Flight Risk

FLIGHT RISK

Flight Risk

FLIGHT RISK

Für die einen ein Anwärter auf die Goldene Himbeere 2025, für die anderen pures Entertainment: Mel Gibsons FLIGHT RISK.

Ab 20. Februar 2025 im Kino

FLIGHT RISK ist ein klassisches B-Picture – genau die Art von Film, die Hollywood seit fast 100 Jahren regelmäßig auf den Markt spuckt. Simpel und unterhaltsam.

Flight Risk

Mark Wahlberg, Michelle Dockery („Downton Abbey“) und Topher Grace geraten in eine klassische Thriller-Kammerspiel-Situation: Polizistin Madolyn (Dockery) hat den Buchhalter Winston (Grace) in Gewahrsam – Hand- und Fußfesseln inklusive. Der Plan: Der Gefangene soll aus dem entlegenen Alaska mit einer gecharterten Cessna in die nächstgrößere Stadt überführt werden. Dort soll er als Kronzeuge gegen einen Mafia-Boss vor Gericht aussagen. Der Pilot (Wahlberg), ein jovialer und etwas geschwätziger Typ, übernimmt die Aufgabe, das klapprige Kleinflugzeug samt ungewöhnlicher Passagiere sicher über die Berge zu steuern. Doch was zunächst wie ein Routinejob wirkt, entwickelt sich bald zu einem nervenaufreibenden Horrortrip.

Flight Risk

Mel Gibson, der ehemalige Superstar, der irgendwann beschloss, seine Karriere durch Saufereien und antisemitische Ausfälle zu zerstören, kehrt zurück. Mit einem schlichten, aber effektiven Thriller. Eine Überraschung, vor allem wenn man bedenkt, dass er als Regisseur eher für Epen wie „Braveheart“ und „Die Passion Christi“ bekannt ist. FLIGHT RISK ist die Art Film, die man spätabends zufällig im Fernsehen entdeckt und dann nicht mehr ausschalten kann. Ja, das ist Trash. Ja, das ist technisch nicht besonders gut gemacht. Aber ja, das ist echt unterhaltsam. Trotz riesiger Logikfehler und zahlloser Unwahrscheinlichkeiten: FLIGHT RISK macht Spaß und ist bis zur letzten Sekunde spannend.

Flight Risk

Ins Kino (früher wäre sowas „direct to video“ gegangen) kommt der Film erst am 20. Februar. Da mit der Berlinale aber wieder eine Flut von täglichen Kritiken ins Haus steht, erscheint diese hier schon zwei Wochen vor dem Start.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Flight Risk“
USA 2024
92 min
Regie Mel Gibson

Flight Risk

alle Bilder © TOBIS

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Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Die britische Serie „Black Mirror“ genießt Kultstatus. COMPANION - DIE PERFEKTE BEGLEITUNG könnte glatt als eine Episode der neuen Staffel durchgehen.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

„Willst du gelten, mach dich selten“ – ein Sprichwort, das sich die Macher von „Black Mirror“ offenbar zu Herzen genommen haben. Zum Leidwesen der Fans tröpfelt nur alle paar Jahre neuer Stoff aus dem Fernseher. Zwischen der vorletzten und letzten Staffel lagen ganze vier Jahre. Genug Zeit, um die Lücke mit thematisch verwandten Kinofilmen zu füllen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Im Fokus von „Black Mirror“ steht meist die Wechselwirkung zwischen Technik, Medien und Gesellschaft – eine düstere Variante der Gegenwart, angereichert mit Science-Fiction-Elementen. So etwa bei einer täuschend lebensechten Puppe wie in „M3GAN“, die zur besten Freundin eines kleinen Mädchens wird. Nach diesem Rezept funktioniert auch COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG.

Companion - Die perfekte Begleitung

Worum geht’s? Halbwegs spoilerfrei: Eine Freundesgruppe verbringt ein Wochenende in einem luxuriösen Haus am See. Doch dann gibt es einen Toten. Bald wird klar: Niemand ist das, was er zu sein scheint.

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION pfeift auf Logik. Das Drehbuch stolpert vor allem gegen Ende über riesengroße Ungereimtheiten und Widersprüche, doch das schmälert das Vergnügen nicht. Dank ein paar cleveren Wendungen und der guten Besetzung mit Sophie Turner, Jack Quaid und Lucas Gage bleibt der Film kurzweilig, spannend und schwarzhumorig – also alles, was eine gute „Black Mirror“-Episode ausmacht. Übrigens: Die neue Staffel soll noch dieses Jahr erscheinen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Während der Corona-Pandemie fanden nicht nur Meetings, sondern auch Castings virtuell statt. An einem dieser Castings nahm ein junger Schauspieler teil, dessen bescheidene Wohnung im Hintergrund zu sehen war. Der ebenfalls zugeschaltete Regisseur wusste nicht, dass sein Mikrofon aktiv war – und lästerte hemmungslos über die „ärmlich“ wirkende Einrichtung. Der Schauspieler reagierte schlagfertig: „Mit der Gage für diesen Job könnte ich mir eine bessere Wohnung leisten.“ Die Rolle bekam er nicht. Doch bald darauf gelang Lucas Gage (heißt wirklich so) mit der ersten Staffel von „White Lotus“ der Durchbruch. Seitdem taucht er immer wieder in größeren Nebenrollen auf, so auch in COMPANION, wo er einen (zu gut aussehenden – was seinen Grund hat) schwulen Liebhaber spielt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Companion“
USA 2025
97 min
Regie Drew Hancock

Companion - Die perfekte Begleitung

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Maria

MARIA

Maria

MARIA

Es ist die Rolle ihres Lebens: Angelina Jolie spielt die berühmteste Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, Maria Callas.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

MARIA beginnt und endet mit einer Montage ikonischer Callas-Bilder: Anfangs perfekt nachgespielt von Angelina Jolie, zum Schluss die Originalaufnahmen der echten Diva. Dazwischen folgt die Kamera einer einsamen, unglücklichen Frau, die keine Nähe zulässt und ihrer verlorenen Schönheit und Jahrhundertstimme nachtrauert. Ihr unkontrollierter Pillenkonsum führt zu Wahnvorstellungen: So halluziniert sie ein Interview mit dem jungen Reporter Mandrax – passenderweise benannt nach ihrer Lieblingsdroge –, in dem sie von ihrer rauschhaften Vergangenheit und ihrer großen Liebe Aristoteles Onassis erzählt.

Maria

Seit Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou am 16. September 1977 offiziell an einem Herzinfarkt starb, halten sich die Gerüchte, sie habe Selbstmord begangen oder sei an einer Tablettenüberdosis gestorben.

MARIA ist ein distanzierter Film — wenig überraschend, denn Pablo Larraíns Filme über bekannte Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts, „Spencer“ und „Jackie“, waren ähnlich unterkühlt. Warum sich der Regisseur in seinem Biopic ausschließlich auf den Niedergang und nicht auf die erfolgreichen Jahre der Künstlerin konzentriert, bleibt sein Geheimnis.

Maria

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern: Angelina Jolie wurde zwischenzeitlich sogar als Oscarkandidatin gehandelt. Doch es bleibt ein Manko: Keine Sekunde glaubt man, dass Callas’ Gesangstimme wirklich aus ihrem Mund kommt. Angelina Jolie in einer großen Playbackshow — sie ist schlicht zu berühmt für diese Rolle.

Maria

Extra-Punkte gibt’s für Ausstattung, Kostüme und Kamera: Nie sahen die Jolie und das Paris der 70er-Jahre besser aus. MARIA – ein Film wie ein Coffeetablebook – hübsch anzuschauen und ein bisschen langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Maria“
Deutschland / Italien / USA 2024
124 min
Regie Pablo Larraín

Maria

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

POISON - EINE LIEBESGESCHICHTE – Moderatorin und Schauspielerin Désirée Nosbusch gibt ihr Regiedebüt. Dafür hat sie einen dialogstarken Film ohne visuellen Schnickschnack gewählt.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Zehn Jahre sind vergangen, seit Lucas (Tim Roth) und Edith (Trine Dyrholm) ihren Sohn bei einem Autounfall verloren haben. Nun begegnen sie sich zum ersten Mal wieder – auf dem Friedhof. Der Anlass ist ein Brief, in dem die Umbettung des Kindes angekündigt wird, nachdem man Gift im Boden gefunden hat.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Berliner Theaterfreunden dürfte die Geschichte bekannt vorkommen: Dagmar Manzel und Ulrich Matthes spielen die deutsche Adaption „Gift“ seit Jahren erfolgreich am DT. In Nosbuschs Verfilmung übernehmen Tim Roth und Trine Dyrholm die Rollen. Vorwürfe, Geständnisse, Versöhnung, Streit – die intensive Interaktion der beiden Hauptfiguren funktioniert auf der Leinwand ebenso gut wie auf der Bühne. Auch wenn nicht viel passiert, denn Lucas und Edith reden nur miteinander. Warum ist ihre Beziehung gescheitert? Was hat die Trauer mit ihnen gemacht? Das Analysieren alter Verletzungen ist dank der beiden Schauspieler spannend – auch ohne Action.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Man könnte den Look als etwas „fernsehhaft“ kritisieren. Aber es passt, denn Kamerafrau Judith Kaufmann fängt die realistisch trostlose Atmosphäre des Friedhofs in entsprechend bedrückenden Bildern ein. Trauriges Thema, traurige Bilder.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Die Vorlage stammt von der niederländischen Autorin Lot Vekemans. Es ist ein kluges Stück über ganz normale Menschen, die ein bewegendes Schicksal teilen. Roth und Dyrholm spielen das nüchtern, unpathetisch und zugleich nahbar. Sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Poison“
Deutschland / Luxemburg / Niederlande / Vereinigtes Königreich 2024
90 min
Regie Désirée Nosbusch

Poison - Eine Liebesgeschichte

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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Babygirl

BABYGIRL

Babygirl

BABYGIRL

Stöhn. Keuch. Japs. Nicole Kidman wird dank Harris Dickinson von multiplen Orgasmen durchschüttelt.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Seit Meg Ryan hat keine Schauspielerin außerhalb des Adult-Film-Business so überzeugend Orgasmen simuliert wie Nicole Kidman. In ihrem neuen Film BABYGIRL hat sie reichlich Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen.

Romy (Nicole Kidman) hat alles: Geld, Macht, eine glückliche Familie – nur im Bett herrscht tote Hose. Erst die Begegnung mit ihrem knackigen Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) treibt sie zu ungeahnten Höhepunkten.

Babygirl

So oder so ähnlich gab es das schon in den 80er- und 90er-Jahren: BABYGIRL bewegt sich irgendwo zwischen „Eine verhängnisvolle Affäre“ und „Basic Instinct“ – minus Eispickel. Nur eben jetzt in die Post-#MeToo-Ära verschoben: Hier ist die Frau in einer beruflichen Machtposition, der Mann sozial niedriger gestellt.

Halina Reijns Film wird zwar als erotischer Psychothriller vermarktet, doch wirklich hart und bedrohlich wird es nie. Alles bleibt eher lauwarm. Das hat einen interessanten Effekt: Als Zuschauer, konditioniert durch zahlreiche ähnliche Filme (siehe oben), erwartet man ständig das Schlimmste. So gibt es beispielsweise den unangekündigten Besuch des Liebhabers zu Hause bei der heilen Familie – ein Klassiker in jedem Beziehungsthriller – doch dann passiert…nichts.

Babygirl

„Gedemütigt von der eigenen Lust“ – so könnte der Untertitel lauten, wäre BABYGIRL ein echter Porno. Vor allem dank der Musikauswahl driftet der Film immer wieder ins unfreiwillig Komische: Einmal füttert Samuel Romy mit einer Schale Milch, die sie wie eine Katze auf allen Vieren leer schlabbern muss. Dazu läuft „Father Figure“ von George Michael. Braves Kätzchen. Dass Nicole Kidman bereit ist, die Hüllen fallen zu lassen (auch wenn es kein echtes Full Frontal gibt) ist angesichts ihres Traumbodys weniger mutig als beispielsweise bei Emma Thompson, die in „Good Luck to You, Leo Grande“ ihre Falten und Speckröllchen vor der Kamera präsentiert. BABYGIRL zeigt schöne Menschen in schöner Umgebung, die viel Sex haben, während sich Nicole dabei von Orgasmus zu Orgasmus gurgelt. Der große Hype und die Jubelkritiken bleiben unverständlich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Babygirl“
USA 2024
115 min
Regie Halina Reijn

Babygirl

alle Bilder © Constantin Film

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Sechs Richtige

SECHS RICHTIGE – GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER

Sechs Richtige

SECHS RICHTIGE – GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER

Araber sind Terroristen, junge Frauen naiv, Millionäre geldgierig. Wen solche Klischees nicht stören, der wird an SECHS RICHTIGE - GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER großen Spaß haben.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Davon träumt außer Bill Gates wahrscheinlich jeder: Im Lotto gewinnen. Aber nicht eine Million (die ist schnell verpulvert), sondern so richtig: 10, 20, 60 Millionen. Das Leben wäre auf Dauer vielleicht nicht glücklicher, aber bestimmt um einiges leichter. Oder?

Sechs Richtige

Die Prämisse des Films ist simpel, aber effektiv: Vier unterschiedliche Lottogewinner erleben, wie das große Geld alles auf den Kopf stellt. Da ist zum einen Familienvater Paul, der gerade mit Kind und Kegel auf dem Weg in den Urlaub ist, als er zufällig erfährt, dass er fünf Millionen Euro gewonnen hat. Doch die Zeit läuft ihm davon – um den Gewinn einzulösen bleiben ihm nur wenige Minuten. Oder Julie, die nach ihrem 10-Millionen-Euro-Jackpot direkt in die Arme ihres Traummanns stolpert. Schlecht hingegen trifft es Ahmed, der mit zwei Freunden zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt von seinem Gewinn erfährt. Und dann ist da noch eine Gruppe von Pflegern, die sich die 60 Millionen Euro ihres gerade an einem Herzinfarkt gestorbenen Patienten Henri unter den Nagel reißt.

Sechs Richtige

Die vier Episoden sind in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, die durch das zentrale Motiv des Lottogewinns miteinander verbunden sind. Das Besondere daran: Keine der Geschichten ist schwach, alle bieten ein hohes Tempo und eine beeindruckende Gagdichte. Der Humor ist schwarz und bitterböse – also nichts für Zartbesaitete oder Kinder. Bei uns ist der Film daher ab 16 Jahren freigegeben.

Wenn es die deutsche Synchronisation nicht wieder kaputtmacht – SECHS RICHTIGE ist eine wunderbar böse Komödie aus Frankreich. Das alte Sprichwort sagt zwar: „Geld allein macht nicht glücklich“. In ein Kinoticket investiert, macht es das mit diesem Film für 103 Minuten eben doch.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Heureux gagnants“
Frankreich 2024
103 min
Regie Romain Choay und Maxime Govare

Sechs Richtige

alle Bilder © Happy Entertainment

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Der Brutalist

DER BRUTALIST

Der Brutalist

DER BRUTALIST

Bauhaus- und Architekturfans aufgepasst: DER BRUTALIST ist nicht nur ein vielschichtiges Drama, sondern auch ein Einblick in die Gedankenwelt eines visionären Architekten.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Kann sich noch jemand an die von Michael Haneke höchstpersönlich Shot-für-Shot nachgedrehte amerikanische Version seines Thrillers „Funny Games“ erinnern? In diesem Remake spielten Michael Pitt und ein gewisser Brady Corbet die mörderischen Teenager – und genau dieser Corbet kehrt nun, fast 20 Jahre später, als Regisseur des außergewöhnlichen Dramas DER BRUTALIST zurück.

Der Brutalist

DER BRUTALIST ist so etwas wie die Arthouse-Version eines Sergio Leone Films. Ähnlich episch – die Geschichte spielt in den Jahren 1947 bis 1980 – nur eben nicht im Stil eines Hochglanz-Hollywood-Dramas, sondern als realistischer Blick auf eine längst vergangene Zeit. Dabei greift der Film aktuelle Themen wie Sucht, Missbrauch und die Erfahrungen von Flüchtlingen auf.

Der Brutalist

Der jüdische Architekt László Toth (Adrien Brody) flieht aus Nachkriegseuropa nach Amerika, um sich dort mit seiner Frau Erzsébet (Felicity Jones) eine neue Existenz aufzubauen. Doch der sensible Künstler tut sich schwer: bittere Armut, kein Dach über dem Kopf und die Seele vom Krieg verletzt. Erst der wohlhabende Industrielle Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) bietet Toth mit einem Großprojekt die Chance, sein außergewöhnliches Talent unter Beweis zu stellen.

Der Brutalist

Adrien Brody is back. Nachdem er 2002 einen Oscar gewonnen hat, war seine Rollenauswahl oft mehr von der Gage und weniger der Qualität der Drehbücher bestimmt. In DER BRUTALIST ist er so gut wie lange nicht. Dass er die richtige Besetzung für einen vom Zweiten Weltkrieg und den Nazigräulen gebrochenen Künstler ist, hat er schon in „The Pianist“ bewiesen.

Der Brutalist

DER BRUTALIST überzeugt nicht nur schauspielerisch. Trotz eines vergleichsweise lachhaften Budgets von 6 Millionen US-Dollar schafft es Regisseur Corbet, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Intimität und monumentaler Größe zu erzeugen. Dafür gab’s in Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Dialoge, Kamera (gedreht wurde auf 70 mm), Ausstattung, Schnitt und Sound machen den Film zu einem Gesamtkunstwerk. Und selbst die Länge von 3 Stunden und 35 Minuten klingt schlimmer als sie ist – DER BRUTALIST ist keine Sekunde langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Brutalist“
USA 2024
215 min
Regie Brady Corbet

Der Brutalist

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Gotteskinder

GOTTESKINDER

Gotteskinder

GOTTESKINDER

Ein Film für Atheisten und alle, die es werden wollen.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Gotteskinder in Versuchung: Hannah und Timo wachsen in einer streng evangelikalen Familie auf. Die Eltern haben keinerlei Verständnis für Fehltritte. Doch die Kinder geraten in Versuchung: Der neue Schüler Max verdreht Vorzeigechristin Hannah gehörig den Kopf und Timo ist unglücklich in seinen Kumpel Jonas verliebt. Sünde!

Gotteskinder

„Jesus, ich liebe dich!“ Zwischen kitschigen Kirchenliedern und brüllenden Predigern ist das Leben der jugendlichen Christen streng durchgetaktet. Wer zurecht die Nase über Scientology rümpft, wird erkennen müssen: Der Unterschied zwischen evangelikalen Christen und Sektenleben ist nicht allzu groß.

Ob das überspitzt ist? Man weiß es zum Glück nicht so genau. Gehirnwäsche, erzwungenen Geständnissen und Entführung – es erinnert schon fast an Gilead aus Handmaid’s Tale. Religiöser Fundamentalismus ist halt in jeder Form abstoßend.

Gotteskinder

Inhaltlich wäre weniger mehr gewesen: Der Kampf der hormongesteuerten Tochter, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, hätte als Handlung gereicht. Da wirkt der schon oft gesehene Exorzismus am schwulen Bruder und dessen tragische Konsequenzen fast wie ein dramaturgischer Kollateralschaden.

Gotteskinder

Schauspielerisch überzeugen neben Mark Waschke als dominanter Vater vor allem die jugendlichen Darsteller Flora Li Thiemann, Serafin Mishiev und Michelangelo Fortuzzi, die die innere Zerrissenheit überzeugend und erfrischend unpeinlich spielen.

Interessante Story, gut gespielt, solide inszeniert – kein großes Kino, eher etwas fürs TV. Trotzdem sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
117 min
Regie Frauke Lodders

Gotteskinder

alle Bilder © W-FILM

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Wolf Man

WOLF MAN

Wolf Man

WOLF MAN

WOLF MAN enttäuscht an der amerikanischen Kinokasse und erzielt am ersten Wochenende nur 12,5 Millionen Dollar – ein mageres Ergebnis für eine Hollywoodproduktion.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Natürlich sagt der Geschmack des US-Publikums nichts über die Qualität eines Films aus. Doch eines wird deutlich: Die Welt sehnt sich nicht nach Remakes von Horror-Klassikern aus den 1930er-Jahren. Das sind erneut schlechte Nachrichten für die Universal Studios und ihren Versuch, ein „Dark Universe“ zu etablieren. Diese Idee galt nach dem Megaflop von „The Mummy“ ohnehin als begraben. Erst Leigh Whannells Neuinterpretation von „The Invisible Man“ weckte wieder Hoffnungen: Der Film konnte Kritiker wie Publikum gleichermaßen überzeugen.

Und was einmal funktioniert, lässt sich sicher wiederholen – so die Hoffnung. Mit dem gleichen Regisseur und einem ähnlichen Ansatz: eine interessante Besetzung, ein Hauch von Subversion gegenüber den Erwartungen, weitgehender Verzicht auf übertriebene Computereffekte und eine moderne Abkehr von der klassischen Vorlage. Doch bei WOLF MAN geht diese Rechnung nicht auf.

Wolf Man

Die Neuinterpretation der altbekannten Werwolf-Geschichte kann zumindest mit großartigem Audiodesign punkten. Doch an anderer Stelle hapert es: Die Charakterzeichnung bleibt flach, und die Handlung – der Schriftsteller Blake (Christopher Abbott) zieht mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und Tochter Ginger in die abgelegene Hütte seines Vaters und wird unterwegs von einem Werwolf gebissen – ist weder spannend noch gruselig. Stattdessen wirkt der WOLF MAN oft unfreiwillig komisch.

Wolf Man

Schauspielerisch überrascht der Film ebenfalls nicht: Die sonst herausragende Julia Garner ist diesmal erstaunlich blass. Auch die Effekte enttäuschen. Nichts gegen Nostalgie, aber wenn das Ergebnis wie eine Folge der Augsburger Puppenkiste aussieht – dann doch lieber CGI. Wem der Sinn nach ausgezeichneten analogen Effekten steht, der sollte sich lieber nochmal den 1981er-Klassiker „An American Werewolf In London“ anschauen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wolf Man“
USA 2024
103 min
Regie Leigh Whannell

Wolf Man

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Kneecap

KNEECAP

Kneecap

KNEECAP

KNEECAP erinnert an „Trainspotting“, erreicht jedoch nicht dessen wilde Originalität. Trotzdem: Im Kino gab es schon weitaus langweiligere Geschichtsstunden.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Zu KNEECAP ließe sich eine interessante Faktenliste schreiben. Zum Beispiel, dass die Zielgruppe dieses Films ausgesprochen überschaubar ist – schließlich sprechen weltweit nur eine Handvoll Menschen Irisch/Gälisch. Oder, dass es sich erstaunlicherweise um eine fast wahre Geschichte handelt. Und nicht zuletzt: Dass eine deutsche Synchronfassung den Film komplett ruinieren würde, wie es zuletzt beim Robbie-Williams-Biopic „Better Man“ der Fall war. Aber zum Glück wurden die irisch gesprochenen Szenen im Original belassen und untertitelt.

Kneecap

Im Kern erzählt KNEECAP die holprige Gründungsgeschichte des gleichnamigen Rap-Trios, bestehend aus Móglaí Bap, Mo Chara und DJ Próvaí. Die nordirische Band spielt sich selbst, was überraschend gut funktioniert. Das Besondere: Kneecap sind die ersten, die auf Gälisch rappen. Ihre Konzerte und Videos werden bald legendär, Versuche, die Band zu verbieten, bleiben erfolglos. Im Gegenteil: Ihre Popularität steigt. Daneben geht’s um Móglaí Baps Vater (knurrig: Michael Fassbender), einen gesuchten IRA-Bombenleger: offiziell tot, in Wahrheit nur untergetaucht.

Kneecap

KNEECAP ist eine wilde Mischung aus Werbung für eine vom Aussterben bedrohte Sprache, Musikfilm und Politdrama – inszeniert im Stil eines hyperaktiven Musikvideos der 90er-Jahre. Jahrzehnte nach Guy Ritchie und Matthew Vaughn wirkt das fast nostalgisch, aber die charmanten Jungs von Kneecap und einige wirklich gelungene Gags machen das wieder wett. Fans von Michael Fassbender dürften jedoch enttäuscht sein: Seine Screentime liegt im unteren zweistelligen Minutenbereich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Kneecap“
Irland 2024
105 min
Regie Rich Peppiatt

Kneecap

alle Bilder © Atlas Film

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Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Rache ist Blutwurst.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

„Der Graf von Monte Christo“ ist neben „Die drei Musketiere“ der meist verfilmte Roman des 19. Jahrhunderts. Nun also noch eine Version aus Frankreich – als echter Blockbuster. Die Handlung dürfte bekannt sein, dennoch: ChatGPT, fasse bitte den Inhalt von Alexandre Dumas’ Klassiker in zwei Sätzen zusammen, während draußen die Sonne scheint: „Der Graf von Monte Christo“ erzählt die Geschichte von Edmond Dantès, einem jungen Seemann, der unschuldig verraten und inhaftiert wird. Nach Jahren im Gefängnis gelingt ihm die Flucht; er findet einen Schatz auf der Insel Monte Christo und nutzt seinen neugewonnenen Reichtum und Einfluss, um unter der Identität des Grafen von Monte Christo Rache an seinen Verrätern zu nehmen. Danke, CGPT!

Der Graf von Monte Christo

Wie in Dumas’ Roman dreht sich die Rachemechanik auch im Film vor allem um ein Spiel mit Verkleidungen; es läuft auf die Frage hinaus: Wird Edmond (Pierre Niney) von seinen Feinden erkannt, oder kann er seine Vendetta vor der Enthüllung zu Ende führen? Neu und unerwartet ist daran nichts. Klassischer und konservativer war selten. Wer eine vollkommen unmoderne Version von DER GRAF VON MONTE CHRISTO im Kino sehen will, ist hier bestens bedient. Aber Opas Kino kann auch Spaß machen.

Der Graf von Monte Christo

Groß, größer, Cinemascope: Die Regisseure Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte konnten aus dem Vollen schöpfen: Für die Produktion stand ein für europäische Verhältnisse gigantisches Budget von 42,9 Millionen Euro zur Verfügung – und das sieht man. Überraschend, dass der Film nicht vor Weihnachten in die Kinos kam. Früher wäre so etwas auch als Vierteiler zu den Feiertagen im Fernsehen gelaufen.

Der Graf von Monte Christo

Trotz seiner Länge von drei Stunden – langweilig ist das Spektakel nie. Ausstattung, Schauspieler, Inszenierung: alles grundsolide. DER GRAF VON MONTE CHRISTO ist ordentlich gemachte Unterhaltungsware aus Frankreich, die im trüben Januar drei Stunden harmlosen Eskapismus bietet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Le Comte de Monte-Cristo“
Frankreich / Belgien 2024
178 min
Regie Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte

Der Graf von Monte Christo

alle Bilder © capelight pictures

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Young Hearts

YOUNG HEARTS

Young Hearts

YOUNG HEARTS

Der Publikumsliebling der Berlinale 2024 erzählt die ganz normale Geschichte von zwei verliebten Jungs.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Elias genießt den Sommer, fährt mit dem Fahrrad zum Bauernhof seines Großvaters oder lächelt seine Freundin Valerie an. Denn mit 14 eine erste Freundin zu haben, ist Pflicht. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, entwickeln sich auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Elias spürt, dass er sich zum ersten Mal richtig verliebt. Und der selbstbewusste Alexander macht kein Geheimnis daraus, dass er auf Jungs steht.

Young Hearts

Wer beim Lesen der Inhaltsangabe denkt, dass es hier gewisse Ähnlichkeiten zu Lukas Dhonts CLOSE gibt, liegt nicht falsch. Zumal beide Filme aus Belgien stammen. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Hier geht es nicht um Schuldgefühle und verpasste Chancen, sondern um Persönlichkeitsentwicklung und Akzeptanz. War der (großartige) CLOSE ein todtrauriger Film für die Winterszeit, so ist YOUNG HEARTS als die lebensbejahende Sommervariante eines sehr ähnlichen Themas zu verstehen.

Young Hearts

Oft geht es bei Coming-out-Geschichten um Angst und Mobbing. Das kommt hier am Rande zwar auch vor, doch das Positive überwiegt. Regisseur Anthony Schatteman gelingt es in seinem Spielfilmdebüt auf schöne Weise, die kleinen Dinge einzufangen, die eine erste Liebe ausmachen. Mit einem authentischen Drehbuch und sehr begabten Darstellern (Lou Goossens und Marius De Saeger sind Laien, die hier das erste Mal für einen Spielfilm vor der Kamera stehen) ist YOUNG HEARTS eine queere Love-Story voller Optimismus. Schön.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Young Hearts“
Belgien / Niederlande 2024
97 min
Regie Anthony Schatteman

Young Hearts

alle Bilder © Salzgeber

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A Real Pain

A REAL PAIN

A Real Pain

A REAL PAIN

A REAL PAIN – Ein bittersüßes Roadmovie mit Kieran Culkin und Jesse Eisenberg

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Manche Filme sind wie ein gemütlicher Spaziergang – andere wie ein Marathon mit einem Stein im Schuh. A REAL PAIN, Jesse Eisenbergs zweite Regiearbeit, gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. Der Titel ist Programm: Dieser Film tut weh – und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Kieran Culkin spielt Benji, eine Mischung aus schmerzhaft peinlichem Quälgeist und verletzter Seele, die das Publikum genauso herausfordert wie die Figuren um ihn herum.

A Real Pain

Die Handlung klingt simpel: Zwei ungleiche Cousins – Culkin als nerviger Draufgänger Benji und Eisenberg als verklemmter Neurotiker David – reisen nach Polen, um auf den Spuren ihrer verstorbenen Großmutter zu wandeln. Doch was als Gedenkreise beginnt, wird schnell zu einem Chaos aus familiären Spannungen, peinlichen Momenten und unerwarteten Einsichten. Eisenberg, der auch das Drehbuch geschrieben hat, nutzt die Tour durch die Vergangenheit, um mit schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie Familientrauma aufzuarbeiten.

A Real Pain

Culkin stiehlt dabei – wenig überraschend – jede Szene. Sein Benji ist ein Typ, der einen zu Tode nervt – und dann plötzlich mit einer überraschenden Geste der Zärtlichkeit die Herzen gewinnt. Es ist, als hätte er seine Rolle aus „Succession“ noch ein Stück weitergedreht: lauter, anstrengender, aber auch verletzlicher. Eisenberg dagegen bleibt seinem Markenzeichen treu und spielt den überforderten, intellektuellen Stadtneurotiker perfekt.

A Real Pain

A REAL PAIN ist witzig, berührend und manchmal schwer auszuhalten – genau wie echtes Familienleben. Die Balance zwischen Komödie und Tragödie gelingt Eisenberg gut: Man lacht über Benjis Dreistigkeit, spürt aber auch die tiefer liegenden Risse, die all das Chaos antreiben. Der Film ist ein Roadtrip, eine Familiengeschichte und eine kleine Lektion in Empathie – mal leicht, mal schmerzhaft. Als Zuschauer ist man nie sicher, ob das berührt oder nervt. Vermutlich beides.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Real Pain“
USA / Polen 2024
90 min
Regie Jesse Eisenberg

A Real Pain

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Juror #2

JUROR #2

Juror #2

JUROR #2

„Juror #2“, Clint Eastwoods (wahrscheinlich) letzter Film, ist ein spannendes Gerichtsdrama.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Clint Eastwood: Der Mann, der als lebende Legende in die Annalen Hollywoods eingegangen ist, wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Er hat unzählige Filme inszeniert und in noch mehr Produktionen mitgewirkt. JUROR #2 dürfte sein Abschiedswerk sein – die stets zuverlässige IMDb führt jedenfalls kein weiteres Projekt auf. Aber wer weiß? Vielleicht überrascht uns Eastwood und steht mit 100 noch hinter der Kamera.

Juror #2

Der junge Familienvater Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, gerät in einem Mordprozess in ein tiefgreifendes Dilemma. Oder, einfacher formuliert – SPOILER – wobei der Trailer ohnehin schon alles preisgibt: Justin Kemp hat versehentlich eine junge Frau überfahren. Ein Unfall, gewiss. Doch als trockener Alkoholiker, der zuvor in einer Bar war, ist er wenig glaubwürdig. Nun sitzt ausgerechnet er in der Geschworenenjury, die den Freund der Verstorbenen als vermeintlichen Mörder verurteilen soll. Wahrlich: ein Dilemma.

Die Grundidee mag konstruiert wirken. Doch Eastwood gelingt es schnell, den Zuschauer diese Unwahrscheinlichkeit vergessen zu lassen. Sein Film entwickelt sich zu einem ebenso fesselnden wie klugen Justizdrama mit unerwarteten Wendungen.

Juror #2

JUROR #2 ist ein Film ohne Schnickschnack. Geradeaus erzählt, kein unnötiges Beiwerk. Eastwood hat nie den Fehler begangen, sein Publikum zu unterschätzen. Als Regisseur mit jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass weniger oft mehr ist – eine Lektion, die auch seine Schauspieler verinnerlicht haben: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland spielen nüchtern und konzentriert.

Juror #2

Clint Eastwoods Spätwerk enttäuscht nicht. „Schuldig oder unschuldig? Wahrheit oder Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“ – JUROR #2 ist ein meisterhaft inszenierter Thriller und ein würdiger Abschluss für einen der ganz Großen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juror #2“
USA 2024
95 min
Regie Clint Eastwood

Juror #2

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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We Live in Time

WE LIVE IN TIME

We Live in Time

WE LIVE IN TIME

Das ist ja mal eine originelle Drehbuchidee: Junges Paar, großes Glück, dann wird sie sterbenskrank.

Ab 09. Januar 2025 im Kino

Am Anfang von WE LIVE IN TIME joggt die junge Almut (Florence Pugh) durch den Wald, bleibt an einem blühenden Busch stehen, riecht, schneidet ein paar Zweige ab. Später steht sie in ihrem Cottage und trennt Eier, die sie gerade brutfrisch aus dem Hühnerstall geholt hat. So sinnlich. Damit ist von der ersten Minute an klar, was für eine Art Film uns hier erwartet: Schöne Menschen in schöner Umgebung haben auch Probleme.

We Live in Time

Seit „Love Story“ ist die Geschichte von großer Liebe und tragischem Sterben gefühlt hundertmal im Kino erzählt worden. Einziges Unterscheidungsmerkmal ist da nur die Besetzung. Dass WE LIVE IN TIME nicht in unsäglichem Kitsch ertrinkt, ist vor allem dem Charme und der Chemie von Florence Pugh und Andrew Garfield zu verdanken. Allzu rührselige Szenen retten die beiden mit feinem, spöttischem Humor. Regisseur John Crowley und Drehbuchautor Nick Payne geben dem Ganzen noch einen modischen Twist, denn die todkranke Almut ist eine erfolgreiche Küchenchefin. Das bietet Gelegenheit, zwischen all dem Leid noch ein paar appetitliche Foodporn-Bilder unterzubringen. „Chef’s Table“ ist überall.

We Live in Time

Na gut, das Thema ist ausgelaugt, immerhin ist die Struktur diesmal anders: Die Geschichte springt munter zwischen erstem Kennenlernen, Schwangerschaft und Krankheit hin und her. Das macht zwar keinen Sinn, fordert aber immerhin das Konzentrationsvermögen des Zuschauers – linear erzählt wäre das Ganze wahrscheinlich so banal wie ein Lore-Roman.

We Live in Time

WE LIVE IN TIME ist ein sentimentales Liebesdrama, das alle handelsüblichen Register zieht, um auf die Tränendrüsen zu drücken. An trüben Wintertage kann sowas für wohlige Unterhaltung sorgen. Taschentuch nicht vergessen.

Originaltitel „We Live in Time“
GB / Frankreich 2024
107 min
Regie John Crowley

We Live in Time

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Robbie Williams macht sich in seinem Biopic BETTER MAN zum Affen.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Wichser, Narzisst, arrogantes Arschloch – Robbie Williams wurde schon vieles genannt. Warum er trotzdem oder gerade deswegen ein internationaler Superstar wurde, zeigt der autobiografische Film BETTER MAN.

Der Vater lässt die Familie sitzen, auf dem Sportplatz nimmt ihn keiner ernst – der kleine Robbie hat’s nicht leicht. Kraft geben ihm nur die Liebe seiner Großmutter und der Glaube, er sei zum größten Entertainer der Welt geboren. Und dann: Mit zarten 15 plötzlich Superstar. Von einem cleveren, nicht gerade netten Produzenten zusammengecastet, wird Take That DIE Boyband der 90er. Auf der Bühne fällt Robbie als hyperaktives Energiebündel auf, backstage bald als zugekokster Alkoholiker. Die kreativen Lorbeeren sackt Singer-Songwriter Gary Barlow ein, Robbie bleibt der nicht ernstzunehmende Spaßvogel. Während sich der eine bald ein Schloss mit Butler leisten kann, wohnt der andere noch bei seiner Mutter.

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN ist wirklich mal was Neues: Statt selbst vor die Kamera zu treten oder einen Look-Alike-Schauspieler zu casten, wird Williams von einem Affen gespielt. Klingt schräg – funktioniert aber. Robbie liefert nur die Stimme; sein Gesicht sieht man keine Sekunde. Mit viel Liebe zum Detail wurden Musikvideos, Covershots, Konzerte und TV-Auftritte mit dem Affen-Robbie nachgestellt. Nach ein paar Minuten hat man sich dank perfekter Tricktechnik von Weta („Herr der Ringe“, „King Kong“, „Planet der Affen“) daran gewöhnt und fragt sich bald, ob ein menschlicher Schauspieler den Film nicht um einiges banaler gemacht hätte. Ob das allerdings in der deutschen Synchro auch funktioniert, bleibt abzuwarten. Denn Robbies rotzige Sprechstimme macht einen großen Teil seines Charmes aus.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Take That und die Solokarriere handelt der Film erstaunlich nebenbei ab. Viel mehr sind die Ängste, Depressionen und Süchte des „Prolls, der zu schnell alles bekommen hat“, (O-Ton Robbie in einem AA-Meeting) zentrales Thema. BETTER MAN funktioniert auf mehreren Ebenen: als mitreißende Musik-Show genauso wie als Blick in die gequälte Seele eines ewig Zweifelnden. Eine rasende Fahrt im Gegenverkehr mit Robbie am Steuer oder ein unendlicher Sturz durch Federfächer – der Film findet immer wieder ungewöhnliche Visualisierungen für das Popstar-Leben auf der Überholspur. Sehr gelungen auch, wie die größten Hits elegant in die Handlung eingebaut werden – das bewahrt BETTER MAN davor, nur ein bebildertes Best of Album zu sein.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Meckern auf hohem Niveau: Insgesamt hätte man den Film um gut 15 bis 30 Minuten kürzen können. Und dass Robbie bei jedem Auftritt von inneren Dämonen verfolgt wird – hier als wütende Affen-Doppelgänger im Publikum dargestellt – hat man nach der siebenunddreißigsten Wiederholung wirklich verstanden. „Die Leute kaufen keine Tickets, um von deinen Problemen zu hören“, sagt Robbies Vater zu seinem Sohn, als der den Tiefpunkt seiner Drogenabhängigkeit erreicht hat. Wenn das wahr wäre, würde sich niemand diesen Film anschauen. Und das wäre wirklich schade.

Originaltitel „Better Man“
Australien 2024
134 min
Regie Michael Gracey

Better Man - Die Robbie Williams Story

alle Bilder © TOBIS Film GmbH

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Queer

QUEER

Queer

QUEER

Daniel Craig brilliert als homosexueller, drogensüchtiger Lebemann in den 1950er-Jahren.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Im Mexiko-City der 50er Jahre fristet der US-Bürger William Lee (Daniel Craig) ein unglückliches Dasein inmitten einer kleinen amerikanischen Gemeinde. Als der Student Eugene Allerton (Drew Starkey) in die Stadt kommt, verliebt sich William unsterblich in den jungen Mann.

Die blöde Bemerkung, James Bond sei jetzt schwul, kann man sich direkt sparen. Dass Daniel Craig mal im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs war, vergisst man schnell. Die einzige Gemeinsamkeit: Lee und Bond trinken gerne und haben eine Schwäche für Waffen.

Queer

Dass Luca Guadagnino ein gutes Händchen für Gay-Love-Stories hat, weiß man spätestens seit seinem zum Queerfilm-Klassiker zählenden „Call me by your Name“. Auch so eine Geschichte, bei der sich Liebe und Realität im Wege stehen. Zuletzt überraschte der Italienische Regisseur mit dem sehr zugänglichen Tennisfilm „Challengers – Rivalen“. Nun also seine Adaption des halbautobiografischen Romans von William S. Burroughs. Der verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985 – Inhalt und Sprache waren für die prüden 50er zu offenherzig.

Queer

QUEER fängt stark an, lässt jedoch gegen Ende nach. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Handlung. Denn es gibt so gut wie keine. Über lange 135 Minuten passiert ausgesprochen wenig. Spätestens in den letzten 30 Minuten strapaziert der Film die Geduld der Zuschauer mit einem künstlerisch angehauchten Fiebertraum. Da wäre man lieber noch ein wenig länger in der wunderbaren Technicolor-Welt der 50er geblieben.

Queer

Trotzdem: QUEER ist sehenswert, alleine wegen Daniel Craig als Burroughs’ Alter Ego. Dazu die ungewöhnliche Musik (immer wieder Prince) und der hübsche, an alte Fotografien und Gemälde angelehnte Look. Produziert hat das Ganze MUBI, die Streaming-Plattform, auf der vorzugsweise anspruchsvolle Kost gezeigt wird. Für die breite Masse ist das nix, QUEER fällt eher in die Kategorie „Arthouse-Festival-Liebling“.

Originaltitel „Queer“
Italien / USA 2024
137 min
Regie Luca Guadagnino

Queer

alle Bilder © MUBI

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Feste und Freunde

FESTE & FREUNDE

Feste und Freunde

FESTE & FREUNDE

Machen wir uns nichts vor: Die erfolgreichsten deutschen Filme der letzten Jahre stammen aus dem Ausland. Wie schon „Das perfekte Geheimnis“, „Ein Fest fürs Leben“ oder zuletzt „Der Vierer“ ist auch FESTE & FREUNDE das Remake eines bereits anderswo gelaufenen Films; diesmal stammt die Vorlage aus Dänemark.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Geburtstage, Hochzeiten, Silvesterpartys – einen Anlass zum Feiern gibt es immer. Der Ensemblefilm FESTE & FREUNDE folgt einer Gruppe von Freundinnen und Freunden, die sich in den Jahren 2019 bis 2023 (inklusive Pandemie) lieben, streiten und versöhnen.

Im Zentrum der Geschichte steht Ellen (immer gerne gesehen: Laura Tonke), eine sympathische Mittdreißigerin, die in ihrer leichten Verstrahltheit an eine deutsche Bridget Jones erinnert. Mit den Männern hat sie Pech, aktuell steckt sie in einer verkorksten Affäre mit ihrem verheirateten Freund Sebastian (Ronald Zehrfeld). Um sie herum lauter vermeintlich glückliche Paare: Ihr Liebhaber und seine Frau Eva , dann Rolf, frisch verliebt in die charismatische Dina, oder das lesbische Paar Maya und Natalie (hervorragend: Jasmin Shakeri), und natürlich Mareike (Annette Frier) und Adam, die eine völlig lieblose Ehe führen.

Feste und Freunde

Das Original kam 2015 unter dem putzigen Titel „Lang historie kort“ in die dänischen Kinos. David Dietl (Sohn von Helmut) gelingt es mit seiner Neuinterpretation, der romantischen Komödie einen ganz eigenen, frischen Charme zu verleihen. FESTE & FREUNDE findet die richtige Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe, ohne zu albern oder zu schwer zu wirken. Der in Episoden erzählte Film vertraut dabei auf die Intelligenz der Zuschauer. Nicht alles wird ausgewalzt – was zwischen den Festen geschieht, reimt man sich einfach selbst zusammen.

Feste und Freunde

Das Grundrezept funktioniert seit „Four Weddings and a Funeral“: Einblicke in das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen – inklusive Hochzeit und Todesfall. FESTE & FREUNDE hat eine Leichtigkeit, die man selten in deutschen Filmen findet. David Dietl ist eine moderne Komödie über und für Erwachsene gelungen. Gut.

Deutschland 2024
107 min
Regie David Dietl

Feste und Freunde

alle Bilder © LEONINE Studios

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Die Saat des heiligen Feigenbaums

DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS

Die Saat des heiligen Feigenbaums

DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS

Fahr zur Hölle, Patriarchat! Pünktlich zum Weihnachtsfest kommt diese wütende Abrechnung mit dem Unrechtsregime im Iran in unsere Kinos.

Ab 26. Dezember 2024 im Kino

Der Protest dringt ins Innere – zumindest im Iran. Erst begehren die Töchter auf, irgendwann auch ihre Mütter. Gegen den Staat, gegen die Unterdrücker, gegen die Ehemänner und Väter. Was ständige Kontrolle und Misstrauen auch im kleinen Familienkreis anrichten, erzählt Regisseur Mohammad Rasoulof anhand einer ganz normalen Familie in Teheran.

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Vater Iman (Misagh Zareh) wird endlich befördert. Als Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht darf er bald auf eine größere Wohnung hoffen; seine Frau Najmeh (Soheila Golestani) ist begeistert. Während das Land nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau von einer Welle des Protests ergriffen wird, fordern die Eltern von den beiden Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) Schweigen und Unauffälligkeit. Sie sollen schön den Mund halten und sich von „falschen Freunden“ fernhalten. Doch es ist zu spät. Dank Social Media wissen die beiden Teenager sehr wohl, was auf der Straße vor sich geht. Als auch noch eine ihrer Freundinnen im Wohnheim verhaftet wird, eskaliert die Situation.

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Der linientreue Vater als Symbol für den paranoiden, gottgläubigen Staat; die Töchter als junge Revolutionärinnen. Wie das gesamte Land, driftet auch die Familie zunehmend auseinander. Man könnte höchstens bemängeln, dass die Botschaft relativ schnell klar wird und DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS zwischendurch ein paar Längen hat. Eine Stunde kürzer hätte es auch getan.

Filme wie DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS vermitteln dem westlichen Zuschauer ein realistisches Bild vom Alltag im heutigen Iran – und sind deshalb enorm wichtig. Verrückt geradezu, dass Rasoulof seinen Politthriller heimlich im Iran gedreht hat – ein enormes Risiko. Dass die zornige Abrechnung mit dem Unrechtsregime auch noch spannend ist, schadet sicher nicht. In Cannes gab es dafür den Sonderpreis der Jury.

Originaltitel „معابد انج یدانه“
Deutschland / Frankreich / Iran 2024
167 min
Regie Mohammad Rasoulof

Die Saat des heiligen Feigenbaums

alle Bilder © Alamode Film

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Die leisen und die großen Töne

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE

Die leisen und die großen Töne

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE

Danke Frankreich, für einen unterhaltsamen Film, der seine Zuschauer ernst nimmt.

Ab 26. Dezember 2024 im Kino

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist nicht nur traurig, lustig und herzerwärmend, sondern auch herrlich kompakt. Alles, was nicht nötig ist, wird auch nicht gezeigt. Vom deutschen oder US-amerikanischen Kino ist man da abgestumpft: Bereits Gezeigtes wird oft genug nochmals von den Figuren erklärt. Hier ganz anders: Etwas deutet sich an – Schnitt – die nächste Szene zeigt die Folgen. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Kunst des Weglassens funktioniert. Entweder war hier ein hochbegabter Cutter am Werk oder ein Regisseur, der genau weiß, was er tut. Oder beides.

Die leisen und die großen Töne

Thibaut (Benjamin Lavernhe) ist ein weltberühmter Dirigent, der in den größten Konzerthallen auftritt. Als er an Leukämie erkrankt und einen Knochenmarkspender benötigt, erfährt er überraschend, dass er adoptiert wurde und einen jüngeren Bruder hat. Jimmy (Pierre Lottin) lebt ein völlig anderes Leben: Er arbeitet in der Kantine einer von der Schließung bedrohten Fabrik. Zwei Welten treffen aufeinander, doch die beiden Brüder teilen eine tiefe Leidenschaft: die Liebe zur Musik.

Die leisen und die großen Töne

Entscheidend sind die Gene: Während Thibauts (nicht blutsverwandte) Schwester so unmusikalisch wie ein Stück Holz ist, steckt in den bei der Geburt heimlich getrennten Brüdern das Potenzial zum Maestro. Regisseur Emmanuel Courcol zeigt, dass soziale Unterschiede unwichtig werden, wenn es um das Leben und die (Bruder-)Liebe geht. DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist ein verspielter und optimistischer Film. Nicht alles ist plausibel, aber es funktioniert federleicht und mit Anmut – typisch französisch eben.

Die leisen und die großen Töne

Deshalb kurz und knapp und weihnachtlich das Urteil: Die Tragikomödie DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist eines der schönsten Feel-Good-Movies des Jahres.

Originaltitel „En fanfare“
Frankreich 2024
103 min
Regie Emmanuel Courcol

Die leisen und die großen Töne

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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Heretic

HERETIC

Heretic

HERETIC

Woran erkennt man, dass Hugh Grant ein echter Filmstar ist? Morgens um 10 ist die Pressevorführung rappelvoll. Wo sich sonst zwischen 5 und 15 Menschen aus dem Bett gequält haben, ist bei HERETIC das Kino bis auf den letzten Platz besetzt.

Ab 26. Dezember 2024 im Kino

Hugh Grant als Bösewicht – den hat er zwar schon in „The Gentlemen“ und „Paddington 2“ gegeben – doch HERETIC ist sein erster Horrorfilm. Der ehemalige Charmeur als Psychopath: Von diesem Twist lebt HERETIC. Theoretisch.

Grant spielt den sadistischen Mr. Reed, der die beiden jungen Missionarinnen Schwester Barnes und Schwester Paxton (Sophie Thatcher und Chloe East) in sein Haus einlädt und mit ihnen ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt.

Heretic

Das beginnt vielversprechend mit clever inszenierten Szenen, die stets am Rande der Bedrohlichkeit balancieren. Die Regisseure Scott Beck und Bryan Woods (Drehbuchautoren von „A Quiet Place“) liefern Hugh Grant clevere, wortgewandte Dialoge, die er mit seinem typischen unbeholfenen Lächeln serviert. Mindestens die erste Hälfte von HERETIC funktioniert als spannendes Duell zwischen dem charmanten Killer und seinen jungen Opfern. Doch dann kippt die Handlung und wird zu einem konventionellen Horrorfilm. Und leider zu keinem wirklich guten. Abgedroschene Elemente wie verschlossene Türen, dunkle Kellergewölbe und Dauerregen dominieren. Nichts, was man nicht schon unzählige Male gesehen hätte. Enttäuschend auch das Ende: Die langsam aufgebaute Spannung verpufft in einer lahmen, uninteressanten Auflösung.

Heretic

HERETIC ist eine eigenwillige Mischung aus Horror, Wahnsinn und theologischem Exkurs. Allein die düstere Atmosphäre und ein exzellenter Hugh Grant machen diesen extrem dialoglastigen Thriller sehenswert.

Originaltitel „Heretic“
USA 2024
110 min
Regie Scott Beck und Bryan Woods

Heretic

alle Bilder © PLAION PICTURES

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Mufasa: der König der Löwen

MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN

Mufasa: der König der Löwen

MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN

Technisch beeindruckendes Prequel zum König der Löwen.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

Die Handlung kurz und knapp: Opa erzählt vom Krieg. Da Opa allerdings tot ist – vom ehemals besten Freund Scar ermordet – übernimmt der weise Affe Rafiki (der mit dem Stock) die Rolle des Erzählers. Seine Zuhörer: Simbas Tochter Kiara, das Warzenschwein Pumbaa und das Erdmännchen Timon.

Mufasa: der König der Löwen

Wer bis hierhin nicht folgen konnte, hat sowieso kein Interesse am LKU (Lion King Universe) und wird sich auch dieses Prequel zum Remake des Zeichentrick-Klassikers „Der König der Löwen“ schenken. Wäre das ein Fehler? MUFASA besticht vor allem technisch: Das fotorealistische Afrika sieht fantastisch aus, die Renderfarmen müssen monatelang geglüht haben. Besonders die Actionszenen im und unter Wasser (von denen gibt es gleich mehrere) beeindrucken. Und der Voice-Cast ist zumindest im Original erlesen: Donald Glover, Seth Rogen, Mads Mikkelsen und Beyoncé Knowles-Carter. Einerseits.

Mufasa: der König der Löwen

Andererseits hat sich in Hollywoodmusicals eine Formelhaftigkeit eingeschlichen, die langsam ermüdet. Die Songs sind zwar gewohnt catchy – komponiert hat sie der unvermeidliche Lin-Manuel Miranda – doch sie wirken wie Fremdkörper. Eben wurde noch um Leben und Tod gekämpft, da wird die Handlung von einer Musicalnummer unterbrochen, die so auch ins Starlight Express Theater in Bochum passen würde.

Mufasa: der König der Löwen

Vielleicht sollte man das Ganze mit Kinderaugen sehen: Für die jungen Zuschauer sind die comic-relieves Timon und Pumbaa vermutlich wahnsinnig lustig (Ältere könnten von der bemühten Dauerwitzigkeit schnell genervt sein) und die Abenteuer von Mufasa und Taka aufregend und spannend. MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN ist ein technisch hervorragend gemachter Familienfilm, der rechtzeitig zu Weihnachten für große Augen sorgen dürfte.

Originaltitel „Mufasa: The Lion King“
USA 2024
118 min
Regie Barry Jenkins

Mufasa: der König der Löwen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Der Spitzname

DER SPITZNAME

Der Spitzname

DER SPITZNAME

Ob es „Der Vorname“, „Der Nachname“ oder nun im dritten Teil DER SPITZNAME heißt, Komödien wie diese dienen ausschließlich der anspruchslosen Unterhaltung.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

Diesmal bilden die Tiroler Alpen die Traumkulisse für eine Hochzeit mit Hindernissen. Die Handlung ist im Grunde egal, Hauptsache es gibt genügend Missverständnisse und Streitereien in der dysfunktionalen Großfamilie Böttcher-Wittmann-Berger-König. Neueinsteiger werden intellektuell nicht gefordert – gleich zu Beginn fasst Christoph Maria Herbst die ersten beiden Teile ausführlich zusammen.

Der Spitzname

Im dritten – und wahrscheinlich nicht letzten – Teil der NAMEN-Serie kommt jede Wendung und jeder Gag mit reichlich Anlauf um die Ecke. Zwischendurch ermüden unlustige Diskussionen über Political Correctness und Gleichberechtigung. Binär war gestern. Ein kleiner Hinweis an die Drehbuchautoren: Es wäre wirklich originell, wenn mal ein Mensch Ü 40 aufs Gendern und den Umweltschutz besteht und nicht immer nur 17-jährige Wohlstandsgören.

Der Spitzname

Schenkelklopfer wie Christoph Maria Herbst, der aus dem Skilift fällt – haha – und eine Kettenreaktion an Stürzen auslöst, sorgen für Freude bei Jung und Alt. Über so was haben sich schon unsere Großeltern scheckig gelacht. Aber nicht nur der Humor ist altbacken, sondern auch der Look. DER SPITZNAME sieht aus, als wäre er – wie die Edgar-Wallace-Filme der 1960er-Jahre – komplett im Studio entstanden. Laut Presseinfo wurde zwar in Tirol gedreht, das kann sich aber nur auf ein paar Establishing Shots beziehen, denn die meisten Szenen sehen mehr nach Greenscreen oder der überschätzten Hyperbowl aus.

Der Spitzname

Regieroutinier Sönke Wortmann kann sich auf seine professionelle Besetzung verlassen: Iris Berben, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse und vor allem Christoph Maria Herbst können sogar schwaches Material aufwerten, doch hier stoßen sie immer wieder an ihre Grenzen. Was sich auf dem Papier gut liest, funktioniert nicht zwingend als gesprochener Dialog. Bei einigen der verbalen Duelle hatte der Drehbuchautor wahrscheinlich mehr Spaß beim Schreiben als die Zuschauer im Kino.

DER SPITZNAME ist eine überwiegend witzlose Komödie von der Stange. Kategorie: harmlos nett.

Deutschland / Österreich 2024
90 min
Regie Sönke Wortmann

Der Spitzname

alle Bilder © Constantin Film

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