DAS NONNENRENNEN

DAS NONNENRENNEN

Ab 28. September 2023 im Kino

Mon Dieu, c'est mauvais. Laurent Tirards alberne Klamotte versucht den Witz alter Louis de Funes-Komödien heraufzubeschwören. Vergebens.

Das lokale Altenheim pfeift aus dem letzten Loch, eine Renovierung ist bitter nötig. Weil auch der Bürgermeister kein Geld hat, nehmen fünf Nonnen an einem Fahrradrennen teil. Als Preisgeld winken 25.000 €. Spitzenidee. Dumm nur, dass die Himmelsbräute ausschließlich verrostete Klapperräder im Stall haben und größtenteils nicht mal wissen, wie man so einen Drahtesel reitet. Zu allem Unglück taucht auch noch eine professionelle, voll durchtrainierte Gruppe von BMX-Rad-Nonnen auf, die ebenfalls scharf aufs Gewinnen sind.

NONNEN AUF HEISSEN BIKES
DIE VÖLLIG DURCHGEDREHTEN BETSCHWESTERN
RAD AB – 5 NONNEN FÜR EIN HALLELUJA

Neben „Tritt fester, Schwester“ böten sich noch viele weitere dümmliche Wortschöpfungen als Untertitel an, wäre DAS NONNENRENNEN vor 50 Jahren in die deutschen Kinos gekommen. Passend zur 70er-Jahre-Zopfigkeit ist auch der altbackene Nonstop-Nonsens Humor von JUSTE CIEL! (so der Originaltitel).

Laurent Tirard hat schon mehrfach bewiesen, dass er nicht mit göttlichem Talent gesegnet ist. Seine bisherigen Filme DER KLEINE NICK und ASTERIX & OBELIX sind allenfalls Durchschnittsware. Mit DAS NONNENRENNEN erreicht der französische Regisseur nun einen vorläufigen Tiefpunkt seiner Karriere. 

Nichts gegen harmlos, aber selbst ohne Erwartungen muss man sagen: Der Film ist gründlich misslungen. Fast nichts funktioniert. Die Gags sind abgestanden, die Dialoge mittelmäßig, die Charaktere klischeehaft, ohne jede Entwicklung. Originelle Ideen gibt es so gut wie keine. Was all die guten Schauspieler dazu bewogen hat, in diesem dümmlichen Lustspiel mitzuwirken, bleibt ihr großes Geheimnis. Schlechtester Film der Woche.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juste Ciel!“
Frankreich 2022
88 min
Regie Laurent Tirard

alle Bilder © STUDIOCANAL

DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE

DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE

Kreizkruzefix, du windiga Hundskrippel, elendiger!
Der Boandlkramer oder Hochdeutsch: der Knochenhändler ist nichts anderes als die bayrische Bezeichnung für den Sensenmann, den guten alten Gevatter Tod. Und der hat sich heuer zum ersten Mal verliebt. Gefi heißt das fesche Deandl, Mama vom Maxl und eventuell Kriegswitwe, aber das weiß sie selbst nicht so genau. Jo mei. Damit er den Sterblichen überhaupt sichtbar wird, lässt sich der liebestrunkene Boandlkramer auf ein Gschäftl mit dem Deifi ein.

Franz von Kobells Kurzgeschichte von 1871 liefert die Vorlage, Joseph Vilsmaier verfilmte schon 2008 „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“, nun folgt ein Jahr nach dem Tod des Regisseurs sein krachledernes Vermächtnis “Der Boandlkramer und die ewige Liebe“.

Die Titelrolle des kauzigen Boandelkramers verkörpert erneut Michael „Bully“ Herbig. Und den muss man schon sehr mögen, um ihn einen ganzen Film lang mit seinem übertriebenen Geschauspielere zu ertragen (man könnte auch „gnadenloses overacting“ dazu sagen).

Apropos: Hape Kerkeling steht zwar auch ganz oben auf dem Plakat, spielt aber als aasiger Teufel nur eine hübsche Nebenrolle – immerhin mit eigener Revuenummer. 

Dass es auch anders geht, zeigt Vilsmaier leider nur in einer Szene: Da wartet der kleine Maxl wieder mal am Bahnhof, hofft auf die Rückkehr des kriegs-vermissten Vaters. Seine Mutter will ihn nach Hause holen, zerrt ihn vom Bahnsteig. Der Junge reißt sich los, rennt auf die befahrene Straße. Mit einer Handbewegung besiegelt der Boandlkramer das Schicksal des Kindes. Ein schöner, tragischer Moment, der leider singulär bleibt. Der Rest ist Theaterstadl. Ein bisschen weniger Klamauk hätte dem Boandlkramer gut gestanden.

Der Schmarrn startet nicht in den Kinos (wie Prä-Corona vorgesehen), sondern bei Amazon Prime Video.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
87 min
Regie Joseph Vilsmaier
Ab 14. Mai 2021 auf Amazon Prime Video

alle Bilder © Amazon Prime Video

NIGHT LIFE

Geld, Geld, Geld. Immer nur Geld. Alle brauchen es, ohne Geld ist man am Arsch. Diese leidvolle Erkenntnis kommt nicht nur den Barkeepern Milo und Renzo in „Night Life“ – die beiden schlittern nicht ganz unverschuldet in eine Drogengeschichte mit rachsüchtigen Gangstern – sondern wohl auch den Darstellern und dem Regisseur dieses Films. Anders ist nicht zu erklären, weshalb sich sonst brauchbare Mimen wie Frederick Lau und Elyas M’Barek für eine so alberne Klamotte hergeben. Obwohl „Klamotte“ noch zu nett ist, denn das impliziert ja einen gewissen Charme. Da wird auf Teufel komm raus overacted, als seien die Schauspieler komplett von der Leine gelassen worden. Regisseur Simon Verhoeven ist – was das Sujet betrifft – kein ganz Unbekannter, hat aber im Laufe seiner Karriere schon deutlich Besseres abgeliefert.

„Night Life“ bewegt sich auf dem Niveau einer albernen, größtenteils unkomischen ProSieben-Komödie aus den 90ern. Man wartet im Kino fast unweigerlich auf den nächsten Werbeblock. Einziger Lichtblick: Palina Rojinski bringt einen Hauch Charme in diesen faden Klamauk.

FAZIT

Ein Lacher alle 20 Minuten ist zu wenig.

Deutschland 2020
110 min
Regie Simon Verhoeven
Kinostart 13. Februar 2020

Meine teuflisch gute Freundin

PLATTER KLAMAUK

Der Teufel (Samuel Finzi) lebt! Und er ist Bankier in Frankfurt. Seine Tochter Lillith (Emma Bading) ist ein launischer Teenager und will endlich beweisen, dass sie auch schon erwachsen und ein echter Teufel ist. Deshalb soll sie das brave Provinzmädchen Greta Birkenstein (Janina Fautz) zum Bösen verführen. Eine Woche hat sie dafür Zeit. Also zieht sie kurzerhand bei Familie Birkenstein ein und versucht, das dauerfreundliche Mädchen auf die dunkle Seite zu locken. Aber die Dinge entwickeln sich anders als geplant. Greta scheint nicht nur gegen jegliche Bosheit immun zu sein, die sonst so eiskalte Lilth verliebt sich ungeplanterweise auch noch in den Außenseiter Samuel (Morten Harket reborn: Ludwig Simon). Ihre Mission droht gründlich zu misslingen.

MACHART

Die „Bibi und Tina“-Filmreihe hat wohl genügend Geld eingespielt, sodass sich früher oder später jemand fragen musste: wie könnte man die Kuh noch melken? Heraus kam nun dieser alberne Film. Nichts gegen gut gemachte Teenagerkomödien – selbst „Fack ju Göhte“ hatte ja noch seine Momente – aber das hier ist einfach nur schlecht. Die Gags bewegen sich fast durchweg auf 60er-Jahre-Paukerfilm-Niveau. Erstaunlich, dass im Jahr 2018 Drehbuchautoren die Idee, jemandem Juckpulver ins Hemd zu streuen, noch witzig finden. In diesem Stil hangelt sich die Geschichte mehr schlecht als recht von einem dümmlichen Kalauer zum nächsten. Die gestandenen Schauspieler bemühen sich, haben aber gegen das platte Drehbuch und die biedere Inszenierung keine Chance.

FAZIT

Neuer Name, neue Besetzung, alte Witze. Die Deutsche Film- und Medienbewertung hat „Meine teuflisch gute Freundin“ gerade mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Warum?

Deutschland, 2018
Regie Marco Petry
99 min