SCHOCK

SCHOCK

Und es geht ja doch: Ein richtig guter Gangsterfilm aus Deutschland, ganz ohne Digger-Dialoge.

Ab 15. Februar 2024 im Kino

„Bruda, Du bist Ehrenmann!“ Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass in deutschen Gangsterfilmen gesprochen wird, wie sonst nur an Berliner Schulen. Selbst Kinder ersetzen das gute alte „ch“ durch „sch“. Digger, krass und „Isch schwöre beim Leben meiner Mutta“ gehören zur Alltagssprache 10-Jähriger. Deshalb großes Lob an Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto: In ihrer gemeinsamen Regiearbeit sprechen die Ganoven geschliffenes Hochdeutsch.

Für einen deutschen Thriller ungewöhnlich cool

Bruno (ausgezeichnet: Denis Moschitto) ist ein Arzt, der wegen Drogenmissbrauchs seine Approbation verloren hat. Nun kümmert er sich um Patienten außerhalb des Systems: Illegale oder Kriminelle, die aus diversen Gründen nicht ins Krankenhaus können. Die Probleme beginnen, als ihm seine Anwältin (Anke Engelke in einer Gastrolle) 50.000 € für einen scheinbar simplen Job bietet: Er soll einem italienischen Mafioso eine Antikörpertherapie verabreichen. Doch nicht nur das Beschaffen des Medikaments löst eine Kette von Katastrophen aus, Brunos Schwager Giuli (durch Halbglatze und Wampe schön verunstaltet: Fahri Yardim) ist zudem als Killer auf den kranken Italiener angesetzt.

Bildgestaltung, Schauspiel und Atmosphäre sind für einen deutschen Thriller ungewöhnlich cool. Aus der Not des begrenzten Budgets haben die beiden Regisseure eine Tugend gemacht. Die Handlung spielt zu großen Teilen in verregneten Nächten – das ist stimmungsvoll und sieht auch noch gut aus. Es gibt keine unnötig ausgewalzten Backstorys, kein overacting und keine lachhafte Möchtegern-Hollywood-Action. SCHOCK ist ein atmosphärisch dichter Genrefilm aus Deutschland, an dem sich der gute alte TATORT ein Beispiel nehmen könnte. So geht spannende Krimiunterhaltung.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
104 min
Regie Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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Abgeschnitten

★★

Und warum auch nicht: Bei der Autopsie einer verstümmelten Frauenleiche findet der Rechtsmediziner Paul Herzfeld in deren Kopf einen Zettel mit der Handynummer seiner Tochter Hannah. Die ist entführt worden und der Kidnapper schickt auf diese komplizierte Weise Herzfeld auf eine obszöne Schnitzeljagd, von Leiche zu Leiche. Die morbide Spur führt nach Helgoland, aber die Insel ist wegen eines Unwetters von der Außenwelt abgeschnitten. Herzfeld kommt nicht weiter. Deshalb bittet er die junge Comiczeichnerin Linda um Hilfe, die gerade auf Helgoland festsitzt. Sie soll für ihn – per telefonischer Anweisung – diverse, böse zugerichtete Leichen aufschnippeln und obduzieren. Nur so kann der Serienkiller gestoppt werden. Voll gruselig.

MACHART

Ein bisschen „Sieben“, ein bisschen „Das Schweigen der Lämmer“. Regissur Christian Alvart hat keine Angst vor copy/paste. Die vielen Anleihen bei den amerikanischen Vorbildern sind offensichtlich. „Abgeschnitten“ ist ein sehr konstruierter, leidlich spannender deutscher Thriller mit reichlich computeranimiertem Schnee und viel, viel schamloser Werbung für Mercedes Benz.

Die Besetzung ist prominent: Schon wieder Lars Eidinger. Das macht aber nichts, den sieht man immer gerne, diesmal als Psychopathen, der seine Opfer in den Selbstmord treibt. Moritz Bleibtreu, borderline fehlbesetzt, spielt den Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Jasna Fritzi Bauer ekelt sich viel als unfreiwillige Obduktionsgehilfin. Und Fahri Yardim macht, was er am besten kann und beschränkt sich auf seine Standardrolle des türkischen „Hamburger Jung mit Herz“.

Den Titel des Films kann man übrigens in mehrfacher Hinsicht wörtlich nehmen: Eine Vater-Tochter-Beziehung, Helgoland im Unwetter und diverse menschliche Gliedmaßen, alles ist und wird hier abgeschnitten.

FAZIT

Halbwegs spannender Leichenporno.

Deutschland, 2018
Regie Christian Alvart
132 min
Kinostart 11. Oktober 2018