DER SALZPFAD
Der Weg ist das Ziel.
Ab 17. Juli 2025 im Kino
Schon wieder ein „Seelenrettung durchs Wandern“-Film? Ist das Thema nach Ich bin dann mal weg, Auf dem Weg, Wild und vielen anderen nicht langsam auserzählt? Halt – nicht gleich weiterskippen, denn DER SALZPFAD ist anders. Hier begibt sich kein luxusverwöhnter, satter Großstädter auf die Suche nach sich selbst. Raynor und Moth Winn plagen echte Probleme: Sie sind obdachlos, haben nach einem Gerichtsurteil Haus und Hof verloren, und Moth ist unheilbar an CBD erkrankt. Doch statt zu resignieren, machen sich die Autorin und ihr Mann auf zu einer Wanderung entlang des South West Coast Path, der sich über fast 1.000 Kilometer erstreckt. Alles, was sie besitzen, passt in zwei Wanderrucksäcke – ein Leben jenseits des Existenzminimums: Der Geldautomat spuckt monatlich maximal vierzig Pfund aus, der Rest geht an die Gläubiger. Die Wanderung ist also nicht ganz freiwillig, sondern ein verzweifelter Versuch, dem Unglück zu Hause davonzulaufen.
Alles ist da: die Drohnenflüge über berauschende Natur, die Streichermusik, die wertvollen Begegnungen mit Menschen am Wegesrand. Und doch – DER SALZPFAD ist besser als viele Filme des Genres. Das liegt vor allem an der geschickt konstruierten Erzählweise. In genau richtig dosierten Rückblenden zeigt Regisseurin Marianne Elliott, wie es zur Mammutwanderung kam.
Herausragende Besetzung: Jason Isaacs, charmant bis in die grauen Haarspitzen, und Framerates erklärte Lieblingsschauspielerin Gillian Anderson, der nicht einmal die deutsche Synchronisation etwas von ihrer Strahlkraft nehmen kann. Die beiden wachsen einem während ihrer Reise ans Herz – ungeschminkt und ganz uneitel stapfen sie durch Wind und Wetter. Auch die üblichen Gutmenschen, steter Quell unnötiger Kalendersprüche in themenverwandten Filmen, halten sich angenehm zurück. Es sind fast durchweg normale, authentische Begegnungen, die Raynor und Moth auf ihrem langen Weg ein Dach über dem Kopf oder einfach nur ein trockenes Hörnchen bieten.
Alles wirklich so passiert: Während der Wanderung führt Raynor Tagebuch. Später veröffentlicht sie die Aufzeichnungen – und landet einen Bestseller. Das wahre Leben schreibt die besten Happy Ends: Trotz Moths Krankheit sind die beiden auch heute noch – zehn Jahre später – auf Wanderschaft.
Nachtrag: Kürzlich kam heraus – oder wurde wenigstens so in einer britischen Zeitung gemeldet – dass alles erstunken und erlogen sei. Die Insolvenz ist von Ray selbstverschuldet. Moth gar nicht wirklich krank. Hm. Naja, dann ist DER SALZPFAD wenigstens gut gemachtes (erfundenes) Unterhaltungskino mit Botschaft.
INFOS ZUM FILM
Originaltitel „The Salt Path“
GB 2024
115 min
Regie Marianne Elliott
alle Bilder © DCM








