DER DISTELFINK

Eins vorab: das Buch von Donna Tartt verdient 5 Sterne. Die Frage, wie der 1000-Seiten-Roman in einen einzigen Kinofilm passen soll, hat Regisseur John Crowley mit seiner Filmadaption gerade beantwortet: gar nicht! In den USA hatte „The Goldfinch“ – Zitat – „one of the worst openings ever“, der INDEPENDENT schreibt, der Film sei auf dem Weg „one of the biggest flops in cinema history“ zu werden und nennt den Film “a gigantic waste of time”.

Wer das Buch gelesen hat, ist enttäuscht, weil dem Film soviel fehlt, dass man sich fragt, was man da eigentlich gerade gesehen hat. Der Roman hätte locker Material für eine 8-Teilige Miniserie geliefert. Wer das komplexe Buch nicht gelesen hat, versteht den Film womöglich gar nicht und langweilt sich durch die 149 Minuten.

Theo sitzt in einem Hotelzimmer in Amsterdam und erinnert sich, wann und warum sein Leben den Bach runterging: als Kind besucht er mit seiner Mutter das Metropolitan Museum in New York, als ein Bombenattentat große Teile des Museum zerstört und Theos Leben gleich mit, denn bei dem Attentat kommt seine Mutter ums Leben. Im Chaos nach dem Anschlag klaut Theo ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, auf dem ein Distelfink zu sehen ist und das seine Mutter besonders liebte. Das Meisterwerk, nun in Theos Besitzt, gilt fortan als verschollen.

Ein versoffener Vater, ein ukrainischer Junge namens Boris, eine reiche New Yorker Familie, ein Antiquitätenhändler und ein rothaariges Mädchen spielen auch noch entscheidende Rollen in Theos Leben. Es wird gestorben, es wird geliebt und gelitten, aber alles eben nur an der Oberfläche. Die tiefen Gefühle des Romans erreicht der Film nicht. Wie der Tod der Mutter Theo das Herz bricht, wie ihm das Gemälde über Jahre ein Trost ist, ihn aber gleichzeitig in den kriminellen Abgrund zieht, was Freundschaft aushalten kann und wie man überhaupt das ganze elende Leben ertragen soll, das deutet der Film leider nur an.

FAZIT

Sehr empfehlenswerter Roman. Wer nach dem Lesen mag, kann sich den Film noch ansehen, muss aber nicht sein.

Originaltitel „The Goldfinch“
USA 2018
149 min
Regie John Crowley
Kinostart 26. September 2019