HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL

„Männer interessieren mich nicht – sie sind nur Accessoires, wie ein Hut oder eine Sonnenbrille.“ Dieses gestrenge Urteil über das eigene Geschlecht stammt von Helmut Newton, der sich konsequenterweise zeit seines Lebens am liebsten mit Frauen umgab. Als ihn das Magazin Vogue einmal bittet, eine Fashionstrecke mit Herren-Trenchcoats zu schießen, lässt er das männliche Model kurzerhand weg, zieht selbst den Mantel über und fotografiert sich neben einer langbeinigen Nackten. Eine typische Newton-Geschichte, der laut eigener Auskunft auch mit 80 noch ein „Naughty Boy“ war.

Gero von Boehm lässt in seinem Dokumentarfilm dann auch ausschließlich Frauen zu Wort kommen: „Die Arbeit mit Newton hat mir die Stärke für meine spätere Karriere gegeben“, lobt die britische Schauspielerin Charlotte Rampling fast 50 Jahre nach dem berühmten Shooting Charlotte Rampling at the Hotel Du Nord“ den Fotografen. Zu den weiteren hochkarätigen Interviewpartnerinnen zählen Anna Wintour, Grace Jones, Claudia Schiffer, Nadja Auermann, Isabella Rossellini, Marianne Faithful und Hannah Schygulla. Deren Anekdoten von ihren Begegnungen mit dem Jahrhundertfotografen sind durchweg liebevoll bewundernd. Für Kritik ist da kaum Platz, denn Gero von Boehm ist in erster Linie Fan-Boy. Ein kurzer TV-Schnipsel mit Susan Sonntag liefert die einzige negative Stimme: Newtons berühmte Akte „Big Nudes“ seien „frauenfeindlich und abstoßend“.

Filme über Fotografen würden ihn entsetzlich langweilen, sagt Newton, zeigten sie doch nur „einen Mann hinter der Kamera, der dummes Zeug mit seinen Models redet.“ Die Dokumentation „The Bad and the Beautiful“ beweist das Gegenteil: Dem Charmebolzen zuzuhören und bei der Arbeit zuzuschauen ist nicht eine Sekunde langweilig.

FAZIT

Zum 100. Geburtstag: Bewegtes und bewegendes Porträt des berühmtesten Frauenfotografs.

Deutschland 2019
90 min
Regie Gero von Boehm
Kinostart 09. Juli 2020