WONDER WOMAN 1984

Enttäuschendes Sequel

WW84 beginnt mit einem Rückblick in die Kindheit der Superheldin: Die kleine Diana wettstreitet mit erwachsenen Amazonen in einem Kampf, der wie eine Folge der RTL-Show „Ninja Warrior“ aussieht. Die Holzhammer-Botschaft dieser Eröffnungsszene lautet: Echte Helden betrügen nicht.

Nach diesem käsigen Einstieg springt die Handlung ins titelgebende Jahr 1984 – vor allem modetechnisch eines der deprimierendsten Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte. Die Netflix-Serie „Stranger Things“ war Impulsgeber und eine Zeit lang hat es ja auch Spaß gemacht, sich wieder an Schulterpolstern und Synthesizermusik zu verekeln. Nur wie lange soll diese Idee noch ausgequetscht werden? Wenn wenigstens die Augen schmerzen würden, wie beim Anblick des quietschbunten Kinoplakats, doch der Retro Look in WW84 ist nur ein Gimmick, die zu moderne Bildsprache und Spezialeffekte torpedieren das gewünschte Zeitgeist-Feeling.

Visuell also eher schwach und auch die Story reißt’s nicht raus. Die ist in etwa so originell wie ein „Lustiges Taschenbuch“ aus Entenhausen: Ein antiker Zauberstein erfüllt bei Berührung jeden Wunsch. Doch wie bei der berühmten Geschichte mit der Affenpfote hat das Wünschen mitunter katastrophale Nebenwirkungen.
Wonder Woman Diana (Gal Gadot) sehnt sich natürlich ihre große Liebe Steve (Chris Pine) ins Leben zurück. Der war im ersten Weltkrieg den Heldentod gestorben und findet sich nun unversehens in den geschmacklosen 1980er-Jahre wiedergeboren. Das sorgt für ein paar erwartbare, nur mäßig komische „Fisch aus dem Wasser“-Momente. Den gleichen Drehbuchkniff hatte schon der erste Teil mit einer über die Zukunft staunenden Diana viel erfolgreicher angewandt.

DC did it again und liefert einen weiteren unterwältigenden Superhelden-Film ab. „Wonder Woman 1984“ leidet an klassischen Fortsetzungsschmerzen: Mehr Lärm plus mehr CGI plus mehr Bösewichter ergibt selten einen besseren Film. Alles in allem ein schwacher zweiter Teil mit ein paar gelungenen Momenten. Möglicherweise entfaltet der Film auf der großen Kinoleinwand mehr visuelle Strahlkraft. WW84 ist bisher nur auf dem US-Bezahlsender HBO verfügbar. Ein Starttermin für Deutschland steht noch aus.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wonder Woman 1984“
USA 2020
151 min
Regie Patty Jenkins
In den USA (und für trickreiche Deutsche) seit 25. Dezember auf HBO verfügbar

alle Bilder © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

THE WITCH NEXT DOOR

Der 17-jährige Ben jobbt in der örtlichen Marina eines beschaulichen Touristenstädtchens. Doch die sommerliche Idylle währt nicht lange, schon bald häufen sich beunruhigende Vorkommnisse: Die zwei Kinder der Nachbarsfamilie verschwinden spurlos, kurz darauf kann sich ihr Vater nicht mehr erinnern, jemals Kinder gehabt zu haben, und auch die Mutter verhält sich ausgesprochen seltsam. Ben entdeckt, dass ein Jahrtausende alter böser Geist von der Nachbarin Besitz ergriffen hat. Hex, Hex!

Die Covid-19-Pandemie macht’s möglich: „The Witch Next Door“, ein veritables C-Picture, führte im Mai/Juni diesen Jahres die US-Kinocharts an. Nur auf den ersten Blick überraschend, denn es war der einzige Neustart in dieser Zeit der geschlossenen Kinosäle. Die Regiebrüder Pierce bedienen sich in ihrem zweiten Langfilm recht schamlos bei Stephen Kings „Es“, der Netflix Serie „Stranger Things“, „Alien“ und anderen Horrorklassikern. Die Zitatensammlung bleibt  hinter den Originalen zurück, bietet dafür aber ein charmantes 1980er-Jahre-Feeling.

FAZIT

„The Witch Next Door“: Coming-of-Age-Horror mit einem unerwarteten Schlusstwist und liebevoll gemachten analogen Effekte.

Originaltitel „The Wretched“
USA 2019
91 min
Regie The Pierce Brothers
Kinostart 13. August 2020