Ocean’s 8

FEDERLEICHTER GANGSTERFILM

Elf Jahre nach Steven Soderberghs Ocean 11- 13 Trilogie gibt es nun eine Art Fortsetzung, diesmal mit weiblichem Cast: Sandra Bullock spielt Debbie Ocean, die Schwester von George Clooneys Danny. Nach einer 5-jährigen Haft wieder auf freiem Fuß, plant sie einen millionenschweren Raub in der New Yorker Met. Ein Diamantcollier soll von Daphne Klugers (Anne Hathaway) zartem Hals geklaut werden. Dazu benötigt Debbie, genau wie ihr Bruder, eine Crew von Spezialistinnen. Mit dabei als übercoole Freundin: Cate Blanchett. Daneben gibt Sarah Paulson die vermeintlich brave Hausfrau, Rihannna den Technerd und Helena Bonham Carter overacted als überdrehte Modedesignerin.

MACHART

Zwar kein aktueller Kommentar zu #metoo, dafür glitzert es gewaltig: vom Diamantcollier bis zum Teint der Darstellerinnen. Der geplante Raub ist ein Kinderspiel und läuft so reibungslos wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Genau das ist das Manko des Films. Alles läuft viel zu glatt und harmonisch. Es gibt keine wirklichen Überraschungen (außer ein paar Twists gegen Ende) und so will auch keine rechte Spannung aufkommen. Was für einen Heist-Film ein Problem ist. Zu federleicht ist die Geschichte inszeniert, die Charaktere werden nur angedeutet, dadurch bleibt es ein oberflächliches Vergnügen.

Bleibt allein die Frage: Was ist mit Sandra Bullocks Gesicht passiert? Sah das schon immer so computeranimiert perfekt aus?

FAZIT

Empfehlenswert für alle, die genug Testosteron-Superhelden in Weltuntergangsschlachten gesehen haben und sich nach leichter Kost für einen lauen Sommerabend sehnen. Ocean’s 8 sieht gut aus, hat eine Topbesetzung und tut niemandem weh. Ein Film wie ein Soufflé.

USA, 2018
Regie Gary Ross
111 min

Meine teuflisch gute Freundin

PLATTER KLAMAUK

Der Teufel (Samuel Finzi) lebt! Und er ist Bankier in Frankfurt. Seine Tochter Lillith (Emma Bading) ist ein launischer Teenager und will endlich beweisen, dass sie auch schon erwachsen und ein echter Teufel ist. Deshalb soll sie das brave Provinzmädchen Greta Birkenstein (Janina Fautz) zum Bösen verführen. Eine Woche hat sie dafür Zeit. Also zieht sie kurzerhand bei Familie Birkenstein ein und versucht, das dauerfreundliche Mädchen auf die dunkle Seite zu locken. Aber die Dinge entwickeln sich anders als geplant. Greta scheint nicht nur gegen jegliche Bosheit immun zu sein, die sonst so eiskalte Lilth verliebt sich ungeplanterweise auch noch in den Außenseiter Samuel (Morten Harket reborn: Ludwig Simon). Ihre Mission droht gründlich zu misslingen.

MACHART

Die „Bibi und Tina“-Filmreihe hat wohl genügend Geld eingespielt, sodass sich früher oder später jemand fragen musste: wie könnte man die Kuh noch melken? Heraus kam nun dieser alberne Film. Nichts gegen gut gemachte Teenagerkomödien – selbst „Fack ju Göhte“ hatte ja noch seine Momente – aber das hier ist einfach nur schlecht. Die Gags bewegen sich fast durchweg auf 60er-Jahre-Paukerfilm-Niveau. Erstaunlich, dass im Jahr 2018 Drehbuchautoren die Idee, jemandem Juckpulver ins Hemd zu streuen, noch witzig finden. In diesem Stil hangelt sich die Geschichte mehr schlecht als recht von einem dümmlichen Kalauer zum nächsten. Die gestandenen Schauspieler bemühen sich, haben aber gegen das platte Drehbuch und die biedere Inszenierung keine Chance.

FAZIT

Neuer Name, neue Besetzung, alte Witze. Die Deutsche Film- und Medienbewertung hat „Meine teuflisch gute Freundin“ gerade mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Warum?

Deutschland, 2018
Regie Marco Petry
99 min

Liebe bringt alles ins Rollen – Tout le Monde Debout

BRAVER FRANZOSE

Der erfolgreiche Geschäftsmann Jocelyn (Franck Dubosc) ist ein rechter Kotzbrocken. Er hält sich selbst für den Größten, ist ein dauergeiler Frauenheld und notorischer Lügner. Doch als er eines Tages der attraktiven Florence (Alexandra Lamy) begegnet, will er sich ändern. Weil er deren Schwester per Mitleidsbonus rumkriegen wollte, hatte er sich als Rollstuhlfahrer ausgegeben. Der Haken ist nur, Florence ist tatsächlich an den Rollstuhl gefesselt. Jocelyn verpasst es rechtzeitig, die Situation zu klären und verstrickt sich so immer weiter in seinem Lügenkonstrukt. Dabei verlieben sich die beiden ineinander. Jocelyn begreift, dass er Florence die Wahrheit sagen muss. Nur wie?

MACHART

Wieder mal heißt es: der große Komödien-Hit aus Frankreich! Wie viele „große Komödien-Hits“ werden eigentlich pro Jahr in Frankreich produziert? „Liebe bringt alles ins Rollen“ ist eine harmlose, etwas seichte Komödie, die alles richtig machen will. Das ist routiniert gemacht, Alexandra Lamy ist bezaubernd und Franck Dubosc, der auch die Regie des Films übernommen hat, spielt überzeugend den gewissenlosen Schürzenjäger. Die Nebenrollen sind durch die Bank gut besetzt. Und trotzdem, so richtig Spaß will nicht aufkommen. Es gibt ein paar schöne Szenen (das Essen und anschließende Liebesspiel im Pool), einige vereinzelte Lacher, aber im Großen und Ganzen ist der Humor eher von bescheidener Qualität und der Klischees sind es zu viele. Die platte, überdeutliche Botschaft: Die inneren Werte zählen, Liebe überwindet auch physische Grenzen. Naja.

FAZIT

Nicht sehr originelle Konfektionsware. Kann man sich anschauen – auch nicht tragisch, wenn man’s lässt.

Frankreich, 2018
Regie Franck Dubosc
107 min