LITTLE WOMEN

Wer Kostümschinken hasst, der kann sich „Little Women“ sparen. Für alle anderen ist Greta Gerwigs Film ein Muss. In ihrer erfrischenden Neu-Interpretation des Romans von Louisa May Alcott wechselt die Regisseurin virtuos zwischen verschiedenen Zeitebenen und verknüpft dabei elegant allerlei Handlungsstränge miteinander. Wie bei ihrem Vorgängerfilm „Lady Bird“ geht es auch hier um weibliches Selbstverständnis, die Wahl zwischen traditionellem oder selbstbestimmten Lebensentwurf. Dass daraus kein nerviges Emanzipations-Lehrstück, sondern ein kurzweiliges feel-good-movie geworden ist, ist der große Verdienst der Regisseurin und ihrer Darsteller. 

Reifröcke, Pferdekutschen und Herrenhäuser – es ist alles dabei. Die Erzählung von den vier March-Schwestern, die zusammen mit ihrem vermögenden Nachbarn Theodore ihren Weg ins Erwachsenenleben suchen, hätte auch leicht zu einer Schmonzette geraten können. Doch Greta Gerwig versteht es, die zeitlose Coming-of-age-Geschichte angenehm unkitschig zu inszenieren. Dem zuzusehen, ist ein großes Vergnügen. Dazu glänzt „Little Women“ mit einem beeindruckenden Ensemble: Saoirse Ronan, Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep und Timothée Chalamet. Ein echter Scene Stealer ist Florence Pugh, die schon letztes Jahr in „Midsommar“ positiv aufgefallen ist.  

FAZIT

Unterhaltsame Geschichte, interessante Figuren und kluger Humor. Empfehlenswert.

Originaltitel „Little Women“
USA 2019
134 min
Regie Greta Gerwig
Kinostart 30. Januar 2020

Mary Poppins‘ Rückkehr

London, 30er Jahre: die Wirtschaftskrise drückt aufs Gemüt und auch im Kirschbaumweg Nummer 17 sind die Zeiten alles andere als rosig. Michael Banks ist mittlerweile ein erwachsener Strickjackenträger und muss seine drei Kinder als Witwer alleine großziehen. Nun soll das geliebte Elternhaus gepfändet werden. Um das zu verhindern, müssen er und seine Schwester Jane binnen weniger Tage beweisen, dass sie die rechtmäßigen Besitzer sind. Auftritt: Mary Poppins. Durch die Wolken geschwebt, übernimmt sie kurzerhand noch einmal das Ruder und rettet den Tag.

Mit „Das Dschungelbuch“ kam 2016 eine kongeniale Realverfilmung des Zeichentrickklassikers in die Kinos. Im kommenden Jahr starten Neuauflagen von „Dumbo“, „Aladin“ und „Der König der Löwen“: Disney hat das Recycling entdeckt. Mittlerweile wird das gesamte Portfolio einem Makeover unterzogen, nun also Mary Poppins. Für die Fortsetzung des Chim Chim Cher-ee-Erfolgs von 1964 sind die Erwartungen hoch, das Original hat seinerzeit fünf Oscars gewonnen und machte Julie Andrews zum Weltstar.

Erstmal die gute Nachricht: Der Film sieht toll aus. Die Sets, die Choreografien, die Kostüme – das ist fantasievoll inszeniert und bietet jede Menge perfekt gemachtes Augenfutter. Besonders die quietschbunten Realfilm-Zeichentricksequenzen machen durch ihren retro „handmade“ Look gute Laune. Die Besetzung ist so erlesen wie prominent: Ben Whishaw, Julie Walters, Meryl Streep, Colin Firth. Das Beste an Mary Poppins‘ Rückkehr ist aber ohne Zweifel Emily Blunt. Die überzeugt mit der nötigen Portion Schrägheit und jeder Menge Charme in der Titelrolle des fliegenden Kindermädchens.

Nun die schlechte Nachricht: In Musicals wird gesungen, in diesem besonders viel. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn die Songs nicht so banal wären. Lalala, reichlich belanglos plätschert es von einer nichtssagenden Nummer zur nächsten. Da fehlt jegliches Mitsing- oder Ohrwurmpotenzial. Hätten die Macher genauso viel Liebe in die Entwicklung der Songs wie in die visuelle Umsetzung gesteckt, Mary Poppins’ Rückkehr hätte das Zeug zum modernen Klassiker gehabt.

FAZIT

Charmante Fortsetzung, mehr fürs Auge als fürs Ohr.
Die Hälfte der Songs, dafür supercalifragilistig expialigetischer, hätte es auch getan.

USA, 2018 
Regie Rob Marshall 
131 min 
Kinostart 20. Dezember 2018

Mamma Mia! Here we go again

GUTE LAUNE

Das Sequel und gleichzeitig Prequel zum Erfolgsfilm „Mamma Mia!“ von 2008. Sophie (Amanda Seyfried) hat das Haus ihrer verstorbenen Mutter Donna (Meryl Streep) saniert und in ein Luxushotel umgebaut. Zur Eröffnung soll eine große Party steigen. Dazu versammeln sich noch einmal ihre drei Väter, Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard) auf der griechischen Insel Kalokairi. Natürlich sind auch „The Dynamos“, Donnas beste Freundinnen Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baransky) mit dabei und so kann nach ein paar Problemchen das Fest beginnen. Gekrönt wird das Ganze durch einen Überraschungsbesuch von Sophies Großmutter Ruby (Cher, oder ist es eine animatronische Puppe, die wie Cher aussieht?)

Parallel erzählt der Film in Rückblenden, wie die junge Donna (sehr süß: Lily James) in den 1970er Jahren mit ihren besten Freundinnen (jetzt Alexa Davies und Jessica Keenan Wynn) auf Kalokairi angekommen ist und die drei Väter von Sophie kennengelernt hat.

MACHART

Es gibt zwar keinen zwingenden Grund für diese Fortsetzung, aber was soll’s? Ole Parkers Film ist bunt, fröhlich und manchmal auch schön melancholisch. Die Story ist zwar mehr als dünn, aber das spielt keine Rolle. Schöne Menschen in schöner Umgebung singen schöne Lieder von ABBA. Was kann daran bitte verkehrt sein?

„Mamma Mia! Here we go again“ ist ein Film, in dem weiße Segelschiffe über blaues, glitzerndes Wasser fahren, voll besetzt mit Menschen, die „Dancing Queen“ singen. Noch Fragen? Wem der erste Teil gefallen hat, der wird auch an der Fortsetzung seine Freude haben.

FAZIT

Gut besetzter, unkomplizierter Spaß. Aber bitte die Originalversion anschauen!

UK/USA, 2018
Regie Ol Parker
114 min
Kinostart 19. Juli 2018