
THE WEDDING BANQUET
Alter Wein in neuen Schläuchen. Trotzdem ganz nett.
Ab 05. Juni 2025 im Kino
Ang Lees Film The Wedding Banquet hat 1993 zahllose Preise abgeräumt, unter anderem den Goldenen Bären bei der Berlinale. Die Geschichte vom schwulen Mann aus Taiwan, der ein freies Leben in New York führt und sich für seine erzkonservativen Eltern auf eine Scheinhochzeit mit einer Freundin einlässt, ist ein Klassiker des Queercinemas. Knapp 30 Jahre später ist es höchste Zeit für ein Remake – oder?

Statt spießiger Eltern gilt es nun, eine gestrenge Großmutter aus Korea von der eigenen Heterosexualität zu überzeugen, da sonst der üppig fließende Geldhahn zugedreht wird. Im Gegensatz zum Original steht diesmal die beste Freundin des schwulen Min im Mittelpunkt, die mit der Fake-Hochzeit eine künstliche Befruchtung ihrer Partnerin finanzieren will. Die 2025er-Version wurde also sanft modernisiert, trotzdem fühlt sich das Ganze stellenweise outdated an. Besonders die Szenen, in denen die Freunde die Wohnung „ent-gayen“, um der angereisten Großmutter ein „straightes“ Leben vorzuspielen, wirken wie aus einer Sitcom der 90er-Jahre. Zum Glück fliegt das falsche Spiel schon nach wenigen Minuten auf – ein Extrapunkt für Regisseur Andrew Ahn, dass er diese Szene nicht zu einer Käfig voller Narren-Hommage ausarten lässt. Trotzdem verstolpert sich der Film immer wieder zwischen unrealistischen, selbstgeschaffenen Problemen, zu schnell herbeigeredeten Lösungen und reichlich Klischees über biersaufende Lesben und Schwule, die nur mit pflegender Gesichtsmaske glücklich einschlafen.

Fragt sich, wer 2025 dieses Remake braucht. Der Film würde ohne seinen Boulevardhumor wahrscheinlich besser funktionieren. Denn die Besetzung ist gut: Lily Gladstone (Oscar-nominiert für Killers of the Flower Moon) und Kelly Marie Tran – schön dauergenervt, eine Rolle, die normalerweise mit Awkwafina besetzt würde –, vor allem aber Oscargewinnerin Youn Yuh-Jung als am Ende überraschend patente Großmutter. Alles in allem: The Wedding Banquet 2.0 ist kein neuer Meilenstein des Queercinemas – aber für einen verregneten Sonntagnachmittag reicht’s allemal.
INFOS ZUM FILM
Originaltitel „The Wedding Banquet“
USA 2025
103 min
Regie Andrew Ahn

alle Bilder © Universal Pictures International Germany