DAS LEHRERZIMMER

DAS LEHRERZIMMER

Ab 04. Mai 2023 im Kino

Zum Schreien: Horrorberuf Lehrer

Bundeskanzler Scholz warnt: „Das Land muss sich auf einen zunehmenden Lehrermangel vorbereiten. Das wird uns in den nächsten zehn Jahren umtreiben.“

Der gerade auf der Berlinale gezeigte Film DAS LEHRERZIMMER wird an diesem Missstand wenig ändern. Im Gegenteil. Schule und besonders der Beruf des Lehrers scheinen der pure Horror zu sein. İlker Çataks Film ist näher an einem Psychothriller als einer munteren Sozialstudie.

Jeder gegen jeden

„Was im Lehrerzimmer passiert, bleibt im Lehrerzimmer“, sagt Carla Nowak (Leonie Benesch) in einem Interview mit der Schülerzeitung. Auch wenn das für die junge Pädagogin zu diesem Zeitpunkt schon nur noch reine Wunschvorstellung ist. Einige ihrer Kollegen schauen mit Argusaugen auf ihre alternativen Unterrichtsmethoden und geben ihr zu verstehen, dass sie noch zu unerfahren für die Arbeit mit pubertierenden Kindern ist. Als es in der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und einer ihrer Schüler verdächtigt wird, ist Carla empört und beschließt, der Sache selbst auf den Grund zu gehen.

Es wird düster. Und dann noch düsterer. Bald kämpft jeder gegen jeden. Schuldzuweisungen drohen Existenzen zu vernichten. Schüler werden in Verhören „freundlich“ aufgefordert, ihre Mitschüler zu denunzieren. Die empörten Eltern toben, die Situation eskaliert. Wer schon mal einen Abend mit aufgebrachten Helikoptereltern verbringen musste, weiß: Übertrieben ist das nicht. Flecki Fleckenstein kann davon ein Lied singen. Ob allerdings Schüler derart wortgewandt und clever Erwachsene vorführen können, wie hier gezeigt, sei dahingestellt. Da tut das Drehbuch vielleicht schlauer als die Realität.

Fazit: Nach dem Film ist man dankbar, dass die Schulzeit lange vorbei ist und höchstens in Albträumen wiederkommt.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2022
98 min
Regie İlker Çatak

alle Bilder © Alamode Film

RÄUBERHÄNDE

RÄUBERHÄNDE

Für eine ganze Schülergeneration gehört der 2007 erschienene Roman „Räuberhände“ von Finn-Ole Heinrich mittlerweile zur Pflichtlektüre. Dem drei Jahre später veröffentlichten „Tschick“ nicht unähnlich, geht es auch hier um zwei Jungmänner, die sich auf eine Reise begeben, um mehr über sich selbst und das Leben herauszufinden.

Janik (heißt so, sieht so aus) und Samuel machen gerade Abitur. In ihrer Freizeit hängen die beiden 18-Jährigen in ihrer Gartenhütte ab, kiffen, knutschen mit Mädchen und planen einen großen Trip nach Istanbul. Samuel hofft dort seinen verschollenen Vater wiederzufinden. Doch kurz vor der Reise wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Die Dinge entwickeln sich anders als geplant.

Alter, zieh dein T-Shirt aus – So lässt sich die Verfilmung von „Räuberhände“ gut zusammenfassen. Neben der etwas bemühten Jugendsprache, die jeden Satz mit „Alter“ beginnen lässt (wenigstens nicht mit Digger), müssen die beiden Hauptdarsteller in erstaunlich vielen Szenen ihre Oberteile ausziehen. Weshalb das so ist, bleibt das Geheimnis des Regisseurs. Emil von Schönfels und Mekyas Mulugeta bemühen sich halbnackt, den raschelnden Drehbuchseiten-Dialogen Leben einzuhauchen.

Trotz teils krampfiger Sprache – die Atmosphäre des jugendlichen Aufbruchs, die Zeit, in der alles egal und die Welt offen zu stehen scheint, ist gekonnt eingefangen. Und „Räuberhände“ sieht gut aus. Kamerafrau Judith Kaufmann hat für die Coming-of-age-Geschichte intime, ungekünstelte Bilder gefunden, das tröstet über so manche Inszenierungsschwäche hinweg.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
92 min
Regie İlker Çatak
Kinostart 02. September 2021

alle Bilder © Edition Salzgeber