Schwarze Schafe

SCHWARZE SCHAFE

Schwarze Schafe

SCHWARZE SCHAFE

Haarsträubend schlechte Neuauflage des 2006er-Kultfilms.

Ab 17. Juli 2025 im Kino

Hiermit ist es offiziell: Filme mit Frederick Lau sind scheiße. Und das liegt nicht unbedingt am Schauspieler selbst, sondern eher an den Projekten, die er sich in den letzten Jahren ausgesucht hat. Sein neuestes heißt SCHWARZE SCHAFE und versammelt eine ganze Reihe prominenter Namen: Jella Haase, Jule Böwe, Milan Peschel, Marc Hosemann – und als Off-Stimme Katharina Thalbach. Alles Profis, alles gute Schauspieler – doch keiner von ihnen kann diesen grottigen Film retten.

Schwarze Schafe

Die Handlung nachzuerzählen, wäre so sinnlos wie die Handlung selbst. Es ist mehr eine Abfolge lose verbundener Szenen, durchweg komplett unlustig. Beworben wird das Fiasko als „durchgeknallte Underdog-Komödie“ und „anarchische Satire“. Anarchisch ist hier gar nichts – es sei denn, man findet auch den ZDF-Fernsehgarten subversiv. Mit erstaunlich miesem Timing laufen die Witze verlässlich ins Leere, der Cutter lässt jede Szene ein paar Sekunden zu lang stehen. Dazu eine bemühte Bildsprache mit Wackelkamera – gewollt und nicht gekonnt.

Schwarze Schafe

Im Tagesspiegel schrieb Jan Schulz-Ojala vor fast 20 Jahren, der erste Schwarze-Schafe-Film sei eine „dahinschlingernde Berlin-Ballade, mal brüllkomisch, mal saudoof.“ Die 2025er-Version ist einfach nur noch saudoof.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
93 min
Regie Oliver Rihs

Schwarze Schafe

alle Bilder © Port au Prince Pictures

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Der Salzpfad

DER SALZPFAD

Der Salzpfad

DER SALZPFAD

Der Weg ist das Ziel.

Ab 17. Juli 2025 im Kino

Schon wieder ein „Seelenrettung durchs Wandern“-Film? Ist das Thema nach Ich bin dann mal weg, Auf dem Weg, Wild und vielen anderen nicht langsam auserzählt? Halt – nicht gleich weiterskippen, denn DER SALZPFAD ist anders. Hier begibt sich kein luxusverwöhnter, satter Großstädter auf die Suche nach sich selbst. Raynor und Moth Winn plagen echte Probleme: Sie sind obdachlos, haben nach einem Gerichtsurteil Haus und Hof verloren, und Moth ist unheilbar an CBD erkrankt. Doch statt zu resignieren, machen sich die Autorin und ihr Mann auf zu einer Wanderung entlang des South West Coast Path, der sich über fast 1.000 Kilometer erstreckt. Alles, was sie besitzen, passt in zwei Wanderrucksäcke – ein Leben jenseits des Existenzminimums: Der Geldautomat spuckt monatlich maximal vierzig Pfund aus, der Rest geht an die Gläubiger. Die Wanderung ist also nicht ganz freiwillig, sondern ein verzweifelter Versuch, dem Unglück zu Hause davonzulaufen.

Der Salzpfad

Alles ist da: die Drohnenflüge über berauschende Natur, die Streichermusik, die wertvollen Begegnungen mit Menschen am Wegesrand. Und doch – DER SALZPFAD ist besser als viele Filme des Genres. Das liegt vor allem an der geschickt konstruierten Erzählweise. In genau richtig dosierten Rückblenden zeigt Regisseurin Marianne Elliott, wie es zur Mammutwanderung kam.

Der Salzpfad

Herausragende Besetzung: Jason Isaacs, charmant bis in die grauen Haarspitzen, und Framerates erklärte Lieblingsschauspielerin Gillian Anderson, der nicht einmal die deutsche Synchronisation etwas von ihrer Strahlkraft nehmen kann. Die beiden wachsen einem während ihrer Reise ans Herz – ungeschminkt und ganz uneitel stapfen sie durch Wind und Wetter. Auch die üblichen Gutmenschen, steter Quell unnötiger Kalendersprüche in themenverwandten Filmen, halten sich angenehm zurück. Es sind fast durchweg normale, authentische Begegnungen, die Raynor und Moth auf ihrem langen Weg ein Dach über dem Kopf oder einfach nur ein trockenes Hörnchen bieten.

Der Salzpfad

Alles wirklich so passiert: Während der Wanderung führt Raynor Tagebuch. Später veröffentlicht sie die Aufzeichnungen – und landet einen Bestseller. Das wahre Leben schreibt die besten Happy Ends: Trotz Moths Krankheit sind die beiden auch heute noch – zehn Jahre später – auf Wanderschaft.

Nachtrag: Kürzlich kam heraus – oder wurde wenigstens so in einer britischen Zeitung gemeldet – dass alles erstunken und erlogen sei. Die Insolvenz ist von Ray selbstverschuldet. Moth gar nicht wirklich krank. Hm. Naja, dann ist DER SALZPFAD wenigstens gut gemachtes (erfundenes) Unterhaltungskino mit Botschaft.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Salt Path“
GB 2024
115 min
Regie Marianne Elliott

Der Salzpfad

alle Bilder © DCM

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Leonora im Morgenlicht

LEONORA IM MORGENLICHT

Leonora im Morgenlicht

LEONORA IM MORGENLICHT

Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs und darüber hinaus.

Ab 17. Juli 2025 im Kino

LEONORA IM MORGENLICHT erzählt die Lebensgeschichte der britischen Malerin Leonora Carrington. In den 1930er Jahren tritt sie der surrealistischen Bewegung bei. Salvador Dalí und André Breton gehören zu ihren Freunden, mit dem Maler Max Ernst führt sie eine leidenschaftliche Beziehung. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs flieht sie nach Mexiko, wo sie ihre Freiheit und ihre eigene Stimme als Künstlerin findet.

Leonora im Morgenlicht

Entgegen der klassischen dramaturgischen Charakterentwicklung verharrt Leonora Carrington vom Anfang bis zum Ende im gleichen Gemütszustand. Es wird allenfalls von schlimm noch schlimmer – und dann wieder schlimm. Olivia Vinall spielt das mit misslauniger Stoik; nur die Begegnung mit einer Spanierin beschert ihr kurze Augenblicke des Glücks. Ansonsten: manische Depression, Elektroschocktherapie, Verfolgungswahn. Die Manifestation des Feindes im Inneren ist eine Hyäne – ein oft genutztes Motiv in Carringtons Bildern. An dieser Stelle mal ein Lob: Das (wahrscheinlich im Computer entstandene) Tier sieht fantastisch aus. Das hat Hollywood-Niveau. Erstaunlich für einen im mittleren Budgetsegment produzierten Film aus Deutschland.

Leonora im Morgenlicht

Als Maler Max Ernst hinterlässt Alexander Scheer keinen besonderen Eindruck, auch die Inszenierung ist recht hakelig. Man meint, die Aufnahmeleiter außerhalb des Bildausschnitts zu ahnen, die den Statisten Regieanweisungen geben. Immerhin überzeugen Tudor Vladimir Pandurus schöne Kamera und die Sets.

Leonora im Morgenlicht

Ein sperriger Film über eine sperrige Frau – in einer Zeit, in der Sperrigkeit noch mit Hysterie gleichgesetzt wurde. Später Ruhm: Jahrzehntelang ignoriert, gelten Leonora Carringtons Werke heute als Schlüsselwerke des Surrealismus. Auf dem Kunstmarkt erzielen sie inzwischen Höchstpreise.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Leonora in the morning light“
Deutschland / Mexiko / Rumänien / Großbritannien 2025
103 min
Regie Thor Klein und Lena Vurma

Leonora im Morgenlicht

alle Bilder © Alamode Film

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Superman

SUPERMAN

Superman

SUPERMAN

DC wagt den Neustart mit einem altbekannten Helden.

Ab 10. Juli 2025 im Kino

Es geht mal wieder um nichts weniger als die Rettung des Universums – und zwar des DC-Universums. Nach vielen gescheiterten Versuchen, ein erfolgreiches DCU in Konkurrenz zum MCU (wer jetzt schon nichts mehr versteht: macht nix) zu etablieren, versucht Warner Bros. nun einen Neustart. Mit SUPERMAN entscheidet sich, ob James Gunn das lahmende Studio vor dem Untergang bewahren kann. Spoiler: Ja, er kann. Denn der Guardians of the Galaxy-Regisseur weiß genau, wie intelligentes Popcornkino funktioniert.

Superman

Mit David Corenswet hat der Film den besten Superman seit Christopher Reeve. Freundlich, all-american (zurzeit ist das zwar keine besonders gute Eigenschaft), ein klassischer Held. An seiner Seite: Rachel Brosnahan (The Marvelous Mrs. Maisel) und Nicholas Hoult als Erzschurke Lex Luthor.

Superman

Klares Highlight ist allerdings Superhund Krypto. Der Vierbeiner stiehlt seinen menschlichen Co-Stars glatt die Show – man möchte ihn am liebsten mit nach Hause nehmen. Überhaupt, die Sidekicks: James Gunns Filme sind immer am besten, wenn er mit einem Ensemble arbeitet. Das war bei Guardians genauso wie bei The Suicide Squad. Diesmal sorgt die selbsternannte „Justice Gang“ für Comic Relief.

Superman

Bei den Kritikern kommt der neue SUPERMAN bisher nur so lala weg. Es wird bemängelt, dass sich der Film wie der zweite oder dritte Teil eines Franchises anfühlt, da komplett auf eine Origin-Story verzichtet wird und auch die Beziehung zu Lois Lane schon in vollem Gange ist. Was die einen kritisieren, ist für andere ein Pluspunkt. Denn wie oft soll man sich nach Dutzenden Filmen und TV-Serien noch die gleiche Geschichte anschauen? SUPERMAN kommt direkt zur Sache – und punktet mit tollen Effekten, Herz und Charme. Gunn schafft es, den gutherzigen Mann aus Stahl neu und frisch wirken zu lassen.

SUPERMAN ist ein klassischer Sommer-Blockbuster: bunt, lustig und unterhaltsam. Wer will da meckern? Dazu ein fabelhafter Hund – bravo, Krypto!

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Superman“
USA 2025
126 min
Regie James Gunn

Superman

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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The Ballad of Wallis Island

THE BALLAD OF WALLIS ISLAND

The Ballad of Wallis Island

THE BALLAD OF WALLIS ISLAND

Die ewige Lieblingsfrage: Was würdest Du tun, wenn Du ein paar Millionen im Lotto gewinnst?

Ab 10. Juli 2025 im Kino

Zuerst mal eine Weltreise. Wenn die aber zu lange dauert, ist das Geld irgendwann weg. Also den nächsten Lottoschein ausfüllen – und wieder gewinnen! Diesmal wird investiert: in ein altes Herrenhaus auf einer fast unbewohnten Insel namens Wallis. Charles (Tim Key), ein etwas weltfremder Glückspilz, hat immer noch was übrig und erfüllt sich einen Kindheitstraum: ein Privatkonzert seiner Lieblingsband McGwyer Mortimer. Dumm nur, dass die sich schon vor Ewigkeiten aufgelöst hat.

The Ballad of Wallis Island

Was Milliardäre über Jahrzehnte mit ABBA vergeblich versuchten, gelingt Charles mit einer halben Millionen Pfund. Herb McGwyer (Tom Basden) ist käuflich – nur steht er seit Jahren nicht mehr mit seiner früheren Duettpartnerin Nell Mortimer (Carey Mulligan) auf der Bühne. Die Trennung war – wie bei ABBA – eher unfreundlich.

The Ballad of Wallis Island

Freunde des Actionkinos werden nach zehn Minuten eingeschlafen sein – James Griffiths’ Dramödie ist ausgesprochen langsam erzählt. Aber langsam muss nicht schlecht sein. Auch wenn’s anfangs etwas holpert: Die Prämisse zu absurd, Tim Key als Charles fast zu niedlich, und als Herb bei der Ankunft vom Boot ins Wasser fällt, droht Klamauk. Doch das bleibt die Ausnahme. Spätestens mit Carey Mulligans Auftritt und dem ersten gemeinsam gesungenen Lied findet der Film seinen Ton – und sein Herz. Ohne Kitsch, ohne Pathos.

THE BALLAD OF WALLIS ISLAND ist schön schrullig und ein bisschen Weinen und Lachen sind auf jeden Fall drin.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Ballad of Wallis Island“
GB 2025
99 min
Regie James Griffiths

The Ballad of Wallis Island

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Vier Mütter für Edward

VIER MÜTTER FÜR EDWARD

Vier Mütter für Edward

VIER MÜTTER FÜR EDWARD

Neues aus dem Phrasenbuch: Knapp vorbei ist auch daneben.

Ab 10. Juli 2025 im Kino

Obwohl: So knapp daneben ist FOUR MOTHERS dann doch nicht – sondern in Teilen voll daneben. „Eigentlich“ ist zwar ein dummes Füllwort, aber eigentlich hätte Darren Thorntons Film ein moderner Klassiker des Queer-Kinos werden können. Die Geschichte vom gutmütigen Sohn, der sich – statt sein eigenes Leben zu leben – um seine nach einem Schlaganfall sprachlose Mutter kümmert, hat Substanz und tolle Schauspieler.

Vier Mütter für Edward

Edward (James McArdle) ist Mitte dreißig, schwul und lebt noch zu Hause. Obwohl er kurz davorsteht, mit seinem Debütroman in den USA durchzustarten – eine Lese- und Interviewtour ist geplant –, bringt er es nicht übers Herz, seine hilfsbedürftige Mutter (Fionnula Flanagan) für 14 Tage allein zu lassen oder sie gar in ein Pflegeheim zu geben. Auftritt der drei angeblich besten Freunde: Weil sie dringend auf eine Pride-Party in Spanien wollen, lassen sie ihre eigenen Mütter kurzerhand bei Edward. Der hat nun ein vierfaches Problem: Karriereplanung und die Betreuung der exzentrischen Damen lassen sich nur schwer vereinbaren.

Vier Mütter für Edward

Nicht nur der überforderte Sohn, auch der Film hat ein Problem: Zum einen ist es reichlich unglaubwürdig, dass erwachsene Männer ihre gebrechlichen Mütter einfach so beim besten Freund abladen. Zum anderen werden die berührenden – und oft auch komischen – Momente zwischen Mutter und Sohn immer wieder von Montagen zu unpassender 80er-Jahre-Musik und albernem Humor unterbrochen. Man hat fast den Eindruck, irgendjemand habe eine gute, melancholische Version des Films zersägt, um sie „lustiger“ zu machen.

Vier Mütter für Edward

Nicht einmal auf die Synchronfassung kann man es schieben: Gezeigt wurde die englische Originalversion. James McArdle und seine vier Mütter spielen durchweg großartig – nur die übrigen Figuren erstarren im Klischee. Man mag sich kaum ausmalen, was ein Regisseur wie Andrew Haigh („All of Us Strangers“) aus diesem Stoff gemacht hätte. Ohne den nervigen Klamauk wäre VIER MÜTTER FÜR EDWARD vermutlich nur 60 Minuten kurz – aber sicher ein besserer Film geworden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Four Mothers“
Irland 2024
89 min
Regie Darren Thornton

Vier Mütter für Edward

alle Bilder © Pandora Film Verleih

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Frisch

FRISCH

Frisch

FRISCH

Watt ist noch dicker als wie Blut? Nur die Liebe zwischen Brüdern. Howgh!

Ab 03. Juli 2025 im Kino

Ein deutscher Genrefilm – das ist schon per se eine Rarität. Wenn sich dann noch ein Thriller mit Gangsterplot, Ruhrpott-Schnoddrigkeit und einer eigenen visuellen Handschrift verbindet, wird’s interessant. FRISCH, von Damian John Harper, versucht genau das: Genre auf Deutsch, und das gelingt – zumindest über weite Strecken.

Duisburg als finsterer Moloch: Nächte in türkisblauem Nebel, Licht, orange wie aus alten Natriumdampflampen. Artifizielle Farbgebung ersetzt Realismus – immerhin eine klare visuelle Entscheidung. Auch dramaturgisch ist der Film alles andere als schlicht. In verschachtelten Zeitsprüngen – Jugend, Kindheit, Jetztzeit – verliert man zu Beginn leicht die Orientierung. Wo sind wir? Und wann?

Frisch

Kai (Louis Hofmann), Arbeiter in einer Schweineschlachterei, versucht ein einfaches Leben zu führen – Frau, Kind, Feierabendbier. Doch sein Bruder Mirko (Franz Pätzold) kommt überraschend aus dem Gefängnis frei und verlangt jene 10.000 Euro, die Kai für ihn hätte verwahren sollen. Dumm nur, dass 7.000 schon weg sind.

Frisch

FRISCH ist ein Film über Loyalität, Schuld und zerstörerische Bruderliebe  – visuell unterstrichen durch das etwas überstrapazierte Bild von Winnetou und Old Shatterhand. Ja, ja, Blutsbande. Dass der Stoff ursprünglich aus Glasgow stammt – Mark McNays 2007 erschienener Debütroman „Fresh“ dient als Vorlage – merkt man der Geschichte nicht an. Die deutsche Adaption ist geglückt, aus Hühnern wurden Schweine und aus schottischen Freunden türkischstämmige Ruhrpottkumpels.

Frisch

Dank seiner Darsteller – Hofmann als introvertierter Kai, Pätzold wahnsinnig gut als unberechenbarer Mirko – ist FRISCH ein sehenswertes Stück deutsches Kino – härter, düsterer und kompromissloser als die übliche Mainstreamware. Nicht ganz so rotzig-pubertär wie Sonne und Beton, aber hoffentlich genauso erfolgreich an der Kinokasse.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
98 min
Regie Damian John Harper

Frisch

alle Bilder © Port au Prince Pictures

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Jurassic World: Die Wiedergeburt

JURASSIC WORLD: DIE WIEDERGEBURT

Jurassic World: Die Wiedergeburt

JURASSIC WORLD: DIE WIEDERGEBURT

Die Dinosaurier leben noch. Leider auch die Drehbuchklischees.

Ab 02. Juli 2025 im Kino

Wer immer noch behauptet, Dinosaurier seien ausgestorben, glaubt vermutlich auch, die Erde sei eine Scheibe. Der neueste Beweis für die erstaunliche Überlebensfähigkeit der prähistorischen Echsen hört auf den Namen JURASSIC WORLD: DIE WIEDERGEBURT – der mittlerweile sechste Aufguss des ursprünglich durchaus revolutionären Dino-Franchise.

Jurassic World: Die Wiedergeburt

Nach den enttäuschenden letzten beiden Teilen war es Zeit für einen Neuanfang. Regisseur Gareth Edwards, bislang eher bekannt für visuell ambitionierte Endzeitstimmungen (Godzilla, Rogue One), liefert nun genau das, was die Fans erwarten – oder besser gesagt: verlangen. Abenteuer im altbewährten Spielberg-Stil, Schauspieler, die mit offenen Mündern in CGI-Horizonte starren, und natürlich eine ganze Menagerie gefräßiger Urzeitmonster, deren Hunger mit jeder Fortsetzung zu wachsen scheint. Auch dieses Mal darf wieder ein genetisch aufgemotzter Superdino durchs Bild rasen – bedrohlich wie der Xenomorph aus „Alien“, allerdings mit etwas weniger psychologischer Tiefe.

Jurassic World: Die Wiedergeburt

Die eigentliche Überraschung des Films ist die Besetzung: Von den einstigen Franchise-Stammgästen fehlt jede Spur. Stattdessen tritt Scarlett Johansson auf den Plan, die sich selbstbekennend schon seit Jahren in die Jurassic World hineingewünscht hatte. Dass sie beim Lesen des Drehbuchs beide Augen zugedrückt haben muss, ist ihr nicht zu verübeln – womöglich tat sie es sogar aus Instinkt.

Jurassic World: Die Wiedergeburt

Denn die Story ist ein Flickenteppich aus Klischees und Figuren, die selbst mit viel Wohlwollen kaum über die Tiefe eines Blatts Papier hinauskommen. Und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – funktioniert der Film auf eine seltsam unreflektierte Weise. Zwei Stunden lang lässt sich das Gehirn in Watte packen, während auf der Leinwand eine Mischung aus Hochglanz-Action, CGI-Gewitter und pseudoethischen Fragen nach der menschlichen Verantwortung für die Natur, bla, bla, bla vorbeizieht.

Jurassic World: Die Wiedergeburt

Nein, an die Faszination des ersten „Jurassic Park“ reicht auch diese Fortsetzung nicht heran. Aber JURASSIC WORLD: DIE WIEDERGEBURT ist Popcornkino in seiner reinsten Form – laut, bunt und mit großer Lust am Spektakel.

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Originaltitel „Jurassic World: Rebirth“
USA 2025
130 min
Regie Gareth Edwards

Jurassic World: Die Wiedergeburt

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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M3gan 2.0

M3GAN 2.0

M3gan 2.0

M3GAN 2.0

Da ist sie wieder: Guido Maria Kretschmers Alptraumkandidatin – Megan.

Ab 26. Juni 2025 im Kino

Zum Glück haben nicht nur die Klamotten ein Upgrade bekommen (diesmal lautet das Wochenmotto: „Finde ein Outfit im Stil von Emma Peel“), sondern auch die Mörderpuppe selbst: Ein Chip unterdrückt (vorübergehend) den Kill-Modus. Schade irgendwie.

Die Kernaufgabe der Original-Megan war das Beschützen der kleinen Waisen Cady (Violet McGraw). Die ist inzwischen zum brooding Teenage-Girl herangewachsen, während ihre Tante Gemma (Allison Williams) Vorträge über die Gefahren von KI hält – und trotzdem nebenbei mit ihren Kollegen an neuen Robotermodellen werkelt. Wer fragt bei einem Film wie M3GAN 2.0 nach Logik?

M3gan 2.0

Weil die ambivalente Megan mittlerweile eher positiv auffällt, braucht es eine neue Antagonistin: Auftritt Amelia – eine skrupellose Killermaschine, die mühelos ein ganzes Heer Soldaten in wenigen Sekunden plattmacht.
Um den neuen Feind zu stoppen, muss die aufgepimpte Megan 2.0 ran.

M3gan 2.0

M3GAN 2.0 ist – genau wie sein Vorgänger – mehr Komödie als Horrorfilm. Es gibt ein paar wirklich lustige Szenen, inklusive überraschender Kate-Bush-Gesangseinlage. Sehr schön auch: ein größenwahnsinniger Tech-Milliardär im Elon-Musk-Modus. Dazu Zitate aus Kampfstern Galactica, Terminator, Addams Family, und, und, und. Man kann dem Film schamlosen Ideenklau vorwerfen – oder sich einfach über all die Querverweise auf Sci-Fi- und Horrorfilmklassiker amüsieren.

M3gan 2.0

Ein bisschen Jammern: M3GAN 2.0 verzettelt sich in ein paar Twists und Turns zu viel, irgendwann verliert man den Faden, wer jetzt gerade gut, böse oder doch wieder gut ist – der erste Teil war kompakter.

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Originaltitel „M3gan 2.0“
USA 2025
120 min
Regie Gerard Johnstone

M3gan 2.0

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F1

F1

F1

F1

Formel 1: Für die einen Autos, die sinnlos im Kreis fahren, für die anderen der aufregendste Sport der Welt.

Ab 26. Juni 2025 im Kino

Lewis Hamilton hat produziert – mit Brad Pitt und Javier Bardem auch Starbesetzung vor der Kamera. Auch wenn der Vergleich mit dem alten Wein so ausgetrunken ist wie ein ebensolcher Schlauch: Brad Pitt wird einfach immer besser. Er ist vielleicht der letzte große Filmstar, wegen dem man ins Kino geht, egal, worin er mitspielt. Bei F1 ist er in guten Händen: Regisseur Joseph Kosinski hat schon mit „Top Gun: Maverick“ sein Talent für Hochgeschwindigkeitskino bewiesen.

F1

Der Actionfilm F1 ist das Gegenteil von „die Seele baumeln lassen“. Gedreht wurde bei echten Grand-Prix-Rennen – Bilder und Sound sind eine Druckbetankung für Augen und Ohren. Diesen Film sollte man unbedingt im Kino sehen, und zwar auf der größtmöglichen Leinwand. Das fast dreistündige Rennfahrerdrama (ungefähr eine halbe Stunde zu lang) ist ein schamloser Formel-1-Werbespot und mit 300 Millionen Dollar Budget der teuerste Film des Jahres. Überkomponist Hans Zimmer untermalt das Ganze mit pumpendem Soundtrack, der genauso gut in einer Großraumdisco laufen könnte. Die Story vom alten Rennfahrhasen und arroganten Rookie? Vorhersehbar. Aber egal – wegen der Handlung schaut man sich sowas ja eh nicht an.

F1

Trotz aller kalkulierten Spektakelhaftigkeit lässt sich F1 nicht nur auf Hochglanzbilder und Motorengeheul reduzieren. In seinen besten Momenten zeigt der Film, warum der Rennsport für viele mehr ist als nur Technik und Tempo: Es geht um Präzision, Disziplin, Risiko – und um die Faszination, an die Grenze zu gehen, oder sie zu überschreiten. Wer für all das nichts übrig hat, wird sich kaum bekehren lassen. Wer aber eine Ahnung bekommen will, wie sich 300 km/h auf einer Rennstrecke anfühlen, der dürfte zufrieden aus dem Kino kommen. Speedjunkies kommen hier voll auf ihre Kosten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „F1“
USA 2025
156 min
Regie Joseph Kosinski

F1

alle Bilder ©  Warner Bros. Pictures Germany

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Zikaden

ZIKADEN

Zikaden

ZIKADEN

Zerreißproben: Zwei Frauen zwischen Pflicht und Selbstverlust

Ab 19. Juni 2025 im Kino

Ein kleines Mädchen stochert mit einem Stock in einem verwesten Tier. Schon die Anfangsszene von ZIKADEN macht klar: Unter der Oberfläche gärt es.

Harte Zeiten: Kein Job, kein Geld und das in Brandenburg. Aber Geld allein macht auch nicht glücklich: Was tun, wenn die Eltern pflegebedürftig sind – und das eigene Leben gerade gegen die Wand fährt? ZIKADEN erzählt von zwei gegensätzlichen Frauen, die mehr verbindet, als es auf den ersten Blick scheint.

Zikaden

Minimalistische Architektenvilla auf dem Land vs. Bowlingbahn im Brandenburger Dorf. Isabell und Anja könnten kaum unterschiedlicher sein – und doch zieht es die beiden Frauen magnetisch zueinander. Anja ist alleinerziehende Mutter der kleinen Greta, einem niedlichen Kind, das allerdings nur Unsinn im Kopf hat. Isabell hingegen hat es mit zwei anderen „Kindern“ zu tun: ihrem nach einem Schlaganfall pflegebedürftigen Vater und Noch-Ehemann Philippe, der dank entzündeter Prostata Katheter und Windeln trägt. Mahlzeit.

Zikaden

Die sonnendurchfluteten Bilder der verlässlich guten Kamerafrau Judith Kaufmann stehen in schönem Kontrast zur gar nicht so leichten Geschichte. In den Hauptrollen: Nina Hoss und Saskia Rosendahl – stark besetzt und souverän inszeniert von Ina Weisse. Zum Glück bleibt die Geschichte der beiden Frauen sperrig. Das hätte sonst leicht ins TV-Drama abdriften können. Stattdessen gibt es kluge, schmerzhaft wahre Erkenntnisse: „Kinder. Bringst sie zur Welt. Werden erwachsen. Die hassen dich. Und dann stirbste.“

Zikaden

Ausgezeichnete Schauspieler (als erfreuliche Überraschung: Vincent Macaigne, zuletzt in Die Bonnards zu sehen), eine ungewöhnliche Geschichte, ein sehenswerter Film aus Deutschland.

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Deutschland 2025
100 min
Regie Ina Weisse

Zikaden

alle Bilder © DCM

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Wilhelm Tell

WILHELM TELL

Wilhelm Tell

WILHELM TELL

Der Schweizer Nationalheld wird in WILHELM TELL zum Actionstar.

Ab 19. Juni 2025 im Kino

Anlegen, Ziel erfassen, schießen. Nein, hier soll nicht 2025 ein Terrorist mit Präzisionsgewehr gemeuchelt, sondern 1307 ein profaner Apfel per Armbrust vom Kopf eines Knaben geschossen werden. Dumm nur, dass der Schütze dabei auf seinen eigenen Sohn zielt – gezwungen von Gessler, dem hundsgemeinen Handlanger des Königs. Dass so ein Schuss auch nach hinten losgehen kann, erfahren die Mächtigen bald am eigenen Leib. Der Schütze, Wilhelm Tell (Claes Bang), wird zum Volkshelden und zieht mit seinen Mannen in den Krieg gegen die österreichischen Besatzer.

Wilhelm Tell

Ey, ich feier deinen freshen Style, Brudi.
Na gut, Dialoge wie diese gibt es in der britisch-italienischen Produktion zwar nicht, aber die Darsteller sehen mit ihren gepflegt gestutzten Bärten und Undercut-Frisuren aus, als kämen sie direkt aus einer Shisha-Bar an der Sonnenallee und würden auch in der nächsten Staffel von „4 Blocks“ eine gute Figur machen. Neue Dimensionen des Overactings erreicht dabei vor allem Connor Swindells als Gessler: Grimassenschneiden statt Schauspielern. Daneben: Hochkaräter wie Ben Kingsley und Jonathan Pryce – verschenkt in vergessenswerten Nebenrollen.

Wilhelm Tell

Man fragt sich, für wen Filme wie WILHELM TELL eigentlich gemacht werden. Sollen künftig Schülergruppen ins Kino gelockt werden, um Schillers Klassiker zu vertiefen? Dafür allerdings nimmt sich Regisseur und Drehbuchautor Nick Hamm zu viele Freiheiten heraus. Geschichtslehrer werden bei all den historischen Schlampereien die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. 

Wilhelm Tell

Oder richtet sich WILHELM TELL an Freunde des Actionkinos? Auch die dürfte man mit der geschwätzigen Klassikerverfilmung kaum begeistern. Die Bilder sind zwar episch, und die Schlachtszenen werden den heutigen Standards entsprechend lärmig inszeniert, aber die – jedenfalls in der Originalversion – in Shakespeare-Englisch vorgetragenen Dialoge zwischen Figuren, für die man sich auch nach 133 Minuten nicht so recht interessiert, sind quälend. Dann doch lieber nochmal das Reclam-Heft raussuchen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wilhelm Tell“
Italien / UK 2024
133 min
Regie Nick Hamm 

Wilhelm Tell

alle Bilder © SquareOne Entertainment

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Das Fest geht weiter!

DAS FEST GEHT WEITER!

Das Fest geht weiter!

DAS FEST GEHT WEITER!

Keine Bourgeois, keine Rassisten, keine Faschisten. Nur anständige Menschen. In DAS FEST GEHT WEITER! ist Marseille das wahre Bullerbü.

Ab 12. Juni 2025 im Kino

Könnte man jedenfalls meinen, wenn man Robert Guédiguians politischen Familienfilm anschaut. Allerdings beginnt „Et la fête continue!“, so der Originaltitel, nicht als verklärter Blick auf die französische Hafenstadt, sondern ungewöhnlich düster mit Archivaufnahmen vom Einsturz zweier Wohnhäuser in der Rue d’Aubagne, 2018. Acht Tote und viele Menschen, die buchstäblich das Dach über dem Kopf verlieren. Und das Vertrauen in die Politik.

Das Fest geht weiter!

Die linke Szene zerreibt sich im internen Dauerclinch, eine Wahl steht an, aber keiner weiß so recht, wofür oder mit wem. In diesem Chaos steht Rosa (Ariane Ascaride), Krankenschwester Anfang 60, mit beiden Beinen im Leben und einem halben im Wahlkampf. Um sie herum lauter Menschen, die entweder für etwas kämpfen oder vor etwas davonlaufen: der Bruder ein altlinker Taxifahrer, der Sohn auf dem Weg nach Armenien, der andere frisch verlobt, sein Schwiegervater in spe, ein Witwer mit sanftem Blick – und für Rosa unverhoffte Chance auf Liebe im Alter.

Das Fest geht weiter!

Was wie eine Familienkomödie klingt, ist natürlich keine. Guédiguian bleibt auch in seinem 22. Film dem sozialromantischen Kosmos treu: viel Dialog, viel Haltung. Manchmal vielleicht ein bisschen zu viel von allem. Denn zwischen Wohnungsnot, Gesundheitssystem, Erinnerungskultur und Altlinken-Melancholie droht der Film gelegentlich unter seiner eigenen Bedeutung zu kollabieren – wie ein altes Wohnhaus in Marseille.

Das Fest geht weiter!

Aber schön gespielt ist das natürlich, mit vertrautem Ensemble und spürbarem Herzblut. DAS FEST GEHT WEITER! ist ein warmherziger Blick auf Menschen, die nicht resignieren. Die streiten, lieben, sich kümmern. Und: Man glaubt Guédiguian. Sein Film mag predigen, aber er tut es mit Überzeugung. Und wenn man sich einmal auf den Ton eingelassen hat, möchte man am liebsten mit am Küchentisch der Großfamilie sitzen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Et la fête continue !“
Frankreich / Italien 2023
106 min
Regie Robert Guédiguian 

Das Fest geht weiter!

alle Bilder © Film Kino Text

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Guns Up

GUNS UP

Guns Up

GUNS UP

Warum?

Ab 12. Juni 2025 im Kino

So ein Hollywoodfilm beschäftigt in der Regel ein paar Hundert Menschen monatelang. Es wird ein Haufen Geld ausgegeben, und der Prozess von der ersten Idee bis zum Dreh dauert mitunter Jahre. Warum macht sich bei Filmen wie GUNS UP dann niemand die Mühe, die Dialoge wenigstens ein bisschen über das niedrigstmögliche Niveau zu heben?

Guns Up

Die ausgesprochen unlustige Geschichte handelt von Ex-Cop Ray Hayes (Kevin James), der als Schuldeneintreiber für das organisierte Verbrechen arbeitet. Die Drecksarbeit macht er nur, um bald zusammen mit seiner Frau Audrey (Christina Ricci) ein eigenes Diner zu eröffnen. Doch als der neue, hundsgemeine Gangsterboss Lonny (Timothy V. Murphy) die Geschäfte übernimmt, müssen Ray und Audrey um das Leben ihrer ganzen Familie fürchten. Überraschung: Ray ist nicht der Einzige in der Familie, der zuschlagen kann.

Guns Up

„Dad hat John Wick geheiratet“ – und Kinder bekommen. Schon klar, was die Macher da im Sinn hatten: ein actionreiches neues Franchise aus der Taufe heben, diesmal nicht mit stoischem Einzelkämpfer, sondern gleich mit einem Duo plus Kids. Nur leider begeht GUNS UP die einzig wirklich unverzeihliche Todsünde im Actionkino: Die Kampfszenen sind derart lieblos, langweilig und amateurhaft inszeniert, dass einen selbst während der größten Keilereien die Langeweile überkommt. Gewürzt ist das Ganze mit albernen Dialogen („Kill them all!“) und unglaubwürdigen Zwei-gegen-Zwanzig-Schlägereien.

Guns Up

Einziger Lichtblick: Christina Ricci, die beweist, dass man auch mit einem unterirdischen Drehbuch mehr Präsenz haben kann als der gesamte Rest des Casts zusammen. Schön, sie mal wieder zu sehen – fast wie ein Gruß aus besseren Zeiten („Addams Family“, „Eissturm“, irgendwann in den 90ern).

GUNS UP ist hirnlose Fließbandware, die nach Schema F zusammengeschraubt wurde – und nicht mal Spaß macht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Guns Up“
USA 2025
92 min
Regie Edward Drake

Guns Up

alle Bilder © Splendid Film

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Ballerina

BALLERINA

Ballerina

BALLERINA

BALLERINA hat mit Plié so viel zu tun, wie Schwanentanz mit Ballermann.

Ab 05. Juni 2025 im Kino

Apropos: Nachdem Deutschland beim ESC mit „Baller“ nur auf dem 15. Platz gelandet ist, kommt hier schon wieder was mit Ballern. Diesmal haut Ana de Armas als BALLERINA ihren Gegnern tüchtig was auf die Ohren.

Glaubt man dem Kino, so wimmelt es auf der Welt von geheimen Untergrundorganisationen, in denen vorzugsweise junge Frauen zu Killermaschinen ausgebildet werden. Red Sparrow, Black Widow, Nikita, Ballerina – und, und, und.

Ballerina

Rachefeldzug. Wenig Handlung. Hoher Bodycount. ABM für Stuntleute. John-Wick-Universum. So ungefähr dürfte sich das Drehbuch zur Mädchen-wird-zur-Killerin-Prügelorgie BALLERINA lesen. Ein Film, der konsequenterweise mit vollem Titel FROM THE WORLD OF JOHN WICK – BALLERINA heißt. Und wie man das von John Wick gewohnt ist – die Kampfszenen sind solide inszeniert, das Töten bewegt sich visuell und soundtechnisch auf hohem Niveau.

Ballerina

Wenn da nur ein bisschen mehr Substanz wäre. Denn die immer gleiche Konstellation – eine Frau gegen eine Überzahl von Killern – verliert nach dem fünfzehnten Mal den Reiz des Neuen. Besonders, weil sich die Bösewichte wie bei der Post brav anstellen, um einer nach dem anderen abgemurkst zu werden. Mehrmals fragt man sich: Warum wird die Ballerina nicht einfach erschossen? Zum Beispiel vom Über-über-über-Nächsten in der Reihe.

Ballerina

Nicht nur die Story, auch das Schauspiel bleibt im engen Rahmen der John-Wick-Filme. Weder Keanu Reeves noch Ana de Armas werden jemals Gefahr laufen, für einen Oscar nominiert zu werden.

Wer Spaß an stereotypem Dauergemetzel hat oder einen Waffenfetisch hegt, für den ist BALLERINA genau das Richtige.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ballerina“
USA 2025
115 min
Regie Len Wiseman

Ballerina

alle Bilder © LEONINE Studios

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Die Bonnards - Malen und Lieben

DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN

Die Bonnards - Malen und Lieben

DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN

DIE BONNARDS wurde 2023 in Cannes uraufgeführt – nun startet der perfekte Film für Impressionismus- und Dackel-Freunde in den deutschen Kinos.

Ab 05. Juni 2025 im Kino

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass in Maler-Biopics der Künstler nicht nur den Pinsel schwingt, sondern auch unentwegt „den Pinsel schwingt“. Schnackseln und Malen gehören eben zusammen wie Leinwand und Farbe. Da macht auch DIE BONNARDS keine Ausnahme.

Außergewöhnlich ist jedoch die Form: Martin Provosts Film ist berauschend schön – Szenenbild, Kostüme und fantastisches Licht versetzen die Zuschauer unmittelbar in die längst vergangene Welt Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Gäbe es Gerüche im Kino, wäre das immersive Erlebnis perfekt.

Die Bonnards - Malen und Lieben

Im Laufe der Jahre verewigt Pierre Bonnard seine Muse, Gefährtin und spätere Ehefrau Marthe auf über 140 Gemälden und 700 Zeichnungen – manchmal bekleidet, oft als Akt. Die stürmische Beziehung der beiden gleicht einer Achterbahn der Gefühle, inklusive unglücklicher Ménage-à-trois mit einer jungen Kunststudentin. Pierres Seitensprünge sorgen immer wieder für heftige Streits, stets gefolgt von Versöhnung. Da passt es mal: Sie liebten und sie hassten sich.

Die Bonnards - Malen und Lieben

Das Zusammenleben mit einem Künstler – oh là là – anstrengend, aber auch aufregend. Denn das Paar bewegt sich in illustren Kreisen: Claude Monet, Maurice Denis und Édouard Vuillard schauen gerne auf ein gebratenes Hühnchen, Rotwein und Crème Caramel im wunderschönen Haus „Ma Roulotte“ am Ufer der Seine vorbei. Besonders sympathisch: Pierre und Marthe sind stolze Besitzer von zwei extra-hübschen Dackeln – cognacfarben und mit kräftigen Läufen.

Die Bonnards - Malen und Lieben

Der Film changiert munter zwischen intimem Liebesfilm, Tragödie und Boulevardkomödie. Ein Wechselbad der Gefühle, das DIE BONNARDS ausgesprochen kurzweilig macht. Dazu eine tolle Besetzung: Vincent Macaigne als genialer, zu Lebzeiten unterschätzter Künstler, und die herausragende Cécile de France als unabhängige, befreite Frau an seiner Seite. Nicht selbstverständlich bei einem modernen Film über Künstler: Man erfährt auch einiges über die Entstehung der Kunstwerke – das Mischen und Pinseln von Öl- oder Kreidefarbe kann schließlich mindestens so sinnlich wie ein Liebesakt sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bonnard, Pierre et Marthe“
Frankreich / Belgien 2023
123 min
Regie Martin Provost

Die Bonnards - Malen und Lieben

alle Bilder © Prokino

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The Wedding Banquet

THE WEDDING BANQUET

The Wedding Banquet

THE WEDDING BANQUET

Alter Wein in neuen Schläuchen. Trotzdem ganz nett.

Ab 05. Juni 2025 im Kino

Ang Lees Film The Wedding Banquet hat 1993 zahllose Preise abgeräumt, unter anderem den Goldenen Bären bei der Berlinale. Die Geschichte vom schwulen Mann aus Taiwan, der ein freies Leben in New York führt und sich für seine erzkonservativen Eltern auf eine Scheinhochzeit mit einer Freundin einlässt, ist ein Klassiker des Queercinemas. Knapp 30 Jahre später ist es höchste Zeit für ein Remake – oder?

The Wedding Banquet

Statt spießiger Eltern gilt es nun, eine gestrenge Großmutter aus Korea von der eigenen Heterosexualität zu überzeugen, da sonst der üppig fließende Geldhahn zugedreht wird. Im Gegensatz zum Original steht diesmal die beste Freundin des schwulen Min im Mittelpunkt, die mit der Fake-Hochzeit eine künstliche Befruchtung ihrer Partnerin finanzieren will. Die 2025er-Version wurde also sanft modernisiert, trotzdem fühlt sich das Ganze stellenweise outdated an. Besonders die Szenen, in denen die Freunde die Wohnung „ent-gayen“, um der angereisten Großmutter ein „straightes“ Leben vorzuspielen, wirken wie aus einer Sitcom der 90er-Jahre. Zum Glück fliegt das falsche Spiel schon nach wenigen Minuten auf – ein Extrapunkt für Regisseur Andrew Ahn, dass er diese Szene nicht zu einer Käfig voller Narren-Hommage ausarten lässt. Trotzdem verstolpert sich der Film immer wieder zwischen unrealistischen, selbstgeschaffenen Problemen, zu schnell herbeigeredeten Lösungen und reichlich Klischees über biersaufende Lesben und Schwule, die nur mit pflegender Gesichtsmaske glücklich einschlafen.

The Wedding Banquet

Fragt sich, wer 2025 dieses Remake braucht. Der Film würde ohne seinen Boulevardhumor wahrscheinlich besser funktionieren. Denn die Besetzung ist gut: Lily Gladstone (Oscar-nominiert für Killers of the Flower Moon) und Kelly Marie Tran – schön dauergenervt, eine Rolle, die normalerweise mit Awkwafina besetzt würde –, vor allem aber Oscargewinnerin Youn Yuh-Jung als am Ende überraschend patente Großmutter. Alles in allem: The Wedding Banquet 2.0 ist kein neuer Meilenstein des Queercinemas – aber für einen verregneten Sonntagnachmittag reicht’s allemal.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Wedding Banquet“
USA 2025
103 min
Regie Andrew Ahn

The Wedding Banquet

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Alle lieben Touda

ALLE LIEBEN TOUDA

Alle lieben Touda

ALLE LIEBEN TOUDA

ALLE LIEBEN TOUDA erzählt von einer Sängerin und Tänzerin, die davon träumt, eine „Sheikha“ – eine traditionelle marokkanische Künstlerin – zu werden.

Ab 29. Mai 2025 im Kino

Gleich ein bisschen Bildung vorneweg: Was sind Aita-Gesänge? Aita ist ein traditioneller Volksmusikstil aus Marokko. Er wird von Frauen gesungen und in der Regel von männlichen Musikern auf Fiedeln und Trommeln begleitet.

Wenn ein Film ALLE LIEBEN TOUDA heißt und auf dem Plakat eine lächelnde, tanzende Frau zu sehen ist – was erwartet man dann? Eine flirrend-leichte Sommerkomödie aus Frankreich? Die Geschichte von Touda, die alle um sie herum verzaubert? Au contraire.

Alle lieben Touda

Gleich zu Beginn wird Touda von einer Horde Männer brutal vergewaltigt. Überhaupt, die Männer: Der Vater ihres Kindes hat sie sitzen lassen, ihr Bruder ist ein sexistischer Arsch, der seine Schwester mit offener Verachtung straft. Und trotzdem: Touda tanzt und singt weiter – für ein Publikum, das sie verachtet. Die Miete muss bezahlt werden, zu Hause wartet ihr gehörloser Sohn.

Das Patriarchat, der Sexismus, all die Schicksalsschläge, an denen andere zerbrechen würden – Touda scheint sie mit stoischer Kraft zu ertragen. Trotz der Dramatik wirkt die Inszenierung streckenweise zäh. Lange Aita-Gesangs- und Tanzpassagen (man sollte marokkanische Musik schon mögen) wechseln sich ab mit einer wenig stringenten Erzählung über eine Frau, die angeblich ungebildet und Analphabetin ist, sich jedoch fließend mit ihrem Sohn in Gebärdensprache verständigt – und nebenbei auch noch Französisch parliert.

Alle lieben Touda

Und dennoch gibt es zwei gute Gründe, sich ALLE LIEBEN TOUDA anzuschauen: Zum einen die Bilder von Kamerafrau Virginie Surdej, die mit ihrem Blick für Licht und Körperlichkeit Szenen von fast dokumentarischer Intensität schafft. Zum anderen Nisrin Erradi, die die Touda schlichtweg grandios verkörpert. Zwischen strahlender Lebensfreude und innerer Zerrissenheit durchläuft sie ein beeindruckendes emotionales Spektrum.

Was bleibt, ist das ambivalente Porträt einer Frau, die sich selbst zum Ausdruck bringt – in einer Welt, die sie lieber zum Schweigen bringen würde.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Everybody Loves Touda“
Frankreich / Marokko / Belgien / Dänemark / Niederlande 2025
102 min
Regie Nabil Ayouch

Alle lieben Touda

alle Bilder © IMMERGUTEFILME

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SAINT-EXUPÉRY - DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

SAINT-EXUPÉRY – DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

SAINT-EXUPÉRY - DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

SAINT-EXUPÉRY – DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

Mit dem kleinen Prinzen wurde er weltberühmt, doch der Dichter Antoine de Saint-Exupéry war zu Lebzeiten vor allem begeisterter Flieger für die französische Luftpost.

Ab 29. Mai 2025 im Kino

Im Original schlicht Saint Ex betitelt, macht sich der deutsche Verleih mit der Unterzeile „Die wahre Geschichte vor dem kleinen Prinzen“ beinahe des Etikettenschwindels schuldig. Denn ein kleiner Prinz auf seinem Asteroiden findet sich hier nicht. Der Film skizziert nur einen kurzen Abschnitt im Leben Saint-Exupérys und handelt hauptsächlich von dessen Freundschaft zu Henri Guillaumet und ihrer gemeinsamen Zeit als Piloten der Luftpost in den 1930er-Jahren. SAINT-EXUPÉRY – DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN ist in erster Linie also ein Fliegerfilm. Ein Großteil der Handlung spielt an Bord einer Transportmaschine oder in einem Flugzeughangar. Als Guillaumet beim Flug über die Anden verschollen geht, versucht Saint-Exupéry gemeinsam mit dessen Frau, den Freund zu retten.

SAINT-EXUPÉRY - DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

Klingt spannender, als es ist. Dass die Geschichte nie wirklich packt, liegt vor allem am seltsamen Look des Films. Alles wirkt extrem künstlich. Die grandiosen Landschaftsaufnahmen dienen nur als Hintergrund für Schauspieler, die offensichtlich im Studio aufgenommen wurden. Das Agieren vor der Greenscreen könnte auch die Erklärung für die fehlende Chemie zwischen den Figuren sein: Vielleicht wurden die Schauspieler getrennt aufgenommen und erst im Schnitt zusammengefügt? Louis Garrel, Diane Kruger, Vincent Cassel – jeder für sich genommen gut, doch Magie entsteht hier keine.

SAINT-EXUPÉRY - DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Ein berühmtes Zitat aus Der kleine Prinz. Sollte man also das französische Biopic SAINT-EXUPÉRY – DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN auch mit dem Herzen sehen? Die artifiziellen Bilder lenken zu sehr ab und sorgen dafür, dass man immer wieder aus der ohnehin überschaubaren Handlung gerissen wird. Denn bis auf eine spannende Rettungsaktion am Anfang plätschert der Film dahin. So werden die knapp 98 Minuten Laufzeit zur Geduldsprobe.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Saint Ex“
Frankreich / Belgien / USA 2024
98 min
Regie Pablo Agüero

SAINT-EXUPÉRY - DIE GESCHICHTE VOR DEM KLEINEN PRINZEN

alle Bilder © Studiocanal

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Der Phönizische Meisterstreich

DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH

Der Phönizische Meisterstreich

DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH

DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH, kürzlich in Cannes uraufgeführt, ist ein typischer Wes-Anderson-Film – im Guten wie im Überdosierten.

Ab 29. Mai 2025 im Kino

Wes Anderson liefert mit seinem neuen Film exakt das, was seine Fans von ihm erwarten. Ein weiteres, hübsch poliertes Stück im Gesamtkatalog.

Die Handlung? Irgendetwas mit einem Geschäftsmann, Flugzeugabstürzen, einer entfremdeten Tochter, monumentalen Bauvorhaben. Aber was spielt das für eine Rolle? Bei Anderson steht nicht das „Was“, sondern das „Wie“ im Mittelpunkt – und das „Wie“ ist makellos gestaltet, bis ins letzte Detail durchkomponiert. Theaterhafter Look in Kombination mit gewohnt nerdigem Humor.

Der Phönizische Meisterstreich

Die Ensembleliste ist ebenso erlesen wie lang: vier Oscargewinner (Riz Ahmed, Benicio Del Toro, Tom Hanks, F. Murray Abraham), fünf Oscarnominierte (Scarlett Johansson, Bryan Cranston, Benedict Cumberbatch, Willem Dafoe und natürlich Bill Murray) sowie Mia Threapleton, Tochter von Kate Winslet, die zeigt, dass Talent manchmal tatsächlich vererbt wird – selbst mit sperrigem Nachnamen.

Der Phönizische Meisterstreich

Kameramann Bruno Delbonnel ersetzt diesmal Robert D. Yeoman, aber visuell bleibt alles beim Alten: strenge Symmetrie, pastellfarbene Kulissen, kunstvoll arrangierte Miniaturen, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Architekturmodell gefallen. Jedes Einzelbild wirkt sorgfältig kuratiert – Kino, instagrammable.

Der Phönizische Meisterstreich

Früher schimmerte in Andersons Filmen gelegentlich noch so etwas wie emotionales Risiko. Heute wirken seine Werke zunehmend manieriert. Die Figuren sprechen exakt gesetzte Sätze mit stoischer Mine – Coolness, die emotional auf Abstand hält. Wer Wes Anderson schaut, weiß, worauf er sich einlässt. DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH ist kein Neuanfang. Und vielleicht ist das auch in Ordnung so.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Phoenician Scheme“
USA / Deutschland 2025
100 min
Regie Wes Anderson

Der Phönizische Meisterstreich

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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On Swift Horses

ON SWIFT HORSES

On Swift Horses

ON SWIFT HORSES

Unterkühlte Bestseller-Verfilmung mit Jungstar-Besetzung.

Ab 29. Mai 2025 im Kino

Muriel und ihr Ehemann Lee wagen nach dem Koreakrieg den amerikanischen Traum: ein neues Leben in Kalifornien, Sonne, Freiheit, Zukunft. Doch die vermeintliche Idylle bekommt Risse, als Lees Bruder Julius auftaucht – ein Charmeur mit fragwürdiger Vergangenheit und Hang zum Glücksspiel.

Klingt nach einer klassischen Dreiecksgeschichte? Falsch gedacht. Tatsächlich nimmt ON SWIFT HORSES (englisch für „Auf schnellen Pferden“) eine überraschend andere Abzweigung und erzählt zwei queere Liebesgeschichten: Julius verliebt sich in den Kartenspieler Henry in Las Vegas, während Muriel nicht nur ein Faible für Pferdewetten entwickelt, sondern auch Gefühle für die lebenslustige Nachbarin Sandra.

On Swift Horses

In mancher Hinsicht fühlt sich dieser Film an wie zwei Filme, die nebeneinanderherlaufen, ohne sich wirklich zu berühren. Die Wege der Figuren kreuzen sich zwar gelegentlich, aber ON SWIFT HORSES wirkt, als hätte sich niemand so recht entscheiden können, wessen Geschichte hier eigentlich erzählt werden soll. Was in einer Miniserie vielleicht die nötige Tiefe entfalten könnte, wirkt auf Spielfilmlänge fahrig und zerfasert.

On Swift Horses

Immerhin: Daisy Edgar-Jones, Will Poulter und der omnipräsente Jacob Elordi gehören zu den talentiertesten ihrer Generation und machen das Beste aus dem Material. Sets und Kostüme beschwören eine schön nostalgische 50er-Jahre-Atmosphäre herauf. ON SWIFT HORSES ist im Herzen ein altmodisches Liebesdrama mit Cinemascope-Optik und Technicolor-Farben. Nur: So schön das alles aussieht – emotional bleibt man weitgehend unbeteiligt. Erst in den letzten Minuten berührt ON SWIFT HORSES wirklich. Für einen Film über große Gefühle ist das ein bisschen spät.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „On Swift Horses“
USA 2024
119 min
Regie Daniel Minahan

On Swift Horses

alle Bilder © LEONINE Studios

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Clown in a Cornfield

CLOWN IN A CORNFILED

Clown in a Cornfield

CLOWN IN A CORNFILED

CLOWN IN A CORNFIELD ist ein leidenschaftliches Plädoyer für das endgültige Berufsverbot von Clowns.

Ab 29. Mai 2025 im Kino

Hat sich schon mal irgendwer wirklich über Clowns amüsiert? Oder ist das Lachen nicht vielmehr Ausdruck wachsender Panik? Erwachsene Menschen, hinter weißer Schminke und grotesk rotem Grinsen versteckt, die mit übergroßen Schuhen und Ballonhosen schon Kindern das Fürchten lehren. Warum also nicht zwei Klassiker des Horrorgenres miteinander verbinden? Ein Maisfeld – Ort der Bedrohung in Dutzenden von Filmen – und Killerclowns. Die Idee ist so naheliegend wie ein Bergsteigerfilm in den Alpen.

Clown in a Cornfield

Die junge Quinn (Katie Douglas) zieht mit ihrem Vater (Aaron Abrams) in ein abgelegenes Nest irgendwo in einem Flyover-State im Mittleren Westen der USA. Ausgerechnet ein Clown ist das Maskottchen der Kleinstadt – Frendo ziert seit Jahrzehnten die Flaschen des Kornsirups, der vor Ort hergestellt wird.

An der neuen Schule lässt sich Quinn zielsicher mit genau den Kids ein, vor denen sie der Sheriff des Ortes gewarnt hat: Die bedeuten nur Ärger. Denn die Teenager haben nicht nur einen YouTube-Channel, auf dem sie regelmäßig selbstgedrehte Filme mit einem Killerclown hochladen – sie stehen auch im Verdacht, die Fabrik abgefackelt zu haben, in der ein Großteil der Anwohner ihr Geld verdient hat.

Clown in a Cornfield

Kleiner Spoiler: Eigentlich müsste es Clowns heißen, denn in Eli Craigs Slasher-Komödie wetzt gleich ein ganzes Heer der Rotnasen die Messer. Dabei sorgen die überschaubar blutigen Mordszenen weder für allzu große Schockmomente noch für echten Horror – der Film funktioniert besser als Komödie. Dass die Teenagergruppe aus Außenseiter, Beau, Schulschönheit, Nerd, Dummchen und Sportler jedes Klischee bedient, ist natürlich gewollt. Und wenn sich die Figuren darüber lustig machen, dass sie gerade Opfer in einem Horrorfilm sind – den Gag hat Scream bis zur Erschöpfung ausgereizt –, ist das zwar nicht neu, die Selbstironie funktioniert aber trotzdem. Die Dialoge sind erfrischend witzig, und die bislang unbekannten Schauspieler machen ihre Sache gut. Erstaunlich, dass der Film unter einer Million Dollar gekostet hat – das sieht man ihm nicht an. Wer sich CLOWN IN A CORNFIELD mit nicht allzu hohen Erwartungen anschaut, wird überrascht, wie unterhaltsam Clowns sein können.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Clown in a Cornfield“
USA 2025
97 min
Regie Eli Craig

Clown in a Cornfield

alle Bilder © Constantin Film

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Mission: Impossible - The Final Reckoning

MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING

Mission: Impossible - The Final Reckoning

MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING

Kurz mal auf den Kalender geschaut: Mitte Mai. Nein, mehr Action wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht in die Kinos kommen.

Ab 21. Mai 2025 im Kino

Millennials, zur Seite – hier kommt ein bald 63-Jähriger, um mal wieder die Welt zu retten: Tom Cruise setzt mit jeder Fortsetzung der Mission-Impossible-Serie einen drauf: noch größer, gefährlicher, teurer, irrwitziger. Jedoch.

Das große Labern.

Wie im wahren Leben ist alles eine Frage der Gewichtung – das gilt auch für Actionfilme. Es braucht genug Handlung, um Spannung zu erzeugen. Sorgt man sich nicht um die Figuren, ist es egal, ob sie leben oder sterben. Auf der anderen Seite müssen die Actionszenen so packend sein, dass man die oft unplausible Handlung akzeptiert oder vergisst. Ohne Balance funktioniert es nicht. Der wahrscheinlich, eventuell, vielleicht letzte Teil der Mission: Impossible-Reihe enttäuscht zumindest in Sachen Action nicht. Vor allem zwei nervenzerreißende Szenen an Bord eines U-Boots und auf einem Doppeldecker haben es in sich.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Und würde man THE FINAL RECKONING um mindestens eine Stunde und gefühlt dreißig Erklärungen kürzen, wäre es ein richtig guter (letzter) Beitrag zum seit 1996 laufenden Franchise geworden. Doch zwischen den beeindruckenden Tom-klettert-hängt-rennt-kämpft-Szenen herrscht das große Labern. Scheinbar wollte Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie alle – aber auch wirklich alle – losen Enden aus den sieben bisherigen Geschichten zusammenführen. Dazu zeigt er reichlich Flashbacks aus den vorherigen Filmen – vor allem in der ersten Stunde fühlt sich THE FINAL RECKONING wie eine Best-of-Compilation an. Man wartet und wartet, bis es endlich losgeht – und wird dabei immer verwirrter.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Kein Präsident, Sporttrainer oder General, der seiner Mannschaft vor dem entscheidenden Kampf nicht noch ein paar aufbauende Worte mit auf den Weg gibt. In M:I THE FINAL RECKONING gibt es so viele Motivationsreden, dass sich das Zählen nicht lohnt. In praktisch jedem Dialog geht es um alles: wir zusammen, together, friendship, trust – Pathos-Overload. Dazu inszeniert sich Tom Cruise zwar nicht zum ersten Mal als Weltenretter, doch diesmal stilisiert er sich zu einem Messias, in dessen Händen buchstäblich das Schicksal der Menschheit liegt. Jetzt und in alle Ewigkeit. Ein Schelm, wer dabei an Ron L. Hubbards Lehren denkt.

Mission: Impossible - The Final Reckoning

Teil 6 „M:I – Fallout“ bleibt der beste Film der Serie. Auserzählt ist das Genre trotzdem nicht – virtuose Action mit cleveren Technik-Gadgets macht immer Spaß. James Bond kann davon seit über 60 Jahren ein Lied singen. Bei Mission: Impossible ist es allerdings Zeit für einen Generationswechsel. Denn auch am scheinbar alterslosen Tom sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Ganz so katzenhaft geschmeidig wie früher sieht das inzwischen nicht mehr aus. Was ja irgendwie auch beruhigend ist.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mission: Impossible – The Final Reckoning“
USA 2025
169 min
Regie Christopher McQuarrie

Mission: Impossible - The Final Reckoning

alle Bilder © Sony Pictures Entertainment Deutschland

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Black Bag

BLACK BAG

Black Bag

BLACK BAG

Fesselndes Spionagedrama mit Cate Blanchett und Michael Fassbender.

Ab 15. Mai 2025 im Kino

Black-Bag-Operationen sind verdeckte Eingriffe in bestehende Strukturen, um Informationen für nachrichtendienstliche Zwecke zu erlangen. Danke, Wikipedia.

Der britische Geheimagent George Woodhouse (Michael Fassbender) erhält einen höchst brisanten Auftrag – er soll einen Verräter in den eigenen Reihen überführen, der einen verheerenden Computervirus in Umlauf bringen will. Auf der Liste der Verdächtigen steht unter anderem Georges Frau Kathryn St. Jean (Cate Blanchett). Ein Dilemma – Loyalität gegenüber dem Vaterland oder die Ehe retten?

Black Bag

Während James Bond in seinen Abenteuern mindestens die Welt vor dem Untergang bewahren muss, wirkt die Geschichte von BLACK BAG vergleichsweise überschaubar. Es geht vor allem um Verrat und Betrug im System, weniger um einen größenwahnsinnigen Bösewicht mit weißer Katze auf dem Arm.

So passiert in den kurzweiligen 94 Minuten gar nicht viel – Actionszenen gibt es kaum –, und trotzdem ist das Ganze extrem spannend. Intrigen und überraschende Wendungen halten manchmal eben stärker in Atem als die drölfte Verfolgungsjagd.

Black Bag

Was entsteht, wenn Know-how und Liebe zum Detail in ein Drehbuch fließen? BLACK BAG ist in diesem Monat bereits der zweite Beweis dafür (nach „Thunderbolts*“), wie wichtig kompetente Autoren für die Qualität großer Hollywoodproduktionen sind.

Black Bag

Sollte Amazon jemals den nächsten Bond-Film drehen, kann man nur hoffen, dass irgendwer Steven Soderbergh und seinen Drehbuchautor David Koepp auf dem Schirm hat. Genau diese, niemals den Zuschauer unterschätzende Cleverness macht einen guten Agentenfilm aus. Es ist nicht ohne Ironie, dass sich auf der Besetzungsliste von BLACK BAG schon ein paar 007-Veteranen finden: „Miss Moneypenny“ Naomie Harris und Pierce Brosnan, der den Chef der Agentenabteilung spielt. Würde man jetzt noch ein wenig Action und ein paar Gadgets dazupacken – es wäre der beste Bond seit „Skyfall“.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Black Bag“
USA 2025
94 min
Regie Steven Soderbergh

Black Bag

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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