AUF DEM WEG

AUF DEM WEG

Ab 30. November 2023 im Kino

Und noch ein Film zum Thema: Männer laufen von A nach B und finden sich dabei selbst. Diesmal wandert Jean Dujardin durch Frankreich.

Spätestens seit Hape Kerkelings Jakobsweg-Reise sehnt sich das Publikum nach Kerlen, die sich in schroffer Natur Erkenntnisse über sich selbst erlaufen. Auch Denis Imberts AUF DEM WEG bietet da inhaltlich wenig Neues. Doch im Vergleich zur verunglückten ICH BIN DANN MAL WEG-Verfilmung ist dieser Trip ein echtes Juwel. In Frankreich wollten das bis jetzt über eine Millionen Zuschauer sehen.

Jean Dujardin ist perfekt als gestrauchelter Macho

„Acht Meter reichten aus, um mir die Rippen, die Wirbel und den Schädel zu brechen. Acht Meter reichten, um 50 Jahre zu altern.“ Jean Dujardin spielt den Schriftsteller Pierre, der nach einer betrunkenen Kletterei aus dem 2. Stock eines Hotels auf die Straße fällt. Die Ärzte sehen zunächst wenig Chance auf Heilung. Ob der passionierte Kletterer jemals wieder laufen kann, ist mehr als fraglich. Doch wäre das so, gäbe es weder Buch noch Film. Gegen jede Diagnose findet Pierre die Kraft, eine 1.300 Kilometer lange Mammutwanderung quer durch Frankreich anzugehen. Sein Weg führt ihn von den südlichen Alpen über das Zentralmassiv bis zur Küste von La Hague.

Ein Traum der Privilegierten – so eine mehrmonatige Auszeit muss man sich finanziell leisten können. Praktisch, wenn man während der Wanderung noch seinem Job nachgehen kann – dass dabei dann ein Bestseller rauskommt – geschenkt. Aus der Fülle der Selbstfindungsfilme (und Bücher) sticht AUF DEM WEG wohltuend heraus. Das liegt vor allem an der Besetzung – Jean Dujardin ist perfekt als gestrauchelter Macho. Auch wenn es schon wieder ein Mann ist, der sich hier auf Seelenreise in die raue Natur begibt. Frauen fahren wohl lieber nach Indien oder gehen in den SPA.

Mit aufs Wesentliche reduzierten Rückblenden und grandiosen Naturaufnahmen entwickelt AUF DEM WEG einen leisen, fast poetischen Sog. Dazu werden aus dem Off die prägnantesten Stellen der Vorlage, Sylvain Tessons Lebenserinnerung „Auf versunkenen Wegen“ gelesen. So ist man dann nach 93 Minuten doppelt belohnt: einen schönen Film gesehen und gleichzeitig ein gutes Buch dazu gehört.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Sur les chemins noirs“ 
Frankreich 2021
93 min
Regie Denis Imbert

alle Bilder © X VERLEIH

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DIE EINFACHEN DINGE

DIE EINFACHEN DINGE

Ab 21. September 2023 im Kino

Ein selbst gemachtes Omelette. Mittagsschlaf auf der Bergwiese. Ein treuer Hund als Weggefährte. Es sind die einfachen Dinge, die das Leben kostbar machen. Éric Besnards französisch-leichte Komödie LES CHOSES SIMPLES ist aber mehr, als es auf den ersten Blick scheint.

Der erfolgreiche Geschäftsmann Vincent hat eine Autopanne in den Bergen, Handyempfang gibt es 2.000 Meter über dem Meeresspiegel nicht. Zum Glück knattert gerade Pierre auf dem Motorrad vorbei und nimmt den Gestrandeten mit zu seinem Bilderbuch-Hof. Eine selbstgekochte Mahlzeit, eine Flasche Wein vor traumhafter Naturkulisse – so einfach kann Glück sein. Doch hinter der scheinbar zufälligen Begegnung der beiden ungleichen Männer steckt mehr.

Herzenswarmes Feelgood Movie

Auch wenn das Thema der Suche nach dem Glück schon oft in Filmen behandelt wurde und der Gegensatz zwischen dem von der Welt zurückgezogenen Einsiedler und dem erfolgreichen Geschäftsmann kein besonders originelles Ausgangsszenario bietet, überrascht DIE EINFACHEN DINGE doch mit einem cleveren Drehbuch und einer tollen Besetzung.

Sympathischer Kotzbrocken: Lambert Wilson spielt mit einer schönen Mischung aus verführerisch und unausstehlich den Unternehmer, der es gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen. Ihm gegenüber steht Gregory Gadebois als schweigsamer Brummbär, der keine Annäherung zulässt und voller Missfallen auf den Stadtmenschen schaut.

DIE EINFACHEN DINGE ist ein intelligentes und herzenswarmes Feelgood Movie über – der Titel legt es nahe – die einfachen, aber elementar wichtigen Dinge im Leben: Freundschaft, Liebe und frische Luft. Schön.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Les Choses simples“
Frankreich 2023
95 min
Regie Éric Besnard

alle Bilder © Neue Visionen

ABSEITS DES LEBENS

ABSEITS DES LEBENS

Natur pur, ohne Strom und Wasser. Was in der Theorie nach schönem Aussteigertraum klingt, erweist sich in der Praxis schnell als lebensbedrohlich. Robin Wright spielt Edee, eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag beschließt, in die Wildnis zu ziehen. Fern aller Zivilisation will sie in den Rocky Mountains ein neues Leben beginnen. Die zu erwartenden Herausforderungen – es ist alles dabei, vom wilden Bären bis zum Schneesturm – werden rasch nacheinander abgehakt. Kurz vor dem Hungertod rettet sie ein freundlichen Jäger (Demián Bichir), der ihr beibringt, wie man in der Wildnis überlebt.

Robin Wright hat bei der Serie „House of Cards“ erste Regieerfahrung  gesammelt, „Abseits des Lebens“ ist ihr Spielfilmdebüt. Sie erzählt die Geschichte von der gepeinigten Frau schnörkellos, ohne dem Genre irgendetwas Neues hinzuzufügen oder einen eigenen Stil zu verpassen. Die Dialoge sind etwas hölzern, die Liebesgeschichte wirkt konstruiert. Natürlich ist der Retter gut aussehend, natürlich belastet auch ihn ein dunkles Schicksal. Zu viele Zufälle, zu wenig Entwicklung. Besonders eigenartig wirken die Flashbacks, die in glitzerndem Gegenlicht aussehen, als wären sie für eine Versicherungswerbung gedreht worden. Als Schauspielerin ist Robin Wright so interessant, dass man ihr bei allem was sie tut, gerne zusieht. Doch ihre traurige Edee berührt nicht, bleibt zu unterkühlt. Selbst die großartige Naturkulisse hebt den Film nicht über das Niveau eines durchschnittlichen TV-Films.

FAZIT

Robin Wright – Allein zu Haus.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Land“
USA 2020
89 min
Regie Robin Wright
Kinostart 05. August 2021

alle Bilder © Universal Pictures International Germany