In My Room

⭐️⭐️⭐️⭐️

Armin ist EB-Kameramann in Berlin. Wenn er mal einen Job vergeigt, weil er die Kamera aus-, statt eingeschaltet hat, juckt ihn das nicht weiter. Lieber feiert er die Nacht durch und beschäftigt sich nicht groß mit der Zukunft.
Als seine Großmutter im Sterben liegt, macht er sich auf den Weg nach Hause zu seinem Vater. Am Morgen nach dem Tod der geliebten Oma dann der Schock: auf einen Schlag ist die gesamte Menschheit verschwunden! Armin verzweifelt zunächst, lässt sich dann aber auf sein neues Leben ein. Nach Monaten des Alleinseins trifft er einen weiteren übriggebliebenen Menschen, die junge Kirsi.

Der deutsche Omega Mann.
Trotz des naheliegenden Vergleichs, ist „In My Room“ eine ganz andere, zartere Variante der Geschichte vom letzten Mensch auf Erden geworden. Hier geht es nicht um den Kampf gegen Untote oder Mutanten, sondern um eine zweite Chance, das Leben neu zu gestalten. Genial, wie Regisseur Ulrich Köhler es schafft, von einer fast dokumentarischen Stimmung zu Anfang unerwartet in eine auf den Kopf gestellte Welt zu wechseln. Der zurzeit allgegenwärtige Hans Löw überzeugt in der Rolle des last man on earth.

FAZIT

I am Legend in Nordrhein-Westfalen. Überraschend, außergewöhnlich und gut.
Das idyllische Landleben der beiden Hauptfiguren passt genau in unsere Zeit mit ihrer Sehnsucht nach Einfachheit.

Deutschland, 2018
Regie Ulrich Köhler
120 min
Kinostart 08. November 2018

 

Alles ist gut

★★

Eine Nacht, ein falscher Abzweig: Janne (Aenne Schwarz) und Martin (Hans Löw) begegnen sich nach Jahren bei einem Klassentreffen wieder. Ein bisschen zu viel Alkohol, angetrunkenes Rumschäkern, noch zusammen nach Hause gehen. Aber dann verrutscht etwas: aufgegeilt und in seiner Mannesehre gekränkt, zwingt Martin Janne zum Sex. Er hört nicht auf, obwohl die klare Botschaft „Nein“ heißt. So banal und alltäglich.

Danach ist nichts mehr gut: Janne versucht zwar das Geschehene intellektuell zu bewältigen, hat jedoch letztendlich keinen Einfluss darauf, was ihr widerfährt und wie sie darauf reagiert. Anfangs versucht sie noch, die seelische Verletzung wegzulächeln. Aber nach und nach bricht sich der unterdrückte Schmerz seine Bahn.

MACHART

Das Beste an „Alles ist gut“ ist seine Hauptdarstellerin: Aenna Schwarz als Janne. Die Burgschauspielerin schafft es, innerhalb einer Szene zwischen derber Rotzigkeit und großer Verletzlichkeit zu changieren. Aber das alleine hilft nicht: der spröde Realismus der Inszenierung ist stellenweise schwer zu ertragen. Und der dogmatische Stil. mit seinem kompletten Verzicht auf  Musik (es sei denn, sie ist Teil der Szene), macht den Film auch nicht unbedingt zugänglicher.

Es bleibt das beklemmende Gefühl, fremden Menschen unfreiwillig bei ihrem intimsten Privatleben zuschauen zu müssen.

FAZIT

Voyeurismus für Fortgeschrittene. Ein insgesamt eher quälendes Erlebnis.

Deutschland, 2018
Regie Eva Trobisch
93 min
Kinostart 27. September 2018