GRAN TURISMO

GRAN TURISMO

Ab 10. August 2023 im Kino

Von der Spielekonsole nach Le Mans - GRAN TURISMO erzählt die wahre und wahrhaft unglaubliche Geschichte eines Gamers, der zum erfolgreichen Rennfahrer wird.

Und da ist auch schon der erste inhaltliche Fehler: Gamer. Denn Gran Turismo ist kein klassisches Videospiel, sondern eine höchst komplexe Fahrsimulation. Lenkrad und Gaspedal inklusive. Und damit kennt sich der 17-jährige Jann Mardenborough (Archie Madekwe) bestens aus. Seine große Stunde schlägt, als der Marketingchef von Nissan Danny Moore (leicht schmierig und immer hart am Rande des overactings: Orlando Bloom) auf die Idee kommt, gemeinsam mit Sony PlayStation ein Fahrercamp einzurichten, um dort die besten Spieler der Welt zu echten Formel-3-Piloten auszubilden. Mit strenger Hand nimmt der Ex-Rennfahrer Jack Salter (schön schlecht gelaunt: David Harbour) die jungen Talente in die Mangel, bis der Beste von ihnen reif für sein erstes echtes Rennen ist.

Es riecht nach Adrenalin und Gummireifen

Viel Story gibt es in den 134 Minuten nicht. Neben den ohne großen Tiefgang erzählten Problemen Janns mit seinem Vater (hat er Verständnis? hat er kein Verständnis?) und einer ausgesprochen untertemperierten Liebesgeschichte konzentriert sich GRAN TURISMO vor allem auf zwei Dinge: schamlos Werbung für das Produkt PlayStation zu machen und jede Menge Autorennen. Die allerdings haben es in sich. Unglaublich rasant inszeniert und selbst bei der x-ten Wiederholung nicht langweilig. Im Gegensatz zu den mittlerweile lachhaften CGI-Schlachten der FAST AND FURIOUS-Reihe riechen die Rennszenen hier nach Adrenalin und Gummireifen, wirken extrem realistisch. Mit David Harbour und Archie Madekwe hat Blomkamp zudem zwei charismatische Hauptdarsteller, die selbst Drehbuch-Peinlichkeiten professionell wegspielen. In Nebenrollen, so klein, dass man sie fast verpasst, sind Maximilian Mundt (HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST)) und der unvermeidliche Thomas Kretschmann dabei.

Vom bejubelten DISTRICT 9 über den nicht mehr ganz so geglückten ELYSIUM bis zum schrottigen DEMONIC verschlechtert sich der Output des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp von Film zu Film. GRAN TURISMO ist zwar keine Rückkehr zur Topform, aber immerhin mitreißende Unterhaltungsware, die ihren Zweck erfüllt. Die Adaption vom Spiel (nein: Simulation) zum Spielfilm ist geglückt – nicht das Game, sondern die Gamer sind clever in den Mittelpunkt der Handlung gerückt. Ob sich allerdings außer männlichen Teenagern genügend Zuschauer für den abendfüllenden Sony-Werbespot interessieren, bleibt abzuwarten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gran Turismo“
USA 2023
134 min
Regie Neill Blomkamp

alle Bilder © Sony Pictures

SPIDER-MAN: ACROSS THE SPIDER-VERSE

SPIDER-MAN: ACROSS THE SPIDER-VERSE

Ab 01. Juni 2023 im Kino

Multiversum und kein Ende. Nach diversen Marvel-Filmen spinnt nun die langerwartete Fortsetzung des Überraschungserfolgs A NEW UNIVERS die komplizierten Parallelwelten weiter. Ist der zweite Teil so gut wie der erste?

Selbst Menschen, die sich einen feuchten Kehricht um Superhelden- oder Zeichentrickfilme oder gar beides scheren, müssten am Vorgängerfilm SPIDER-MAN: A NEW UNIVERS ihren Spaß gehabt haben. Das liegt zum einen an der packend inszenierten Story, einem bahnbrechenden visuellen Stil und vor allem dem mitreißenden Soundtrack, mit dem die Geschichte vom freundlichen Spinnenjungen Miles Morales erzählt wird. Bei den Academy Awards 2019 gewann A NEW UNIVERS sogar den Oscar für den besten animierten Film. Die Latte liegt also hoch.

Das bisherige Superhelden-Highlight des Jahres

Die Zeitspanne zwischen Pressescreening und Kinostart wird immer kürzer. Zu kurz, um sich eine humorige Analyse aus den betäubten Fingern zu saugen. Zudem hat der Verleih um inhaltliches Stillschweigen gebeten. Die Sorge ist unbegründet, denn um zu spoilern, müsste man die Handlung wiedergeben, und um die mit all ihren Querverweisen und Eastereggs zu verstehen, müsste man mindestens zehn Semester Comicologie studiert haben.

Miles Morales muss sich diesmal mit noch mehr Spider-People herumplagen, das wird schon im Trailer verraten. Wie die (drei!) Regisseure 60 Jahre Spider-Man-Historie in den Film packen und dabei nie das große Ganze aus dem Blick verlieren, das ist schon meisterhaft. Zudem trägt ACROSS THE SPIDER-VERSE vielleicht als erster Film seinen Comic-Wurzeln zu 100 % Rechnung.

Kurz und knapp und spoilerfree: Mindestens so gut wie der Vorgänger. 140 Minuten vergehen wie ein Flug durch Hochhausschluchten. Und mittendrin ist‘s schon vorbei. Die Fortsetzung folgt im nächsten Jahr. SPIDER-MAN: ACROSS THE SPIDER-VERSE: Das bisherige Superhelden-Highlight des Jahres.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Spider-Man: Across the Spider-Verse“

USA 2023

140 min

Regie Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson 

alle Bilder © Sony Pictures