The Running Man

THE RUNNING MAN

The Running Man

THE RUNNING MAN

Es wäre ja auch ein Wunder, wenn innerhalb eines Jahres gleich drei gelungene Stephen-King-Verfilmungen in die Kinos kommen würden. Nach "The Life of Chuck" und "The Long Walk" ist THE RUNNING MAN als Adaption von Kings Bachman-Roman zwar originell gedacht, insgesamt aber wenig überzeugend.

Ab 13. November 2025 im Kino

Regisseur Edgar Wright verfolgt einen überraschend schrägen Ansatz. Sein Film wirkt wie ein verschollenes Achtzigerjahre-Relikt, nur eben realisiert mit der technischen Finesse des Jahres 2025. Bildgestaltung, Ton, Ausstattung, Effekte: alles sitzt. Anachronistisch sind dagegen das Schauspiel, die Dialoge und der ganze Vibe, der sich deutlich an der damaligen Muskelkino-Ära orientieren. Es würde einen nicht wundern, käme Arnold Schwarzenegger gleich mit einem One-Liner um die Ecke.

The Running Man

Die Geschichte ist schnell erzählt. In einer autoritär gelenkten Zukunft gehört die Fernsehsendung The Running Man zum nationalen Rauschmittel. Kandidaten werden als Runner von Profikillern gejagt. Wer dreißig Tage überlebt, gewinnt ein Vermögen. Der Fabrikarbeiter Ben Richards, gespielt von Glen Powell, lässt sich aus Angst um das Leben seiner schwer erkrankten Tochter zur Teilnahme überreden. Der Produzent Dan Killian, verkörpert von Josh Brolin als aalglatter Strippenzieher, verkauft ihm das Ganze als einzigen Ausweg. Doch Richards erweist sich als zäher, moralisch unberechenbarer Gegner. Sein Überlebenswille macht ihn zum Liebling der Massen und zur Gefahr für das System.

The Running Man

Natürlich trägt der Film die Medienschelte wie ein Schild vor sich her. Das Thema ist nicht neu und die moralische Botschaft vom gemeinschaftlichen Widerstand gegen autoritäre Manipulation wirkt in unserer Gegenwart eher gut gemeint als zwingend. Im Finale schlägt der Film zudem einen zynischen Ton an, wenn der Held dann doch seine blutige Rache über alles stellt.

The Running Man

Hübsch sind die Verweise und Zitate: Schwarzeneggers Konterfei ziert den „New Dollar“, die Running Woman Laughlin (Katy O’Brian) könnte als Hardcore-Latina eine Schwester von Private Vasquez aus James Camerons Aliens sein und der Show-Moderator (Colman Domingo) erinnert nicht nur optisch an Carl Weathers, noch so einen früheren 80er-Star, der mit Arnie vor der Kamera stand. Doch zwischen Komödie, Thriller, Action und ironischer Hommage pendelt die Inszenierung so heftig, dass man nicht weiß, wohin sie eigentlich will. Ja, die Neuverfilmung ist dynamischer, sieht besser aus und ist nicht so bleiern langweilig wie der Schwarzenegger-Film. Aber das allein macht aus THE RUNNING MAN noch keinen großen Wurf.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Running Man“
USA 2025
133 min
Regie Edgar Wright

The Running Man

alle Bilder © Sony Pictures Entertainment Deutschland

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Die Unfassbaren 3: Now you see me

DIE UNFASSBAREN 3

Die Unfassbaren 3: Now you see me

DIE UNFASSBAREN 3

Das große Labern

Ab 13. November 2025 im Kino

Hex, hex – die vier Reiter sind zurück. Oder waren es fünf? Egal. Im dritten Teil des Now You See Me-Franchise haben sie sich jedenfalls verdoppelt. Eine neue Generation mischt mit – irgendwie muss die Serie ja weitergehen, falls die Originalspieler – Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco & Co. – keine Lust mehr auf Fortsetzungen haben.

Die Unfassbaren 3: Now you see me

Der größte Trick der „Unfassbaren“ besteht darin, dass sie nun schon zum dritten Mal denselben Film gemacht haben – und damit wohl wieder Erfolg haben werden. Diesmal geht es, irgendwo zwischen digital aufgemotzten Zaubereien, um eine verbrecherische Diamantendynastie (wie immer sehenswert: Rosamund Pike als skrupellose Antagonistin Vanderberg), die ihr blutiges Geld mit Waffenhändlern und anderem Gesocks reinwäscht. Aber wen interessiert schon die Handlung, wenn man Zaubertricks sehen will?

Die Unfassbaren 3: Now you see me

Und genau da beginnen die Probleme. Denn die immergleichen Spiegel- und Kartentricks, die „Schwupps, ich bin verschwunden!“-Momente, haben sich längst erschöpft. Was bleibt, ist viel Gerede. Und, meine Güte, wird hier geredet! Es wird nonstop erklärt, zusammengefasst, gelabert. Dazu dröhnt der aufdringliche Soundtrack von Brian Tyler, der jeden noch so unbedeutenden Moment pathetisch aufbläst. Ein-, zweimal mag das funktionieren. Beim neunundneunzigsten Mal ist es schlicht albern.

Die Unfassbaren 3: Now you see me

Auf Sat.1 lief einmal eine Dokuserie namens Die Tricks der größten Zauberer – dort wurde erklärt, warum die schwebende Jungfrau gar nicht fliegt und beim Zersägen kein echtes Blut fließt. Das war schon damals nur mäßig interessant. Genau dieses Prinzip macht sich DIE UNFASSBAREN 3 zunutze – sobald der Zuschauer noch denkt: „Wie haben sie das nur gemacht?“, kommt schon die Erklärung hinterher. Nur dass hier nicht mal mit echten Tricks gearbeitet wird, sondern mit CGI. Und wenn Hollywoods digitale Magier ans Werk gehen, ist schlicht alles möglich – und damit nichts mehr erstaunlich.

Die Unfassbaren 3: Now you see me

Natürlich ist nicht alles schlecht: So gibt es zum Beispiel eine sehr hübsche Szene, in der alle mal zeigen dürfen, was sie draufhaben. Dass dieser „Wer hat den Längsten?“-Wettstreit in einem Haus stattfindet, dessen Räume teils auf dem Kopf stehen, teils verzerrte Perspektiven haben, erhöht den Spaß zusätzlich. Fans der ersten beiden Teile werden auch diesen mögen – und wahrscheinlich den vierten gleich mit. Denn der wird kommen. Garantiert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Now You See Me: Now You Don’t“
USA 2025
106 min
Regie Ruben Fleischer

Die Unfassbaren 3: Now you see me

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Predator: Badlands

PREDATOR: BADLANDS

Predator: Badlands

PREDATOR: BADLANDS

Wenn der Jäger plötzlich Herz zeigt

Ab 06. November 2025 im Kino

Predator-Fans – und es soll sie wirklich geben – müssen jetzt stark sein. PREDATOR: BADLANDS ist kein weiterer Aufguss der vertrauten Muskel-Monster-Horror-Serie. Regisseur Dan Trachtenberg wagt etwas, das man im Kino-Universum dieser außerirdischen Großwildjäger nicht unbedingt erwartet hätte: Er verpasst ihnen so etwas wie Gefühle.

Im Zentrum steht diesmal kein schwitzender Elite-Soldat, sondern der Predator selbst. Ein junger Krieger (Dimitrius Koloamatangi), vom eigenen Clan verstoßen, reist auf einen unwirtlichen Planeten – halb Dschungel, halb Wüste –, um dort den ultimativen Feind zu töten. Bald trifft er auf Thia (Elle Fanning), eine Roboterfrau ohne Unterleib, aber mit viel Persönlichkeit.

Predator: Badlands

So weit, so pulpig. Doch Trachtenberg interessiert sich weniger für den nächsten blutigen Schädel-Trophäen-Moment, sondern für die Umkehrung des Mythos. Was, wenn der Predator selbst ein Außenseiter ist – ein verletzlicher Antiheld im Latexpanzer? Das Ergebnis ist eine Art intergalaktisches Buddy-Movie mit – Huch! –  Humor.

Predator: Badlands

Optisch ist das Ganze erstaunlich feist: Sandstürme, Biolumineszenz, Monster mit Textur und Gewicht – man spürt das Budget in jeder Einstellung. Und Trachtenberg hat tief in der Schatzkiste des modernen Science-Fiction-Kinos gewühlt: von Alien, Jurrasic World über Avatar bis Godzilla wirkt die Zitatensammlung weniger respektlos als vielmehr erfrischend.

Predator: Badlands

Dass das Franchise weitergeht, daran lässt der unvermeidliche Cliffhanger am Ende keinen Zweifel. Aber selten war ein Predator-Film so wenig am zynischen Abschlachten interessiert – und so sehr am (beinahe familienfreundlichen) Abenteuer. Es gab, man darf es ruhig sagen, schon sehr viel schlechtere Beiträge in diesem Universum.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Predator: Badlands“
USA 2025
106 min
Regie Dan Trachtenberg

Predator: Badlands

alle Bilder © The Walt Disney Company

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The Change

THE CHANGE

The Change

THE CHANGE

Nicht gerade subtiler, aber spannender Dystopie-Thriller.

Ab 06. November 2025 im Kino

Der Originaltitel „The Anniversary“ klingt harmlos, fast romantisch. Ellen (Diane Lane), eine respektierte Professorin, und Paul (Kyle Chandler), Chef eines gutgehenden Restaurants, feiern mit ihren vier erwachsenen Kindern den 25. Hochzeitstag. Nur ein Detail trübt die Harmonie: Sohn Josh (Dylan O’Brien) bringt seine neue Freundin Liz (Phoebe Dynevor) mit – und Ellen erkennt sie sofort: eine ehemalige Studentin, die sie einst wegen einer erzkonservativen, antidemokratischen Arbeit bloßgestellt hatte.

Ein Jahr später hat die Ex-Studentin ein Buch geschrieben. The Change heißt es – ein Manifest, das Demokratie und Liberalismus für überholt erklärt. Das Buch wird zum Bestseller, das Land verändert sich – und mit ihm die Taylors.

The Change

Regisseur Jan Komasa (Corpus Christi) erzählt diese Geschichte ohne viel Zwischentöne, aber mit großer Wucht. Sein Film ist keine subtile Parabel, sondern eine laute, grelle Warnung. Wer in den letzten Jahren die amerikanische Politik verfolgt hat, denkt unweigerlich an „Project 2025“, an das (gar nicht so) schleichende Erodieren demokratischer Institutionen. Komasas Film trifft also einen Nerv – und das macht ihn so beunruhigend aktuell.

The Change

Optisch beginnt THE CHANGE fast trügerisch harmlos: warme Farben, schöne Menschen, klimpernde Musik. Look und Feel, wie es hässlich neudeutsch heißt, erinnern an eine dieser etwas flach ausgeleuchteten Netflix-Miniserien, die man nebenbei schaut. Doch der Schrecken schleicht sich leise ein. Was aussieht wie ein Wohlfühlfilm, mutiert nach und nach in einen Albtraum.

The Change

Die Intellektuellen und Freigeister werden denunziert oder verhaftet, die Guten verlassen freiwillig das Land: Eine Nation auf dem Weg in den Faschismus. THE CHANGE mag ein wenig zu belehrend sein, ist aber dennoch fesselnd. Dass Regisseur Komasa hier und da Momente des Overactings (Kyle Chandler: „Name the DOG!“) durchgerutscht sind, mag daran liegen, dass er kein englischer Muttersprachler ist. Aber seine Geschichte von einer Gesellschaft, die ihre eigene Zerstörung in Kauf nimmt, ist erschreckend glaubhaft – und lässt einen nicht so schnell los.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Anniversary“
USA 2025
112 min
Regie Jan Komasa

The Change

alle Bilder © TOBIS

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Bugonia

BUGONIA

Bugonia

BUGONIA

Einsame Menschen, die in einer verstörenden Welt nach Sinn suchen + Emma Stone = der neue Lanthimos.

Ab 30. Oktober 2025 im Kino

Wer sich in Yorgos Lanthimos’ Filmwelten begibt, weiß: Hier ist nichts so, wie es scheint. Auch BUGONIA, das Remake der südkoreanischen Satire Save the Green Planet! (2003), beginnt halbwegs normal und endet in einem bizarren Taumel aus Paranoia, Gewalt und Komik.

Im Zentrum steht Teddy (Jesse Plemons), ein zurückgezogen lebender Mann, der sich in Verschwörungstheorien vergräbt. Für ihn ist klar: Die Menschheit wird längst von Außerirdischen kontrolliert. Als er überzeugt ist, die knallharte Konzernchefin Michelle Fuller (Emma Stone) sei eine dieser Eindringlinge, entführt er sie kurzerhand. Was folgt, ist ein groteskes Kammerspiel, das mal wie ein Thriller, mal wie eine bitterböse Farce wirkt.

Bugonia

Emma Stone, sonst oft als fragile Heldin im Lanthimos-Kosmos unterwegs, spielt hier das genaue Gegenteil: eine Frau, die vor Kraft und Kontrolle strotzt und deren Härte im Verlauf Risse bekommt. Jesse Plemons balanciert meisterhaft zwischen Wahnsinn, Bedrohlichkeit und Tragik. Und auch Aidan Delbis überzeugt als Teddys grenzdebiler Cousin Don.

Bugonia

Lanthimos inszeniert das Ganze mit der ihm eigenen Mischung aus gesellschaftlicher Versuchsanordnung und schwarzem Humor. Einordnen lässt sich das kaum: Ist BUGONIA eine Parodie auf das Zeitalter der „QAnon“-Mythen? Eine bitterböse Kritik am Raubtierkapitalismus? Oder einfach ein sadistisches Katz-und-Maus-Spiel, das sich lustvoll jeder Moral entzieht? Gerade wenn man glaubt, zu wissen, wohin die Reise geht, nimmt der Film eine groteske Wendung in plötzliche Komik oder blankes Grauen.

Bugonia

Natürlich gilt auch hier: Wer mit Filmen wie The Lobster, The Favourite oder Poor Things wenig anfangen konnte, wird auch BUGONIA nicht lieben. Für alle anderen aber ist es ein Fest: ein eigenwilliges Stück Kino, das sich jeder Erwartung entzieht. Und allein wegen der dreiminütigen Schlussmontage lohnt es sich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bugonia“
USA 2025
118 min
Regie Yorgos Lanthimos

Bugonia

alle Bilder © Universal Pictures

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Good Boy - Trust His Instincts

GOOD BOY

Good Boy - Trust His Instincts

GOOD BOY

Hundefreunde aufgepasst: Hier kommt der vielleicht ungewöhnlichste Horrorfilm des Jahres. Ungewöhnlichste, nicht beste.

Ab 30. Oktober 2025 im Kino

Todd ist schwer krank. Er spuckt literweise Blut. Da hilft vielleicht gesundes Landleben. Zusammen mit seinem Hund Indy zieht er in das leerstehende Haus seines verstorbenen Großvaters, mitten im Wald. Eine fragwürdige Entscheidung: Dort regnet es nicht nur unentwegt, es scheint auch zu spuken. Während Herrchen sich die blutige Seele aus dem Leib hustet, versucht Bello den Fall der besessenen Hundehütte zu lösen.

Es geht also nicht um eine tollwütige oder vom Teufel besessene Fellnase. GOOD BOY erzählt seine Geschichte konsequent aus der Perspektive eines Hundes – und fügt so dem Haunted-House-Genre eine neue Variante hinzu.

Good Boy - Trust His Instincts

Schatten und Geräusche werden effektvoll eingesetzt. Doch leider trägt die Idee nur für einen Kurzfilm – obwohl GOOD BOY mit einer Laufzeit von 73 Minuten ohnehin nicht gerade abendfüllend ist. Wenn Indy zum neunundsiebzigsten Mal erschrocken schaut oder etwas erschnüffelt, offenbart sich das dünne Drehbuch.

Good Boy - Trust His Instincts

Zumindest der Anfang von Ben Leonbergs Regiedebüt ist richtig unheimlich. Doch dann verliert sich der Film immer mehr in zusammenhanglosen Szenen und Jumpcuts aus dem Nichts. Statt Spannung herrscht zunehmend Ratlosigkeit. Amityville Horror? Poltergeist? Vier Pfoten für ein Halleluja? Das Ganze stolpert in der letzten halben Stunde Richtung „gehobener Studentenfilm“ – von einem überambitionierten Cutter zusammengehackstückt.

Wenigstens ist der Hund nicht nur ausgesprochen hübsch, sondern auch hochbegabt. Ein Leckerli-Oscar wäre mehr als verdient. Bravo Indy, good boy!

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Good Boy“
USA 2025
73 min
Regie Ben Leonberg

Good Boy - Trust His Instincts

alle Bilder © DCM

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Springsteen: Deliver me from nowhere

SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE

Springsteen: Deliver me from nowhere

SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE

Die Leiden des jungen B.

Ab 24. Oktober 2025 im Kino

Auch ein geerdeter Jeans- und Muscle-Shirt-Träger wie Bruce Springsteen trägt eine empfindsame Künstlerseele in seinem Herzen. Noch schlimmer: The Boss hat Depressionen. Das immerhin ist eine neue Erkenntnis – sofern man die Biografie „Deliver Me From Nowhere: The Making of Bruce Springsteen’s Nebraska“ des Musikjournalisten Warren Zanes nicht gelesen hat.

Anfang der 80er-Jahre kämpft Springsteen gegen seine inneren Dämonen: verdrängte Kindheitstraumata, die schwierige Beziehung zum gewalttätigen Vater. Mit einem Vierspurrekorder zieht er sich in sein Schlafzimmer zurück, um die Songs zu „Nebraska“ aufzunehmen – Gesang, Gitarre, Mundharmonika. Aus diesen düsteren Privatsessions entsteht später auch „Born in the U.S.A.“. Der Rest ist Musikgeschichte.

Springsteen: Deliver me from nowhere

Es soll keiner behaupten, er sei nicht gewarnt worden: Vor dem Pressescreening richtet sich Regisseur Scott Cooper per Videobotschaft ans Publikum – sein Werk, sagt er, zeige nur einen Moment im Leben Springsteens. Stadionkonzerte? Fehlanzeige. Und tatsächlich: SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE ist anders als erwartet. Einerseits ein klassisches, um nicht zu sagen konventionelles Künstlerbiopic über einen troubled artist, der sich (in Schwarz-Weiß, natürlich) an seine schwere Kindheit erinnert. Andererseits ein Film über Depression. Gute Laune macht beides nicht.

Der thematisch verwandte, aber unverständlicherweise gefloppte Robbie-Williams-Film A Better Man war da mit seinem äffischen Hauptdarsteller mutiger, schräger, lebendiger. Bei Cooper hat wenigstens die Musik noch Power: Die wenigen Konzertszenen sind elektrisierend – der Rest eher zäh. Kein Vorwurf an die Darsteller, aber irgendwann ist auch die x-te Szene, in der sie Musik von einer Kassette lauschen, dramaturgisch erschöpft.

Springsteen: Deliver me from nowhere

Jeremy Allen White – durch „The Bear“ und Calvin-Klein-Spots zum melancholischen Posterboy geworden – schlägt sich als Springsteen achtbar. Besonders ähnlich sieht er dem Original zwar nicht, doch Frisur, Kleidung und Blickrichtung stimmen. Kameramann Masanobu Takayanagi zeigt ihn vorzugsweise in Nahaufnahmen und schräger Aufsicht: trauriger Hundeblick, stiller Schmerz. White singt teilweise sogar selbst – und das beeindruckend.

Jeremy Strong („Succession“) spielt Springsteens Manager Jon Landau, der die undankbare Rolle hat, das Unsagbare hörbar zu machen. Ein raffinierteres Drehbuch hätte darauf verzichtet, Springsteens innere Monologe in Dialogform zu gießen.

Springsteen: Deliver me from nowhere

Natürlich ist SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE kein schlechter Film. Das sieht gut aus, ist feist produziert. Cooper versteht sein Handwerk. Neben dem Künstlerischen zeigt er auch – fast interessanter als der Rest – den technischen Aspekt des Album Machens. Doch das Depressions-Drama kommt mit seiner Innenschau immer wieder fast zum Stillstand. Wenn aber einer der Smash-Hits läuft – „Born in the U.S.A.“ oder „I’m on Fire“ – hebt SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE ab. Dann wird die Diskrepanz zwischen zu braver Inszenierung und Weltklasse-Musik umso deutlicher.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Springsteen: Deliver me from Nowhere“
USA 2025
115 min
Regie Scott Cooper

Springsteen: Deliver me from nowhere

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Tron: Ares

TRON: ARES

Tron: Ares

TRON: ARES

TRON: ARES – Die hohle Simulation von Kino

Ab 09. Oktober 2025 im Kino

TRON: ARES ist kein Film, sondern ein Hochglanzprodukt ohne Seele. Alles daran wirkt, als hätte ein Algorithmus ein Drehbuch berechnet, ohne zu begreifen, was Erzählung, Rhythmus oder Stil bedeuten. Das Ergebnis ist ein ästhetisch wie dramaturgisch entkerntes Produkt – laut, teuer, leer.

Regisseur Joachim Rønning inszeniert Szenen, als hätte er zwar ein hohes Budget, aber keine Idee gehabt. Die Bilder schwanken zwischen bombastischem Effektkino und billiger Digitalästhetik, die an minderwertige Fernsehproduktionen erinnert. Besonders grotesk wird es, wenn der Film versucht, den Look des 80er-Originals zu zitieren – und in einem halbgaren Hybrid aus „Kampfstern Galactica“ (der schlechten TV-Serie mit Lorne Greene) und scheußlichem Analog/Digital-Meshup endet.

Die Geschichte: egal. Irgendwie kann jetzt die Tron-Welt des Grids in die Realität gebracht werden – allerdings mit einer Lebenszeit von nur 29 Minuten. Warum? Auch das ist egal. Verschiedene Kasperletheater-Charaktere begeben sich auf die Jagd nach der „Unendlichkeits-Formel“. Jared Leto spielt einmal mehr Jared Leto: selbstbezogen und manieriert. Gillian Andersons Talent wird achtlos verschwendet; sie bleibt eine Randnotiz in einem Film, dessen Mitwirkung sie spätestens bei der Premiere bitterlich bereuen dürfte. Jodie Turner-Smith und Evan Peters verwechseln Kiefermahlen und Augenaufreißen mit Schauspiel.

Die Handlung ist ein Lehrstück der Belanglosigkeit: Figuren reden endlos, während sie im Auto sitzen, tun nichts nachvollziehbares, bleiben bedeutungslos. Trotz aller Banalität erklären immer wieder (offensichtlich nachträglich eingefügte) Dialoge die Handlung. Backstorys existieren nur, weil das Handbuch für Drehbuchschreiben es so vorsieht. Nichts trägt, nichts verbindet sich.
Selbst der Score von Nine Inch Nails – sonst ein Garant für Dichte und Atmosphäre – scheitert hier komplett: Musik und Film finden nie zueinander; jeder Einsatz wirkt zufällig.

TRON: ARES steht sinnbildlich für misslungenes Franchise-Kino: Produkte, die sich als Ereignisse verkleiden, während sie inhaltlich verdorren. Eine leere Simulation von Kino – perfekt gerendert, aber ohne jede Seele. Die Amerikaner haben für solche Unterhaltungsware ein schönes deutsches Wort: Dreck.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Tron: Ares“
USA 2025
119 min
Regie Hans Joachim Rønning

Tron: Ares

alle Bilder © Walt Disney Company

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The Mastermind

THE MASTERMIND

The Mastermind

THE MASTERMIND

Achtung, Ironie: Kunsträuber JB Mooney ist alles andere als ein genialer Geist

Ab 16. Oktober 2025 im Kino

Der Titel verspricht einen raffinierten Krimi, das Marketing verkauft den Film als Heist-Movie – doch wer Regisseurin Kelly Reichardt kennt, ahnt schnell: THE MASTERMIND ist weder das eine noch das andere. Statt Spannung oder Tempo bietet die Regisseurin ein lakonisch-entschleunigtes Drama mit tragikomischen Untertönen. Der eigentliche Coup: wie konsequent sie dabei Genreerwartungen unterläuft.

Massachusetts, 1970: Der arbeitslose Tischler JB Mooney (Josh O’Connor) plant seinen ersten großen Raub. Gemeinsam mit zwei Freunden will er vier moderne Gemälde aus einem Provinzmuseum stehlen. Der Plan ist dilettantisch, die Durchführung ebenso. Obwohl das Wachpersonal schläft, geht alles schief.

The Mastermind

THE MASTERMIND beginnt als charmante Loser-Geschichte mit trockenem Humor und stimmigem Retro-Flair in greige. Das 70er-Jahre-Setting wirkt authentisch, der lakonische Ton erinnert in Momenten an frühe Werke der Coen-Brüder. Doch tonal bleibt der Film unentschlossen: Mal scheint er ein tragikomischer Charakterfilm, dann wieder ein gescheitertes Krimidrama sein zu wollen – ohne sich je klar für eine Richtung zu entscheiden.

The Mastermind

Josh O’Connor ist großartig in seiner Rolle als unbegabter Kunsträuber. Er ist einer dieser Schauspieler, bei denen man sich fragt, woher man ihn noch kennt. Spätestens seit God’s Own Country (2017) ist er kein Geheimtipp mehr, Challengers (2023) mit Zendaya machte ihn einem breiten Publikum bekannt. Zuletzt drehte er – wieder unter der Regie von God’s Own Country-Regisseur Oliver Hermanus – gemeinsam mit Paul Mescal die schwule Liebesgeschichte The History of Sound.

The Mastermind

Quo vadis, MASTERMIND? Beim tragikomischen Abgesang auf große Pläne kleiner Geister ist der Weg interessanter als das Ziel. Die Geschichte driftet, je länger sie dauert, immer mehr Richtung Nichts. Am Ende fragt man sich: Was wollte uns das sagen?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Mastermind“
USA 2025
110 min
Regie Kelly Reichardt

The Mastermind

alle Bilder © MUBI

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A Big Bold Beautiful Journey

A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY

A Big Bold Beautiful Journey

A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY

Groß? Mutig? Schön? A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY ist allenfalls ganz nett

Ab 02. Oktober 2025 im Kino

Ja, das hätte was werden können: ein rauschhaftes, wildes Märchen, eine große Liebesgeschichte. Doch Regisseur Kogonada hat sich nicht getraut. 

Es beginnt mit einer kuriosen Episode: David leiht sich ein Auto, fährt zu einer Hochzeit, trifft dort auf Sarah. Es funkt, aber nur ein bisschen. Am nächsten Tag lotst ihn sein altmodisches Navi in ein Burger-Restaurant, wo sich die beiden erneut begegnen. Dann stellt das Gerät die entscheidende Frage: Wollen David und Sarah gemeinsam eine große, herausfordernde, wunderschöne Reise antreten? Natürlich sagen sie ja.

A Big Bold Beautiful Journey

Immerhin: Mit Margot Robbie und Colin Farrell stehen zwei echte Filmstars vor der Kamera, und wenigstens wegen der beiden lohnt sich die Reise. Vor allem Robbie verströmt Hollywoodglamour aus jeder Pore – egal, ob sie als Barbie verkleidet durch eine Plastikwelt läuft oder, wie hier, als Taylor-Swift-Doppelgängerin zurechtgemacht ist. Der verlässlich gute Colin Farrell ergänzt sie mit irisch-melancholischem Understatement.

A Big Bold Beautiful Journey

Die Reise führt sie durch Türen, die in die eigene Vergangenheit öffnen. Ein Roadtrip durch Erinnerungen, Kindheit, Jugend, verpasste Chancen. Doch schon bald zeigt sich das Problem: Was David und Sarah in ihren Rückblenden tun oder lassen, hat keinerlei Folgen. Es bleibt beim Schauen und Staunen – eine Nabelschau ohne Konsequenzen. Und schon kommt die nächste Tür. Und noch eine. Und dann noch eine. Und so weiter.

A Big Bold Beautiful Journey

So recht funktioniert A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY weder als Liebesfilm noch als Fantasy-Geschichte. Man hat eher den Eindruck, einem Off-Broadway-Theaterstück zuzuschauen, bei dem die Leinwandadaption nicht richtig geglückt ist. Alles ist korrekt ausgeleuchtet, hübsch anzusehen, nur nie wirklich riskant. Kogonada scheint überfordert von der konstruierten Geschichte; die Inszenierung tastet sich vorsichtig durch Szenen, die nach Mut, Überschwang, ja sogar nach großem Kitsch verlangt hätten. Stattdessen herrscht artige Behutsamkeit.

A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY will vieles sein – Liebesgeschichte, Fantasy, existenzielles Roadmovie – und ist am Ende vor allem eines: zu brav. Ein Film, dem das entscheidende Quäntchen Wahnsinn fehlt.

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Originaltitel „A Big Bold Beautiful Journey“
USA 2025
109 min
Regie Kogonada

A Big Bold Beautiful Journey

alle Bilder © Sony Pictures

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The Smashing Machine

THE SMASHING MACHINE

The Smashing Machine

THE SMASHING MACHINE

Wenn der Fels zerbricht – THE SMASHING MACHINE

Ab 02. Oktober 2025 im Kino

Dass man Dwayne „The Rock“ Johnson mal als verletzlichen Charakterdarsteller sehen würde, hätte vor ein paar Jahren wohl niemand gedacht. Nun aber schlüpft der ehemalige Wrestling-Star in die Rolle des Mixed Martial Arts-Kämpfers Mark Kerr – und siehe da: Der Mann kann mehr, als CGI-Monster verprügeln. In THE SMASHING MACHINE zeigt Johnson eine überraschende Wandlungsfähigkeit: verletzlich, suchend, fast schon zart.

Regie führt Benny Safdie, der schon in Der schwarze Diamant Adam Sandler vom Komiker zum tragischen Helden wandeln konnte. Auch diesmal hat Safdie ein Händchen dafür, einen Schauspieler aus seiner Komfortzone zu locken – und mitten hinein in den seelischen Abgrund. Johnsons Kerr ist ein Berserker im Ring, doch im Leben ein Getriebener, zerrissen zwischen Erfolgsdruck, Rausch und Selbstzerstörung. Es ist eine Paraderolle für Dwayne Johnson, ähnlich mutig, wie zuletzt Pamela Andersons in The Last Showgirl.

The Smashing Machine

An Johnsons Seite: Emily Blunt als Dawn Staples. Mit schöner amerikanischer Tussigkeit sorgt sie dafür, dass die Geschichte nicht in testosterongetränkter Pose versinkt. Und ganz nebenbei hat das Paar Blunt/Johnson eine Chemie, die man eher in einem Indie-Drama vermutet hätte als im MMA-Milieu.

The Smashing Machine

Natürlich sollte man Freund dieses ganz speziellen Sports sein: Brutale Schläge ins Gesicht und Tritte in die Rippen sind nicht jedermanns Sache. Auf Dauer (und es gibt zahllose Kampfszenen in THE SMASHING MACHINE) ist das etwas ermüdend. Interessanter ist vor allem das, was außerhalb des Rings passiert – Beziehungskrisen, Sucht und der Kampf Kerrs gegen seine eigenen Dämonen, die viel schwerer niederzuringen sind als jeder Gegner.

The Smashing Machine

THE SMASHING MACHINE ist nicht nur ein Sportlerdrama, sondern auch eine interessante Antwort auf den DC- und Marveloverkill des Kinos: keine Superhelden, keine Laserstrahlen, kein Weltuntergang. Stattdessen ein Dwayne Johnson, der tatsächlich schauspielern kann. Und das ist – Überraschung! – spannender als jede CGI-Schlacht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Smashing Machine“
USA 2025
123 min
Regie Benny Safdie

The Smashing Machine

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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The Negotiator

THE NEGOTIATOR

The Negotiator

THE NEGOTIATOR

Politthriller mit Riz Ahmed und Lily James

Ab 25. September 2025 im Kino

Whistleblower leben gefährlich. Gut, dass es Menschen wie Ash gibt – ein sogenannter „Fixer“, der zwischen Unternehmen mit dunklen Geheimnissen und Mitarbeitern, die über brisante Informationen verfügen, vermittelt. Alles läuft vollkommen anonym ab: Telefonate werden ausschließlich über einen Relay-Dienst (daher der Originaltitel „Relay“) für Hörgeschädigte geführt. Anstelle der Stimmen der Gesprächspartner hören alle Beteiligten nur die eines neutralen Vorlesers.

The Negotiator

Eines Tages erhält Ash (Riz Ahmed) eine Nachricht von Sarah (Lily James), Wissenschaftlerin in einem großen Biotech-Konzern. Sie berichtet von einer Vertuschungsaktion ungeahnten Ausmaßes. Da ihre Firma sie bereits ins Visier genommen hat, sucht Sarah Schutz bei Ash.

Der Film entfaltet sich als raffiniertes Katz-und-Maus-Spiel – eine Mischung aus Spionage- und Politthriller. Ein klassischer „Slowburner“, der sich Zeit nimmt und die Spannung behutsam steigert. Das erinnert an Klassiker wie Die drei Tage des Condors oder Der Schakal.  Sehr hübsche Idee: Der US-Trailer ist im Retro-Stil dieser Filme gemacht, inklusive altmodischer Offstimme (siehe Link weiter unten).

The Negotiator

Regisseur David Mackenzie gelingt es zumindest in den ersten zwei Dritteln, einen stillen, aber fesselnden Paranoia-Thriller zu inszenieren. Leider geht dem Film gegen Ende die Luft aus.

Statt dem Publikum mehr zuzutrauen, verliert sich das Drehbuch in Übererklärungen und allzu vorhersehbaren Wendungen. Vor allem die letzte Viertelstunde mit einer lachhaften Verfolgungsjagd und uninspiriert inszenierten Actionszenen trübt den Gesamteindruck. Am Ende bleibt THE NEGOTIATOR der Versuch, an die großen Politthriller der 70er-Jahre anzuknüpfen, ohne deren Klasse zu erreichen.

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Originaltitel „Relay“
USA 2025
112 min
Regie David Mackenzie

The Negotiator

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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One Battle After Another

ONE BATTLE AFTER ANOTHER

One Battle After Another

ONE BATTLE AFTER ANOTHER

Ein Kampf nach dem anderen – Paul Thomas Andersons meisterhafter neuer Film

Ab 25. September 2025 im Kino

Amerika, ein vergiftetes Land: Schwarz gegen Weiß, Arm gegen Reich, Militär gegen Zivilisten – Ein Kampf nach dem anderen und kaum einer, der nicht mit Gewalt ausgetragen wird. Ein Bürgerkrieg steht unmittelbar bevor, wenn er nicht längst begonnen hat. In dieser zerrissenen Gesellschaft siedelt Paul Thomas Anderson sein neues Werk ONE BATTLE AFTER ANOTHER an – und liefert einen Film, der gleichermaßen politische Satire, Action- und Familiendrama ist.

Es ist ein wildes Überraschungsei, ein fiebriger, dreistündiger Trip durch ein Land am Abgrund, der den Zuschauer gleichermaßen elektrisiert und erschöpft. Aber genau diese Überforderung ist es, die den Film zu einem Ereignis macht.

One Battle After Another

Im Zentrum steht Bob (Leonardo DiCaprio), ein gealterter Revolutionär, der seine Tage im Rausch aus Drogen und Paranoia verbringt. Einzig seine Tochter Willa (Chase Infiniti) bildet eine geerdete Konstante in seinem Leben. Als sein alter Erzfeind Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) auftaucht und Willa verschwindet, beginnt eine verzweifelte Suche – und eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit.

So sehr ONE BATTLE AFTER ANOTHER als Familiendrama funktioniert, so deutlich ist es auch ein politischer Kommentar. Die Vereinigten Staaten, die der Film zeichnet, werden von weißen Männern aus dem Hintergrund in Richtung Diktatur gelenkt. Was als Satire beginnt, kippt immer wieder ins Beängstigende – gerade weil vieles nicht mehr weit von der Realität entfernt scheint. Mittlerweile stehen die Männer aus dem Hintergrund schamlos im Rampenlicht.

One Battle After Another

Anderson inszeniert das mit epischer Wucht im VistaVision-Format. Zwischen grotesken Satiremomenten – etwa einer weißen Geheimgesellschaft, die sich weihnachtlich mit „Hail, St. Nick!“ grüßt – und furiosen Actionszenen, wie einer atemlosen Autoverfolgung über schnurgerade Wüstenstraßen, gelingt ihm die Balance von Ernst und Groteske.

Das Ensemble agiert dabei in Hochform: Leonardo DiCaprio, Teyana Taylor, Benicio del Toro und vor allem Sean Penn als finsterer Antagonist. Es wäre ein Wunder, wenn nicht wenigstens einer von ihnen für den Oscar nominiert würde.

One Battle After Another

Ja, die fast drei Stunden fordern Durchhaltevermögen. Doch ONE BATTLE AFTER ANOTHER ist Kino in Reinform: überbordend, verstörend, berührend – und politisch von unheimlicher Aktualität. Die Fülle an Charakteren und Handlungssträngen ist meisterhaft verknüpft. Es passiert viel, doch nichts davon ist überflüssig. Anderson hat einen modernen Klassiker geschaffen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „One Battle After Another“
USA 2025
162 min
Regie Paul Thomas Anderson

One Battle After Another

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Downton Abbey: Das große Finale

DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE

Downton Abbey: Das große Finale

DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE

Nach 15 Jahren ist Schluss: Eine letzte Reise in die Welt der Adelsfamilie Crawley und ihrer Dienerschaft.

Ab 18. September 2025 im Kino

Menschen, die sich noch nie für Downton Abbey interessiert haben, werden den Abschiedsfilm sterbenslangweilig finden. Familie Crawley? Who? Für Fans der Serie dagegen ist DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE zwei Stunden perfekte Kinounterhaltung.

Downton Abbey: Das große Finale

Upstairs, Downstairs – ein kleiner Rückblick: Sechs TV-Staffeln und zwei Kinofilme lang durfte man den Crawleys und ihrem Personal dabei zusehen, wie sie Tee servieren, um Porzellan streiten und historische Umbrüche erstaunlich unbeschadet überstehen. Tote im Bett, gefallene Dienstmädchen und überraschend auftauchende Cousins sorgten für Drama, während der Butler steif „I’d rather not say, Mylord“ murmelte. Spätestens seit ein Filmteam durchs Schloss stolperte, wusste man: Diese Serie war immer schon die am teuersten produzierte Seifenoper unter den Historiendramen.

Downton Abbey: Das große Finale

Nun also das Jahr 1930: Lady Mary (Michelle Dockery) leidet nach ihrer Scheidung unter gesellschaftlicher Ächtung, Lord Robert Crawley (Hugh Bonneville) unter Finanzsorgen, und Großmutter Violet hat ihre scharfzüngigen Kommentare für immer eingestellt.

Downton Abbey: Das große Finale

Der Film ist ein fabelhafter Abschied von allen Figuren und dem herrlichen Landsitz in der Grafschaft Hampshire. Die Sets strahlen in opulentem Glanz, der Humor bleibt verlässlich britisch trocken. Und das Beste: Der Film spielt tatsächlich in Downton Abbey mit den Originalstars. Keine Reise nach Frankreich oder sonstige Ablenkungen.

Downton Abbey: Das große Finale

Fanservice mal positiv: DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE hat alles, was sich Freunde der Serie erhoffen dürfen. Es ist ein eleganter, emotionaler und befriedigender Abschied.

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Originaltitel „Downton Abbey: The Grand Finale“
UK / USA 2025
124 min
Regie Simon Curtis

Downton Abbey: Das große Finale

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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The Long Walk

THE LONG WALK

The Long Walk

THE LONG WALK

Den Titel kann man wörtlich nehmen: In THE LONG WALK geht es um genau das – einen mörderisch langen Fußmarsch.

Ab 11. September 2025 im Kino

Gar nicht so utopisch: Die USA werden von einem autoritären Militärregime kontrolliert. Zur Volksunterhaltung muss einmal im Jahr eine Gruppe junger Männer um ihr Leben laufen. Wer langsamer wird oder gar stoppt, wird erschossen.

Sport als Überlebenskampf? Das erinnert an Die Tribute von Panem. Hat auch derselbe Regisseur gemacht: Francis Lawrence ist Fachmann für dystopische Jugendgeschichten.

The Long Walk

Nach The Life of Chuck ist das schon die zweite gelungene Verfilmung einer Stephen-King-Geschichte in diesem Jahr. Bemerkenswert: THE LONG WALK wurde in chronologischer Reihenfolge gedreht – eine Seltenheit in Hollywood –, um die psychischen und physischen Strapazen der Schauspieler möglichst authentisch einzufangen.

The Long Walk

Ganz hervorragend: Cooper Hoffman, bekannt aus Licorice Pizza, und David Jonsson, der zuletzt für Alien: Romulus vor der Kamera stand. Und wie in The Life of Chuck spielt auch hier Star-Wars-Legende Mark Hamill mit – diesmal als menschenverachtender Bösewicht.

The Long Walk

THE LONG WALK ist harte Kost. Ein, zwei Nahaufnahmen weniger von Kopfschüssen hätten es auch getan. Aber die Brutalität schafft Fallhöhe: Alles ist möglich, jeder kann der Nächste sein.

Das etwas andere Roadmovie: toll gespielt und packend bis zum bitteren Ende. Der lange Weg ins Kino lohnt sich.

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Originaltitel „The Long Walk“
USA 2025
108 min
Regie Francis Lawrence

The Long Walk

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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Brave the Dark

BRAVE THE DARK

Brave the Dark

BRAVE THE DARK

Christliche Werte vermitteln – warum nicht? Wer’s mag. Ob das allerdings so klischeebeladen und cringe wie in BRAVE THE DARK geschehen muss, ist fraglich.

Ab 11. September 2025 im Kino

Pennsylvania, 1986: Stan Deen (Jared Harris) ist Mitte fünfzig und oft traurig. Der Lehrer für Englisch und Theater hat vor über zwei Jahren seine Mutter verloren. Die alte Dame und ihr alleinstehender Sohn haben zusammengelebt, Stan hat sich aufopferungsvoll um sie gekümmert.

An seiner Schule sind alle wahnsinnig nett und grüßen sich mit Namen. Nur der 17-jährige Nate (Nicholas Hamilton) macht Ärger. Keine Überraschung, schließlich trägt er Lederjacke und raucht! Dann wird er auch noch bei einem Einbruch erwischt und landet im Knast. Die Eltern tot, die Großeltern entfremdet, die Freundin wendet sich ab. Nur sein Lehrer Mr. Deen sieht das Gute in dem jungen Troublemaker und bietet an, seine Vormundschaft zu übernehmen.

Brave the Dark

Der hübsche Boy, der von der Seite ein bisschen wie der junge Kevin Bacon aussieht (und in einer späteren Tanzszene auch dessen Footloose-Moves drauf hat), und der ältere, alleinstehende Herr ziehen zusammen.

Nein, Halt. So eine Geschichte ist das nicht.

BRAVE THE DARK ist keine schwule Sugardaddy-Story. Dass der Lehrer – ganz nach guter alter Onkelmanier – dem Knaben Schokolade schenkt, ihn bei sich einziehen lässt und der Jungschauspieler einmal zu oft grundlos das T-Shirt auszieht: geschenkt. Wer Böses denkt, hat die himmlische Botschaft nicht verstanden.

Brave the Dark

Die christliche Gutmenschgeschichte basiert auf wahren Begebenheiten (steht jedenfalls im Vorspann) und wurde von den Angel Studios produziert. Dahinter steckt eine erzkonservative Mormonengruppe aus Utah. Neben BRAVE THE DARK haben die bereits das dilettantisch gemachte und inhaltlich fragwürdige Drama Bonhoeffer in die Kinos gebracht. Erschreckenderweise, aber wenig überraschend, sind die Angel-Studios mit ihren Werken in den USA sehr erfolgreich.

Brave the Dark

Interessanter als das öde Rührstück: Der 2002 verstorbene irische Schauspieler Richard Harris (Gladiator, Harry Potter) hatte zwei Söhne. Der eine ist ebenfalls ein berühmter Schauspieler: Jared Harris – genau, der aus Mad Men und Chernobyl. Der andere heißt Damian Harris und ist Regisseur, unter anderem von BRAVE THE DARK. Und das erklärt wiederum, weshalb sich ein so hervorragender Schauspieler wie Jared in einen derart fragwürdigen Film verirrt: aus Bruderliebe! Amen.

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Originaltitel „Brave the Dark“
USA 2025
112 min
Regie Damian Harris

Brave the Dark

alle Bilder © Kinostar

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Conjuring 4: Das letzte Kapitel

CONJURING 4: DAS LETZTE KAPITEL

Conjuring 4: Das letzte Kapitel

CONJURING 4: DAS LETZTE KAPITEL

Der mittlerweile neunte Teil der „Conjuring“-Reihe bietet angenehmen Nostalgie-Grusel.

Ab 04. September 2025 im Kino

Vor zwölf Jahren revolutionierte ein vergleichsweise kleiner Film aus Amerika das Horrorgenre. Der auf angeblich „wahren“ Begebenheiten basierende Conjuring wurde zur Blaupause für nahezu alle Spuk- und Exorzismusfilme der folgenden Jahre – ein Effekt, den zuvor nur Der Exorzist Anfang der 1970er-Jahre ausgelöst hatte.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel

Das Conjuring-Universum (ja, so etwas gibt es) wächst immer weiter. Das Franchise rund um Geister, besessene Puppen und böse Nonnen hat inzwischen so viele Prequels, Spin-offs und Sequels, dass es mitunter schwer fällt, den Überblick zu behalten.

Der Titel verrät es: Die Ur-Story geht mit „Das letzte Kapitel“ zu Ende – zumindest vorläufig. Wer weiß, ob nicht bald eine „Next Generation“ auf Geisterjagd geht. Nach dem schwächeren dritten Teil schlüpfen erneut Vera Farmiga (wie immer großartig) und Patrick Wilson in die Rollen der paranormalen Ermittler Ed und Lorraine Warren.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel

Im Jahr 1986 wird die Smurl-Familie von einem Dämon heimgesucht, der sich in einem Spiegel verbirgt. Gespoilert wird hier nichts, doch das Drehbuch versteht es, den neuen Fall geschickt mit dem Schicksal der Warrens zu verknüpfen. Anstatt hastig von einem Jumpscare zum nächsten zu hetzen, nimmt sich der Film wohltuend viel Zeit und drückt zuverlässig die richtigen emotionalen Knöpfe. Vor allem ein Publikum, das sich am digitalen Effektgewitter moderner Horrorproduktionen müde gesehen hat, dürfte an diesem fast altmodisch anmutenden Geisterfilm Gefallen finden.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel

Und wie gruselig ist das Ganze nun? Nicht übermäßig. Das liegt weniger an handwerklichen Schwächen als vielmehr am allzu vertrauten Schema solcher Filme. Es ist ein wenig wie die hundertste Fahrt mit der Geisterbahn: nicht mehr so erschreckend wie beim ersten Mal, aber immer noch gut für eine wohlige Gänsehaut.

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Originaltitel „The Conjuring: Last Rites“
USA 2025
135 min
Regie Michael Chaves

Conjuring 4: Das letzte Kapitel

alle Bilder © Warner Bros. Pictures

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Caught Stealing

CAUGHT STEALING

Caught Stealing

CAUGHT STEALING

An diesem Thriller ist nichts, aber auch gar nichts außergewöhnlich.

Ab 28. August 2025 im Kino

Außer vielleicht, dass der Regisseur Darren Aronofsky heißt. Der hat mit Werken wie Requiem for a Dream, The Wrestler oder dem Oscar-prämierten The Whale bisher vor allem Filme von künstlerischem Gewicht abgeliefert – eher „Arthouse“ als Blockbuster-Kino. Umso überraschender, dass er sich nun CAUGHT STEALING als neues Projekt ausgesucht hat. Die Tagline „Zwei Russen, zwei Juden und ein Puertoricaner gehen in eine Bar“ fasst den simplen Plot schon recht präzise zusammen.

Caught Stealing

Ex-Baseballspieler Hank Thomas (Austin Butler) führt ein unspektakuläres Leben: nette Freundin (Zoë Kravitz), Barkeeper-Job in New York, liebevolle Mama. Bis sein Punk-Nachbar Russ (Matt Smith) ihn bittet, für ein paar Tage auf seine Katze aufzupassen. Was harmlos klingt, entwickelt sich zum Albtraum. Plötzlich tauchen ultrabrutale Gangster auf, die alle etwas von Hank wollen – nur er selbst hat keine Ahnung, was das sein könnte.

Caught Stealing

Das ist souverän inszeniert, keine Frage. Auch die Besetzung kann sich sehen lassen: Neben Butler, Kravitz und Smith treten Regina King, Vincent D’Onofrio und Liev Schreiber in Nebenrollen auf.

Und doch wirkt CAUGHT STEALING wie eine routinierte Auftragsarbeit. Weder visuell noch inhaltlich sticht der Film heraus. Am ehesten erinnert die Geschichte vom ahnungslosen Mann, der wider Willen in einen Strudel aus Gewalt gerät, an eine geerdete Version von John Wick.

Caught Stealing

Die Romanvorlage von Charlie Huston bildet den ersten Teil einer Trilogie – da wird die Fortsetzung (bei Erfolg) nicht lange auf sich warten lassen. Das Buch erklärt auch die zeitliche Verortung der Geschichte: Denn warum das Ganze 1998 spielt, erschließt sich auch nach dem dritten Establishing Shot mit den Twin Towers nicht wirklich.

CAUGHT STEALING unterscheidet sich deutlich von Aronofskys bisherigen Arbeiten. Statt existenzieller Schwere gibt’s wildes Geballer. Immerhin scheint es, als hätten der Regisseur und sein Ensemble beim Dreh ihren Spaß gehabt. Das Ergebnis kann man sich anschauen – kuckt sich gut weg, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

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Originaltitel „Caught Stealing“
USA 2025
107 min
Regie Darren Aronofsky

Caught Stealing

alle Bilder © Sony Pictures

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Die Rosenschlacht

DIE ROSENSCHLACHT

Die Rosenschlacht

DIE ROSENSCHLACHT

Remake von "Der Rosenkrieg": Liebe, Hass und ein Hauch von Foodporn

Ab 28. August 2025 im Kino

Nach Der Schuh des Manitu und Naked Gun ist DIE ROSENSCHLACHT endlich mal eine Komödie für Erwachsene. Sie (Olivia Colman) steht kurz davor, als gefeierte Köchin ihre eigene Restaurantkette zu eröffnen, er (Benedict Cumberbatch) ist ein visionärer Architekt, der mit Statik auf Kriegsfuß steht. Als eines seiner Prestigeprojekte – ein Museum in Form eines Schiffes – spektakulär in sich zusammenbricht, verliert er Job und Reputation. Rollenwechsel: Er kümmert sich um die Kinder, sie macht Karriere.

Die Rosenschlacht

Das Drehbuch, basierend auf Warren Adlers Roman The War of the Roses, 1989 schon einmal mit Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny DeVito verfilmt, schlägt diesmal einen leichteren Ton an. In der ersten Hälfte sieht man den beiden schlicht beim Glücklichsein zu – und wünschte fast, es bliebe dabei. Doch wer die Vorlage kennt, ahnt: Das Glück währt nicht. Der dritte Akt, in dem der Rosenkrieg offen ausbricht, ist vielleicht der schwächste Teil – nicht schlecht, aber weniger charmant als das lange Vorspiel.

Die Rosenschlacht

Cumberbatch und Colman spielen die Liebe ebenso glaubhaft wie den tiefen Hass. Die beiden SNL-Veteranen Andy Samberg und Kate McKinnon setzen als herrlich schräg-creepy Nebenfiguren komödiantische Glanzlichter. Regisseur Jay Roach (vor allem für die Austin-Powers-Reihe bekannt) inszeniert mit straffem Bogen, schnellen Wortgefechten und visueller Opulenz: Foodporn aus der Profiküche trifft auf architektonische Träume (das Haus am Meer!).

Die Rosenschlacht

DIE ROSENSCHLACHT ist ein bissiges Ehedrama und zugleich eine elegante, witzige Studie darüber, wie schnell Nähe in Krieg umschlagen kann – gewürzt mit britischem Humor und einem tollen Ensemble. Fazit: Beziehungen sind wie Häuser und Soufflés: schön, solange sie nicht zusammenfallen.

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Originaltitel „The Roses“
USA 2025
105 min
Regie Jay Roach

Die Rosenschlacht

alle Bilder © The Walt Disney Company

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We All Bleed Red

WE ALL BLEED RED

We All Bleed Red

WE ALL BLEED RED

Ein Film über den deutschen Fotografen Martin Schoeller

Ab 28. August 2025 im Kino

Er glättet nichts. Keine Haut, keine Wahrheit. Jede Pore, jede Falte, jeder Makel bleibt – nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Prinzip. Und doch drängen sich die Stars vor seiner Kamera: Barack Obama, Bill Clinton, George Clooney, Jack Nicholson, Taylor Swift. Wer Rang und Namen hat, lässt sich von ihm im besten Sinne entblößen. Seine Bilder sind inzwischen so berühmt, wie die Menschen, die darauf zu sehen sind. Martin Schoeller ist der Starfotograf aus Deutschland.

We All Bleed Red

Schoellers extreme Nahaufnahmen – jene Close Ups vor neutralem Hintergrund – sind radikal. Sie sind klinisch, aber nie kalt. Das ist Schoellers Kunst: Er entlarvt nicht, er offenbart. WE ALL BLEED RED dokumentiert nicht nur den Fotografen bei der Arbeit, sondern vor allem seine Haltung. Die Technik bleibt Randnotiz – im Zentrum stehen die Menschen.

We All Bleed Red

In seinen privaten Projekten sind es nicht mehr die Schönen und Mächtigen, sondern die Außenseiter, denen Schoeller sich zuwendet: Drogensüchtige, Obdachlose, Transpersonen. Vor allem aber: ehemals Inhaftierte, unschuldig Verurteilte, die Jahre oder Jahrzehnte ihres Lebens hinter Gittern verloren haben. Weil ihre Gesichter auf Standbildern zu normal wirkten, entschied sich Schoeller für eine andere Methode – kurze Filmsequenzen, das Gesicht in Bewegung, dazu aus dem Off ihre Stimme, ihre Geschichte.

We All Bleed Red

Schoellers Bilder hängen in den Museen der Welt, sind Zeitdokumente. Kaum ein Fotograf verdichtet den Menschen im Bild so auf das Wesentliche. Seine Frau Helen bringt die Magie der Porträts auf den Punkt: „It takes ten years to appreciate your Martin Schoeller close-up. Usually you cry. And then, ten years later, you realize how good you looked.“

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Deutschland 2024
87 min
Regie Josephine Links

We All Bleed Red

alle Bilder © Salzgeber

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Sketch

SKETCH

Sketch

SKETCH

Ein Kinderfilm auch für Erwachsene - mit Animationen vom Großen Tobi

Ab 21. August 2025 im Kino

Amber ist eine Mutterwaise – oder wie sie sich selbst nennt: eine „Mutwaise“. Zusammen mit ihrem Bruder Jack und ihrem fürsorglichen Vater versucht sie, den plötzlichen Tod der Mutter zu verarbeiten. Als therapeutisches Werkzeug benutzt sie dazu ein Buch, in das sie all ihre düsteren Gedanken – inklusive Mord- und Totschlagsfantasien – malt. Eines Tages entdeckt Jack zufällig, dass ein kleiner See in der Nähe des Familienhauses Dinge zum Leben erwecken und Kaputtes wieder heilen kann. Wie in Amerika oft üblich, bewahrt die Familie die Asche der verstorbenen Mutter zu Hause auf…

Nein, das ist keine neue Version von Friedhof der Kuscheltiere. Denn SKETCH ist, wie gesagt, ein Kinderfilm. Statt der Mutterasche fällt Ambers Malbuch in den Teich – und erweckt zahllose kunterbunte Monster zum Leben.

Sketch

Und genau das macht SKETCH zu etwas Besonderem: Statt fotorealistischer Fantasywesen stapfen hier von Kinderhand gezeichnete Krickel-Krackel-Geschöpfe über die Leinwand. Dass diese zwar niedlich aussehen, aber durchaus gefährlich werden können, erfahren die Geschwister bald am eigenen Leib.

Sketch

Regisseur und Drehbuchautor Seth Worley weckt mit seinem Spielfilmdebüt Erinnerungen an Gareth Edwards’ Monsters– nur eben kindgerecht gemacht. Für die Eltern gibt es ein paar emotionale Botschaften über Verlust und Trauerbewältigung. Dazu sieht das Ganze erstaunlich gut aus, hat einen feisten Soundtrack, und die Kinder nerven fast gar nicht.

Sketch

Massiven Punktabzug gibt es fürs Ende – allerdings nicht das Ende des Films, sondern für das, was während des Abspanns gezeigt wird: ein Werbespot für eine App, mit der die lieben Kleinen ihre eigenen Zeichnungen zum Leben erwecken können. Werbung im Kino ist schon schlimm, als Teil eines Spielfilms noch schlimmer – aber so plump und schamlos, wie hier, hat man das selten erlebt. Im Stil eines 90er-Jahre-„MB präsentiert“-Commercials, inklusive schlecht synchronisierter Ami-Kids – „Oh, wow!“ – soll hier noch schnell Kasse gemacht werden. Am besten das Kino vorher fluchtartig verlassen und den putzigen Film in guter Erinnerung behalten.

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Originaltitel „Sketch“
USA 2024
95 min
Regie Seth Worley

Sketch

alle Bilder © Kinostar Filmverleih

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Nobody 2

NOBODY 2

Nobody 2

NOBODY 2

Wenn John Wick auf Comedy trifft, kommt dabei NOBODY 2 heraus. Kein Wunder, schließlich steckt der selbe Drehbuchautor dahinter.

Ab 21. August 2025 im Kino

Morden macht müde: Deshalb fährt Hutch Mansell mitsamt Familie und Opa in Urlaub. Aber nicht irgendwohin, sondern in einen runtergekommenen Freizeitpark. Keine 5 Minuten später und schon hat Mr. Nobody Ärger.

Nobody 2

Same, same, but different: Wie schon im ersten Teil stolpert der Auftragskiller mit der kurzen Zündschnur von einer Prügelei zur nächsten. Die Glaubwürdigkeit geht dabei schnell über Bord: Ein Mann gegen 20 Gegner, ja, ja. Zum Glück ist Bob Odenkirk ein hervorragender Schauspieler, dem man gerne zuschaut, selbst wenn er den fünfundsiebzigsten Bösewicht verdrischt. Dank ihm ist NOBODY 2 stellenweise richtig lustig. Dazu das Comeback von Sharon Stone, die hier ungehemmt overacted. 

Nobody 2

Ganz okay – Für 90 Minuten unterhaltsames Actionkino reicht’s allemal.

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Originaltitel „Nobody 2“
USA 2025
90 min
Regie Timo Tjahjanto

Nobody 2

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Was ist Liebe wert

WAS IST LIEBE WERT

Was ist Liebe wert

WAS IST LIEBE WERT

Als romantische Komödie beworben, ist WAS IST LIEBE WERT weder besonders lustig und schon gar nicht romantisch.

Ab 21. August 2025 im Kino

Eine RomCom sollte bei ihren Zuschauern gute Laune verbreiten – wenigstens für kurze Zeit – und im besten Fall den Glauben an die große Liebe wiedergeben. WAS IST LIEBE WERT erreicht das genaue Gegenteil. Ein Film, der jede Leichtigkeit aufsaugt und als bleischwere schlechte Laune wieder ausspuckt.

Der Titel legt es nahe: Liebe ist eine Ware. Lucy arbeitet in New York als Dating-Beraterin für eine Partnervermittlung. Sehr erfolgreich. Und trotzdem ist sie Single. Bei einer Hochzeit lernt sie den charmanten Multimillionär Harry Castillo kennen. Ein echtes „unicorn“ – So wird in der Matchmaker-Szene ein Mann genannt, der alle Boxen checkt: Gutaussehend, reich, gebildet, sympathisch und vor allem über 1.80 m groß. Lucy scheint das Gewinnerlos gezogen zu haben. Wenn da nicht noch ihr Ex-Freund John wäre, ein Gelegenheits-Schauspieler, der sein Leben nicht auf die Reihe bringt.

Was ist Liebe wert

Die Superstars Pedro Pascal, Dakota Johnson und Chris Evans bewegen sich durch ein zu sauber geputztes New York – schöne Menschen in schöner Umgebung – fehlt nur eins: die Chemie. Doch die sucht man hier vergeblich. Oberflächliche Dialoge, hölzernes Spiel und unglaubwürdige Charaktere lassen keine romatische Stimmung aufkommen.

Was ist Liebe wert

In Materialists (so der passendere Originaltitel) gibt es außer der Ausstattung nicht viel, was man mögen kann. Und das liegt zum größten Teil an den Schauspielern: Chris Evans nudelt seine Rolle komplett lustlos runter, während Dakota Johnson einem schwarzen Loch gleich alle Energie schluckt. Einzig Pedro Pascal schafft es, ein bisschen Witz in die trostlose Angelegenheit zu bringen.

Was ist Liebe wert

WAS IST LIEBE WERT hat wenig Charme und irritiert mit einer unangebrachten Ernsthaftigkeit. Rätselhaft, weshalb die un-RomCom des Jahres von der US-Kritik so gefeiert wird.

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Originaltitel „Materialists“
USA / Finnland 2025
109 min
Regie Celine Song

Was ist Liebe wert

alle Bilder © Sony Pictures

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Weapons

WEAPONS

Weapons

WEAPONS

Unheimlicher wird’s nicht: WEAPONS ist der Horrorfilm des Jahres

Ab 07. August 2025 im Kino

In einer Kleinstadt verschwinden eines Nachts um Punkt 2:17 Uhr 17 Kinder einer Schulklasse. Niemand weiß, was passiert ist. Die trauernden Eltern machen die neue Lehrerin Justine Grandy verantwortlich.

Weapons

Ja, WEAPONS ist in vielerlei Hinsicht grotesk – darauf muss man sich einlassen. Dass der Film – obwohl die Gefahr zwischendurch besteht – nicht zu einer M.-Night-Shyamalan-Lachnummer verkommt, verdankt er unter anderem seiner Besetzung: Neben Josh Brolin und Benedict Wong überzeugt die frischgebackene Silver Surferin Julia Garner als Lehrerin mit dunkler Vergangenheit. Vor allem ist es die souveräne Regie von Zach Cregger, die die wilde Mischung aus Horror, Psychothriller, makabrer Komödie und Märchen am Laufen hält. Cregger hatte bereits mit Barbarian sein Talent für das Horror-Mystery-Genre bewiesen.

Weapons

WEAPONS entfaltet seine maximale Wirkung, wenn man ihn ganz ohne Vorwissen anschaut. Bei einer Geisterbahnfahrt will man ja auch nicht wissen, welcher Schrecken an der nächsten Ecke lauert. Der Film lässt sich viel Zeit, wechselt mehrfach die Perspektive und hält über 128 Minuten Laufzeit hinweg eine konstant hohe Spannung – bis all die erzählerischen Fäden und Knoten zu einem überraschenden (und befriedigenden) Ende zusammenlaufen. Als hätten die Gebrüder Grimm ein modernes Märchen inszeniert – Für Horrorfans ein Muss.

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Originaltitel „Weapons“
USA 2025
128 min
Regie Zach Cregger

Weapons

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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