Mission: Impossible - The Final Reckoning

MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING

Mission: Impossible - The Final Reckoning

MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING

Kurz mal auf den Kalender geschaut: Mitte Mai. Nein, mehr Action wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht in die Kinos kommen.

Ab 21. Mai 2025 im Kino

Millennials, zur Seite – hier kommt ein bald 63-Jähriger, um mal wieder die Welt zu retten: Tom Cruise setzt mit jeder Fortsetzung der Mission-Impossible-Serie einen drauf: noch größer, gefährlicher, teurer, irrwitziger. Jedoch.

Das große Labern.

Wie im wahren Leben ist alles eine Frage der Gewichtung – das gilt auch für Actionfilme. Es braucht genug Handlung, um Spannung zu erzeugen. Sorgt man sich nicht um die Figuren, ist es egal, ob sie leben oder sterben. Auf der anderen Seite müssen die Actionszenen so packend sein, dass man die oft unplausible Handlung akzeptiert oder vergisst. Ohne Balance funktioniert es nicht. Der wahrscheinlich, eventuell, vielleicht letzte Teil der Mission: Impossible-Reihe enttäuscht zumindest in Sachen Action nicht. Vor allem zwei nervenzerreißende Szenen an Bord eines U-Boots und auf einem Doppeldecker haben es in sich.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Und würde man THE FINAL RECKONING um mindestens eine Stunde und gefühlt dreißig Erklärungen kürzen, wäre es ein richtig guter (letzter) Beitrag zum seit 1996 laufenden Franchise geworden. Doch zwischen den beeindruckenden Tom-klettert-hängt-rennt-kämpft-Szenen herrscht das große Labern. Scheinbar wollte Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie alle – aber auch wirklich alle – losen Enden aus den sieben bisherigen Geschichten zusammenführen. Dazu zeigt er reichlich Flashbacks aus den vorherigen Filmen – vor allem in der ersten Stunde fühlt sich THE FINAL RECKONING wie eine Best-of-Compilation an. Man wartet und wartet, bis es endlich losgeht – und wird dabei immer verwirrter.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Kein Präsident, Sporttrainer oder General, der seiner Mannschaft vor dem entscheidenden Kampf nicht noch ein paar aufbauende Worte mit auf den Weg gibt. In M:I THE FINAL RECKONING gibt es so viele Motivationsreden, dass sich das Zählen nicht lohnt. In praktisch jedem Dialog geht es um alles: wir zusammen, together, friendship, trust – Pathos-Overload. Dazu inszeniert sich Tom Cruise zwar nicht zum ersten Mal als Weltenretter, doch diesmal stilisiert er sich zu einem Messias, in dessen Händen buchstäblich das Schicksal der Menschheit liegt. Jetzt und in alle Ewigkeit. Ein Schelm, wer dabei an Ron L. Hubbards Lehren denkt.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Teil 6 „M:I – Fallout“ bleibt der beste Film der Serie. Auserzählt ist das Genre trotzdem nicht – virtuose Action mit cleveren Technik-Gadgets macht immer Spaß. James Bond kann davon seit über 60 Jahren ein Lied singen. Bei Mission: Impossible ist es allerdings Zeit für einen Generationswechsel. Denn auch am scheinbar alterslosen Tom sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Ganz so katzenhaft geschmeidig wie früher sieht das inzwischen nicht mehr aus. Was ja irgendwie auch beruhigend ist.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mission: Impossible – The Final Reckoning“
USA 2025
169 min
Regie Christopher McQuarrie

Mission: Impossible - The Final Reckoning

alle Bilder © Sony Pictures Entertainment Deutschland

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Black Bag

BLACK BAG

Black Bag

BLACK BAG

Fesselndes Spionagedrama mit Cate Blanchett und Michael Fassbender.

Ab 15. Mai 2025 im Kino

Black-Bag-Operationen sind verdeckte Eingriffe in bestehende Strukturen, um Informationen für nachrichtendienstliche Zwecke zu erlangen. Danke, Wikipedia.

Der britische Geheimagent George Woodhouse (Michael Fassbender) erhält einen höchst brisanten Auftrag – er soll einen Verräter in den eigenen Reihen überführen, der einen verheerenden Computervirus in Umlauf bringen will. Auf der Liste der Verdächtigen steht unter anderem Georges Frau Kathryn St. Jean (Cate Blanchett). Ein Dilemma – Loyalität gegenüber dem Vaterland oder die Ehe retten?

Black Bag

Während James Bond in seinen Abenteuern mindestens die Welt vor dem Untergang bewahren muss, wirkt die Geschichte von BLACK BAG vergleichsweise überschaubar. Es geht vor allem um Verrat und Betrug im System, weniger um einen größenwahnsinnigen Bösewicht mit weißer Katze auf dem Arm.

So passiert in den kurzweiligen 94 Minuten gar nicht viel – Actionszenen gibt es kaum –, und trotzdem ist das Ganze extrem spannend. Intrigen und überraschende Wendungen halten manchmal eben stärker in Atem als die drölfte Verfolgungsjagd.

Black Bag

Was entsteht, wenn Know-how und Liebe zum Detail in ein Drehbuch fließen? BLACK BAG ist in diesem Monat bereits der zweite Beweis dafür (nach „Thunderbolts*“), wie wichtig kompetente Autoren für die Qualität großer Hollywoodproduktionen sind.

Black Bag

Sollte Amazon jemals den nächsten Bond-Film drehen, kann man nur hoffen, dass irgendwer Steven Soderbergh und seinen Drehbuchautor David Koepp auf dem Schirm hat. Genau diese, niemals den Zuschauer unterschätzende Cleverness macht einen guten Agentenfilm aus. Es ist nicht ohne Ironie, dass sich auf der Besetzungsliste von BLACK BAG schon ein paar 007-Veteranen finden: „Miss Moneypenny“ Naomie Harris und Pierce Brosnan, der den Chef der Agentenabteilung spielt. Würde man jetzt noch ein wenig Action und ein paar Gadgets dazupacken – es wäre der beste Bond seit „Skyfall“.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Black Bag“
USA 2025
94 min
Regie Steven Soderbergh

Black Bag

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Tanz der Titanen

TANZ DER TITANEN

Tanz der Titanen

TANZ DER TITANEN

Das alte Sprichwort stimmt: Viele Köche verderben den Brei. TANZ DER TITANEN hat gleich drei (!) Regisseure – und das Ergebnis ist katastrophal.

Ab 15. Mai 2025 im Kino

Ein durch und durch furchtbarer Film kommt diese Woche ins Kino: TANZ DER TITANEN. In der Pseudo-Politsatire versammeln sich die Führer der G7-Staaten auf Einladung der deutschen Bundeskanzlerin Hilda Ortmann in einem abgelegenen Schloss in Dankerode.

Tanz der Titanen

Furchtbar sind nicht nur Kamera, Inszenierung und Musik – furchtbar ist vor allem die Verschwendung von Talent. Die Schauspieler sehen die meiste Zeit so aus, als wären sie lieber woanders, allen voran Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett als Angela-Merkel-Ersatz. Schon jetzt die Fehlbesetzung des Jahres. Mit ihrer blonden Föhnfrisur erinnert sie an eine gealterte Prinzessin Di. Statt Mutti-Gelassenheit und Merkel-Raute gibt es ein cringes Schäferstündchen mit dem kanadischen Premierminister im Wald. Das Gegenteil von sexy.

Tanz der Titanen

Der geschwätzige Film, in dem es irgendwie auch um auferstandene Moorleichen und ein Riesenhirn geht, ist nicht nur zäh, sondern auch erbärmlich unlustig. Keine Empfehlung.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Rumours“
Kanada / Deutschland 2024
104 min
Regie Guy Maddin, Evan Johnson und Galen Johnson

Tanz der Titanen

alle Bilder © PLAION Pictures

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Fantasy Filmfest Nights

FANTASY FILMFEST NIGHTS

Fantasy Filmfest Nights

FANTASY FILMFEST NIGHTS

Vom 8. bis 25. Mai in sieben Städten

Wenn Clowns Teenager zerstückeln, Martial-Arts auf Mafai trifft und eine Schnecke ihr Trauma verarbeitet, dann wissen Eingeweihte: Es ist wieder Fantasy-Filmfest-Zeit. Das Programm, die Termine und die Tickets gibt’s unter dem Link unten.

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Wenn das Licht zerbricht

WENN DAS LICHT ZERBRICHT

Wenn das Licht zerbricht

WENN DAS LICHT ZERBRICHT

Kurzer Film, kurze Kritik: Ein junger Mann stirbt bei einem furchtbaren Autounfall. Seine Freunde trauern um ihn.

Ab 08. Mai 2025 im Kino

Früher wurden Todesanzeigen in der Zeitung gedruckt. Heute gibt es digitale Trauerseiten, auf denen Freunde und Angehörige Erinnerungen teilen und Anekdoten über den Verstorbenen austauschen. WENN DAS LICHT ZERBRICHT ist das filmische Äquivalent dazu.

Wenn das Licht zerbricht

Die Kunststudenten Una und Diddi sind verliebt. Er hat zwar noch eine Freundin, doch mit der will er Schluss machen. Dann passiert der Unfall.
Dass sich die neue und die alte Freundin begegnen und Una so tun muss, als sei Diddi nur „ein Freund“ gewesen, sorgt kaum für Spannung. Was Sinn macht – denn dieser isländische Film verzichtet auf Klischees und setzt stattdessen auf eine realistische, lebensnahe Beobachtung. Dramen passieren im echten Leben schließlich auch oft im Stillen.  Das kleine, leise Stück über Trauer und Verlust spielt während der unwirklichen Mitternachtssonnentage in Reykjavík.

Wenn das Licht zerbricht

Handlungsarmut neu definiert: WENN DAS LICHT ZERBRICHT zeigt vor allem Umarmungen und weinende Menschen. Da können selbst 80 Minuten so lang wie ein Tag ohne Sonnenuntergang werden. Ein gut gespieltes, gut gemeintes Drama aus Island – das leider ein bisschen zu sehr der Realität verhaftet bleibt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ljosbrot“
Island 2024
80 min
Regie Runár Runársson

Wenn das Licht zerbricht

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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Last Breath

LAST BREATH

Last Breath

LAST BREATH

Berufstaucher in der Nordsee - nichts für Klaustrophobiker.

Ab 08. Mai 2025 im Kino

Knapp 100 Meter unter der Oberfläche der Nordsee beginnt eine lebensfeindliche Welt: absolute Dunkelheit, eisige Kälte, enormer Druck. Für Berufstaucher wie Chris Lemons (Finn Cole) und seine Kollegen (Woody Harrelson und Simu Liu) ist dieser Extremzustand Alltag. Doch im September 2012 gerät ein Routineeinsatz außer Kontrolle – und stellt das erfahrene Offshore-Teams vor eine kaum lösbare Aufgabe.

Last Breath

Achtung, jetzt wird’s technisch: Über dem Einsatzort liegt ein Versorgungsschiff, darunter, knapp 90  Meter tiefer, hängt eine Taucherglocke. Von dort steigen Chris Lemons und sein Team ab, um auf dem Meeresgrund zu arbeiten. Ihre Lebensader: ein Bündel von Schläuchen, das sie mit Atemluft, Strom und Kommunikation versorgt. Doch als ein Sturm aufzieht, der das Schiff mit sechs Meter hohen Wellen durchschüttelt, versagt die Computersteuerung, die es in Position halten soll. Die Verbindung reißt. Plötzlich ist Lemons allein. Kein Sauerstoff, kein Strom, kein Kontakt zur Oberfläche – nur sein Notfallsystem hält ihn noch am Leben. Für wenige Minuten.

Dass sich dieses Szenario tatsächlich so zugetragen hat, verleiht der Geschichte zusätzlich Gewicht. Regisseur Alex Parkinson hatte bereits die gleichnamige Dokumentation gedreht – nun verarbeitet er das Geschehen in seinem Spielfilmdebüt LAST BREATH.

Last Breath

Die Stärke des Films liegt in der dichten Atmosphäre, der technischen Präzision und der fast dokumentarischen Nüchternheit. Dabei geraten die Dialoge allerdings zur reinen Funktionssprache. Technische Erläuterungen ersetzen Emotionen – was zwar authentisch sein mag, aber auf Dauer zu sehr auf Distanz hält.

Last Breath

Trotzdem: Eine exttem spannende Geschichte über Menschen, die einen todesgefährlichen Beruf ausüben, nur damit wir es zu Hause warm und gemütlich haben. Und definitiv nichts für Klaustrophobiker.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Last Breath“
UK 2025
98 min
Regie Alex Parkinson

Last Breath

alle Bilder © SquareOne Entertainment

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Thunderbolts

THUNDERBOLTS*

Thunderbolts

THUNDERBOLTS*

Der beste Marvel-Film seit langem.

Ab 01. Mai 2025 im Kino

Verlässlich wie der nächste Heuschnupfen: Alle paar Monate kommt ein neuer Marvel-Film in die Kinos. Doch längst ist nicht mehr jeder Treffer ein Hit. Nachdem „Captain America: Brave New World“ weder Publikum noch Kritiker überzeugen konnte, sollen nun die THUNDERBOLTS* das Ruder herumreißen – mit einer Gruppe Antihelden, die mehr Probleme als Superkräfte mitbringt.

Thunderbolts

Die Prämisse ist seit „Guardians of the Galaxy“ bekannt: Eine chaotische Truppe aus Außenseitern muss widerwillig zusammenarbeiten, um eine größere Bedrohung zu stoppen. Anfangs prallen die Egos aufeinander, später wächst man – mehr oder weniger freiwillig – zum Team zusammen. Doch was auf dem Papier nach Marvel-Mittelmaß klingt, überrascht auf der Leinwand mit erstaunlich viel Herz und Tiefe.

Thunderbolts

THUNDERBOLTS* ist nicht bloß ein weiterer Effekt-Overkill. Zwischen Faustkämpfen und Explosionen bleibt erstaunlich viel Raum für persönliche Geschichten, gebrochene Figuren und  leise Zwischentöne. Florence Pugh, Sebastian Stan, Julia Louis-Dreyfus und David Harbour – die Thunderbolts mögen Loser sein – die Besetzung ist A-Klasse.

Thunderbolts

Das Genre erfindet sich hier nicht neu. Aber die Mischung aus Humor, Tiefgang und knackiger Action ist stimmig und unterhaltsam. Man spürt: Marvel will diesmal mehr als nur das nächste Franchise-Futter abliefern.

Nach den Credits gibt’s noch eine wirklich gute Szene, sitzenbleiben lohnt sich also.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Thunderbolts*“
USA 2025
130 min
Regie Jake Schreier

Thunderbolts

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Der Pinguin meines Lebens

DER PINGUIN MEINES LEBENS

Der Pinguin meines Lebens

DER PINGUIN MEINES LEBENS

„Der Club der toten Dichter“ mit Pinguin.

Ab 24. April 2025 im Kino

Da geht man am Strand spazieren, entdeckt einen Pinguin in einer Öllache, reinigt ihn in der Badewanne – und schon hat man einen Freund fürs Leben. So ergeht es zumindest Tom Mitchell. Der zynische Brite unterrichtet Mitte der 1970er-Jahre Englisch und Sport an einem Internat in Argentinien.

Der Pinguin meines Lebens

Es sind unruhige Zeiten: Menschen verschwinden, Bomben explodieren, die Militärdiktatur verbreitet Angst und Schrecken. Doch Mitchell beschließt, den Pinguin mit in seine Schule zu nehmen, und tauft ihn Juan Salvador. Und wie jeder weiß: Hat ein Tier erst einmal einen Namen, ist es für immer als Freund aktiviert – nicht nur laut LOBI AG. Juan Salvador wird für Tom und seine Schüler zum Vertrauten. Pinguine sind schließlich nicht nur elegant gekleidet, sondern auch ausgezeichnete Zuhörer.

Der Pinguin meines Lebens

Dank Juan Salvador, erzieht Tom seine lernschwachen Schüler ganz nebenbei zu besseren Menschen. Hier bleibt der Film ein wenig an der Oberfläche – die Schüler wirken über weite Strecken wie bloße Staffage. Nebenbei verarbeitet Tom seinen eigenen Kummer, hilft seiner Haushälterin, ihre vom Militärregime verschleppte Tochter zu retten, und findet dennoch Zeit für ausschweifende Partywochenenden mit seinem finnischen Kollegen in den Nachtclubs Uruguays.

Der Pinguin meines Lebens

Tierfilm, Charakterstudie, Coming-of-Age-Drama, Politthriller: Immer wenn es zu viel zu werden droht, kriegt der Film elegant die Kurve. Das liegt vor allem an Steve Coogan. Seine Figur ist wunderbar zynisch, very British – und zugleich liebenswert.

Trotz hohem Niedlichkeitsfaktor bleibt DER PINGUIN MEINES LEBENS erstaunlich kitschfrei. Ein Film für Herz und Kopf, rechtzeitig zum Weltpinguintag am 25. April im Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Penguin Lessons“
UK / Spanien 2024
110 min
Regie Peter Cattaneo

Der Pinguin mines Lebens

alle Bilder © TOBIS

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Konklave

KONKLAVE

Konklave

KONKLAVE

Aus gegebenem Anlass:

Der Papst ist tot. Ein neuer muss her. Dazu schließen sich die mächtigsten Führer der katholischen Kirche aus aller Welt im Vatikan ein. Und zwar so lange, bis sich die Mehrheit auf einen Kandidaten geeinigt hat. Dann erst steigt weißer Rauch auf und es heißt „Habēmus pāpam“. Dass es bei so einer Wahl mindestens so intrigant und verlogen wie bei einer US-Präsidentschaftswahl zugeht, ist eine der vielen Überraschungen des hervorragenden Thrillers KONKLAVE.

Konklave

Es ist ein Wunder, dass nach „Im Westen nichts Neues“ nicht auch dieser meisterhafte Film von Edward Berger massenhaft Oscars abgeräumt hat. Allein die Schauspieler hätten alle einen Preis verdient. Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence spielt besser denn je – und das will was heißen. Ganz hervorragend auch Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini – alle in Topform.

Konklave

Umso erstaunlicher, dass nach der Pressevorführung Sätze wie „total konventionell“ oder sogar „stinkend langweilig“ zu hören waren. Wirklich? Krasse Fehlurteile übersättigter Filmjournalisten. KONKLAVE hat das Zeug zum Klassiker und „konventionell“ heißt hier einfach nur: feistes, klassisch gemachtes Kino. Jede Kameraeinstellung, der Score, das liebevolle Sounddesign – da sitzt alles. Natürlich kann man jetzt meckernd Parallelen ziehen, die HBO-Serie „The Young Pope“ käme viel moderner oder gar mutiger daher. Aber der Vergleich hinkt, denn KONKLAVE ist keine bitterböse Satire, sondern im Herzen ein zutiefst intellektueller und unerwartet unterhaltsamer Politthriller.

Konklave

Wer eine Schwäche für „Chef’s Table“ oder generell für das Beobachten von kunstvollen, perfekt choreografierten Prozessen hat, der wird begeistert sein. Selbst vermeintliche Nebensächlichkeiten bekommen hier eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie man sie nur selten im Kino erlebt.

Ja und warum dann nicht die volle Punktzahl? Man kann sich darüber streiten, ob es die große Enthüllung am Ende wirklich braucht. Sie ist übertrieben und vielleicht das einzige Zugeständnis an konventionelle Publikumserwartungen: Zum Schluß braucht’s noch einen Knaller! Aber davon abgesehen ist KONKLAVE großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Conclave“
USA / GB 2024
120 min
Regie Edward Berger

Konklave

alle Bilder © LEONINE Studios

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Was Marielle weiss

WAS MARIELLE WEISS

Was Marielle weiss

WAS MARIELLE WEISS

Ein Kind mit Superkräften: klingt wie der neueste Marvel-Film, ist aber die deutsche Produktion WAS MARIELLE WEISS.

Ab 17. April 2025 im Kino

Ein Albtraum: Nach einer Ohrfeige entwickelt Marielle (Laeni Geiseler) plötzlich telepathische Fähigkeiten. Ohne dabei zu sein, weiß sie alles, was ihre Eltern tagsüber so treiben – vom heftigen Flirt der Mutter (Julia Jentsch) mit einem Kollegen bis zum Versagen des Vaters (Felix Kramer) vor seinen Mitarbeitern. Wie soll man mit der neuen Begabung des Kindes umgehen? Lügen oder alle Wahrheiten auf den Tisch legen?

Was Marielle weiss

Potztausend! Ein gescheiter Film aus Deutschland im Wettbewerb der Berlinale. WAS MARIELLE WEISS ist witzig, klug und gut gespielt. Natürlich geht nicht alles – großes Kino darf man bei einer Co-Produktion des ZDF-Kleinen Fernsehspiels nicht erwarten. Entsprechend TV-gerechet sind die Bilder. Aber der Film überzeugt mit cleverem Drehbuch und straffer Inszenierung. Originell.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
86 min
Regie Frédéric Hambalek

Was Marielle weiß

alle Bilder © DCM

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Drop - Tödliches Date

DROP – TÖDLICHES DATE

Drop - Tödliches Date

DROP – TÖDLICHES DATE

Das etwas andere Date-Movie

Ab 17. April 2025 im Kino

Wird bei einer Pressevorführung Alkohol ausgeschenkt, sollte man misstrauisch werden. Soll da von filmischer Mittelmäßigkeit abgelenkt – oder gleich betäubt werden?

Drop - Tödliches Date

Dabei beginnt DROP – TÖDLICHES DATE ganz harmlos – beinahe wie ein Parship-Werbespot fürs perfekte Date: Die junge, cheerleaderhaft gutaussehende Violet (Meghann Fahy) hat ein erstes Rendezvous im fabelhaften Restaurant „Palate“ – mit atemberaubendem Blick über die Stadt. Der Mann, mit dem sie verabredet ist, weiß zwar, dass sie verwitwet und Mutter eines kleinen Sohns ist, aber nicht, welches emotionale Minenfeld er da gerade betritt. Denn Violets Beziehung zum Vater des Kindes endete in einer Katastrophe: Der Mann war ein brutaler Schläger – und verrückt.

Drop - Tödliches Date

Gerade als sich Violet an der Bar ihren ersten Drink gönnt, ploppen auf ihrem Handy bedrohliche Nachrichten auf. Jemand beobachtet sie – und der Fremde scheint ihr Bewegungsprofil besser zu kennen als ihr Smartphone. Während des Essens mit dem übercharmanten Fotografen Henry (Brandon Sklenar) eskalieren die Anweisungen des anonymen Absenders zunehmend. Violet darf nichts sagen – sonst, so droht der Fremde, bringt er ihren Sohn und ihre babysittende Schwester um.

Drop - Tödliches Date

Was folgt, wird zunehmend irrsinniger und mündet in einem kintoppreifen Finale, so over the top, dass man sich fragt, ob Michael Bay da kurz Regie geführt hat. Das Rad wird hier zwar nicht neu erfunden – aber wer an David Finchers „The Game“ seinen Spaß hatte, wird auch bei DROP – TÖDLICHES DATE bestens unterhalten. Entscheidend ist: Der Thriller ist nervenzerreißend spannend. Man muss sich nur darauf einlassen – und jeden Anspruch auf Realismus hinter sich lassen.

Ein Film aus der Reihe „stupid fun“ – DROP – TÖDLICHES DATE ist pures Entertainment. Und macht sogar ohne Alkohol erstaunlich viel Spaß.

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Originaltitel „Drop“
USA 2025
95 min
Regie Christopher Landon

Drop - Tödliches Date

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Warfare

WARFARE

Warfare

WARFARE

Krieg als Albtraum in Echtzeit

Ab 17. April 2025 im Kino

Alex Garland präsentiert nach seinem herausragenden „Civil War“ mit WARFARE eine ganz andere, deutlich realistischere Art von Kriegsfilm. Die Geschichte basiert auf einem Vorfall während des Irakkriegs im Jahr 2006, als ein Zug von Navy SEALs in einem von Aufständischen umzingelten Haus gefangen war.

Warfare

Garland hat sich für WARFARE einen Co-Regisseur an die Seite geholt: den ehemaligen SEAL Ray Mendoza, der die Situation damals aus erster Hand miterlebt hat. Der Film wirft dabei jede konventionelle Lehre des Genres über Bord, verzichtet auf lange Einführungen, Hintergrundgeschichten oder Character Development. Der Zuschauer wird unmittelbar in den nervenaufreibenden Kriegsthriller hineingestoßen. Die Ereignisse laufen nahezu in Echtzeit ab. Entsprechend gibt es keine tiefsinnigen Gespräche zwischen den Männern über ihr Leben vor oder nach dem Krieg; die Dialoge beschränken sich auf technische Kommandos. Dass man dennoch eine emotionale Bindung zu den Figuren aufbaut, ist große Schauspielkunst. Es hilft natürlich, dass Garland hier eine Riege aufstrebender Jungstars vor die Kamera geholt hat, die man alle schonmal in diversen Serien und Filmen gesehen hat: D’Pharaoh Woon-A-Tai, Will Poulter, Kit Connor, Charles Melton, Joseph Quinn und Cosmo Jarvis.

Warfare

Bei dem intensiven, unmittelbaren Kriegserlebnis werden unweigerlich Erinnerungen an „The Hurt Locker“ und „Black Hawk Down“ wach. Das ist nicht unbedingt neu – Ähnliches gab es bereits im Kino zu sehen. Man kann sich also die Frage stellen, was Garland mit seinem Film erreichen will. Die bloße Erkenntnis, dass Krieg schrecklich ist und Amerikaner Helden sind, kann es kaum sein. WARFARE stellt die Erlebnisse einer kleinen Gruppe Soldaten ins Zentrum. Und verfolgt damit vielleicht ein ganz simples Anliegen: eine wahre Geschichte für die Nachwelt festzuhalten – technisch und schauspielerisch beeindruckend umgesetzt. Garland nimmt dem Krieg seine Mythen und zeigt ihn so, wie er für die meisten Soldaten ist – ein Trauma in Echtzeit.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Warfare“
UK 2025
95 min
Regie Alex Garland

Warfare

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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The Amateur

THE AMATEUR

The Amateur

THE AMATEUR

Spionagethriller für Dummies

Ab 10. April 2025 im Kino

Wahrscheinlich lief es so: Rami Malek durfte im letzten Bond-Film den Bösewicht geben – ein in jeder Hinsicht wenig beeindruckender Auftritt. Trotzdem hat der Oscarpreisträger Blut geleckt, wollte beim nächsten Mal aber wohl lieber auf die Seite der Guten wechseln. Im von ihm mitproduzierten Spionagethriller THE AMATEUR spielt Malek nun einen 007 für Anfänger.

The Amateur

Spoilerfrei ist schwer, aber hier ein Versuch: Charlie Heller (Malek) ist ein brillanter Decoder bei der CIA, der irgendwo im autistischen Spektrum lebt. Trotzdem ist er mit einer humorvollen Top-Frau (Rachel Brosnahan) verheiratet. Als diese bei einem Terroranschlag in London ums Leben kommt, schwört er Rache an ihren Mördern. Dass seine Vorgesetzten sich weigern, ihm zu helfen, macht sie in seinen Augen höchst verdächtig. Stets adrett gekleidet und frisiert, begibt sich der amateurhafte Geheimagent auf einen unglaubwürdigen Rachefeldzug quer durch Europa.

The Amateur

Das größte Problem – neben Maleks penetrantem Overacting (manche seiner Grimassen sind so unfreiwillig komisch, dass man kaum glauben mag, dass es davon keinen subtileren Take gab) – ist das Drehbuch von Ken Nolan und Gary Spinelli. Groteske Zufälle häufen sich, und ja, wir werden alle überwacht, aber dass es hochaufgelöste Bilder von jedem Gesicht in jedem noch so abgewinkelten Fleckchen Erde geben soll, ist jenseits von realistisch. Natürlich hat der Computernerd (Maleks Rolle erinnert nicht zufällig an seinen Durchbruch in „Mr. Robot“) innerhalb kürzester Zeit alle Tricks der Geheimagenten drauf und glänzt mit immer elaborierteren Methoden, seine Gegner aus dem Weg zu räumen. Alles klappt wie am Schnürchen, und bald darf der Agent – ganz wie sein Vorbild James – von London über Paris nach Istanbul jetten. Sogar in die Arme einer Frau verschlägt es ihn. Statt Sex gibt’s aber nur Kuscheln; Malek nun auch noch als omnipotenten Stecher zu inszenieren, ging wohl selbst den Drehbuchautoren zu weit.

The Amateur

Überhaupt Malek: Abgesehen von seinem operettenhaften Spiel für die letzte Reihe glaubt man ihm keine Sekunde den glücklichen Ehemann. Das nennt man dann wohl Fehlbesetzung.

Das Schlimmste: THE AMATEUR nimmt sich unerträglich ernst. Eine vertane Chance – mit mehr Humor oder gar Selbstironie inszeniert, hätten das zwei unterhaltsame Kinostunden werden können. Aber so wird das nix mit dem neuen Agenten-Franchise.

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Originaltitel „The Amatuer“
USA 2025
122 min
Regie James Hawes

The Amateur

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Louise und die Schule der Freiheit

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT

Louise und die Schule der Freiheit

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT

Vor 125 Jahren wurde in Frankreich die allgemeine Schulpflicht eingeführt - vor allem zum Unwillen der Landbevölkerung.

Ab 10. April 2025 im Kino

Louise Violet (wie die Farbe) wird aufs Land geschickt, um dort die Kinder der Bauernfamilien zu unterrichten. Doch die Dorfgemeinschaft lehnt die Frau aus der Großstadt ab, die Kinder sollen lieber auf dem Feld arbeiten. Mit viel Geduld und Zuwendung, kann Louise nach und nach die harte Front aufweichen. Doch dann wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Louise und die Schule der Freiheit

Regisseur Éric Besnard ist ein erwiesener Fachmann für Liebeserklärungen an seine Heimat: BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL, À LA CARTE! und DIE EINFACHEN DINGE waren nicht nur gut gemachte, sondern auch in Deutschland sehr erfolgreiche Tragikomödien. LOUISE knüpft daran an, kann sowohl schauspielerisch, wie inhaltlich überzeugen. Alexandra Lamy als robuste Lehrerin und Grégory Gadebois als heimlich verliebter, knurriger Bürgermeister, sowie hervorragend besetzte Nebenrollen machen Louise sehenswert.

Louise und die Schule der Freiheit

Dass es besonders gegen Ende ein bisschen zu gefühlig modern wird, ist wohl dem heutigen Publikumsgeschmack geschuldet. Denn dass ein Kind, das etwas Schlimmes angestellt hat, von seinem Vater tröstend in die Arme genommen wird? Ende des 19. Jahrhunderts hätte es wohl eher eine Tracht Prügel gesetzt.

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT erzählt vom Ehrgeiz und Mut, den es braucht, etwas zu verändern. Guter Film.

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Originaltitel „Louise Violet“
Frankreich 2024
108 min
Regie Éric Besnard

Louise und die Schule der Freiheit

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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Eden

EDEN

Eden

EDEN

Die außergewöhnliche Geschichte einer Gruppe von Menschen, die Mitte der 1930er-Jahre alles hinter sich lässt, um ihr Glück auf den Galapagosinseln zu suchen.

Ab 03. April 2025 im Kino

Was tun, wenn man auf eine gottverlassene Insel zieht, auf der es weder Strom noch fließendes Wasser gibt – geschweige denn einen Supermarkt oder gar Krankenhäuser? Am besten vorbeugen: Durch das Ziehen sämtlicher Zähne braucht man zum Beispiel keinen Zahnarzt mehr. Dr. Ritter hat genau das getan, bevor er Mitte der 1930er-Jahre auf die Galapagosinseln übersiedelt. Dort will der Deutsche mit seiner an MS erkrankten Freundin Dore in absoluter Einsamkeit ein philosophisches Manifest verfassen – eine Schrift, die die Menschheit vor dem Untergang bewahren soll. Doch das Eremitendasein währt nicht lange, denn Anhänger seiner Lehre zieht es in das vermeintliche Paradies, um dem Lebensentwurf ihres Meisters zu folgen.

Eden

Da wäre zunächst der pflichtbewusste Weltkriegsveteran Heinz mit seiner jungen Frau Margret und seinem an Tuberkulose erkrankten Sohn. Bald darauf taucht eine kapriziöse Baronin mit zwei Liebhabern im Schlepptau auf, die ein Luxushotel „nur für Millionäre“ auf der Insel errichten will. Die anderen Bewohner sind ihr dabei nur im Weg. Dr. Ritter gefällt das alles gar nicht – aus anfänglicher Abneigung wird bald ein Kampf auf Leben und Tod.

Eden

Das Ungewöhnlichste an diesem ohnehin ungewöhnlichen Film ist der enorme Aufwand, der betrieben wurde, um eine Geschichte, Abseits des Mainstreams zu erzählen. Nicht nur führt mit Ron Howard ein Hollywood-Veteran Regie, der Film sieht auch visuell beeindruckend aus, und den Soundtrack komponierte kein Geringerer als Hans Zimmer. Dazu kommt eine hochkarätige Besetzung mit Jude Law, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Vanessa Kirby und Ana de Armas, die zwar keine besonders herausragende Schauspielerin ist, dafür aber sehr hübsch und ein bisschen wie die kleine Schwester von Gal Gadot aussieht.

Eden

Eine verrückte Geschichte, die nicht in einem öden Kunstfilm erzählt wird, sondern als aufwendig produzierte Hollywoodproduktion. EDEN ist ein fesselndes Drama über böse Menschen und wozu sie unter Druck fähig sind. Dass all das tatsächlich passiert ist, macht es umso faszinierender. Wirklich mal was anderes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eden“
USA 2024
129 min
Regie Ron Howard

Eden

alle Bilder © Leonine

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The Assassment

THE ASSESSMENT

The Assassment

THE ASSESSMENT

In der nahen Zukunft müssen Paare einen Test bestehen, bevor sie Kinder bekommen dürfen – eine Idee, die auch in der Prenzlauer-Berg-Realität sinnvoll erscheint.

Ab 03. April 2025 im Kino

„Companion“, „Baby to go“, „Dream Scenario“, „Little Joe“, „Press and play Love again“ und nun THE ASSESSMENT. Man möchte die Leser ja nicht mit dem einhundertzwanzigsten Vergleich zur britischen Serie „Black Mirror“ langweilen – aber was soll man machen, wenn mit THE ASSESSMENT der einhundertzwanzigste Film in die Kinos kommt, der sich wie eine Doppelfolge der dystopischen Serie anfühlt?

The Assassment

Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel) halten sich für die perfekten Eltern, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während sie naturverbunden in einem Gewächshaus an Pflanzen experimentiert, zieht er sich regelmäßig in virtuelle Welten zurück, um dort möglichst lebensechte Haustiere zu erschaffen. Über ihre Eignung als Eltern entscheidet eine sogenannte „Gutachterin“. Virginia (Alicia Vikander) quartiert sich für sieben Tage bei den beiden ein und stellt ihnen unbequeme Fragen.

The Assassment

Eine der vielen cleveren Ideen des Films: Ab Tag zwei verhält sich Virginia wie ein Albtraum-Kleinkind – inklusive aller dazugehörigen Schrecken. Schließlich sollen Mia und Aaryan beweisen, dass sie auch in Stresssituationen die Nerven behalten. Alicia Vikander spielt diese nervtötende Göre im Erwachsenenkörper großartig.

The Assassment

Neben der starken Besetzung ist es vor allem das ungewöhnliche Setting, das THE ASSESSMENT zu einem besonderen Film macht. Statt in einer aalglatten Zukunftswelt spielt ein Großteil der Geschichte auf einer rauen, kanarisch anmutenden Insel in einem minimalistischen 60er-Jahre-Haus – gespickt mit modernem Hightech-Schnickschnack. Das Drehbuch nutzt dabei das Sci-Fi-Genre geschickt, um relevante Themen wie Klimawandel, Elternschaft und Elitedenken anzusprechen.

Problematisch ist allein das nicht enden Wollende. Der Film ist in sieben Kapitel unterteilt – eins pro Testtag. Eine ohnehin unglückliche Struktur, denn egal, wie spannend die Geschichte ist, das strikte Abarbeiten dieser Kapitel sorgt eher für Ermüdung. Immerhin überraschend: Nach dem siebten Kapitel ist nicht Schluss. Stattdessen beginnt fast ein neuer Film, das Setting wechselt, die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Das hätte locker für zwei „Black Mirror“-Folgen gereicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Assessment“
GB / Deutschland / USA 2024
114 min
Regie Fleur Fortuné

The Assessment

alle Bilder © capelight pictures

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Funny Birds

FUNNY BIRDS

Funny Birds

FUNNY BIRDS

Wenn Catherine Deneuve draufsteht und der Film im Original „Au fil des saisons“ heißt, erwartet man eine leichte, sommerliche Komödie. Falsch gedacht. FUNNY BIRDS ist eine Darmödie, die aus unerfindlichen Gründen in den USA spielt.

Ab 27. März 2025 im Kino

Laura (Andrea Riseborough) betreibt mitten im Nirgendwo eine Hühnerfarm. Doch als sie an Krebs erkrankt, muss sich ihre Tochter Charlie (Morgan Saylor) um die Tiere kümmern. Die hat allerdings ganz andere Pläne: Sie will Finanzwesen studieren und kann mit Biohühnern nichts anfangen. Dann taucht auch noch die französische Großmutter (Catherine Deneuve) auf, mit der die kranke Tochter noch ein Hühnchen zu rupfen hat (pun intended).

Funny Birds

Schlechte Drehbücher können manchmal von guten Schauspielern gerettet werden. Doch wenn dazu eine ideenlose Regie und ein uninspirierter TV-Look kommen – nun ja, selbst Madame Deneuve kann nicht zaubern. Die Geschichte dieser drei Frauen, die sich wiederfinden, annähern und lernen, sich zu lieben, hätte tiefgründig und bewegend sein können. Doch stattdessen verzettelt sich FUNNY BIRDS in einer uninteressanten Nebenhandlung über die Hühnerpest.

Funny Birds

Flache Dialoge, zähes Tempo und unglaubwürdige Entwicklungen tun ihr Übriges: So verwandelt sich die genervte Wirtschaftsstudentin, die das Landleben verabscheut, innerhalb weniger Tage in einen Voll-Öko. Die Mutter, zunächst als freigeistige Hippie-Seele gezeichnet, entwickelt plötzlich ein Problem mit Kiffen – und dass der Freund der 20-jährigen Tochter bei ihr übernachten will? Ausgeschlossen! Selbst eine Luftmatratze im Arbeitszimmer ist moralisch höchst bedenklich.

Funny Birds

Erstaunlich, dass es sich beim Regieduo Hanna Ladoul und Marco La Via um zwei erst 34-Jährige handelt. Ihr Film ist so zopfig und mutlos inszeniert, dass man eher einen kurz vor der Pension stehenden ZDF-Regisseur dahinter vermuten würde. Die überraschungsfreie Familiengeschichte bleibt in einem Austausch von Banalitäten stecken und wirkt über weite Strecken fade. Nichts fühlt sich echt an. FUNNY BIRDS bleibt ein flacher Fernsehfilm, der allenfalls für Hühner- und Deneuve-Fans zu empfehlen ist.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Au fil des saisons“
Belgien / Frankreich 2023
93 min
Regie Hanna Ladoul und Marco La Via

Funny Birds

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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The End

THE END

The End

THE END

Was passiert, wenn Schauspieler in theaterhaften Kulissen seltsame Dinge tun und dabei singen? Es entsteht – im besten Fall – Kunst.

Ab 27. März 2025 im Kino

Nach der großen Apokalypse: Eine reiche Familie lebt mit ein paar Freunden in einer Salzmine, abgeschottet in einem luxuriösen Bunker. Das ist so seltsam, wie es klingt. Man spielt „normales Leben“, hängt Kunstwerke auf, kocht, bastelt, feiert Neujahr. Der fünfundzwanzigjährige Sohn kennt nichts anderes, hat die Außenwelt noch nie gesehen. Als eines Tages ein junges Mädchen auftaucht, gerät das Gleichgewicht der Familie ins Wanken. Die scheinbare Idylle beginnt zu bröckeln.

The End

Trotz seines Titels ist THE END nahezu endlos. 149 Minuten stellen die Geduld der Zuschauer auf die Probe. Aber so ist das mit Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, und manchmal auch aushalten. Das Problem ist, dass THE END nicht genug Story hat, um seine Laufzeit zu rechtfertigen.

The End

Obwohl die Ausgangssituation absurd genug ist, hätte dem Film ein Schuss Wahnsinn gutgetan. Stattdessen bleibt es eine fast konventionelle Tragikomödie – immerhin mit beeindruckenden Sets und einer Top-Besetzung: Tilda Swinton, sowieso immer gut, George Mackay, der junge Soldat aus „1917“, und der herausragende Michael Shannon.

The End

Dazwischen gibt es jede Menge Gesangseinlagen. Ob das nun Sinn ergibt oder nicht. Wer Adam Driver mit einer Holzpuppe auf dem Arm in „Annette“ hat singen hören, fragt nicht mehr nach Sinn oder Unsinn. Eine Wohltat immerhin: Die Songs in THE END sind zwar nicht besonders catchy, klingen aber endlich einmal nicht wie die generischen Musicalnummern der Disneyfilme.

The End

Regisseur Joshua Oppenheimer gibt hier sein Spielfilmdebüt. Bekannt wurde er durch seinen außergewöhnlichen und mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Act of Killing“ über die Massaker in Indonesien Mitte der 1960er-Jahre. Mit THE END wagt er ein Experiment, das nicht ganz aufgeht – aber definitiv mal etwas anderes ist. Ein Endzeit-Musical, nicht für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne zu empfehlen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The End“
Dänemark / Deutschland/ Irland / GB 2024
148 min
Regie Joshua Oppenheimer

The End

alle Bilder © MUBI

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Beating Hearts

BEATING HEARTS

Beating Hearts

BEATING HEARTS

Schon jetzt der beste Film des Jahres.

Ab 27. März 2025 im Kino

Alle paar Jahre kommt ein Film in die Kinos, bei dem einfach alles stimmt. „L’amour ouf“ (Originaltitel) ist so einer: Großartig gespielt, toller Soundtrack und – auch wenn man es mit Superlativen nicht übertreiben sollte – einer fantastischen Kamera!

Beating Hearts

Es geht um die Liebe – worum auch sonst? Nordfrankreich, in den 80er Jahren: Jackie, ein fleißiges Schulmädchen, und Clotaire, ein rebellischer Kleinganove, könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Jackie pflichtbewusst ihre Hausaufgaben macht, hängt Clotaire mit seinen Kumpels auf der Straße ab. Der Zufall führt die beiden Teenager zusammen, und sie verlieben sich Hals über Kopf. Doch als Clotaire für lange Zeit im Gefängnis landet, verlieren sie sich aus den Augen. Erst als Erwachsene treffen sie sich Jahre später wieder.

Beating Hearts

Zwischen Brutalität, Poesie und herzzerreißender Liebe erzählt BEATING HEARTS die Geschichte von Romeo und Julia – in einer modernen Variante. Der Film ist ein regelrechter Rausch: wild, leidenschaftlich, atemberaubend.

Beating Hearts

Regisseur Gilles Lellouche hat über zehn Jahre lang versucht, Neville Thompsons Roman zu verfilmen. Die Vorbereitungszeit zahlt sich aus. BEATING HEARTS ist durchdacht und präzise. Kein schlampiges Drehbuch, keine überflüssigen Szenen, dafür jede Menge originelle Einfälle und überraschende Wendungen.

Beating Hearts

Neben den etablierten Stars Adèle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“) und François Civil („Die drei Musketiere“) überzeugen vor allem die jungen Darsteller Mallory Wanecque und Malik Frikah. Ihre Leistung ist schlicht sensationell.

Ein magisches, großes Kinoerlebnis. Ein Meisterwerk.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „L’amour ouf“
Frankreich 2024
160 min
Regie Gilles Lellouche

Beating Hearts

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Riff Raff

RIFF RAFF

Riff Raff

RIFF RAFF

Ein Film, der wirkt, als hätte er jahrelang im Giftschrank gelegen und aus unerfindlichen Gründen doch noch den Weg ins Kino gefunden.

Ab 27. März 2025 im Kino

Es ist einer dieser Filme, bei denen im Abspann normalerweise „Alan Smithee“ als Pseudonym für den Regisseur steht. Erstaunlicherweise gibt es Dito Montiel wirklich. Die Existenz von RIFF RAFF lässt sich auf verschiedene Weise erklären: Vielleicht wurden die Beteiligten erpresst. Vielleicht haben Drehbuchautor, Regisseur und Produzent zusammen gekokst. Vielleicht mussten alte Knebelverträge erfüllt werden. Oder vielleicht gab es mal eine gute Version des Films – bevor untalentierte Leute den Director’s Cut in die Hände bekamen und ihn komplett zerhackten.

Riff Raff

Eine Familie will Silvester in ihrem Wochenendhaus verbringen. Alles schön gemütlich – bis der Sohn aus erster Ehe mitsamt schwangerer Freundin und der Ex-Frau des Vaters auf der Matte steht. Dummerweise hat er ein mordlustiges Gangsterduo im Schlepptau. Irgendjemand hat hier definitiv zu viele Tarantino- und Coen-Brothers-Filme gesehen. Aber clevere, wortgewandte Dialoge zu schreiben, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Drehbuchautor John Pollono jedenfalls nicht. Dazu kommt ein miserables Timing und ein durch unelegante Rückblenden zerstückelter Erzählfluss.

Riff Raff

Bill Murray, Pete Davidson, Jennifer Coolidge und Ed Harris – man sollte meinen, dass die Zusammenarbeit so vieler talentierter Menschen zumindest ein halbwegs unterhaltsames Ergebnis hervorbringt. Doch RIFF RAFF fehlt es an Humor, Spannung und vor allem Originalität. Dass es trotzdem ein, zwei passable Gags gibt, bleibt bei so einer Besetzung nicht aus. Auch ein blinder Drehbuchautor findet mal ein Korn.

Bei Rotten Tomatoes hat RIFF RAFF eine 69 % positive Bewertung. Warum? Gibt es noch eine andere Version des Films?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Riff Raff“
USA 2024
103 min
Regie Dito Montiel

Riff Raff

alle Bilder © Splendid Film

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Das Licht

DAS LICHT

Das Licht

DAS LICHT

Schon Kate Bush wusste: „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Tom schmeißt für sein neues Werk die große Tykwer-Maschine an.

Ab 20. März 2025 im Kino

Pseudotiefsinnige Gespräche, märchenhafte Berlin-Realität im Dauerregen und ein kryptischer roter Faden – irgendwas mit Gespenstern und Flüchtlingen – sind die Versatzstücke dieses zwischen Kitsch, Blödsinn und Genialität schwankenden Films.

Das Licht

DAS LICHT erzählt von einer Berliner Familie im Zerfall. Tim (Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) leben entfremdet, ihre fast erwachsenen Zwillinge Frieda und Jon bewegen sich ebenfalls in eigenen Welten — Frieda mit politischen Aktionen, Jon in virtuellen Realitäten. Das Auftauchen der syrischen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) verändert das Familiengefüge komplett.

Das Licht

Die Zutaten: viel – nein, sehr viel Dialog, eine Zeichentricksequenz, eine Musicaleinlage, die aussieht, als hätte ein Filmstudent versucht, „La La Land“ zu kopieren, und eine schamlos von der genialen Burberry-Kampagne (hier der Link zum Original) geklaute „Menschen-fliegen-durch-die-Luft“-Szene. Tykwer nimmt, was ihm gefällt und zitiert sich dabei selbst – dazwischen flackert eine geheimnisvolle Lampe. Hokus Pokus Fidibus. Nur Sinn ergibt das selten bis gar nicht. DAS LICHT ist das filmische Äquivalent zu einem bekifften WG-Diskussionsabend mit viel Alkohol und LSD-Trips, bei dem alle mal was sagen dürfen. Man kann sich darauf einlassen und Tykwers Mut bewundern – langweilig ist es jedenfalls nicht – oder sich einfach nur wundern. So oder so lässt es einen am Ende ratlos zurück.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
162 min
Regie Tom Tykwer

Das Licht

alle Bilder © X Verleih

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The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

Was könnte besser sein als Robert De Niro in der Rolle eines Mafia-Bosses? Vielleicht zweimal Robert De Niro in der Rolle von zwei Mafia-Bossen?

Ab 20. März 2025 im Kino

Wie „Goodfellas“ und „Casino“ basiert auch THE ALTO KNIGHTS auf einer wahren Begebenheit. Im Mittelpunkt stehen zwei der mächtigsten Mafia-Bosse New Yorks der 1950er Jahre: Vito Genovese und Frank Costello (beide gespielt von Robert De Niro). Ehemals Kindheitsfreunde, werden sie später zu erbitterten Gegnern.

The Alto Knights

Natürlich ist De Niro so gut in der Rolle, dass man die Doppelbesetzung schnell akzeptiert. Schließlich hat er das schon tausendmal gespielt. Allerdings bleibt die Frage: Warum? Hatte sonst niemand Zeit? Oder war es genau diese Herausforderung, die die Rolle für den Oscarpreisträger erst interessant gemacht hat? Joe Pesci hätte Vito ebenso gut spielen können – zumal De Niro ihn mit dessen nörgeliger, unterdrückter Wut beinahe kopiert. Es gibt tatsächlich keinen zwingenden Grund für dieses Doppelte-Lottchen-Gimmick, denn die Figuren sind nicht einmal miteinander verwandt.

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS fügt dem Genre nichts Neues hinzu. Ein schön altmodisch gemachter Gamgsterfilm mit leichtem Hang zur Übererklärung: Regisseur Levinson irritiert mit dem Kunstgriff, Dialoge zu wiederholen – so, als wolle er sicherstellen, dass auch wirklich jeder verstanden hat, worum es geht. Bei der zunehmenden Aufmerksamkeitsstörung des heutigen Publikums vielleicht keine schlechte Idee.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Alto Knights“
USA 2025
123 min
Regie Barry Levinson

The Alto Knights

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Warum SCHNEEWITTCHEN ein starkes Plädoyer für die Abschaffung von Social Media ist.

Ab 20. März 2025 im Kino

Na gut, vielleicht nicht der Film selbst, aber das Drumherum. Das sinnlose Aufregen über Nichtigkeiten und die ungefilterte Meinung aller dazu nervt. Zum Beispiel: Obwohl die Brüder Grimm 1812 in ihrem Märchen klar und deutlich schreiben, dass Schneewittchens Haut „so weiß wie Schnee“ sei, erdreistet sich Disney 2025, die Titelrolle mit einer leicht pigmentierten Latina-Schauspielerin zu besetzen. Skandal! Finden jedenfalls die Trolle im Internet. Eine lachhafte Diskussion über Hautfarbe entbrennt noch bevor die Dreharbeiten begonnen haben.

Den nächsten vermeintlichen Aufreger bringt dann Hauptdarstellerin Rachel Zegler mit der Aussage, die Disney-Zeichentrickvorlage von 1937 sei sexistisch und nicht mehr zeitgemäß. Denn das Frauenbild von der zarten Prinzessin, die vom holden Prinzen gerettet werden muss, sei alles andere als modern. Wo sie recht hat, hat sie recht. Für die Internetgemeinde trotzdem ein Grund, Zegler für ihre Kritik am Klassiker mit Hass und Häme zu überschütten.

Schneewittchen

Dass die sieben Zwerge nicht von echten Kleinwüchsigen gespielt werden, regte dann den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage gehörig auf – die Darstellung „von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“, sei rückwärtsgewandt. Lieber Peter, it’s a fairy-tale. Das sollte jemand, der den auf Svartalfheim lebenden, Schwerter schmiedenden Riesenzwerg Eitri in „Avengers: Infinity War“ spielt, wissen.

Und die Forderung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die Hamas-Geiseln freizulassen, war dann die nächste Schnappatmungs-Schlagzeile – die zwar rein gar nichts mit dem Film zu tun hat, aber gut in das gesamtschwurblerische Weltbild der Wutbürger passt.

Schneewittchen

Halten wir fest: Social Media war vielleicht mal eine gute Idee, ist aber mittlerweile zu einem Terrorinstrument geworden. Bei SCHNEEWITTCHEN ist Disney inzwischen so panisch, dass kaum Werbung für den Kinostart gemacht wird: Bloss nicht noch irgendwen verärgern. Und der Film? Ist eine komplette Plastikproduktion, die so auch als Werbefilm für den neuesten Ride in Disney-World laufen könnte. Bei dem künstlichen Aussehen der computergenerierten Sets und Figuren (die sieben Zwerge und zahllose putzige Waldbewohner stammen aus dem Rechner) fragt man sich, warum die Diskussion um KI so hysterisch geführt wird – der Weg zu überzeugendem Realismus scheint noch weit. Konsequent, dass auch die echten Schauspieler durchweg wie geairbrusht aussehen.

Schneewittchen

Das Beste an SCHNEEWITTCHEN ist seine Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Ansonsten bietet der Film nicht eine neue visuelle Idee, dafür unheimlich aussehende Computerzwerge. Die Songs klingen wie tausend andere Musicalsongs vor ihnen – glattgebügelter Mainstream in Reinform. Jede Generation hat die Märchen, die sie verdient. So gesehen passt die zu Tode gefilterte Disney-Neuverfilmung perfekt in unsere TikTok-Zeiten.

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Originaltitel „Snow White“
USA 2025
108 min
Regie Marc Webb

Schneewittchen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Als „Terroristin der Kunst“ schreibt Niki de Saint Phalle Geschichte. Jetzt kommt ein Biopic über die Schöpferin der berühmten „Nana“-Figuren in die Kinos.

Ab 20. März 2025 im Kino

Berühmt wurde sie mit einer weißen Leinwand und einem Gewehr: Indem sie auf ihre eigenen Werke schoss, hinter der Leinwand versteckte Farbbeutel zum Platzen brachte und die Farbe „ausbluten“ ließ, schuf sie provozierende Kunstaktionen. Genial und radikal zugleich. Bildhauerin, Malerin, Illustratorin, Filmemacherin, Schauspielerin, Model – Niki de Saint Phalle war ein wahres Multitalent. Doch der Weg zu ihrem künstlerischen Durchbruch war steinig und geprägt von persönlichen Herausforderungen.

Niki de Saint Phalles

Fast ihr ganzes Leben ist überschattet von inneren Kämpfen, ausgelöst von traumatischen Kindheitserlebnissen. Erst 1994, wenige Jahre vor ihrem Tod, offenbart sie in einem Buch den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater – ein erschütterndes Ereignis, das ihre Jugend zerstört und die erwachsene Frau immer wieder ins Bodenlose stürzen lässt.

Niki de Saint Phalles

Ein Besuch in einem Museum ohne Bilder: keine Nanas, keinen Jardin des Tarots in der Toskana, keine Shooting Paintings. Der Film NIKI DE SAINT PHALLE zeigt kein einziges ihrer ikonischen Kunstwerke. Eine zwiespältige Entscheidung. Besonders weil die großformatigen Skulpturen so monumental und farbenfroh sind – also wie geschaffen für opulente Kinobilder.

Niki de Saint Phalles

Stattdessen hat Regisseurin Céline Sallette ein eher konventionelles, stellenweise etwas langatmiges Biopic gedreht, das bedauerlicherweise genau dort endet, wo es künstlerisch spannend wird. Was den Film trägt, sind die exzellenten Darstellerleistungen, allen voran die kanadische Schauspielerin Charlotte Le Bon in der Titelrolle.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Niki“
Frankreich / Belgien 2024
98 min
Regie Céline Sallette

Niki de Saint Phalles

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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