MaXXXine

MAXXXINE

MaXXXine

MAXXXINE

Mia Goth hat zwar keine Augenbrauen, ist aber trotzdem eine begnadete Schauspielerin. Im Finale der X-Trilogie von Ti West zeigt sie wieder, was sie kann.

Ab 04. Juli 2024 im Kino

MaXXXine

Das Gute an Ti Wests 2022 mit X begonnener Horror-Trilogie ist, dass man sich problemlos jeden einzelnen Film anschauen kann, ohne die anderen gesehen haben zu müssen. Jeder Teil hat eine abgeschlossene Geschichte und seinen ganz eigenen Stil. Die chronologisch korrekte Reihenfolge wäre: PEARL, X und zum Abschluss MAXXXINE (drei X, weil dritter Teil und gleichzeitig ein Verweis auf das US-Ratingsystem für Filme, die als „nicht für Jugendliche geeignet“ eingestuft werden).

MaXXXine

Original, Prequel, Sequel – es ist nicht unkompliziert: Den Anfang macht vor zwei Jahren X, in dem die greise Farmbesitzerin Pearl (gespielt von Mia Goth, versteckt unter vielen Schichten Latex und Make-up) Ende der 70er-Jahre ein Pornofilmteam abschlachtet. Einzige Überlebende ist Maxine (ebenfalls Mia Goth). Das Prequel PEARL bietet dann die Erklärung, wie 50 Jahre zuvor aus einem jungen, künstlerisch ambitionierten Mädchen die mörderische Psychopathin Pearl wird. MAXXXINE spielt 1985 und ist die Fortsetzung zu X. Maxine Minx (wiederum Mia Goth) hat sich inzwischen als erfolgreicher Pornostar etabliert, doch sie strebt nach mehr: Sie möchte als ernsthafte Schauspielerin weltberühmt werden. Im schmuddeligen Hollywood der 1980er-Jahre gar nicht so einfach, vor allem, weil ein satanistischer Serienmörder sein Unwesen treibt und dessen Opfer allesamt aus Maxines Freundeskreis stammen.

MaXXXine

Dass dies ein furchtbares und zugleich großes Vergnügen ist, darf man von Ti West erwarten. Die Trilogie überrascht nicht nur mit visuellen Ideen, sondern ist vor allem und in erster Linie wegen Mia Goth ein Genuss. Nach ihrem legendären One-Take am Ende von PEARL liefert sie auch hier wieder eine grandiose Performance.

MaXXXine

MAXXXINE ist die volle Dröhnung Wahnsinn und blutiger Bodyhorror. Um alle Anspielungen und Eastereggs auf die vorherigen Teile und zahlreichen Hollywood-Klassiker zu entdecken, müsste man den Film mindestens zweimal sehen. Ti West bleibt sich also treu, doch trotz hervorragender Kamera und Ausstattung ist MAXXINE das schwächste Kapitel der Trilogie. Nach seinem technicolorbunten Siebzigerjahre-Slasher-Retrotrip X und dem albtraumhaften Ausflug in die 1920er mit PEARL versucht er diesmal, die krisseligen Achtziger und das Serienmörder-Genre wiederzubeleben. Dies gelingt ihm nur bedingt. Ist der Film eine opulente Showbiz-Satire? Ein Hardcore-Horrorfilm? Ein Krimi? MAXXXINE landet irgendwo dazwischen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „MaXXXine“
USA 2024
104 min
Regie Ti West

MaXXXine

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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PEARL

PEARL

Ab 01. Juni 2023 im Kino

Ein gut geshakter Cocktail mit viel Blut: Regisseur Ti West hat für seinen neuen Slasher-Film ein paar Genre-Klassiker neu gemixt.

Man fülle einen guten Schuss PSYCHO ins Glas, dazu 0,5 cl TEXAS CHAINSAW MASSACRE, einen Spritzer UNSERE KLEINE FARM oder ersatzweise DIE WALTONS, gieße das Ganze großzügig mit WHATEVER HAPPENED TO BABY JANE? auf, gut schütteln – fertig ist PEARL. Das Prequel zum Überraschungserfolg X erzählt von den Jugendjahren der durchgeknallten Farmbesitzerin Pearl, die im Vorgänger-Film ein Siebzigerjahre-Porno-Drehteam killte.

Schock! Camp! Blutrausch!

USA 1918, in the middle of nowhere. Während andere Hunger leiden oder von der damals wütenden Spanischen Grippe dahingerafft werden, geht es Pearls Familie verhältnismäßig gut. Auf den ersten Blick. Doch hinter den Fliegengittern rumort es. Der Vater vegetiert als sabbernder Pflegefall im Rollstuhl, die Mutter ist ein verbittertes Biest und bei Pearl sitzt ein ganzer Schraubenkasten locker. So hat sie beispielsweise große Freude daran, friedliche Tiere mit einer spitzen Heugabel aufzuspießen und sie ihrer Freundin, dem Krokodil Theda zum Fraß vorzuwerfen. Ansonsten plant sie, eine berühmte Tänzerin zu werden und in die große weite Welt des Showbusiness zu ziehen. Lalala. Als im Gemeindehaus ein Vortanzen für eine christliche Revue stattfindet, wittert Pearl ihre Chance.

Schock! Camp! Blutrausch! Fans von X werden nicht enttäuscht sein. PEARL ist eine Perle des Horrorfilms im Technicolor-Look mit einer herausragenden Mia Goth in der Titelrolle. Ihre Darstellung der langsam immer verrückter werdenden jungen Frau ist eine schauspielerische Meisterleistung, furchteinflößend und tragisch zugleich. Höhepunkt ist ihr minutenlanger One-Take-Monolog gegen Ende des Films – grandios. Am besten als Double-Feature in umgekehrter Reihenfolge genießen: zuerst PEARL, dann X.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Pearl“
USA 2022
102min
Regie Ti West

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

Infinity Pool

INFINITY POOL

Infinity Pool

Brandon Cronenbergs neuer Horrorfilm - Papa David wäre stolz

Ist ein Konditorensohn, der das Geschäft seines Vaters übernimmt und weiter dessen Rezepte verwendet, ein Kopist? Oder ist er ein Traditionalist? Und was ist Brandon Cronenberg, dessen neuer Film voller Anleihen an die Werke seines Vaters steckt? Sperma, Urin, Blut, Kotze, Muttermilch – das Best of Körperflüssigkeiten kennt man bereits aus David Cronenbergs Werken, inklusive destruktiver Veränderungen der Physis und surreal bunt gefilterter Traumsequenzen. Kopie als höchste Form der Anerkennung?

THE WHITE LOTUS, aber für Kranke

Strand, Sonne, diensteifriges Personal: James (Alexander Skarsgård) und Em (Cleopatra Coleman) genießen den perfekten Urlaub. Doch als die beiden mit dem befreundeten Paar Gabi (Mia Goth) und Alban (Jalil Lespert) das Areal des Luxusresorts verlassen, kommt es zu einem tragischen Unfall. Schnell eskaliert die Situation. Die Null-Toleranz-Politik, mit der die Insel gegen Kriminalität vorgeht, stellt James vor die Alternative: hingerichtet werden oder – sofern er bezahlt – seinem Doppelgänger beim Sterben zusehen.

Der Ferientrip in die Hölle ist zumindest gut besetzt. Auf Horror versteht sich Mia Goth spätestens seit X und PEARL. Zusammen mit Alexander Skarsgård trippt sie sich durch den irrwitzigen INFINITY POOL und macht dabei eine ausgezeichnete Figur. Leider geht dem rich-people-bashing gegen Ende in psychedelischem Ballaballa die Luft aus. Was anfangs noch schockt, wirkt auf Dauer nur noch ermüdend. Ein tieferer Sinn lässt sich ohnehin nicht ausmachen.

Empfehlenswert für alle, denen TRIANGLE OF SADNESS zu laff war. INFINITY POOL bedient sich aus demselben Genpool, verzichtet aber weitestgehend auf den beißenden Humor Ruben Östlunds zugunsten übelkeitserregendem Body-Horror. Und weil man es nicht besser zusammenfassen kann, hier ein Zitat aus der US-Presse: „Brandon Cronenberg’s THE WHITE LOTUS for sickos“

Originaltitel „Infinity Pool“
Kanada / Kroatien / Ungarn 2022
118 min
Regie Brandon Cronenberg 

alle Bilder © Universal Pictures International Germany