FRANCE

Kinostart 09. Juni 2022

„France“ ist peinlich. Es fängt schon furchtbar an: In einer Montage aus inszeniertem Material und einer echten Pressekonferenz fragt die Starjournalistin France de Meurs den französischen Präsidenten, ob er achtlos oder hilflos sei. Während Macron geduldig antwortet, blödeln France und ihre Produzentin mit obszönen Beckenbewegungen und Züngeleien derart hemmungslos, dass man sich kurz nach der Seriosität von „Dumm und Dümmer“ sehnt.

„France“ ist nicht lustig. Ein ganz banaler Verkehrsunfall: France fährt einen jungen Mann über den Haufen, anschließend entdeckt sie, dass ihre Tränendrüsen funktionieren. Fortan weint sie in fast jeder Szene. Gegen ihre aufgewühlten Emotionen hilft nur eine Kur im Sanatorium. Dort, im Liegestuhl auf die Berge blickend, folgt das nächste Highlight der „genialen Mediensatire“: Eine völlig überdrehte Juliane Köhler schnattert sich über die Anwesenheit der deutschen Bundeskanzlerin in Rage, nur deren Namen will ihr partout nicht einfallen. Es ist – SPOILER – Angela Merkel.

„France“ hat auch ein paar gelungene Szenen. Die zeigen France als überambitionierte Kriegsreporterin, die ihr Kamerateam und sich für die perfekte Einstellung in Lebensgefahr bringt. Wag the dog – Wenn die Realität zu harmlos aussieht, schubst die Journalistin schon mal aufständische Einheimische durchs Bild, bis die Dramatik passt. Paul Ronzheimer gefällt das.

„France“ kann man sich sparen. Zum Thema „Journalismus im Film“ gibt es unzählige Werke, aber mit Sicherheit war keines so schlecht gemacht und unrealistisch wie dieses. Satirisch ist daran gar nichts, höchstens unfreiwillig komisch. Die pseudomoralische Metamorphose von der kalten Journalistin zum empathischen Menschenkind ist komplett unglaubwürdig. Nicht mal eine bessere Schauspielerin hätte das retten können. Schon gar nicht Léa Seydoux, die sich hier auf einen einzigen Gesichtsausdruck beschränkt – wahlweise mit und ohne Tränen. Ca vaut pas la peine!

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „France“
Frankreich / Deutschland / Belgien / Italien 2021
133 min
Regie Bruno Dumont

alle Bilder © MFA+ FilmDistribution