DOGMAN

DOGMAN

Ab 12. Oktober 2023 im Kino

Miau! Das groß angekündigte Comeback von Starregisseur Luc Besson ist nur eine JOKER-Kopie auf vier Pfoten.

Douglas Munrow (Caleb Landry Jones) wird in Marilyn-Monroe-Kostümierung von der Polizei aufgegriffen. Im Kofferraum seines Lieferwagens finden die Cops ein Rudel Hunde. So weit, so merkwürdig. Im Gespräch mit der Psychologin Evelyn breitet der seltsame Hundeliebhaber anschließend seine Lebensgeschichte aus. Und die hat es in sich. Vom sadistischen Vater (Clemens Schick) und grenzdebilen Bruder wird er als kleiner Junge für Monate in einen Hundezwinger gesperrt. Zusammen mit einem Rudel felliger Vierbeiner wird so aus Doug erst Dogboy, dann Dogman.

Dafür gibts ein Leckerli

Dogman Doug und seine Hundetruppe könnten glatt im Zirkus auftreten. Die Pumen und Dobermänner beherrschen die tollsten Kunststücke, gehorchen jedem Befehl aufs Wort und können sogar ganz alleine in Häuser einbrechen und die Reichen bestehlen. Bravo! Dafür gibts ein Leckerli. Die Diebesbande auf vier Pfoten klaut in Herrchens Auftrag Perlen und Geschmeide, denn der verdient sich seinen Lebensunterhalt mittlerweile als Dragqueen. Im Marlene-Dietrich und Édith-Piaf-Look steht er schmuckbehangen auf der Bühne und trällert zum Playback.

Klingt absurd? Ist es auch. Luc Besson war schon immer ein Regisseur ohne kreative Grenzen. Das kann gut gehen – wie zu seiner künstlerischen Hochzeit mit LÉON – DER PROFI oder DAS FÜNFTE ELEMENT – kann aber auch gründlich schiefgehen wie bei LUCY oder VALERIAN. DOGMAN orientiert sich schamlos an Todd Philips Oscargewinner JOKER, die Figuren und die Handlung sind allerdings um einiges gröber geschnitzt, der Stil so sehr in your face, man könnte meinen, der Film basiert auf einem Groschenroman. Zwischentöne gibt es kaum – die Bösen sind grundböse am Rande der Karikatur, Hunde hingegen sind die besseren Menschen – gütig und schlau wie Einstein. Was natürlich auch der Wahrheit entspricht. Ist gut, Alfi. Ja Suse, jaha.

Ist Luc Besson ein guter Regisseur? Mal so, mal so. Technisch ist das alles gekonnt, aber DOGMAN ist kein wirklich gelungener Film und schon gar nicht das voreilig versprochene Comeback. Wenigstens kann man Besson nicht vorwerfen, zu langweilen. Unterhaltsam ist der JOKER auf vier Pfoten trotz allem.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Dogman“
Frankreich / USA 2023
113 min
Regie Luc Besson

alle Bilder © capelight pictures

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ANNA

Die ranzigen Klischees fangen schon beim Titel an: ANИA wird mit einem gespiegelten N geschrieben, weil’s so schön rusƨisch aussieht. Das ist ungefähr so originell wie das als Kreuz geschriebene „†“ bei Horrorfilmen. Weiter geht’s: Anna wird vom KGB zur Kampfmaschine ausgebildet und anschließend zum Spionieren in den Westen verschickt. In Paris arbeitet sie natürlich als Supermodel, die Modefotografen sind allesamt zugekokste Irre, ihre WG-Mitbewohnerin eine heiße Lesbe und die CIA- und KGB-Agenten, mit denen sie es zu tun bekommt, verlieben sich reihenweise in die schöne Russin.

Luc Besson hat entweder verlernt, wie es geht, oder es war ihm schlicht egal: Die lustlos inszenierten Autoverfolgungen sind holprig zusammengeschnitten, die Kampfszenen lachhaft unrealistisch. Da setzt eine einzige Frau vierzig schwerbewaffnete Männer mit Leichtigkeit außer Gefecht. Natürlich stürzen die sich nicht (wie im wahren Leben) alle gleichzeitig auf die zarte Anna, sondern immer schön der Reihe nach. Das ist zwar taktisch nicht besonders klug, dafür wenigstens höflich.

Auch die Struktur des Films ist stümperhaft: Kaum passiert etwas Dramatisches, folgt eine Titel-Einblendung: „3 Monate vorher“ (als Variante: 10 Jahre, 6 Wochen, 2 Stunden, 5 Tage). Nun wird die eben gezeigte Szene mit einem Twist neu aufgerollt. Überraschung, alles ist ganz anders als gedacht. Gegen diesen erzählerischen Kniff gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden, es sei denn, er wird wie hier wieder und wieder und wieder eingesetzt – fast unfreiwillig komisch in seiner Penetranz.

Die thematisch ähnlichen „Atomic Blonde“ und „Red Sparrow“ waren zwar auch keine wirklich guten Filme, wurden aber wenigstens von Charlize Theron und Jennifer Lawrence (halbwegs) gerettet. Anna wird von Sasha Luss gespielt. Die ist Model und sieht – für diese Berufsgruppe nicht ungewöhnlich – top aus. Schauspielerisch ist sie dagegen komplett überfordert. Dass sich Kälte und Emotionslosigkeit nicht zwingend in wächserner Mimik und gelangweilt abgelesenen Dialogen ausdrücken muss, wusste schon Grace Kelly in den 50er Jahren. 

FAZIT

Hat trotz aller Kritik einen gewissen trashigen Unterhaltungswert – und Helen Mirren in einer Nebenrolle!
Mit weniger Klischees, einem besseren Drehbuch, einem inspirierteren Regisseur und einer fähigeren Hauptdarstellerin hätte das theoretisch ein großer Popcorn-Kinospaß werden können.

Originaltitel „Anna“
Frankreich / USA 2019
119 min
Regie Luc Besson
Kinostart 18. Juli 2019