echte Inklusion) und Sarah Paulson hat mittlerweile die Fähigkeit perfektioniert, sich auf der Stelle von hysterisch über zerbrechlich zu „Mommie Dearest“ sehr, sehr wütend zu wandeln.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Run“
USA 2020
89 min
Regie Aneesh Chaganty
ab 14. Januar 2021 auf DVD und Blu-ray

alle Bilder © Leonine