MUNCH

MUNCH

Ab 14. Dezember 2023 im Kino

Biopic über den Vater des Expressionismus, Edvard Munch. Sein Gemälde „Der Schrei“ ist eines der berühmtesten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts.

MUNCH ist eine Tour de Force durch das Seelenleben eines unergründlichen Künstlers. Von seinen Kollegen missverstanden, vom Kunstbetrieb abgelehnt, von Melancholie geplagt und von der Alkoholsucht gequält – Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken zeichnet ein nuanciertes Porträt des norwegischen Malers.

Nur wenige waren produktiver

Das 19. Jahrhundert ist nur ein Handyklingeln vom Technoclub entfernt. MUNCH schafft den Bezug zum Heute, indem er Szenen frech ins Berlin der Jetztzeit verlegt. Dort sorgt 1892 die erste Ausstellung des jungen Malers für einen Skandal. Eine von vielen künstlerisch mutigen Ideen, die das Biopic zu einem relevanten, modernen Stück Kino machen. So wird der greise Munch beispielsweise von der norwegischen Theaterschauspielerin Anne Krigsvoll gespielt, eine überraschende Besetzung, die hervorragend funktioniert.

Der große Ruhm setzt auch bei Edvard Munch erst lange nach seinem Tod ein: 2012 wird „Der Schrei“ für unfassbare 120 Millionen US-Dollar versteigert. Wie in den beiden anderen aktuellen Malerbiopics DALILAND und DER SCHATTEN VON CARAVAGGIO spielen auch bei MUNCH die Kunstwerke selbst nur eine untergeordnete Rolle. Die Seelenqualen (und damit Inspirationsquellen) des Künstlers stehen mehr im Mittelpunkt als sein Werk. Verständlich, denn für einen Spielfilm bieten abgefilmte Gemälde nur einen überschaubaren Unterhaltungswert. Wer das im Kino trotzdem sehen möchte, für den gibt es am Ende von MUNCH eine tolle, mehrminütige Sequenz, die ein Best of seiner berühmtesten Bilder zeigt. Es sind viele. Munch hinterließ der Nachwelt mehr als 1.700 Gemälde.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Munch“
Norwegen 2023
104 min
Regie Henrik Martin Dahlsbakken

alle Bilder © Splendid Film

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ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT

ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT

Ab 12. Oktober 2023 im Kino

Anselm Kiefer-Freunde aufgepasst: Wim Wenders Dokumentarfilm über den Jahrhundertkünstler ist ein Muss für Fans.

Im südfranzösischen Städtchen Barjac, eine gute Autostunde von Avignon entfernt, hat der Bildhauer und Maler Anselm Kiefer auf einer 40 Hektar großen Fläche eine Kunstwelt erschaffen, die es so nirgend woanders gibt. Seine riesigen, raumsprengenden Skulpturen und Bilder finden sich dort in eigens errichteten Hallen oder einfach mitten in die Natur gestellt. Kiefers begehbare Installationen haben oft etwas Kulissenhaftes und könnten ebenso Bühnenbilder einer düsteren Theater- oder Filminszenierung sein. Wim Wenders hat dieses atemberaubende Gesamtkunstwerk mit seinem in 3D gedrehten Film ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT zum Greifen nah eingefangen. 

Geniale Übersetzung der Werke Kiefers auf die Leinwand

Beide sind 1945 geboren, beide verbindet seit über 30 Jahren eine enge Freundschaft. Wenders schafft mit großen Bildern (Kamera Frank Lustig) und einem Soundtrack aus klassischer Musik, Gedichten und Flüsterstimmen eine geniale Übersetzung Kiefers ins Filmische. Die Collage aus nachgestellten Kindheitsszenen, alten Fernsehbeiträgen und einer schwebend losgelösten Kamera ist weit mehr als eine oberflächliche Wiedergabe, sie dringt tief in die Gedankenwelt des Künstlers ein.

Neben den fantastischen Aufnahmen der gleichermaßen bedrückenden wie schönen Kunstwerke zeigt ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT auch den Schaffensprozess – oder einfacher gesagt: Kiefer bei der Arbeit. Der nutzt ganz pragmatisch entweder ein Fahrrad oder einen Gabelstapler, um in seinen riesigen Atelierhallen von einem Werk zum anderen zu gelangen. Mit Flammenwerfer (plus löschbereitem Assistenten mit Wasserschlauch daneben) und übergroßen Pinseln bearbeitet der Meister seine teils haushohen Bilder. Ein Berserker, der genau weiß, was er da tut. Am Ende des Films hätte man große Lust, in den nächsten Flieger zu steigen und sich leibhaftig in die faszinierende, morbide Welt des Anselm Kiefers zu begeben. Grandios.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
93 min
Regie Wim Wenders

alle Bilder © DCM

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