Der Brutalist

DER BRUTALIST

Der Brutalist

DER BRUTALIST

Bauhaus- und Architekturfans aufgepasst: DER BRUTALIST ist nicht nur ein vielschichtiges Drama, sondern auch ein Einblick in die Gedankenwelt eines visionären Architekten.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Kann sich noch jemand an die von Michael Haneke höchstpersönlich Shot-für-Shot nachgedrehte amerikanische Version seines Thrillers „Funny Games“ erinnern? In diesem Remake spielten Michael Pitt und ein gewisser Brady Corbet die mörderischen Teenager – und genau dieser Corbet kehrt nun, fast 20 Jahre später, als Regisseur des außergewöhnlichen Dramas DER BRUTALIST zurück.

Der Brutalist

DER BRUTALIST ist so etwas wie die Arthouse-Version eines Sergio Leone Films. Ähnlich episch – die Geschichte spielt in den Jahren 1947 bis 1980 – nur eben nicht im Stil eines Hochglanz-Hollywood-Dramas, sondern als realistischer Blick auf eine längst vergangene Zeit. Dabei greift der Film aktuelle Themen wie Sucht, Missbrauch und die Erfahrungen von Flüchtlingen auf.

Der Brutalist

Der jüdische Architekt László Toth (Adrien Brody) flieht aus Nachkriegseuropa nach Amerika, um sich dort mit seiner Frau Erzsébet (Felicity Jones) eine neue Existenz aufzubauen. Doch der sensible Künstler tut sich schwer: bittere Armut, kein Dach über dem Kopf und die Seele vom Krieg verletzt. Erst der wohlhabende Industrielle Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) bietet Toth mit einem Großprojekt die Chance, sein außergewöhnliches Talent unter Beweis zu stellen.

Der Brutalist

Adrien Brody is back. Nachdem er 2002 einen Oscar gewonnen hat, war seine Rollenauswahl oft mehr von der Gage und weniger der Qualität der Drehbücher bestimmt. In DER BRUTALIST ist er so gut wie lange nicht. Dass er die richtige Besetzung für einen vom Zweiten Weltkrieg und den Nazigräulen gebrochenen Künstler ist, hat er schon in „The Pianist“ bewiesen.

Der Brutalist

DER BRUTALIST überzeugt nicht nur schauspielerisch. Trotz eines vergleichsweise lachhaften Budgets von 6 Millionen US-Dollar schafft es Regisseur Corbet, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Intimität und monumentaler Größe zu erzeugen. Dafür gab’s in Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Dialoge, Kamera (gedreht wurde auf 70 mm), Ausstattung, Schnitt und Sound machen den Film zu einem Gesamtkunstwerk. Und selbst die Länge von 3 Stunden und 35 Minuten klingt schlimmer als sie ist – DER BRUTALIST ist keine Sekunde langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Brutalist“
USA 2024
215 min
Regie Brady Corbet

Der Brutalist

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Wolf Man

WOLF MAN

Wolf Man

WOLF MAN

WOLF MAN enttäuscht an der amerikanischen Kinokasse und erzielt am ersten Wochenende nur 12,5 Millionen Dollar – ein mageres Ergebnis für eine Hollywoodproduktion.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Natürlich sagt der Geschmack des US-Publikums nichts über die Qualität eines Films aus. Doch eines wird deutlich: Die Welt sehnt sich nicht nach Remakes von Horror-Klassikern aus den 1930er-Jahren. Das sind erneut schlechte Nachrichten für die Universal Studios und ihren Versuch, ein „Dark Universe“ zu etablieren. Diese Idee galt nach dem Megaflop von „The Mummy“ ohnehin als begraben. Erst Leigh Whannells Neuinterpretation von „The Invisible Man“ weckte wieder Hoffnungen: Der Film konnte Kritiker wie Publikum gleichermaßen überzeugen.

Und was einmal funktioniert, lässt sich sicher wiederholen – so die Hoffnung. Mit dem gleichen Regisseur und einem ähnlichen Ansatz: eine interessante Besetzung, ein Hauch von Subversion gegenüber den Erwartungen, weitgehender Verzicht auf übertriebene Computereffekte und eine moderne Abkehr von der klassischen Vorlage. Doch bei WOLF MAN geht diese Rechnung nicht auf.

Wolf Man

Die Neuinterpretation der altbekannten Werwolf-Geschichte kann zumindest mit großartigem Audiodesign punkten. Doch an anderer Stelle hapert es: Die Charakterzeichnung bleibt flach, und die Handlung – der Schriftsteller Blake (Christopher Abbott) zieht mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und Tochter Ginger in die abgelegene Hütte seines Vaters und wird unterwegs von einem Werwolf gebissen – ist weder spannend noch gruselig. Stattdessen wirkt der WOLF MAN oft unfreiwillig komisch.

Wolf Man

Schauspielerisch überrascht der Film ebenfalls nicht: Die sonst herausragende Julia Garner ist diesmal erstaunlich blass. Auch die Effekte enttäuschen. Nichts gegen Nostalgie, aber wenn das Ergebnis wie eine Folge der Augsburger Puppenkiste aussieht – dann doch lieber CGI. Wem der Sinn nach ausgezeichneten analogen Effekten steht, der sollte sich lieber nochmal den 1981er-Klassiker „An American Werewolf In London“ anschauen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wolf Man“
USA 2024
103 min
Regie Leigh Whannell

Wolf Man

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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A Real Pain

A REAL PAIN

A Real Pain

A REAL PAIN

A REAL PAIN – Ein bittersüßes Roadmovie mit Kieran Culkin und Jesse Eisenberg

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Manche Filme sind wie ein gemütlicher Spaziergang – andere wie ein Marathon mit einem Stein im Schuh. A REAL PAIN, Jesse Eisenbergs zweite Regiearbeit, gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. Der Titel ist Programm: Dieser Film tut weh – und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Kieran Culkin spielt Benji, eine Mischung aus schmerzhaft peinlichem Quälgeist und verletzter Seele, die das Publikum genauso herausfordert wie die Figuren um ihn herum.

A Real Pain

Die Handlung klingt simpel: Zwei ungleiche Cousins – Culkin als nerviger Draufgänger Benji und Eisenberg als verklemmter Neurotiker David – reisen nach Polen, um auf den Spuren ihrer verstorbenen Großmutter zu wandeln. Doch was als Gedenkreise beginnt, wird schnell zu einem Chaos aus familiären Spannungen, peinlichen Momenten und unerwarteten Einsichten. Eisenberg, der auch das Drehbuch geschrieben hat, nutzt die Tour durch die Vergangenheit, um mit schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie Familientrauma aufzuarbeiten.

A Real Pain

Culkin stiehlt dabei – wenig überraschend – jede Szene. Sein Benji ist ein Typ, der einen zu Tode nervt – und dann plötzlich mit einer überraschenden Geste der Zärtlichkeit die Herzen gewinnt. Es ist, als hätte er seine Rolle aus „Succession“ noch ein Stück weitergedreht: lauter, anstrengender, aber auch verletzlicher. Eisenberg dagegen bleibt seinem Markenzeichen treu und spielt den überforderten, intellektuellen Stadtneurotiker perfekt.

A Real Pain

A REAL PAIN ist witzig, berührend und manchmal schwer auszuhalten – genau wie echtes Familienleben. Die Balance zwischen Komödie und Tragödie gelingt Eisenberg gut: Man lacht über Benjis Dreistigkeit, spürt aber auch die tiefer liegenden Risse, die all das Chaos antreiben. Der Film ist ein Roadtrip, eine Familiengeschichte und eine kleine Lektion in Empathie – mal leicht, mal schmerzhaft. Als Zuschauer ist man nie sicher, ob das berührt oder nervt. Vermutlich beides.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Real Pain“
USA / Polen 2024
90 min
Regie Jesse Eisenberg

A Real Pain

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Juror #2

JUROR #2

Juror #2

JUROR #2

„Juror #2“, Clint Eastwoods (wahrscheinlich) letzter Film, ist ein spannendes Gerichtsdrama.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Clint Eastwood: Der Mann, der als lebende Legende in die Annalen Hollywoods eingegangen ist, wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Er hat unzählige Filme inszeniert und in noch mehr Produktionen mitgewirkt. JUROR #2 dürfte sein Abschiedswerk sein – die stets zuverlässige IMDb führt jedenfalls kein weiteres Projekt auf. Aber wer weiß? Vielleicht überrascht uns Eastwood und steht mit 100 noch hinter der Kamera.

Juror #2

Der junge Familienvater Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, gerät in einem Mordprozess in ein tiefgreifendes Dilemma. Oder, einfacher formuliert – SPOILER – wobei der Trailer ohnehin schon alles preisgibt: Justin Kemp hat versehentlich eine junge Frau überfahren. Ein Unfall, gewiss. Doch als trockener Alkoholiker, der zuvor in einer Bar war, ist er wenig glaubwürdig. Nun sitzt ausgerechnet er in der Geschworenenjury, die den Freund der Verstorbenen als vermeintlichen Mörder verurteilen soll. Wahrlich: ein Dilemma.

Die Grundidee mag konstruiert wirken. Doch Eastwood gelingt es schnell, den Zuschauer diese Unwahrscheinlichkeit vergessen zu lassen. Sein Film entwickelt sich zu einem ebenso fesselnden wie klugen Justizdrama mit unerwarteten Wendungen.

Juror #2

JUROR #2 ist ein Film ohne Schnickschnack. Geradeaus erzählt, kein unnötiges Beiwerk. Eastwood hat nie den Fehler begangen, sein Publikum zu unterschätzen. Als Regisseur mit jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass weniger oft mehr ist – eine Lektion, die auch seine Schauspieler verinnerlicht haben: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland spielen nüchtern und konzentriert.

Juror #2

Clint Eastwoods Spätwerk enttäuscht nicht. „Schuldig oder unschuldig? Wahrheit oder Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“ – JUROR #2 ist ein meisterhaft inszenierter Thriller und ein würdiger Abschluss für einen der ganz Großen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juror #2“
USA 2024
95 min
Regie Clint Eastwood

Juror #2

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Queer

QUEER

Queer

QUEER

Daniel Craig brilliert als homosexueller, drogensüchtiger Lebemann in den 1950er-Jahren.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Im Mexiko-City der 50er Jahre fristet der US-Bürger William Lee (Daniel Craig) ein unglückliches Dasein inmitten einer kleinen amerikanischen Gemeinde. Als der Student Eugene Allerton (Drew Starkey) in die Stadt kommt, verliebt sich William unsterblich in den jungen Mann.

Die blöde Bemerkung, James Bond sei jetzt schwul, kann man sich direkt sparen. Dass Daniel Craig mal im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs war, vergisst man schnell. Die einzige Gemeinsamkeit: Lee und Bond trinken gerne und haben eine Schwäche für Waffen.

Queer

Dass Luca Guadagnino ein gutes Händchen für Gay-Love-Stories hat, weiß man spätestens seit seinem zum Queerfilm-Klassiker zählenden „Call me by your Name“. Auch so eine Geschichte, bei der sich Liebe und Realität im Wege stehen. Zuletzt überraschte der Italienische Regisseur mit dem sehr zugänglichen Tennisfilm „Challengers – Rivalen“. Nun also seine Adaption des halbautobiografischen Romans von William S. Burroughs. Der verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985 – Inhalt und Sprache waren für die prüden 50er zu offenherzig.

Queer

QUEER fängt stark an, lässt jedoch gegen Ende nach. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Handlung. Denn es gibt so gut wie keine. Über lange 135 Minuten passiert ausgesprochen wenig. Spätestens in den letzten 30 Minuten strapaziert der Film die Geduld der Zuschauer mit einem künstlerisch angehauchten Fiebertraum. Da wäre man lieber noch ein wenig länger in der wunderbaren Technicolor-Welt der 50er geblieben.

Queer

Trotzdem: QUEER ist sehenswert, alleine wegen Daniel Craig als Burroughs’ Alter Ego. Dazu die ungewöhnliche Musik (immer wieder Prince) und der hübsche, an alte Fotografien und Gemälde angelehnte Look. Produziert hat das Ganze MUBI, die Streaming-Plattform, auf der vorzugsweise anspruchsvolle Kost gezeigt wird. Für die breite Masse ist das nix, QUEER fällt eher in die Kategorie „Arthouse-Festival-Liebling“.

Originaltitel „Queer“
Italien / USA 2024
137 min
Regie Luca Guadagnino

Queer

alle Bilder © MUBI

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Freud - Jenseits des Glaubens

FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS

Freud - Jenseits des Glaubens

FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS

Uninspirierte Verfilmung eines Theaterstücks mit Anthony Hopkins, Liv Lisa Fries und Matthew Goode.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

»Erwachsen ist man, wenn man das vereinen kann: lieben, arbeiten, genießen.«
Dieser Satz stammt von Sigmund Freud. Doch „erwachsen“ kann auch bedeuten: langweilig, zäh und furztrocken – wie dieser Film.

Freud - Jenseits des Glaubens

Der schwer kranke Sigmund Freud (Anthony Hopkins) lebt mit seiner Tochter Anna (Liv Lisa Fries) im Londoner Exil. Es ist September 1939, der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Sorge wächst, dass die Nazis bald auch England angreifen werden. Gepeinigt von Schmerzen, übersteht der Begründer der Psychoanalyse seine Tage nur mit hohen Dosen Morphium. C. S. Lewis (Matthew Goode), ein Dozent der University of Oxford, besucht den berühmten Psychoanalytiker kurz vor dessen Tod.

Freud - Jenseits des Glaubens

Das Theaterstück „Freud’s Last Session“ von Mark St. Germain thematisiert die fiktive Begegnung zwischen Freud und Lewis, dem späteren Autoren von „Die Chroniken von Narnia“. Der Atheist und der Gläubige: Einen ganzen Nachmittag dauert das intensive Streitgespräch der beiden Männer über Gott, Sexualität und das Schicksal der Menschheit. Klingt interessanter, als es ist. Denn die ganze Angelegenheit bleibt so trocken, wie ein staubiges Buch. Immer wieder unterbrechen (unnötige) Rückblenden den ohnehin trägen Erzählfluss. Aus zwei weltberühmten Figuren werden so auch nach fast zwei Stunden Film keine Menschen aus Fleisch und Blut; das Philosophieren und Zitieren bleibt Theorie.

Freud - Jenseits des Glaubens

Man kann sich vorstellen, wie die intellektuellen Zuschauer das Kino verlassen und sagen: „Ja, aber die Schauspieler!“ Und natürlich ist Anthony Hopkins großartig – was auch sonst? Der 86-jährige Oscarpreisträger kann gar nicht anders. Auch Liv Lisa Fries und Matthew Goode liefern exzellente Leistungen ab. Es ist nicht ihre Schuld, dass ein unausgegorenes Drehbuch FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS so unbefriedigend macht. Was nützen all die talentierten Schauspieler, die schönen Sets und die erlesene Kamera, wenn die Handlung kalt lässt? Interessanter wäre ein Film über Freuds Tochter Anna gewesen, deren lesbisches Coming-out und Weg zur berühmten Kinderpsychotherapeutin hier nur Nebenhandlung bleibt.

Originaltitel „Freud’s Last Session“
UK / USA 2023
108 min
Regie Matthew Brown

Freud - Jenseits des Glaubens

alle Bilder © X-Verleih

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Here

HERE

Here

HERE

Robin Wright und Tom Hanks - Das Traumpaar ist zurück! Während sich die Gen Z fragt: „Hä? Wright und Hanks - Diggi, wer ist das? Und warum Traumpaar?“, werden sich Boomer sofort an „Forrest Gump“ erinnern.

Ab 12. Dezember 2024 im Kino

HERE ist ein filmisches Experiment, in dem die Geschichte von – ja was eigentlich? – einem Fleckchen Erde in Amerika erzählt wird. Auf diesem wenige Quadratmeter großen Stück Land passieren über die Jahrtausende allerhand Dinge, bis es Ende des 19. Jahrhundert bebaut wird. Der Großteil des Films konzentriert sich auf die Geschichte der Bewohner dieses Hauses bis in die Gegenwart.

Here

Im Zentrum der Handlung steht das von Tom Hanks und Robin Wright gespielte Paar Richard und Margaret Young. Collagenhaft aneinandergereiht, zeigt der Film bedeutende Momente aus deren Leben. Dafür wurden die beiden Schauspieler in einigen Szenen digital verjüngt. Das sieht trotz galoppierender AI-Entwicklung immer noch falsch und creepy aus. Vergangenheit und Gegenwart durchdringen sich in HERE, der auf Richard McGuires gleichnamiger Graphic Novel aus dem Jahr 2014 basiert. Das Besondere: Der ganze Film ist in einer einzigen fest eingerichteten Kameraeinstellung gedreht. Eine Idee, die der Comic vorgibt, die auf der Leinwand aber nur bedingt funktioniert.

Here

Robert Zemeckis gehört zu den außergewöhnlichsten Filmemachern der USA. Mit „Zurück in die Zukunft“, „Contact“ und natürlich „Forrest Gump“ feierte er große Erfolge. Ein Regisseur, der etwas wagt und vor allem immer wieder bahnbrechende Tricktechnik in seinen Filmen einsetzt. In HERE allerdings erstickt die ungewöhnliche Filmidee unter den visuellen Spielereien und einer dicken Zuckerschicht. Da wird der Begriff „Kitsch“ ganz neu definiert. Besonders die Rückblenden in die Zeit der amerikanischen Ureinwohner – inklusive hüpfender Rehe und niedlicher Eichhörnchen – wirken wie aus einem schlecht gemachten Lehrfilm für Vorschüler.

Here

Es gibt zwar immer wieder gute Momente, vor allem wenn Paul Bettany als der Vater von Tom Hanks ein bisschen Humor in die Angelegenheit bringt, aber insgesamt funktioniert das nicht. Man ahnt nur, dass sich in diesem Wirrwarr angerissener Familiengeschichten irgendwo ein oder mehrere gute Filme versteckt haben.

Originaltitel „Here“
USA 2024
105 min
Regie Robert Zemeckis

Here

alle Bilder © DCM

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Emilia Perez

EMILIA PÉREZ

Emilia Perez

EMILIA PÉREZ

EMILIA PÉREZ ist ein wuchtiges Musical mit Mut zum ganz großen Kitsch.

Ab 28. November 2024 im Kino

EMILIA PÉREZ ist ein Film, der das Publikum spalten wird: Die einen werden ihn hassen, die anderen großartig finden. Es wird viel gesungen, getanzt und gelitten. Aber ganz anders als sonst. Regisseur Jacques Audiard (Wo in Paris die Sonne aufgeht) schafft mit seinem Werk einen faszinierenden Widerspruch aus epischem Gefühlskino, Telenovela mit Tiefgang und düsterem Gangsterdrama. Bei Wikipedia wird der Film als „Musical-Komödie“ geführt. Das trifft es allerdings nicht. Es sei denn, es gibt noch einen zweiten Film mit demselben Titel, denn dieser hier ist definitiv keine Komödie.

Emilia Perez

Rita (Zoe Saldaña) arbeitet als Anwältin für eine große Kanzlei in Mexiko. Die meisten ihrer Klienten sind Schwerverbrecher. Eines Tages meldet sich der Drogenboss Juan „Manitas“ Del Monte (Karla Sofía Gascón) bei ihr. Er will untertauchen, beziehungsweise gleich ganz von der Bildfläche verschwinden. Sein Plan: Er möchte endlich als Frau leben und sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen. Das Problem: Seine Frau Jessi (Selena Gomez) und die beiden Kinder dürfen nichts davon erfahren.

Emilia Perez

Choreografien und Musik sind mitreißend, die drei Hauptdarstellerinnen liefern grandiose Performances. Besonders Karla Sofía Gascón, die in der Rolle des Juan/Emilia sowohl als Mann als auch als Frau beeindruckt. Kein Wunder, dass sie zusammen mit Zoe Saldaña und Selena Gomez in Cannes als bestes Darstellerinnen-Ensemble ausgezeichnet wurde. Doch das hohe Niveau hält nicht über die gesamte Laufzeit. Während der Film furios beginnt und stark endet, schwächelt er in der Mitte. Besonders eine deplatzierte Karaokeszene mit Selena Gomez wirkt, als sei sie aus den Überbleibseln eines drittklassigen Musikvideos zusammengebastelt worden. Hier scheint Regisseur Audiard zwischendurch den Faden verloren zu haben.

Emilia Perez

Wenn La La Land für schöne Menschen in schöner Umgebung mit schönen Liedern steht, dann ist EMILIA PÉREZ das Gegenteil: leidende Menschen in düsteren Kulissen, die wütende Lieder singen. Trotz kleiner Schwächen bleibt es ein aufregendes Stück Kino und könnte für das Filmmusical so bahnbrechend sein, wie es Hamilton für den Broadway war.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Emilia Pérez“
Frankreich / USA / Mexiko 2024
130 min
Regie Jacques Audiard

Emilia Perez

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih und Wild Bunch Germany

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Konklave

KONKLAVE

Konklave

KONKLAVE

In seinem „Da Vinci Code“ für Schlaue blickt „Im Westen nichts Neues“-Regisseur Edward Berger in die geheimnisvollen Abgründe einer Papstwahl.

Ab 21. November 2024 im Kino

Der Papst ist tot. Ein neuer muss her. Dazu schließen sich die mächtigsten Führer der katholischen Kirche aus aller Welt im Vatikan ein. Und zwar so lange, bis sich die Mehrheit auf einen Kandidaten geeinigt hat. Dann erst steigt weißer Rauch auf und es heißt „Habēmus pāpam“. Dass es bei so einer Wahl mindestens so intrigant und verlogen wie bei einer US-Präsidentschaftswahl zugeht, ist eine der vielen Überraschungen des hervorragenden Thrillers KONKLAVE.

Konklave

Es wäre ein Wunder, wenn nicht auch dieser meisterhafte Film von Edward Berger ein paar Oscars abräumen würde. Allein die Schauspieler hätten alle eine Nominierung verdient. Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence spielt besser denn je – und das will was heißen. Ganz hervorragend auch Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini – alle in Topform.

Konklave

Umso erstaunlicher, dass nach der Pressevorführung Sätze wie „total konventionell“ oder sogar „stinkend langweilig“ zu hören waren. Wirklich? Krasse Fehlurteile übersättigter Filmjournalisten. KONKLAVE hat das Zeug zum Klassiker und „konventionell“ heißt hier einfach nur: feistes, klassisch gemachtes Kino. Jede Kameraeinstellung, der Score, das liebevolle Sounddesign – da sitzt alles. Natürlich kann man jetzt meckernd Parallelen ziehen, die HBO-Serie „The Young Pope“ käme viel moderner oder gar mutiger daher. Aber der Vergleich hinkt, denn KONKLAVE ist keine bitterböse Satire, sondern im Herzen ein zutiefst intellektueller und unerwartet unterhaltsamer Politthriller.

Konklave

Wer eine Schwäche für „Chef’s Table“ oder generell für das Beobachten von kunstvollen, perfekt choreografierten Prozessen hat, der wird begeistert sein. Selbst vermeintliche Nebensächlichkeiten bekommen hier eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie man sie nur selten im Kino erlebt.

Ja und warum dann nicht die volle Punktzahl? Man kann sich darüber streiten, ob es die große Enthüllung am Ende wirklich braucht. Sie ist übertrieben und vielleicht das einzige Zugeständnis an konventionelle Publikumserwartungen: Zum Schluß braucht’s noch einen Knaller! Aber davon abgesehen ist KONKLAVE großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Conclave“
USA / GB 2024
120 min
Regie Edward Berger

Konklave

alle Bilder © LEONINE Studios

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Gladiator 2

GLADIATOR II

Gladiator 2

GLADIATOR II

Nach 25 Jahren kommt die Fortsetzung von Ridley Scotts Oscargewinner "Gladiator" in die Kinos. Hat sich das Warten gelohnt?

Ab 14. November 2024 im Kino

Selbst Butterwerbungen und Autofilme haben die ikonische Szene kopiert: Die Hand, die zärtlich über Ähren streicht, ist eines der meistzitierten Bilder des modernen Kinos. Ridley Scott hat dem Genre des Sandalenkinos mit „Gladiator“ vor fast 25 Jahren neues Leben eingehaucht. „Ben Hur“ (die misslungene Neuverfilmung von 2016), „Thor 3“, „Die Tribute von Panem“ und natürlich aktuell die Fernsehserie „Those About To Die“ – unzählige Produktionen haben seitdem bei Scotts Oscargewinner abgekupfert.

Gladiator II

Der bis dahin eher unbekannte Neuseeländer Russell Crowe wurde durch „Gladiator“ weltberühmt. In der Fortsetzung spielt er naturgemäß nicht mit (SPOILER: Er stirbt am Ende des ersten Teils), von der Originalbesetzung konnte sich nur Connie Nielsen rüberretten. Pech für Ralf Möller, Glück für die Zuschauer. GLADIATOR II (einen halben Extrapunkt für den unaufgeregten Titel) hat, wie schon der erste Teil, einen herausragenden Cast: Denzel Washington, Pedro Pascal und in der Hauptrolle, seit „All of Us Strangers“ Framerates neuer Lieblingsschauspieler, Paul Mescal.

Gladiator II

Genug der Einleitung: Wie ist denn nun GLADIATOR II? Ridley Scott sagt, es sei „the best thing I’ve ever made.“ Aber kann man dem 85-Jährigen glauben? Der Regisseur und Produzent scheint ein schlechtes Händchen für Fortsetzungen zu haben. Er behauptet zwar, erschnuppern zu können, ob etwas „zu intellektuell oder nicht intellektuell genug“ ist und wann etwas „zu lang oder zu komplex“ sei. Doch darüber kann der Fachmann nur lachen, denn besonders die Alien-Sequels „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ haben das Phänomen der zähen und unverständlichen Laberitis in neue Dimensionen gehoben. Diesmal hat sich Scott (vielleicht deshalb?) entschlossen, statt einer Fortsetzung schlicht eine Neuverfilmung des Originals zu machen: „Gladiator – The Remake“ minus Russell Crowe.

Gladiator II

Hier nun kurz und knapp – zwischen Pressevorführung und Review liegt kaum ein Tag und damit zu wenig Zeit, sich eine fundierte Meinung aus den Fingern zu saugen – die Wertung: Been there, done that. GLADIATOR II ist feist produziert, hat seine Momente, eine Top-Besetzung, reicht aber nicht an den ersten Teil heran. Und wieder einmal kann man die Kraft der Musik gar nicht hoch genug einschätzen: Ohne Hans Zimmers Jahrhundertscore (Harry Gregson-Williams hat die ideenlose Musik für die Fortsetzung geschrieben) ist GLADIATOR II am Ende nur ein mäßig spannender Film über Männer in Sandalen, die mit Schwertern kämpfen. Für Neulinge vielleicht sehenswert, echte Fans schauen sich lieber noch einmal das Original an.

Gladiator II

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Nach der Veröffentlichung des ersten Films gab es zahlreiche Versuche, ein Drehbuch für eine Fortsetzung zu schreiben. Eines davon stammt vom Musiker Nick Cave. In seiner Version wäre Maximus im Jenseits angekommen. Dort wird er von den Göttern dazu verflucht, ewig zu leben. In einer Schlussmontage sieht man Maximus, wie er sich durch die Kreuzzüge, den Zweiten Weltkrieg und den Vietnamkrieg kämpft, um schließlich in der Gegenwart zu enden – als Angestellter im Pentagon in Washington. Vielleicht wäre das der interessantere GLADIATOR II geworden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gladiator II“
USA / GB 2024
148 min
Regie Ridley Scott

Gladiator II

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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Red One - Alarmstufe Weihnachten

RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN

Red One - Alarmstufe Weihnachten

RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN

Weihnachtsmann 2.0: Der gute alte Santa Claus bekommt ein Upgrade zum Superhelden im starbesetzten Actionkracher RED ONE.

Ab 07. November 2024 im Kino

ChatGPT, schreibe ein Drehbuch, inspiriert von allen Fantasy-, James-Bond- und Mission-Impossible-Filmen, die es jemals gab, unter besonderer Berücksichtigung des DC- und Marvel-Universums. Brzzl, kricks, klirr, sprotz: Fertig ist RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN. Der Rentierschlitten fliegt mit Warp-Geschwindigkeit, die Elfen haben Superkräfte – selten war ein Hollywoodfilm derart schamlos zusammengeklaut wie dieser.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Darum geht’s: Weihnachten ist in Gefahr, Santa Claus wurde entführt. Nur der Commander of E.L.F., aka die martialische Chef-Elfe Cal, kann ihn zusammen mit dem Kopfgeldjäger und notorischen Weihnachtsverweigerer Jack retten.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Dwayne Johnson, Chris Evans, J.K. Simmons, Lucy Liu – sie alle hätten Oscars verdient. Wer die lachhaftesten Dialoge aller Zeiten mit solch ernstem Gesichtsausdruck sprechen kann, trägt entweder keinerlei Gefühle in sich oder ist ein verdammt guter Schauspieler. RED ONE ist echter Schund, aber irgendwie macht er auch dummen Spaß. Der Superheldenfilm bietet die klassischen Versatzstücke: eine komplett unlogische Story, jede Menge künstlich aussehender CGI-Spezialeffekte, pseudocoole One-Liner, Fantasy-Wesen und so weiter und so fort. Man kennt das zur Genüge. Da bleibt einem bei dieser geballten Filmzitatesammlung nur die Wahl: Entweder das Kino nach 5 Minuten kopfschüttelnd und „Auweia“ murmelnd zu verlassen, oder sich auf den Quatsch einzulassen.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Für Kinder zu heftig, für Erwachsene zu albern. RED ONE richtet sich ausschließlich an ein Publikum im Teenageralter. Fragt sich nur, ob die mit der penetrant vermittelten Moral, in jedem Menschen stecke ein guter Kern, etwas anfangen können.

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Originaltitel „Red One“
USA 2024
123 min
Regie Jake Kasdan

Red One - Alarmstufe Weihnachten

alle Bilder © Warner Bros. Germany

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Terrifier 3

TERRIFIER 3

Terrifier 3

TERRIFIER 3

Schnipp, schnapp, Rübe ab! Morgen ist Halloween und das bedeutet: Zeit für blutrünstige Serienkiller. Art the Clown testet in TERRIFIER 3 erneut die Grenzen des Zumutbaren aus.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Wer Freude an abgehackten Gliedmaßen oder Kettensägen, die sich durch Leiber fräsen, und schrecklichen Folterszenen hat, der sollte sich TERRIFIER 3 unbedingt ansehen. Mehr zerstückeln geht nicht. Apropos zerstückeln: Rein schnitttechnisch betrachtet ist Damien Leones neuer Film ein echter Flickenteppich. Als hätte der Cutter seine Berufsbezeichnung zu wörtlich genommen, scheint zumindest die erste Hälfte aus mindestens fünf verschiedenen Kurzfilme zu bestehen – von fünf Regisseuren inszeniert, die sich nicht miteinander abgesprochen haben. Ursprünglich gab es laut Damien Leone mal eine 3-Stunden-Version, die aber dann um fast eine Stunde gekürzt wurde. Auch mit „nur“ 125 Minuten Lauflänge ist die jetzige Fassung keine Sekunde zu lang. Scherz.

Terrifier 3

Bad acting gehört bei Slasherfilmen zum guten Ton. In TERRIFIER 3 spielt vor allem einer der jugendlichen Darsteller so grottig, dass es schon fast wehtut. Ebenfalls schlimm ist der Soundtrack: Das serielle Abschlachten wird von einem Klangteppich begleitet, der wie die Hintergrundmusik in einem Massagesalon klingt.

Terrifier 3

Immerhin sieht das Gemetzel gut aus: Wurden Teil 1 und 2 noch jeweils für lachhafte 250.000 $ produziert, stand diesmal das vergleichsweise sagenhafte Budget von 2 Mio. $ zur Verfügung. Und das sieht man. Deshalb gibt’s zwei Punkte für die schön handgemachten Splattereffekte und ein paar echt gelungene Scherze vom zynischen Killerclown. Ansonsten: nur für Fans.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Terrifier 3“
USA 2024
125 min
Regie Damien Leone

Terrifier 3

alle Bilder © Tiberius Film

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The Apprentice

THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY

The Apprentice

THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY

THE APPRENTICE bestätigt jedes Vorurteil, das man schon immer über Donald Trump hatte.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Narzissmus zieht er seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Donald Trump – der Architekt einer neuen politischen Ära, in der Fakten zur Nebensache und Eigenlob zur Hauptdisziplin wurden. Nun also ein Film über seine Lehrjahre: THE APPRENTICE – der Titel ist natürlich an die erfolgreiche NBC-Show angelehnt, mit der Trump zwischen 2004 und 2015 weltberühmt wurde.

Viele Jahre zuvor war er selbst Auszubildender und hat beim Besten, bzw. Schlimmsten gelernt: Roy Cohn. Der skrupellose Anwalt, dessen unrühmliche Karriere an der Seite Joseph McCarthys in den 1950er-Jahren begann, war eine Schlüsselfigur in the making of The Donald. Sein Leitsatz: Attack, Delay, Deflect. Zu deutsch: Angreifen, Verzögern, Ablenken. Nach diesem Motto walzt Trump noch heute durch die politische Landschaft.

The Apprentice

Regisseur Ali Abbasi („Holy Spider“) lässt mithilfe von altem Dokumaterial, scheußlichen Perücken und einer liebevollen Ausstattung das korrupte und abgewirtschaftete New York der 70er-Jahre wiederauferstehen. Sebastian Stan als Donald Trump? Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Aber der Schauspieler hat all die Manierismen, Blicke und Gesten des Originals derart verinnerlicht – man vergisst bald, dass dies nur ein inszenierter Spielfilm ist. Jeremy Strong fügt nach „Succsession“ seinem Portfolio einen weiteren schlimmen Roy hinzu und zeigt erneut, dass er die perfekte Besetzung für gequälte und quälende Arschlöcher ist.

The Apprentice

Geht Trump über Leichen? Hat er sich mit der Mafia zusammengetan? Hat er gar seine erste Frau Ivana vergewaltigt? Ja. Bestimmt. Eventuell. Trumpisten (die meisten wollen den Film sicher nicht sehen) werden sagen: alles Lüge! Ausser natürlich die Teile, in denen ihr Held als ebenso visionärer wie gewiefter Geschäftsmann rüberkommt. Gegner werden sagen: Wir haben es ja schon immer gewusst. So gesehen, stellt sich die Frage, welchen Erkenntniswert der Film hat. Die simple Antwort dürfte sogar Donald gefallen: THE APPRENTICE ist gut gemachtes, hervorragend gespieltes Entertainment.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Apprentice“
USA 2024
120 min
Regie Ali Abbasi

The Apprentice

alle Bilder © DCM

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Thelma

THELMA – RACHE WAR NIE SÜSSER

Thelma

THELMA – RACHE WAR NIE SÜSSER

Aus dem Weg Tom Cruise, ein neuer Actionstar ist in der Stadt.

Ab 10. Oktober 2024 im Kino

Die Komödie THELMA basiert auf genau einer Idee: Was wäre, wenn die Hauptfigur der MISSION: IMPOSSIBLE-Filme nicht Superspion Ethan Hunt alias Tom Cruise (auch schon 62), sondern eine 94-jährige Großmutter wäre. Das ist zwar originell und würde für einen schönen SNL-Sketch reichen, ob es aber für einen ganzen Film taugt, ist eine andere Frage.

Thelma

Natürlich schon sehr putzig, wenn eine leicht pummelige Oma (wunderbar gespielt von June Squib, 94) einen Schurken jagt, der sie mit dem fiesen Enkeltrick um 10.000 Dollar erleichtert hat. Wie Ethan Hunt wird auch sie bei ihrer (fast) unmöglichen Mission von einem Expertenteam unterstützt. Zum Beispiel von Enkel Daniel (Fred Hechinger), einem lebensuntüchtigen Slacker, dessen Computerkenntnisse aber durchaus nützlich sind. Oder Ben (Richard Roundtree), dem alten Freund aus dem Seniorenstift, der dank motorisiertem Rollstuhl die „Jagd“ überhaupt erst möglich macht.

Thelma

Hübsch wie Regisseur Josh Margolin die sehgewohnte Highspeedaction konsequent in seniorenadäquater Langsamkeit erzählt, das Ganze aber trotzdem mit einem treibenden Score unterlegt. Das ist alles niedlich und wenn man könnte, würde man nach dem Film gleich die eigene Oma anrufen und fragen, wie es ihr geht. Perfekt für einen harmlosen Kinonachmittag – ganz ohne Nervenkitzel, aber mit viel Herz.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Thelma“
USA 2024
99 min
Regie Josh Margolin

Thelma

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte weiter und kaufen Sie kein Ticket für BUTCHERS - RAGHORN.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Zum Thema „Kannibalismus“ sagt Wikipedia: „Als Kannibalismus wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen.“

Butchers - Raghorn

So weit, so schlau. Im lachhaft schlechten Film BUTCHERS – RAGHORN – der Fortsetzung eines in Deutschland nie gezeigten ersten Teils – geht es um das Verspeisen von unschuldigen Opfern durch zwei serienkillende Redneck-Brüder. Ihre nächste Beute sind vier Kleinkriminelle, die ein junges Mädchen (nein – Spoiler – ein Junge! Warum? Es ist eine der vielen Wendung, die keinerlei Sinn ergeben) entführt haben und nach einer verhängnisvollen Kollision mit einem Elch orientierungslos durchs Gehölz irren. Mehr Handlung gibt es nicht. Irgendwann sind fast alle tot und es könnte sein, dass eine Fortsetzung droht.

Butchers - Raghorn

Vermarktet wird der Quatsch als Kannibalen-Slasher mit „UNCUT“-Gütesiegel. Führen Filme, wie zum Beispiel die Saw-Serie mit ihrem ultrabrutalen Realismus zu echtem Unwohlsein, wenn nicht gar Brechreiz, so löst BUTCHERS –  RAGHORN bestenfalls Gähnen oder gelangweiltes Kichern aus. Das Blut sprudelt in Strömen, sieht aber wie rot gefärbtes Wasser oder Ketchup aus. Noch schlechter als die miesen Spezialeffekte und hölzernen Dialoge ist nur das Schauspiel, vor allem von Hollie Kennedy, die es mit genau einem Gesichtsausdruch durch den gesamten Film schafft. Egal, ob sie Angst hat, sich freut oder kurz vor der Schlachtung steht – sie schaut immer extremst genervt aus der Wäsche. Vielleicht hat sie aber auch einfach geahnt, in was für einen Müll sie sich hier verirrt hat. Zum SchleFaZ reicht es nicht ganz, aber mindestens zum SchleFdJ 2024.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Butchers Book Two: Raghorn“
USA 2024
88 min
Regie Adrian Langley

Butchers - Raghorn

alle Bilder © 24 Bilder

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The Substance

THE SUBSTANCE

The Substance

THE SUBSTANCE

Der David-Cronenbergigste Film, den David Cronenberg nie gemacht hat. THE SUBSTANCE ist ein Body-Horror-Schocker kombiniert mit scharfer Gesellschaftskritik.

Ab 19. September 2024 im Kino

Die Handlung ist ebenso bizarr wie faszinierend: Eine mysteriöse Flüssigkeit namens „The Substance“ ermöglicht es dem Ex-Star Elisabeth Sparkle (Demi Moore), eine jüngere, schönere Version ihrer selbst aus dem Rücken zu „gebären“ (und das ist durchaus wörtlich zu verstehen). Doch diese makellose neue Doppelgängerin, Sue (Margaret Qualley), kommt mit einem Haken: Das alte und das neue Ich müssen sich die Zeit teilen: genau eine Woche im einen Körper, dann eine Woche im anderen – falls die Zeit überschritten wird, hat das fatale Konsequenzen.

The Substance

In einer Welt, in der nur Jugend und gutes Aussehen zählen, haben Krähenfüße und schlaffe Haut nichts verloren. Die Botschaft ist klar: Alles ist vergänglich, besonders weibliche Schönheit. THE SUBSTANCE ist eine bitterböse Satire, die einen starken Anfang und ein noch stärkeres Ende hat. Dazwischen wiederholen sich die Szenen von suppenden Wunden, Nadeln in Armen und ultra straffen Hinterteilen, bis es irgendwann leicht ermüdend wird. Ja, im Showbiz ist jung hui und alt pfui. Danke, der Holzhammer ist nicht nötig.

The Substance

Trotz dieser Längen überzeugt THE SUBSTANCE auf vielen Ebenen. Regisseurin Coralie Fargeat zitiert Klassiker des Genres wie SHINING, THE THING und vor allem THE FLY und erschafft dabei ein eigenes Gesamtkunstwerk. Fast könnte man meinen, David Cronenberg habe selbst von der Substance genascht und mit Coralie Fargeat eine weibliche, jüngere Version seiner selbst erschaffen. Die exzellenten Soundeffekte und der präzise Schnitt tragen zur intensiven Atmosphäre bei, während auf CGI fast völlig verzichtet wird – eine bewusste Entscheidung, die die Effekte wunderbar grauenhaft analog macht.

The Substance

Schön auch die Doppeldeutigkeit: Die immer wieder runderneuerte Demi Moore brilliert als alternde Ex-Schauspielerin, die verzweifelt versucht, den körperlichen Verfall aufzuhalten. Mit 61 Jahren geht sie mutig ans Limit, zeigt in ihrem Comeback die beeindruckendste schauspielerische Leistung ihrer Karriere. Dennis Quaid verkörpert als schmieriger TV-Produzent das abstoßende Bild des männlichen Unterdrückers, für solche wie ihn wurde #MeToo erfunden.

THE SUBSTANCE ist 80er-Jahre-Horror mit Aussage: ein durchgeknalltes Gleichnis über weiblichen Selbsthass und den unerbittlichen Druck, Schönheitsnormen zu entsprechen. Auch wenn der Film seine Botschaft gelegentlich etwas plump vermittelt, trifft er doch ins Schwarze und hat das Zeug zum modernen Klassiker des Genres.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Substance“
UK / USA / Frankreich 2024
140 min
Regie Coralie Fargeats

The Substance

alle Bilder © MUBI

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Speak No Evil

SPEAK NO EVIL

Speak No Evil

SPEAK NO EVIL

Das dänische Original ist einer der besten Horrorthriller der letzten Jahre. Lohnt sich das US-Remake?

Ab 19. September 2024 im Kino

Gäbe es den dänischen Film GÆSTERNE (auf deutsch: Gäste) nicht, würde die US-Version von SPEAK NO EVIL als solider Horrorthriller durchgehen. Man könnte sich am schön durchgedrehten Spiel von James McAvoy erfreuen, fände die zufällige Ferienbekanntschaft zweier Familien, die sich zu einem Albtraum entwickelt, originell und mal was anderes. Und wäre von der Handlung vielleicht schockiert oder zumindest überrascht.

Speak no Evil

Doch es gibt das Original. Und das ist um Klassen besser. Alles, was sich da ganz natürlich oder vielmehr zwingend entwickelt, fühlt sich im Remake forciert an. So leidet zum Beispiel Paddy, einer der Familienväter, von James McAvoy gespielt, unter dem SHINING-Problem. Bei der Verfilmung seines gleichnamigen Romans bemängelte Stephen King, dass die von Jack Nicholson gespielte Hauptfigur „von Anfang an so verrückt wie eine Scheisshausratte ist“. Zitat Ende. Ihm fehle die Entwicklung vom Normalo zum Psychopathen. Ähnlich verhält es sich bei McAvoy: Zu früh merkt man, dass hinter seiner stets gut gelaunten Fassade Düsternis lauert – und wenn es sich dann bestätigt, überrascht das kaum. Da hat das Original die Spannung langsamer und wirkungsvoller aufgebaut.

Zudem fehlt den US-Produzenten der Mut, das extrem düstere Ende der Dänen beizubehalten. So viel Hoffnungslosigkeit wollte man dem breiten Publikum wohl nicht zumuten. Wer das Original nicht kennt, wird das Remake vielleicht in Ordnung finden. Doch die Empfehlung lautet: Lieber die dänische Version schauen, denn die ist ein kleines Meisterwerk des modernen Horrors.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Speak No Evil“
USA 2024
110 min
Regie James Watkins

Speak no Evil

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Blink Twice

BLINK TWICE

Blink Twice

BLINK TWICE

Der Elevator Pitch zu BLINK TWICE: GET OUT meets THE WHITE LOTUS

Ab 22. August 2024 im Kino

Zoë Kravitz ist nicht nur Schauspielerin (BIG LITTLE LIES) und Tochter eines Rockstars, sondern jetzt auch noch Regisseurin. Und zwar eine erstaunlich versierte. Mit BLINK TWICE startet heute ihr Regiedebüt in den deutschen Kinos.

Tech-Milliardär Slater King (Channing Tatum) lebt umgeben von Freunden und Bediensteten auf einer luxuriösen Privatinsel. Die junge Nageldesignerin Frida (Naomi Ackie) und ihre Freundin Jess (Alia Shawkat) können ihr Glück kaum fassen, als sie nach einem kurzen Partyflirt in dieses Paradies eingeladen werden. Privatjet, Chillen am Pool, exquisite Abendessen, teure Kleidung und Drogen – die jungen, schönen Menschen genießen das Leben in vollen Zügen. Doch nach einigen Tagen beschleicht Frida ein beunruhigendes Gefühl: „Alle lächeln ständig, wie Stewardessen aus den 1960er-Jahren.“ Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum verschwimmen die Tage zu einem endlosen Loop? Woher kommt der Dreck unter ihren Nägeln? Und warum nennt die Putzfrau sie ständig „Red Rabbit“? Die Antworten kommen langsam – und sie sind schmerzhaft.

Blink Twice

BLINK TWICE ist ein ausgesprochen effektiver Psychothriller mit Botschaft, der zudem noch richtig gut aussieht. Die leuchtenden Farben im Inselsetting bilden einen schönen Kontrast zur immer brutaler werdenden Geschichte. David Lynch lässt grüßen. Neben Naomi Ackie (zuletzt als Whitney Houston in I WANN DANCE WITH SOMEBODY zu sehen) stehen Channing Tatum, Christian Slater, Kyle MacLachlan und die lange nicht mehr gesehene Geena Davis vor der Kamera.

Blink Twice

Ein Missbrauchs- und Rache-Film, der Humor mit Elementen der #MeToo-Debatte verknüpft – eine Kombination, die es so noch nicht gegeben hat. Lange bleibt unklar, wohin die Reise geht, und BLINK TWICE erzeugt einen wunderbaren Schwebezustand, wie zwischen Traum und Erwachen. Diese ambivalente Stimmung hat Zoë Kravitz meisterhaft eingefangen. Wenn schließlich die Masken fallen, schlägt die somnambule Stimmung in brutalen Horror um – der Tagtraum wird zum Albtraum. Ein cleveres, ungewöhnlich gut gemachtes Regiedebüt – eine Empfehlung.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Blink Twice“
USA 2024
104 min
Regie Zoë Kravitz

Blink Twice

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Horizon

HORIZON

Horizon

HORIZON

Der erste Teil einer geplanten vierteiligen Spielfilmsaga.

Ab 22. August 2024 im Kino

Unsere kleine Farm reloaded – das ist Kevin Costners gar nicht mal so epische Western-Saga in einem Satz zusammengefasst. HORIZON wirkt wie eine ordentlich produzierte TV-Serie, die mitten in der ersten Staffel endet. Erstaunlich wenig Cinemascope, dafür viele Medium- und Naheinstellungen, der Film scheint mehr für den Bildschirm als die große Leinwand gemacht.

Horizon

HORIZON schildert die Geschichte weißer Amerikaner, die auf ihrem Weg nach Westen die Gebiete der Apachen besiedeln. Diese wehren sich natürlich gegen die Invasion ihres Landes. Die klassischen Westernzutaten sind alle da: rachsüchtige Indianer, edle Siedler, Mord, Verrat und Rache. Doch gerade diese soapige Anhäufung von Klischees macht den Film so mittelmäßig. Musik, Kamera und Schauspiel sind gehobener Durchschnitt, weder weltbewegend noch innovativ. Wenn überhaupt, dann gibt es hier und da Ausrutscher nach unten. Immerhin: Langweilig ist das nicht. Costner weiß, wie man Spannung erzeugt und die Zuschauer emotional einbindet. 

Horizon

Mit ein bisschen Konzentration lässt sich sogar verstehen, wer wer ist und wie die Figuren zusammenhängen, was nicht einfach ist, da in 181 Minuten ein ganzes Regiment an Charakteren einführt wird. Neben Kevin Costner sind Sienna Miller und Sam Worthington in weiteren Hauptrollen zu sehen. Am Ende gibt ein Teaser einen Ausblick auf die kommenden Teile. Das verwirrt allerdings noch mehr, da Figuren gezeigt werden, die bisher noch gar nicht aufgetaucht sind. Uff.

Es bleibt abzuwarten, wann die nächsten Teile in die Kinos kommen oder ob Costner mit seinem Herzensprojekt schon in den Startlöchern steckengeblieben ist. HORIZON CHAPTER 1 war zumindest in Amerika ein veritabler Flop. Vielleicht kann es ja das europäische Publikum noch retten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Horizon – An American Saga – Chapter 1“
USA 2024
181 min
Regie Kevin Costner

Horizon

alle Bilder © TOBIS

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Alien: Romulus

ALIEN: ROMULUS

Alien: Romulus

ALIEN: ROMULUS

Alien-Fans können sich freuen: Mit ROMULUS kehrt der Horror in den Weltraum zurück.

Ab 15. August 2024 im Kino

Alien: Romulus

Für ALIEN: ROMULUS müsste fast ein neues Genre erfunden werden. Oder wie nennt man einen Film, der in einer Reihe nach dem Original, aber vor der Fortsetzung spielt? „Pequel“ vielleicht? Für alle, die die letzten 45 Jahre unter einem Stein gelebt haben (ja, ALIEN kam tatsächlich 1979 in die Kinos), hier eine kurze Zusammenfassung:

ALIEN (1979): In Ridley Scotts Sci-Fi-Horror-Klassiker empfängt die Crew des Raumfrachters Nostromo ein Notsignal von einem fremden Planeten. Dort entdeckt sie ein Ei, aus dem ein tödlicher Xenomorph schlüpft. Die Kreatur dezimiert die gesamte Besatzung, bis nur noch Ellen Ripley übrig bleibt. ALIEN überzeugt noch heute durch seine unheimliche Atmosphäre und das ikonische Creature-Design von H.R. Giger.

ALIENS (1986): In James Camerons Fortsetzung erwacht Ripley nach 57 Jahren aus dem Kälteschlaf und wird mit einer Gruppe Marines auf eine Rettungsmission geschickt. Diesmal muss sie gegen eine ganze Horde Aliens kämpfen, inklusive Alien-Queen. Manche halten die Fortsetzung für besser als das Original.

Und nun bringt ROMULUS die Geschichte zwischen diesen beiden Filmen, jedoch ohne Ellen Ripley, auf die Leinwand. Vergessen wir die missglückten Fortsetzungen ALIEN 3 und ALIEN – DIE WIEDERGEBURT und auch Ridley Scotts Prequels PROMETHEUS und COVENANT, die ohnehin keiner verstanden hat. ROMULUS – und das ist die wirklich gute Nachricht – kehrt zu den Wurzeln zurück: Der Film ist ein spannendes Mashup aus den ersten beiden Teilen  und hat ein paar wirklich böse Überraschungen in petto.

Alien: Romulus

Die Computerbildschirme sehen aus wie in den 70er-Jahren, das vertraute Sounddesign ist wieder da, und sogar der Vorspann könnte direkt aus dem Original stammen – alles schön analog. Passend dazu sieht das Monster (oder besser: die Monster) wieder schrecklich echt aus, auf künstlich wirkende CGI-Effekte wird weitgehend verzichtet.

Alien: Romulus

Unter den drei ernstzunehmenden Alien-Filmen reiht sich ROMULUS als der drittbeste nach ALIEN und ALIENS ein. Auf Regisseur Fede Álvarez ist Verlass. Wie schon in seinem gelungenen EVIL DEAD-Reboot (2023) findet er die perfekte Balance zwischen Fanservice und frischen Ideen. Ihm gelingt es, das totgeglaubte Franchise mit einer packenden Story und tollen Effekten wieder aufregend zu machen. Ein Muss für Fans.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Alien: Romulus“
USA 2024
119 min
Regie Fede Alvarez

Alien: Romulus

alle Bilder © Walt Disney Company Germany

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Nur noch ein einziges Mal

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL

Nur noch ein einziges Mal

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL

Kein Mord, keine Verfolgungsjagd, keine Schießerei? Das kann nur eins bedeuten: Es ist Chick-Flick-Zeit.

Ab 15. August 2024 im Kino

Frauen und ihr unguter Hang zu bad boys: In IT ENDS WITH US (Originaltitel) beginnt Lily (Blake Lively) nach einer schwierigen Kindheit mit einem gewalttätigen Vater ein neues Leben in Boston. Als sie sich in den charmanten Ryle (Justin Baldoni, der auch Regie führt) verliebt, bemerkt sie, dass sie vom Regen in die Traufe kommt. Der Kreislauf der Gewalt setzt sich fort. Die gefährliche Mischung aus Begehren, Eifersucht und Gewalt eskaliert, als Lily zufällig ihrer ersten Liebe Atlas (Brandon Sklenar) über den Weg läuft.

Das war jetzt ganz schön viel Text für die Inhaltsangabe einer Edel-Schmonzette. Kürzer gesagt: Schöne Menschen in schöner Umgebung mit unschönen Problemen.

Nur noch ein einziges Mal

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL entführt in eine Welt, wie es sie nur in den USA gibt: Frauen, die sich gerade kennengelernt haben, sind nach wenigen Tagen beste Freundinnen. Heiße Typen mit Waschbrettbauch sind reich, charmant und Neurochirurgen. Damit man kapiert, dass Ryle zwar gut aussieht, aber eine kurze Zündschnur hat, zerdeppert er gleich in seiner ersten Szene einen unschuldigen Gartenstuhl. Wenigstens ist die Welt, in der die papierdünnen Charaktere leben, visuell ansprechend: Lilly heißt mit Nachnamen Bloom und hat – richtig – einen Blumenladen. Und der sieht wie der ultimativ feuchte Boho-Traum eines Floristen aus.

Nur noch ein einziges Mal

Da Blake Livelys real-life-husband Ryan Reynolds heißt und gerade das Sommerblockbusterkino mit DEADPOOL & WOLVERINE rettet, versucht die US-Presse schon eine Neuauflage von „Barbenheimer“ herbeizuschreiben. Wieder kämpfen ein „Männerfilm“ und ein „Frauenfilm“ um die Spitze der Kinocharts. Nur mit dem Unterschied, dass keiner der beiden diesjährigen Kandidaten auch nur in die Nähe einer Oscarnominierung gelangen dürfte.

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL ist okay gemacht, leidlich unterhaltsam und richtet sich in erster Linie an ein weibliches Publikum oder wenigstens an die innere Frau im Mann. Ein Liebesdrama, das sich am besten beim Bügeln wegschauen lässt.

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Originaltitel „It ends with us“
USA 2024
131 min
Regie Justin Baldoni

Nur noch ein einziges Mal

alle Bilder © Sony Pictures Germany

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LONGLEGS

LONGLEGS

LONGLEGS

LONGLEGS

Horror mit Nicolas Cage zum Einschlafen.

Ab 08. August 2024 im Kino

Longlegs

Schon die Grundidee löst heftiges Augenrollen aus: FBI-Agentin Lee (Maika Monroe) verfügt über hellseherische Fähigkeiten. So weit, so doof. Ihr Chef betraut sie mit dem Fall eines verrückten Serienmörders, der sich aus Gründen, die niemand versteht (auch der Zuschauer nicht), „Longlegs“ nennt und ganze Familien mit Töchtern, die denselben Geburtstag wie Lee haben, massakriert. Natürlich – so sind die Regeln des Serienkillergenres – soll Lee sein nächstes Opfer werden.

Longlegs

Der Film klaut schamlos: DER ROTE DRACHE, ZODIAC, DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER – die Liste ist lang. Ein Mix aus recycelten Ideen kann ja ganz unterhaltsam sein, LONGLEGS ist es nicht. Das liegt vor allem am valiumösen Spiel der Hauptdarstellerin. Der Vergleich zu Jodie Foster als Clarice Starling drängt sich auf, doch fehlt Maika Monroe jeglicher Charme und inneres Feuer. Longlegs selbst wird von Nicolas Cage in Drag mit schlechter Maske und weißer Perücke gespielt. Der Ausnahmeschauspieler ist in der Rolle nicht nur völlig unterfordert, sondern – und das ist das größere Problem – schlicht nicht besonders furchterregend.

Longlegs

Vollkommen unverständlich, weshalb ein Großteil der US-Presse den Film in den höchsten Tönen lobt und sogar vom „besten Horrorfilm des Jahres“ spricht. Regisseur und Drehbuchautor Oz Perkins (Sohn von PSYCHO-Star Anthony Perkins) verwechselt TRUE DETECTIVE-Coolness mit quälender Langeweile. Einzig die Kamera und die unheimliche Grundstimmung machen den Film halbwegs sehenswert. Ansonsten: Skip.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Longlegs“
USA 2024
101 min
Regie Oz Perkins

Longlegs

alle Bilder © DCM

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To the Moon

TO THE MOON

To the Moon

TO THE MOON

Screwball-Komödie über eine eventuell gefälschte Mondlandung mit einer bestens aufgelegten Scarlett Johansson.

Ab 11. Juli 2024 im Kino

To the Moon

Kelly Jones (Scarlett Johansson) ist eine notorische Lügnerin. Hauptberuflich als Marketingexpertin unterwegs, ist das nicht unbedingt von Nachteil. Um einen lukrativen Job an Land zu ziehen, schnallt sie sich auch mal einen künstlichen Babybauch um. Denn der vermeintlich werdenden Mutter frisst die durchweg männliche Kundschaft aus den Händen.

Optimistischer Charme

Es ist das Jahr 1969 und die USA stehen unter galaktischem Druck: Die Sowjets hatten schon einen Menschen im All, nun muss Amerika mit dem ersten Mann auf dem Mond nachziehen. Auftritt Moe Berkus (Woody Harrelson). Der zwielichtige Regierungsbeamte engagiert Kelly, um die eingeschlafene Begeisterung der Amis für das NASA-Projekt neu zu entfachen. Bei ihrem Marketingjob bringt sie jedoch den technischen Leiter der Mondmission, Cole Davis (Channing Tatum), gehörig durcheinander. Weil das Weiße Haus unbedingt einen Erfolg sehen will, wird Kelly angewiesen, notfalls eine Mondlandung zu faken.

To the Moon

FLY ME TO THE MOON (Originaltitel) ist eine klassische Screwball-Komödie, wie sie nur Amerikaner drehen können. Scarlett Johansson und Channing Tatum funktionieren gut als modernes Cary-Grant-Katharine-Hepburn-Pendant. Alles von der Ausstattung und den Kostümen bis zur Bildsprache atmet Hollywood. Dazu ein optimistischer Charme, der alle Hindernisse rasch aus dem Weg räumt.

To the Moon

Regisseur Greg Berlanti kennt sich als Produzent zahlloser Fernsehserien (RIVERDALE, THE FLASH, TITANS) vor allem damit aus, wie man auf den nächsten Commercial-Break hinarbeitet. Das merkt man auch TO THE MOON an. Manche Szenen wirken so holprig aneinadergeflanscht, als wäre dazwischen ein Werbeblock geplant gewesen. Elegantes Filmemachen geht anders.

To the Moon

Über solche Schwächen tröstet die spielfreudige Besetzung hinweg. Bis in die kleinsten Nebenrollen (hier stimmt die Phrase ausnahmsweise wirklich) hervorragend besetzt, ist dies vor allem Scarlett Johanssons Film. Dank ihres Megacharmes und ihrer sexy-rauchigen Stimme (zumindest im Original) trägt sie das Ganze. Da verzeiht man auch, dass die Komödie locker 30 Minuten zu lang ist. Obwohl nicht jeder Gag zündet und einige Dialoge Feinschliff vertragen hätten (über die teils grotesk schlechten Greenscreen-Effekte wollen wir schweigen), ist TO THE MOON vergnügliche Unterhaltungsware. Es muss ja nicht immer große Kunst sein – manchmal reicht auch „niedlich“.

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Originaltitel „Fly Me to the Moon“
USA 2024
131 min
Regie Greg Berlanti

To the Moon

alle Bilder © Sony Pictures

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Daddio - Eine Nacht in New York

DADDIO – EINE NACHT IN NEW YORK

Daddio - Eine Nacht in New York

DADDIO – EINE NACHT IN NEW YORK

Analysize this! Sean Penn gibt Dakota Johnson Beziehungstipps.

Ab 27. Juni 2024 im Kino

So eine Taxifahrt kann furchtbar sein. Es stinkt, die Musik ist falsch und zu laut, der Fahrer griesgrämig oder eine Labertasche. DADDIO ist eine einzige Taxifahrt. 95 % des Films spielen in einem New Yorker Cab auf dem Weg vom Flughafen nach Midtown. Dass der Film trotzdem kurzweilig und sehenswert ist, liegt an der straffen Inszenierung von Christy Hall, die hier ihren ersten Kinofilm realisiert hat, der ideenreichen Kamera von Phedon Papamichael und der hervorragenden Besetzung.

Daddio - Eine Nacht in New York

DADDIO ist ein intensives Gespräch darüber, wie Männer und Frauen ticken. Ein Kammerspiel, dessen Qualität mit den beteiligten Schauspielern steht und fällt. Die große Überraschung: Dakota Johnson ist gut. Wer hätte das nach den lustlos heruntergespielten SHADES OF GREY-Filmen und ihrem unterirdisch schlechten Auftritt als MADAME WEB gedacht? Man muss der Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson zugutehalten, dass sie ihren Ausflug ins Superheldengenre selbst am kritischsten sieht und lakonisch feststellt: „Ich werde wahrscheinlich nie wieder in so etwas mitspielen, weil ich in dieser Welt keinen Sinn mache.“

Das Gegenteil eines Marvel-Comics

Nun also das absolute Gegenteil eines Marvel-Comics: ein tiefgründiger Dialogfilm an der Seite von Sean Penn. Dessen Besetzung als lebenskluger Taxifahrer ist ein genialer Schachzug, denn ob er harmlos ist oder Böses im Schilde führt, entdeckt der Zuschauer erst nach und nach. Geht man ganz und gar unvorbereitet in den Film, weiß man zunächst im wahrsten Sinne nicht, wohin die Reise führt. Penn verströmt eine unterschwellige Creepiness; würde er die junge Frau auf dem Rücksitz entführen oder vergewaltigen, es würde einen nicht überraschen. Doch stattdessen entwickelt sich ein ehrliches Gespräch zwischen den beiden, das bald zum intimen Seelenstriptease wird. Die junge Frau, die ihren Namen nicht preisgibt, ist in eine Affäre mit einem verheirateten Mann, den sie Daddy nennt, verstrickt. Taxifahrer Will – been there, done that – hat jede Menge Ratschläge; wie sich herausstellt, war er selbst vor vielen Jahren in der Rolle des Fremdgängers, er weiß also, wovon er spricht.

Eine packende Geschichte

Am Ende gibt es ein paar gut gemeinte Lebenstipps zu viel, doch Johnson und Penn machen das Zweipersonenstück mit ihrem nuancierten und souveränen Spiel absolut sehenswert. DADDIO zeigt, dass eine Taxifahrt, auch wenn sie manchmal furchtbar sein kann, das Potenzial für eine packende Geschichte hat – vorausgesetzt, man hat die richtigen Passagiere an Bord.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Daddio“
USA 2023
101 min
Regie Christy Hall

Daddio - Eine Nacht in New York

alle Bilder © LEONINE Studios

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