BECKENRAND SHERIFF

BECKENRAND SHERIFF

Drei Produzenten planen einen Film:

Mir hobn noch bayrische Fördergölda zum ausigebn, hobt’s ihr a Idee?
Wie wäre es mit einer Komödie? Komödie geht immer!
Genau! Was Lustiges, so wie Didi Hallervorden!
Oder wie Louis de Funès? NEIN! DOCH! OHH!
Gut, aber es muss auch was fürs Herz sein…
Mit Drama und großen Gefühlen…
Und die junge Zielgruppe müssen wir ansprechen…
Die Alten aber auch…
Am besten mit Humor von früher, in Richtung Don Camillo und Peppone.
Aba des is jo ned bayrisch, wos issn mitm Gerhard Polt?
Gute Idee. Politisch und mit aktuellem Bezug zur Weltlage…
Lebt die Schneeberger noch?
Vielleicht was mit Flüchtlingen? 
Und wer führt Regie?
Der Dietl wär‘ super, aber der is ja schon tot.
Dann fragt’s den Rosenmüller, der mocht’s b’stimmt!

FAZIT

Klamauk mit flachen Witzen, großen Gefühlen, Milan de Peschel, Gisela Schneeberger, aktuellem Bezug und ein paar lustigen Szenen.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
114 min
Regie Marcus H. Rosenmüller
Kinostart 09. September 2021

alle Bilder © Leonine

DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE

DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE

Kreizkruzefix, du windiga Hundskrippel, elendiger!
Der Boandlkramer oder Hochdeutsch: der Knochenhändler ist nichts anderes als die bayrische Bezeichnung für den Sensenmann, den guten alten Gevatter Tod. Und der hat sich heuer zum ersten Mal verliebt. Gefi heißt das fesche Deandl, Mama vom Maxl und eventuell Kriegswitwe, aber das weiß sie selbst nicht so genau. Jo mei. Damit er den Sterblichen überhaupt sichtbar wird, lässt sich der liebestrunkene Boandlkramer auf ein Gschäftl mit dem Deifi ein.

Franz von Kobells Kurzgeschichte von 1871 liefert die Vorlage, Joseph Vilsmaier verfilmte schon 2008 „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“, nun folgt ein Jahr nach dem Tod des Regisseurs sein krachledernes Vermächtnis “Der Boandlkramer und die ewige Liebe“.

Die Titelrolle des kauzigen Boandelkramers verkörpert erneut Michael „Bully“ Herbig. Und den muss man schon sehr mögen, um ihn einen ganzen Film lang mit seinem übertriebenen Geschauspielere zu ertragen (man könnte auch „gnadenloses overacting“ dazu sagen).

Apropos: Hape Kerkeling steht zwar auch ganz oben auf dem Plakat, spielt aber als aasiger Teufel nur eine hübsche Nebenrolle – immerhin mit eigener Revuenummer. 

Dass es auch anders geht, zeigt Vilsmaier leider nur in einer Szene: Da wartet der kleine Maxl wieder mal am Bahnhof, hofft auf die Rückkehr des kriegs-vermissten Vaters. Seine Mutter will ihn nach Hause holen, zerrt ihn vom Bahnsteig. Der Junge reißt sich los, rennt auf die befahrene Straße. Mit einer Handbewegung besiegelt der Boandlkramer das Schicksal des Kindes. Ein schöner, tragischer Moment, der leider singulär bleibt. Der Rest ist Theaterstadl. Ein bisschen weniger Klamauk hätte dem Boandlkramer gut gestanden.

Der Schmarrn startet nicht in den Kinos (wie Prä-Corona vorgesehen), sondern bei Amazon Prime Video.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
87 min
Regie Joseph Vilsmaier
Ab 14. Mai 2021 auf Amazon Prime Video

alle Bilder © Amazon Prime Video

B12 – Gestorben wird im nächsten Leben

BAYERISCHER HEIMATFILM

Das Leben ist eine lange, viel befahrene Bundesstraße – deshalb trifft sich pünktlich jeden Tag der gleiche Stammtisch in einer heruntergekommenen Raststätte, direkt an der B12 gelegen. Dazu gehören: Konrad, ehemaliger Rock’n’Roll-Tänzer und Anwärter auf zwei neue Hüftgelenke; Franz, schlitzohriger, stets gut gelaunter „Saukopf“-Experte, sowie Mane, der stoische Parkplatzwächter mit einer Vorliebe für zu viel Bier.

„Jo mei, I mechad nur noch sterben“, sagt Altwirt Lenz Gantner bei jeder Gelegenheit und zu jedem, der es nicht hören will. Nach einem Schlaganfall ist er mit seinen 89 Jahren am Ende und haust in der ehemaligen Großküche des Rasthofs. Sein Sohn Manfred ist der Chef und hat wenig Mitleid mit dem Alten. Denn der hat ihm, neben der schrabbeligen Ansammlung von Gebäuden und Containern, auch die Schulden vermacht. Nun sträubt er sich zudem vehement gegen jegliche Neuerung. Kaputter Ort, kaputte Menschen. Könnte man meinen.

MACHART

Im Dokumentarfilm „B12“ geht es um die ganz großen Themen des Lebens: Liebe, Freundschaft und Tod. Komprimiert auf ein beengtes Biotop: Heimat, direkt an der Schnellstraße. Christian Lerchs Langzeitstudie nimmt sich viel Zeit für seine schrägen Gestalten und beobachtet genau. Der selbstmitleidige Lenz wird beim Genuss einer Leberknödelsuppe plötzlich wieder sehr agil und auch die vermeintliche Erblindung ist beim Betrachten alter Schulfotos auf einmal vergessen. So schafft der Film viele komische Momente. Der  Höhepunkt ist eine Szene von solch erstaunlicher Dusseligkeit, dass man es kaum glauben möchte.

FAZIT

Humor- und liebevolle Beobachtung von echten bayerischen Originalen. Sehenswert.

Deutschland, 2018
Regie Christian Lerch
92 min