DAS KANU DES MANITU
Superwitzig – finden DAS KANU DES MANITU allenfalls Menschen, die per Zeitmaschine direkt aus dem Jahr 2001 ins Heute geschleudert wurden.
Ab 14. August 2025 im Kino
Manchmal fühlt sich Kino an wie eine Klassenfahrt zurück in die Zeit, als Baggy Pants und Gürteltaschen noch ironiefrei getragen wurden – nur dass man heute weiß, wie schlimm das wirklich aussah.
Auch von damals: Stefan Raab – keiner hat das Unterhaltungsfernsehen der 90er und frühen 00er-Jahre so geprägt wie der Kölner Metzgersmeister. Dass sein Humor beim heutigen Publikum nicht mehr zündet, hat er mit dem krachenden Scheitern seiner neuen RTL-Show eindrucksvoll bewiesen.
Denkt man an typischen 90er-/00er-Jahre-Humor, landet man zwangsläufig bei Bully Herbig und seiner Parade auf ProSieben – inklusive der dazugehörigen Kinofilme. Klischees über „Rothäute“ und „Tunten“ waren schon vor 25 Jahren abgestanden, nur hat das damals Millionen Zuschauer nicht gestört. Man möchte hoffen, dass die Fans inzwischen ein Minimum an Sensibilität entwickelt haben. Bully und sein Team jedenfalls wirken, als hätten sie in dieser Hinsicht wenig dazugelernt.
Herbigs eigentliche Stärke liegt im Drama. Filme wie Ballon oder 1000 Zeilen sind seinen Komödien haushoch überlegen. Aber Zahlen lügen nicht – Der Schuh des Manitu ist, aus Gründen, die wohl nur die Zuschauer kennen, immer noch der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten.
Ja, in der Fortsetzung gibt es ein paar schräge Momente, die tatsächlich zum Lachen sind. Je absurder das Drehbuch, desto erträglicher. Groteske Missverständnisse und Gaga-Dialoge funktionieren auch 2025. Punkte für die Ausstattung, die offensichtliche Detailverliebtheit und die vielen Zitate – von Jim Knopf bis zu diversen Filmklassikern. Herbig ist ein versierter Regisseur, handwerklich ist das alles tadellos.
Leider stehen dem massenhaft platte Pointen und wildes Grimassieren gegenüber und, fast noch unangenehmer, der verzweifelte Versuch, das Ganze halbherzig auf „politisch korrekt“ zu trimmen: Wenn echte Apachen und Bulli-Abahatchi am Ende in einer langen „Wir sind alle eine Familie“-Szene Verbrüderung feiern, ist das so quälend, wie es klingt.
Der Rest wirkt wie eine Mischung aus Slapstick-Nummernrevue und Pappkulissen-Abenteuer à la „Was passiert, wenn Indiana Jones in einem Escape Room eingesperrt wird?“
Wenn dann noch zum Abspann ein Song von Stefan Raab läuft, schließt sich der Kreis in die Vergangenheit endgültig.
INFOS ZUM FILM
Deutschland 2025
88 min
Regie Michael Bully Herbig
alle Bilder © Constantin Film










