Nö! Nö! Nönö! Dietrich Brüggemanns Ruf hat seit seinem #allesdichtmachen-Fiasko heftig gelitten. Zu Recht. Insgesamt eine selten dämliche Aktion, die allenfalls die Eitelkeit der beteiligten Personen vorgeführt hat. Nun also Brüggemanns neuer Film „Nö“. Ganz unvoreingenommen besprochen, denn Kunst und Künstler soll man ja bekanntlich voneinander trennen.

Zwischen genial und dilettantisch wechselnd, erzählt die romantische Tragikomödie von einem Paar, das über sieben Jahre hinweg versucht, seine Liebe zu finden, beziehungsweise zu erhalten. Der Arzt Michael (Alexander Khuon) und seine Freundin, die Schauspielerin Dina (Anna Brüggemann), sind eigentlich glücklich miteinander. Doch eines Nachts überlegt Michael, ob es nicht besser wäre, sich zu trennen. Kann das schon alles gewesen sein? Weiter so mit dem vorgegebenen Spießerleben oder ausbrechen?

Eine Generation auf den Seziertisch. Kaum jemand zwischen 30 und 60, der sich nicht in mindestens einem der vom Geschwisterpaar Anna und Dietrich Brüggemann erdachten Bilder wiederfinden wird. Die Vorliebe des Regisseurs fürs Surreale erzeugt schöne Momente, etwa bei der zu einer Sekunde festgefrorenen Unterhaltung zwischen einem aufgeschnittenem Patienten auf dem OP-Tisch und seinem Arzt. Anderes, wie die „Flucht“ aus einer Geburtsklinik, die sich unversehens in eine Kriegshölle verwandelt (soll wohl für das gefährliche Leben da draußen stehen), erhebt zu penetrant den Zeigefinger und wirkt bemüht.

Wie schon Brüggemanns Berlinale-Gewinner „Kreuzweg“ kommt „Nö“ fast ohne Schnitte aus. Kameramann Alexander Sass drehte die 15 Szenen größtenteils statisch in langen One-shot-Einstellungen. Das verleiht dem Film eine theaterhafte Note. Und ähnlich einem Theaterabend gibt es auch hier großartige und weniger gelungene Momente auf der Bühne zu sehen. So ist das szenische Liebesdrama am Ende ein bisschen von allem: lustig und ernst zugleich, bisweilen auch angestrengt und banal.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
119 min
Regie Dietrich Brüggemann
Kinostart 30. September 2021

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