Queer

QUEER

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Daniel Craig brilliert als homosexueller, drogensüchtiger Lebemann in den 1950er-Jahren.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Im Mexiko-City der 50er Jahre fristet der US-Bürger William Lee (Daniel Craig) ein unglückliches Dasein inmitten einer kleinen amerikanischen Gemeinde. Als der Student Eugene Allerton (Drew Starkey) in die Stadt kommt, verliebt sich William unsterblich in den jungen Mann.

Die blöde Bemerkung, James Bond sei jetzt schwul, kann man sich direkt sparen. Dass Daniel Craig mal im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs war, vergisst man schnell. Die einzige Gemeinsamkeit: Lee und Bond trinken gerne und haben eine Schwäche für Waffen.

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Dass Luca Guadagnino ein gutes Händchen für Gay-Love-Stories hat, weiß man spätestens seit seinem zum Queerfilm-Klassiker zählenden „Call me by your Name“. Auch so eine Geschichte, bei der sich Liebe und Realität im Wege stehen. Zuletzt überraschte der Italienische Regisseur mit dem sehr zugänglichen Tennisfilm „Challengers – Rivalen“. Nun also seine Adaption des halbautobiografischen Romans von William S. Burroughs. Der verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985 – Inhalt und Sprache waren für die prüden 50er zu offenherzig.

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QUEER fängt stark an, lässt jedoch gegen Ende nach. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Handlung. Denn es gibt so gut wie keine. Über lange 135 Minuten passiert ausgesprochen wenig. Spätestens in den letzten 30 Minuten strapaziert der Film die Geduld der Zuschauer mit einem künstlerisch angehauchten Fiebertraum. Da wäre man lieber noch ein wenig länger in der wunderbaren Technicolor-Welt der 50er geblieben.

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Trotzdem: QUEER ist sehenswert, alleine wegen Daniel Craig als Burroughs’ Alter Ego. Dazu die ungewöhnliche Musik (immer wieder Prince) und der hübsche, an alte Fotografien und Gemälde angelehnte Look. Produziert hat das Ganze MUBI, die Streaming-Plattform, auf der vorzugsweise anspruchsvolle Kost gezeigt wird. Für die breite Masse ist das nix, QUEER fällt eher in die Kategorie „Arthouse-Festival-Liebling“.

Originaltitel „Queer“
Italien / USA 2024
137 min
Regie Luca Guadagnino

Queer

alle Bilder © MUBI

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BONES AND ALL

Kinostart 24. November 2022

Das Rückgrat geknickt,
Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt.

Joachim Ringelnatz beschreibt in seinem Gedicht „Silvester bei den Kannibalen“ genau wie’s geht. Derlei Anleitung könnte auch Maren gut gebrauchen, denn sie ist seit Kindesbein scharf auf Menschenfleisch. Als sich pünktlich zu ihrem 18. Geburtstag ihr Vater aus dem Staub macht, begibt sie sich auf die Suche nach ihrer verschollen geglaubten Mutter – ein Roadtrip quer durch die Vereinigten Staaten der Reagan-Ära. Unterwegs trifft sie Gleichgesinnte (man kann sich gegenseitig erschnuppern) und findet im Wild Boy Lee ihre erste große Liebe. Liebe unter Kannibalen. Schön.

Regisseur Luca Guadagnino ist ein Meister der Stimmung

„Bones and All“ würde in der modernen Gastronomie wohl „Nose to Tail“ heißen. Denn in der Adaption von Camille Deangelis’ Jugendroman geht es (auf den ersten Blick) genau darum: das Verspeisen von Menschen mit Haut und Haar. Regisseur Luca Guadagnino hat sich dafür erneut Timothée Chalamet vor die Kamera geholt und der macht, was er am besten kann: mit niedlichem Hundeblick unter der Lockenfrisur hervorschauen und sexuelle Ambivalenz verströmen. Sehr putzig auch Oscarpreisträger Mark Rylance als gruselig-irrer Körperfresser mit Prinzipien: Ihm kommen nur bereits Verstorbene auf den Teller. Die Hauptrolle ist mit Taylor Russell besetzt, die schon im sträflich vom Publikum ignorierten Coming-of-Age-Drama „Waves“ begeistern konnte.

Was dem Immobilienmakler „Locatio, Location, Location“, ist für Luca Guadagnino „Mood, Mood, Mood“. Die Filme des italienischen Regisseurs sind in erster Linie perfekt eingefangene Atmosphäre, weniger klassisch erzählte Geschichte. Wer wollte nach „Call Me by Your Name“ nicht sofort die Koffer packen und einen sonnenflirrend verliebten Urlaub im Süden verbringen? Ein Meister der Stimmung also. Mit „Bones and All“ hat er nun einen – sich selbst vielleicht etwas zu ernst nehmenden – romantischen Arthousefilm mit Horrorelementen gedreht. Top besetzt, zwischendurch mit Längen, aber insgesamt sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bones and All“
Italien / USA 2022
131 min
Regie Luca Guadagnino

alle Bilder © Warner Bros. Pictures (international)