Funny Birds

FUNNY BIRDS

Funny Birds

FUNNY BIRDS

Wenn Catherine Deneuve draufsteht und der Film im Original „Au fil des saisons“ heißt, erwartet man eine leichte, sommerliche Komödie. Falsch gedacht. FUNNY BIRDS ist eine Darmödie, die aus unerfindlichen Gründen in den USA spielt.

Ab 27. März 2025 im Kino

Laura (Andrea Riseborough) betreibt mitten im Nirgendwo eine Hühnerfarm. Doch als sie an Krebs erkrankt, muss sich ihre Tochter Charlie (Morgan Saylor) um die Tiere kümmern. Die hat allerdings ganz andere Pläne: Sie will Finanzwesen studieren und kann mit Biohühnern nichts anfangen. Dann taucht auch noch die französische Großmutter (Catherine Deneuve) auf, mit der die kranke Tochter noch ein Hühnchen zu rupfen hat (pun intended).

Funny Birds

Schlechte Drehbücher können manchmal von guten Schauspielern gerettet werden. Doch wenn dazu eine ideenlose Regie und ein uninspirierter TV-Look kommen – nun ja, selbst Madame Deneuve kann nicht zaubern. Die Geschichte dieser drei Frauen, die sich wiederfinden, annähern und lernen, sich zu lieben, hätte tiefgründig und bewegend sein können. Doch stattdessen verzettelt sich FUNNY BIRDS in einer uninteressanten Nebenhandlung über die Hühnerpest.

Funny Birds

Flache Dialoge, zähes Tempo und unglaubwürdige Entwicklungen tun ihr Übriges: So verwandelt sich die genervte Wirtschaftsstudentin, die das Landleben verabscheut, innerhalb weniger Tage in einen Voll-Öko. Die Mutter, zunächst als freigeistige Hippie-Seele gezeichnet, entwickelt plötzlich ein Problem mit Kiffen – und dass der Freund der 20-jährigen Tochter bei ihr übernachten will? Ausgeschlossen! Selbst eine Luftmatratze im Arbeitszimmer ist moralisch höchst bedenklich.

Funny Birds

Erstaunlich, dass es sich beim Regieduo Hanna Ladoul und Marco La Via um zwei erst 34-Jährige handelt. Ihr Film ist so zopfig und mutlos inszeniert, dass man eher einen kurz vor der Pension stehenden ZDF-Regisseur dahinter vermuten würde. Die überraschungsfreie Familiengeschichte bleibt in einem Austausch von Banalitäten stecken und wirkt über weite Strecken fade. Nichts fühlt sich echt an. FUNNY BIRDS bleibt ein flacher Fernsehfilm, der allenfalls für Hühner- und Deneuve-Fans zu empfehlen ist.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Au fil des saisons“
Belgien / Frankreich 2023
93 min
Regie Hanna Ladoul und Marco La Via

Funny Birds

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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The End

THE END

The End

THE END

Was passiert, wenn Schauspieler in theaterhaften Kulissen seltsame Dinge tun und dabei singen? Es entsteht – im besten Fall – Kunst.

Ab 27. März 2025 im Kino

Nach der großen Apokalypse: Eine reiche Familie lebt mit ein paar Freunden in einer Salzmine, abgeschottet in einem luxuriösen Bunker. Das ist so seltsam, wie es klingt. Man spielt „normales Leben“, hängt Kunstwerke auf, kocht, bastelt, feiert Neujahr. Der fünfundzwanzigjährige Sohn kennt nichts anderes, hat die Außenwelt noch nie gesehen. Als eines Tages ein junges Mädchen auftaucht, gerät das Gleichgewicht der Familie ins Wanken. Die scheinbare Idylle beginnt zu bröckeln.

The End

Trotz seines Titels ist THE END nahezu endlos. 149 Minuten stellen die Geduld der Zuschauer auf die Probe. Aber so ist das mit Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, und manchmal auch aushalten. Das Problem ist, dass THE END nicht genug Story hat, um seine Laufzeit zu rechtfertigen.

The End

Obwohl die Ausgangssituation absurd genug ist, hätte dem Film ein Schuss Wahnsinn gutgetan. Stattdessen bleibt es eine fast konventionelle Tragikomödie – immerhin mit beeindruckenden Sets und einer Top-Besetzung: Tilda Swinton, sowieso immer gut, George Mackay, der junge Soldat aus „1917“, und der herausragende Michael Shannon.

The End

Dazwischen gibt es jede Menge Gesangseinlagen. Ob das nun Sinn ergibt oder nicht. Wer Adam Driver mit einer Holzpuppe auf dem Arm in „Annette“ hat singen hören, fragt nicht mehr nach Sinn oder Unsinn. Eine Wohltat immerhin: Die Songs in THE END sind zwar nicht besonders catchy, klingen aber endlich einmal nicht wie die generischen Musicalnummern der Disneyfilme.

The End

Regisseur Joshua Oppenheimer gibt hier sein Spielfilmdebüt. Bekannt wurde er durch seinen außergewöhnlichen und mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Act of Killing“ über die Massaker in Indonesien Mitte der 1960er-Jahre. Mit THE END wagt er ein Experiment, das nicht ganz aufgeht – aber definitiv mal etwas anderes ist. Ein Endzeit-Musical, nicht für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne zu empfehlen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The End“
Dänemark / Deutschland/ Irland / GB 2024
148 min
Regie Joshua Oppenheimer

The End

alle Bilder © MUBI

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Beating Hearts

BEATING HEARTS

Beating Hearts

BEATING HEARTS

Schon jetzt der beste Film des Jahres.

Ab 27. März 2025 im Kino

Alle paar Jahre kommt ein Film in die Kinos, bei dem einfach alles stimmt. „L’amour ouf“ (Originaltitel) ist so einer: Großartig gespielt, toller Soundtrack und – auch wenn man es mit Superlativen nicht übertreiben sollte – einer fantastischen Kamera!

Beating Hearts

Es geht um die Liebe – worum auch sonst? Nordfrankreich, in den 80er Jahren: Jackie, ein fleißiges Schulmädchen, und Clotaire, ein rebellischer Kleinganove, könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Jackie pflichtbewusst ihre Hausaufgaben macht, hängt Clotaire mit seinen Kumpels auf der Straße ab. Der Zufall führt die beiden Teenager zusammen, und sie verlieben sich Hals über Kopf. Doch als Clotaire für lange Zeit im Gefängnis landet, verlieren sie sich aus den Augen. Erst als Erwachsene treffen sie sich Jahre später wieder.

Beating Hearts

Zwischen Brutalität, Poesie und herzzerreißender Liebe erzählt BEATING HEARTS die Geschichte von Romeo und Julia – in einer modernen Variante. Der Film ist ein regelrechter Rausch: wild, leidenschaftlich, atemberaubend.

Beating Hearts

Regisseur Gilles Lellouche hat über zehn Jahre lang versucht, Neville Thompsons Roman zu verfilmen. Die Vorbereitungszeit zahlt sich aus. BEATING HEARTS ist durchdacht und präzise. Kein schlampiges Drehbuch, keine überflüssigen Szenen, dafür jede Menge originelle Einfälle und überraschende Wendungen.

Beating Hearts

Neben den etablierten Stars Adèle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“) und François Civil („Die drei Musketiere“) überzeugen vor allem die jungen Darsteller Mallory Wanecque und Malik Frikah. Ihre Leistung ist schlicht sensationell.

Ein magisches, großes Kinoerlebnis. Ein Meisterwerk.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „L’amour ouf“
Frankreich 2024
160 min
Regie Gilles Lellouche

Beating Hearts

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Riff Raff

RIFF RAFF

Riff Raff

RIFF RAFF

Ein Film, der wirkt, als hätte er jahrelang im Giftschrank gelegen und aus unerfindlichen Gründen doch noch den Weg ins Kino gefunden.

Ab 27. März 2025 im Kino

Es ist einer dieser Filme, bei denen im Abspann normalerweise „Alan Smithee“ als Pseudonym für den Regisseur steht. Erstaunlicherweise gibt es Dito Montiel wirklich. Die Existenz von RIFF RAFF lässt sich auf verschiedene Weise erklären: Vielleicht wurden die Beteiligten erpresst. Vielleicht haben Drehbuchautor, Regisseur und Produzent zusammen gekokst. Vielleicht mussten alte Knebelverträge erfüllt werden. Oder vielleicht gab es mal eine gute Version des Films – bevor untalentierte Leute den Director’s Cut in die Hände bekamen und ihn komplett zerhackten.

Riff Raff

Eine Familie will Silvester in ihrem Wochenendhaus verbringen. Alles schön gemütlich – bis der Sohn aus erster Ehe mitsamt schwangerer Freundin und der Ex-Frau des Vaters auf der Matte steht. Dummerweise hat er ein mordlustiges Gangsterduo im Schlepptau. Irgendjemand hat hier definitiv zu viele Tarantino- und Coen-Brothers-Filme gesehen. Aber clevere, wortgewandte Dialoge zu schreiben, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Drehbuchautor John Pollono jedenfalls nicht. Dazu kommt ein miserables Timing und ein durch unelegante Rückblenden zerstückelter Erzählfluss.

Riff Raff

Bill Murray, Pete Davidson, Jennifer Coolidge und Ed Harris – man sollte meinen, dass die Zusammenarbeit so vieler talentierter Menschen zumindest ein halbwegs unterhaltsames Ergebnis hervorbringt. Doch RIFF RAFF fehlt es an Humor, Spannung und vor allem Originalität. Dass es trotzdem ein, zwei passable Gags gibt, bleibt bei so einer Besetzung nicht aus. Auch ein blinder Drehbuchautor findet mal ein Korn.

Bei Rotten Tomatoes hat RIFF RAFF eine 69 % positive Bewertung. Warum? Gibt es noch eine andere Version des Films?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Riff Raff“
USA 2024
103 min
Regie Dito Montiel

Riff Raff

alle Bilder © Splendid Film

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Das Licht

DAS LICHT

Das Licht

DAS LICHT

Schon Kate Bush wusste: „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Tom schmeißt für sein neues Werk die große Tykwer-Maschine an.

Ab 20. März 2025 im Kino

Pseudotiefsinnige Gespräche, märchenhafte Berlin-Realität im Dauerregen und ein kryptischer roter Faden – irgendwas mit Gespenstern und Flüchtlingen – sind die Versatzstücke dieses zwischen Kitsch, Blödsinn und Genialität schwankenden Films.

Das Licht

DAS LICHT erzählt von einer Berliner Familie im Zerfall. Tim (Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) leben entfremdet, ihre fast erwachsenen Zwillinge Frieda und Jon bewegen sich ebenfalls in eigenen Welten — Frieda mit politischen Aktionen, Jon in virtuellen Realitäten. Das Auftauchen der syrischen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) verändert das Familiengefüge komplett.

Das Licht

Die Zutaten: viel – nein, sehr viel Dialog, eine Zeichentricksequenz, eine Musicaleinlage, die aussieht, als hätte ein Filmstudent versucht, „La La Land“ zu kopieren, und eine schamlos von der genialen Burberry-Kampagne (hier der Link zum Original) geklaute „Menschen-fliegen-durch-die-Luft“-Szene. Tykwer nimmt, was ihm gefällt und zitiert sich dabei selbst – dazwischen flackert eine geheimnisvolle Lampe. Hokus Pokus Fidibus. Nur Sinn ergibt das selten bis gar nicht. DAS LICHT ist das filmische Äquivalent zu einem bekifften WG-Diskussionsabend mit viel Alkohol und LSD-Trips, bei dem alle mal was sagen dürfen. Man kann sich darauf einlassen und Tykwers Mut bewundern – langweilig ist es jedenfalls nicht – oder sich einfach nur wundern. So oder so lässt es einen am Ende ratlos zurück.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
162 min
Regie Tom Tykwer

Das Licht

alle Bilder © X Verleih

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The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

Was könnte besser sein als Robert De Niro in der Rolle eines Mafia-Bosses? Vielleicht zweimal Robert De Niro in der Rolle von zwei Mafia-Bossen?

Ab 20. März 2025 im Kino

Wie „Goodfellas“ und „Casino“ basiert auch THE ALTO KNIGHTS auf einer wahren Begebenheit. Im Mittelpunkt stehen zwei der mächtigsten Mafia-Bosse New Yorks der 1950er Jahre: Vito Genovese und Frank Costello (beide gespielt von Robert De Niro). Ehemals Kindheitsfreunde, werden sie später zu erbitterten Gegnern.

The Alto Knights

Natürlich ist De Niro so gut in der Rolle, dass man die Doppelbesetzung schnell akzeptiert. Schließlich hat er das schon tausendmal gespielt. Allerdings bleibt die Frage: Warum? Hatte sonst niemand Zeit? Oder war es genau diese Herausforderung, die die Rolle für den Oscarpreisträger erst interessant gemacht hat? Joe Pesci hätte Vito ebenso gut spielen können – zumal De Niro ihn mit dessen nörgeliger, unterdrückter Wut beinahe kopiert. Es gibt tatsächlich keinen zwingenden Grund für dieses Doppelte-Lottchen-Gimmick, denn die Figuren sind nicht einmal miteinander verwandt.

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS fügt dem Genre nichts Neues hinzu. Ein schön altmodisch gemachter Gamgsterfilm mit leichtem Hang zur Übererklärung: Regisseur Levinson irritiert mit dem Kunstgriff, Dialoge zu wiederholen – so, als wolle er sicherstellen, dass auch wirklich jeder verstanden hat, worum es geht. Bei der zunehmenden Aufmerksamkeitsstörung des heutigen Publikums vielleicht keine schlechte Idee.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Alto Knights“
USA 2025
123 min
Regie Barry Levinson

The Alto Knights

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Warum SCHNEEWITTCHEN ein starkes Plädoyer für die Abschaffung von Social Media ist.

Ab 20. März 2025 im Kino

Na gut, vielleicht nicht der Film selbst, aber das Drumherum. Das sinnlose Aufregen über Nichtigkeiten und die ungefilterte Meinung aller dazu nervt. Zum Beispiel: Obwohl die Brüder Grimm 1812 in ihrem Märchen klar und deutlich schreiben, dass Schneewittchens Haut „so weiß wie Schnee“ sei, erdreistet sich Disney 2025, die Titelrolle mit einer leicht pigmentierten Latina-Schauspielerin zu besetzen. Skandal! Finden jedenfalls die Trolle im Internet. Eine lachhafte Diskussion über Hautfarbe entbrennt noch bevor die Dreharbeiten begonnen haben.

Den nächsten vermeintlichen Aufreger bringt dann Hauptdarstellerin Rachel Zegler mit der Aussage, die Disney-Zeichentrickvorlage von 1937 sei sexistisch und nicht mehr zeitgemäß. Denn das Frauenbild von der zarten Prinzessin, die vom holden Prinzen gerettet werden muss, sei alles andere als modern. Wo sie recht hat, hat sie recht. Für die Internetgemeinde trotzdem ein Grund, Zegler für ihre Kritik am Klassiker mit Hass und Häme zu überschütten.

Schneewittchen

Dass die sieben Zwerge nicht von echten Kleinwüchsigen gespielt werden, regte dann den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage gehörig auf – die Darstellung „von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“, sei rückwärtsgewandt. Lieber Peter, it’s a fairy-tale. Das sollte jemand, der den auf Svartalfheim lebenden, Schwerter schmiedenden Riesenzwerg Eitri in „Avengers: Infinity War“ spielt, wissen.

Und die Forderung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die Hamas-Geiseln freizulassen, war dann die nächste Schnappatmungs-Schlagzeile – die zwar rein gar nichts mit dem Film zu tun hat, aber gut in das gesamtschwurblerische Weltbild der Wutbürger passt.

Schneewittchen

Halten wir fest: Social Media war vielleicht mal eine gute Idee, ist aber mittlerweile zu einem Terrorinstrument geworden. Bei SCHNEEWITTCHEN ist Disney inzwischen so panisch, dass kaum Werbung für den Kinostart gemacht wird: Bloss nicht noch irgendwen verärgern. Und der Film? Ist eine komplette Plastikproduktion, die so auch als Werbefilm für den neuesten Ride in Disney-World laufen könnte. Bei dem künstlichen Aussehen der computergenerierten Sets und Figuren (die sieben Zwerge und zahllose putzige Waldbewohner stammen aus dem Rechner) fragt man sich, warum die Diskussion um KI so hysterisch geführt wird – der Weg zu überzeugendem Realismus scheint noch weit. Konsequent, dass auch die echten Schauspieler durchweg wie geairbrusht aussehen.

Schneewittchen

Das Beste an SCHNEEWITTCHEN ist seine Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Ansonsten bietet der Film nicht eine neue visuelle Idee, dafür unheimlich aussehende Computerzwerge. Die Songs klingen wie tausend andere Musicalsongs vor ihnen – glattgebügelter Mainstream in Reinform. Jede Generation hat die Märchen, die sie verdient. So gesehen passt die zu Tode gefilterte Disney-Neuverfilmung perfekt in unsere TikTok-Zeiten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Snow White“
USA 2025
108 min
Regie Marc Webb

Schneewittchen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Als „Terroristin der Kunst“ schreibt Niki de Saint Phalle Geschichte. Jetzt kommt ein Biopic über die Schöpferin der berühmten „Nana“-Figuren in die Kinos.

Ab 20. März 2025 im Kino

Berühmt wurde sie mit einer weißen Leinwand und einem Gewehr: Indem sie auf ihre eigenen Werke schoss, hinter der Leinwand versteckte Farbbeutel zum Platzen brachte und die Farbe „ausbluten“ ließ, schuf sie provozierende Kunstaktionen. Genial und radikal zugleich. Bildhauerin, Malerin, Illustratorin, Filmemacherin, Schauspielerin, Model – Niki de Saint Phalle war ein wahres Multitalent. Doch der Weg zu ihrem künstlerischen Durchbruch war steinig und geprägt von persönlichen Herausforderungen.

Niki de Saint Phalles

Fast ihr ganzes Leben ist überschattet von inneren Kämpfen, ausgelöst von traumatischen Kindheitserlebnissen. Erst 1994, wenige Jahre vor ihrem Tod, offenbart sie in einem Buch den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater – ein erschütterndes Ereignis, das ihre Jugend zerstört und die erwachsene Frau immer wieder ins Bodenlose stürzen lässt.

Niki de Saint Phalles

Ein Besuch in einem Museum ohne Bilder: keine Nanas, keinen Jardin des Tarots in der Toskana, keine Shooting Paintings. Der Film NIKI DE SAINT PHALLE zeigt kein einziges ihrer ikonischen Kunstwerke. Eine zwiespältige Entscheidung. Besonders weil die großformatigen Skulpturen so monumental und farbenfroh sind – also wie geschaffen für opulente Kinobilder.

Niki de Saint Phalles

Stattdessen hat Regisseurin Céline Sallette ein eher konventionelles, stellenweise etwas langatmiges Biopic gedreht, das bedauerlicherweise genau dort endet, wo es künstlerisch spannend wird. Was den Film trägt, sind die exzellenten Darstellerleistungen, allen voran die kanadische Schauspielerin Charlotte Le Bon in der Titelrolle.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Niki“
Frankreich / Belgien 2024
98 min
Regie Céline Sallette

Niki de Saint Phalles

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

Wenig glamourös: Pamela Anderson überzeugt als alterndes Las-Vegas-Showgirl

Ab 20. März 2025 im Kino

Der amerikanische Traum ist tot – ebenso wie die letzte Showgirl-Revue in Las Vegas. Drei Jahrzehnte lang hat Shelly (Pamela Anderson) in Federn und Strass das Tanzbein geschwungen. Doch der Geschmack des Publikums hat sich verändert, und die „Razzle Dazzle Show“ steht kurz vor dem Aus. Eine Gelegenheit für Shelly, mit ihrer besten Freundin Annette (Jamie Lee Curtis) und zahlreichen selbstgemixten Margaritas über die Ungerechtigkeiten des Lebens zu philosophieren. Doch dann steht eines Tages Shellys entfremdete Tochter vor der Tür und fordert eine Aussprache.

The Last Showgirl

Vor genau dreißig Jahren kam der Film „Showgirls“ in die Kinos. Gia Coppolas THE LAST SHOWGIRL hat damit etwa so viel gemeinsam wie das Literarische Quartett mit dem Dschungelcamp. Während Verhoevens Film aus den 1990er-Jahren Trash in Reinkultur war, ist THE LAST SHOWGIRL eine anspruchsvolle, manchmal auch fordernde Auseinandersetzung mit den Tiefen der amerikanischen Seele.

The Last Showgirl

Die lose Erzählstruktur, durchbrochen von Musiksequenzen, in denen sich Pamela Anderson durch das glitzernde Sonnenlicht von Las Vegas treiben lässt, verleiht dem Film den Charme eines kunstvollen Studentenprojekts. Allerdings eines mit hochkarätiger Besetzung: David Bautista – hier mit Haaren und ungewohnt sensibel –, Kiernan Shipka, die als junge Tänzerin eine deutlich bessere Figur macht als zuletzt in der Rolle der bösen Hexe im Weihnachts-Schundfilm „Red One“, Jamie Lee Curtis, dank Perücke und Grusel-Make-up erst auf den zweiten Blick zu erkennen und natürlich Pamela Anderson: Wie Demi Moore kürzlich in „Substance“, hat auch die ewige Ex-Baywatch-Nixe und bekennende Make-up-Verweigerin (zumindest im Privatleben) in THE LAST SHOWGIRL endlich eine Charakterrolle gefunden, die sie als ernstzunehmende Schauspielerin etabliert.

The Last Showgirl

Inszenatorisch läuft Coppolas Film nicht ganz rund. Bei einer erstaunlich kurzen Laufzeit von 85 Minuten stellt sich zwischendurch immer wieder Langeweile ein – denn allzu viel passiert nicht. Der Film ist mehr eine Beobachtung sozialer Realitäten im Stil des modernen US-Kinos als ein klassisch erzähltes Drama. Dennoch lohnt sich das Anschauen vor allem wegen der Schauspielerinnen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Last Showgirl“
USA 2024
85 min
Regie Gia Coppola

The Last Showgirl

alle Bilder © Constantin Film

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Köln 75

KÖLN 75

Köln 75

KÖLN 75

Es ist das meistverkaufte Soloalbum eines Jazzmusikers: The Köln Concert von Keith Jarrett. Vor genau 50 Jahren entstand die legendäre Aufnahme, die in keinem gut sortierten Intellektuellenhaushalt fehlen darf. Nun bringt der Spielfilm KÖLN 75 unter der Regie von Ido Fluk die Geschichte hinter dem Konzert auf die Leinwand – oder besser gesagt: das, was davor geschah.

Ab 13. März 2025 im Kino

Wer sich allerdings auf Szenen des eigentlichen Konzerts freut, wird enttäuscht: Statt entrückter Klavierklänge gibt es nur die turbulenten Vorbereitungen und jede Menge Beinahekatastrophen zu sehen. Denn von Jarretts Köln Concert hört man im gesamten Film genau: nichts. Stattdessen dreht sich alles um die schier endlosen Herausforderungen, die die 18-jährige Veranstalterin Vera Brandes (Mala Emde) bewältigen muss.

Köln 75

Gegen den ausdrücklichen Willen ihres Vaters (Ulrich Tukur) und auf eigenes Risiko wagt sich Vera an die Mammutaufgabe, ein Konzert des Jazzgenies Keith Jarrett (John Magaro) in der Kölner Oper zu organisieren. Doch alles, was schiefgehen kann, geht schief. Anstelle des geforderten Bösendorfer Imperial Konzertflügels steht ein kleiner, verstimmter Stutzflügel bereit – mit klemmendem Pedal und kaputten Tasten. Jarrett droht mit Absage.

Köln 75

Der Film erzählt letztlich zwei (fast wahre) Geschichten. Die erste, die von Vera, bietet solides Unterhaltungskino – konventionell inszeniert, mit stellenweise etwas zu aufdringlich ausgestatteten 70er-Jahre-Kulissen. Die zweite, über den Ausnahmekünstler Keith Jarrett, ist deutlich spannender. Jarrett, pleite und von Rückenschmerzen geplagt, tourt mit seinem Manager in einem klapprigen Auto durch Europa. Begleitet wird er vom amerikanischen Journalisten Michael Watts (Michael Chernus), der unbedingt ein Interview führen möchte.

Köln 75

Besonders eindrucksvoll: eine fulminante Szene, in der Watts die vierte Wand durchbricht und im Schnelldurchlauf den Zuschauern erklärt, was „Jazz“ eigentlich ist – und warum Keith Jarrett ein absolutes Genie ist. Allein für diese Sequenz lohnt sich der Film.

KÖLN 75 schwankt zwischen zwei unterschiedlichen Tonlagen. Trotz der stilistischen Unentschlossenheit: sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Belgien / Polen 2024
116 min
Regie Ido Fluk

Köln 75

alle Bilder © Alamode Film

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Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Spionagethriller steht drauf, Psychogramm ist drin. Preisgekrönter Film über die Folteropfer des Assad-Regimes.

Ab 13. März 2025 im Kino

Assad-Regime? War da was? Man könnte Jonathan Millet bedauern, dass sein Film ausgerechnet jetzt in die Kinos kommt, wo der mörderische Diktator und seine Schergen in die Flucht geschlagen wurden. Doch das wäre zu oberflächlich, denn DIE SCHATTENJÄGER handelt von den Spätfolgen.

Die Schattenjäger

Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge hat ein geheimes Netzwerk gegründet. Ihr Ziel: die untergetauchten Kriegsverbrecher ausfindig zu machen und sie vor Gericht zu stellen. Der junge Hamid glaubt, in einem Kommilitonen an der Universität seinen früheren Folterer zu erkennen. Da er nur dessen Stimme und Geruch kennt, muss er sich allein auf seine Intuition verlassen. Doch was ist Wahrheit, was Einbildung?

Die Schattenjäger

Agenten, die aus dem Untergrund agieren, um Bösewichte zur Strecke zu bringen? Aus diesem Stoff hätte sich genauso gut ein actionreicher James-Bond-Film machen lassen. Regisseur Jonathan Millet interessiert sich jedoch mehr für das gebrochene Innenleben seines Protagonisten (sensationell: Adam Bessa). Statt Autojagden und geschütteltem Martini gibt es einen slow burner, der weniger an 007 und mehr an die Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld oder Simon Wiesenthal erinnert.

Die Schattenjäger

DER SCHATTENJÄGER ist ein langsam – um nicht zu sagen: sehr langsam – erzählter Film, der, obwohl wenig passiert, einen starken Sog entwickelt. Ein leiser Spionagethriller ohne Sensationslust. Spannend.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Les Fantômes“
Frankreich 2024
105 min
Regie Jonathan Millet

Die Schattenjäger

alle Bilder © IMMERGUTEFILME

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Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Brasilien hat eine bewegte und teils unrühmliche Geschichte. In FÜR IMMER HIER geht es um ein besonders düsteres Kapitel: Die Militärdiktatur der 1970er-Jahre.

Ab 13. März 2025 im Kino

Das Leben könnte dank Haus am Strand und Kindermädchen kaum besser sein. Der Vater erfolgreicher Architekt, die Mutter eine selbstbewusste Frau, drei Töchter, ein Sohn plus Hund. Schwimmen, Partys, Tischfußball. Doch dann der Riss: Bewaffnete Regierungsbeamte stehen vor der Tür, durchsuchen die Wohnung, nehmen den Vater mit zum Verhör. Kurz darauf werden auch die Mutter und eine der Töchter ins Gefängnis verschleppt. Die Befragung streckt sich erst über Stunden, dann über Tage. Danach ist nichts mehr, wie es war.

Für immer hier

Die Vorlage liefert Marcelo Rubens Paivas Bestseller „Ainda estou aqui“. Im MIttelpunkt steht die Mutter, Eunice, hervorragend gespielt von Fernanda Torres. Walter Salles Film nimmt sich alle Zeit der Welt, das Familienleben davor zu zeigen. Umso härter trifft dann die Katastrophe.

Für immer hier

Die Willkür, die Gewalt, die Ungerechtigkeit – es macht auch 50 Jahre später noch wütend. Das Ganze ist noch schwerer auszuhalten, da es sich bei FÜR IMMER HIER um eine wahre Geschichte handelt. Bis 1985 dauerte die Militärdiktatur, erst dann wurde Brasilien zu einer Demokratie.

Für immer hier

FÜR IMMER HIER ist schon wieder ein Film, bei dem man die letzte halbe Stunde schwänzen sollte. Der wie drangehängt wirkende letzte Akt ist eine brave Pflichterfüllung gegenüber der Realität, denn das Leben ging natürlich weiter: Es folgt ein Abhaken – dann passierte das, dann das und dann das. Zusätzlich irritieren neue Darsteller, die die mittlerweile erwachsenen Kinder spielen. Der Anfangs beeindruckende Film wird gegen Ende leider schwach.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ainda estou aqui“
Brasilien 2025
137 min
Regie Walter Salles

Für immer hier

alle Bilder © DCM

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Mickey 17

MICKEY 17

Mickey 17

MICKEY 17

Bong Joon-hos neuer Film: Der ganz große Wurf wie der Oscar-gekrönte „Parasite“ ist es nicht geworden.

Ab 06. März 2025 im Kino

Der Regisseur kehrt zu seinen Wurzeln zurück und hat mit MICKEY 17 eine Science-Fiction-Groteske gedreht, die an seinen Film „Snowpiercer“ erinnert. Jonn-hos neuer Film ist eine Abrechnung mit Kolonialismus und falschen Führern. Dabei beweist die Satire viel Mut zum Klamauk und hat Freude am feisten Blockbusterkino.

Mickey 17

♻️ Recycling 2.0: Mickey Barnes ist ein sogenannter „Expendable“ – ein Typ, der bei lebensgefährlichen Aufgaben im Weltraum stirbt und danach als Klon einfach neu ausgedruckt wird. Siebzehn Mal schon. Als das Kolonistenschiff Drakkar den eisigen Planeten Niflheim erreicht, stürzt Mickey 17 in eine Gletscherspalte – und wird von einer Alien-Lebensform gerettet. Zurück an der Basis macht er eine schockierende Entdeckung: Mickey 18, sein frisch gedruckter Klon, liegt im Bett seiner Freundin.

Mickey 17

Robert Pattinson spielt die vielen Mickeys grandios, überzeugt als luschiges Sensibelchen genauso wie als Psychopath. Ein echtes Highlight sind Toni Collette und Mark Ruffolo als machtgeiles Herrscherpaar mit starker Anlehnung an einen gerade wiedergewählten Präsidenten. 

Mickey 17

Ein paar Längen gibt es zwischendurch, und nicht jeder Gag zündet – aber die Gesellschaftssatire im Vollgasmodus macht größtenteils Spaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mickey 17“
USA / Südkorea 2024
137 min
Regie Bong Joon-ho

Mickey 17

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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