SPACE FORCE

Immer drei Sterne – lang-wei-lig! Aber was soll man machen? Zwei ist „na ja“, vier schon „sehr gut“ und danach kommt nur noch „fantastisch“!
Drei ist eben „ganz gut“. So wie diese neue Netflix-Serie.

Wer mit den künstlerisch ambitionierten Filmen „Beautiful Boy“ oder „Foxcatcher“ nichts anfangen konnte und lieber wieder den „lustigen“ Steve Carell (nicht verwandt mit Rudi, der schreibt sich ja auch mit zwei R im Nachnamen) zurück will – good news: „Space Force“ ist so eine Art „The Office“ beim Militär. General Mark R. Naird (Carell) wird zum Chef der neugegründeten 6. US-Streitkraft, der Space Force, ernannt. Wenig begeistert siedelt er mit seiner Frau und Tochter auf einen abgelegenen, um nicht zu sagen sterbenslangweiligen Militärstützpunkt in Colorado um. Ziel der Mission ist es, wieder Astronauten auf den Mond zu bringen, bzw. kerniger ausgedrückt: bis 2024 wollen die USA „Boots on the moon“ bringen. Davon zumindest träumt der US-Präsident – der wird zwar namentlich nicht erwähnt, doch sein Tweet „Boops on the moon“ lässt keinen Zweifel, um wen es sich handelt. 

Die ersten zehn Folgen sind kurzweilig und es gibt ein paar wirklich komische Szenen. Vor allem immer dann, wenn John Malkovich mit von der Partie ist. Der steht als brillanter Dr. Mallory General Naird zur Seite. Malkovich spielt den Wissenschaftler mit schöner Süffisanz und entgegen seinem sonstigen Rollenprofil als relativ normalen Menschen – ein Highlight der Serie.

FAZIT

Für eine Militär-Komödie ziemlich lustig. Kuckt sich gut weg.

Originaltitel „Space Force“
USA 2020
10 Folgen, je 30 min
Created by Greg Daniels
ab 29. Mai 2020 auf Netflix

Iron Sky: The Coming Race

Nazis auf dem Mond! Hitler lebt!
Filmkenner erinnern sich, das gab’s vor Jahren schon einmal im Kino. Versprühte Iron Sky 2012 noch (mit viel gutem Willen betrachtet) den Charme des Absurden, so war es eigentlich kaum mehr als ein mittelmäßiges Trash-Filmchen – bemüht schräg und nur pseudo-provokant.

Eine eherne Filmregel lautet: Sequels müssen noch einen draufsetzen – simple Nazis auf dem Mond reichen also nicht mehr aus. Diese Vorgabe toppt Iron Sky: The Coming Race mühelos. Die Bedrohung kommt diesmal aus dem Erdinneren in Gestalt von Aliens und Dinosauriern. Konsequenter Höhepunkt des Humbugs: Adolf Hitler, der auf einem T-Rex namens Blondie reitet.

Hätte „Holmes & Watson“ nicht schon abgeräumt – Iron Sky: The Coming Race wäre dieses Jahr der Anwärter auf die „Goldene Himbeere“ für den schlechtesten Film gewesen. Nur eine Vermutung, aber genau das gehört wahrscheinlich auch zum „kultigen“ Kalkül der Macher. Gähn.

FAZIT

Eine Fortsetzung, die die Welt nicht braucht, inhaltlich und handwerklich fragwürdig.
Kleines, irritierendes Detail am Rande: die US-Präsidentin im Film ist, wie schon im Original vor sieben Jahren, eine Dame namens Sarah Palin. Das wirkt seltsam anachronistisch und man fragt sich, wie lange der Film wohl im Giftschrank lag, bevor er jetzt in die deutschen Kinos kommt.

Finnland/Deutschland/Belgien, 2019
93 min
Regie Timo Vuorensola 
Kinostart 21. März 2019

Aufbruch zum Mond

Am 20. Juli, vor fast 50 Jahren, betrat Neil Armstrong mit einem kleinen Schritt als erster Mensch den Mond. „First Man“, so der Originaltitel, erzählt die Geschichte der NASA-Mission von 1961 bis 1969.

Damien Chazelles Film ist eine ernsthafte, vielleicht zu ernsthaft geratene Biografie, die zwar beweist, wie meisterhaft der junge Regisseur mittlerweile die unterschiedlichsten Stile des Filmemachens beherrscht, den Zuschauer aber auch oft kalt lässt. Stellenweise erinnert der Hyperrealismus des Films an Christopher Nolans „Interstellar“, allerdings ohne den Spaßfaktor.

„Aufbruch zum Mond“ ist kein Abenteuerfilm, mehr ein Kammerspiel, eine Beobachtung und Charakterstudie seiner extrem introvertierten Hauptfigur geworden. Neil Armstrong, der sein Leben offenbar meist wissenschaftlich analytisch betrachtete und kaum Wärme oder Empathie ausstrahlte, bestimmt mit seiner Emotionslosigkeit die ersten zwei Drittel des Films. Ryan Goslings Mimik bleibt der Figur entsprechend leer, selten huscht so etwas wie ein Lächeln über sein Gesicht. Das mag in Anbetracht Armstrongs erlebter Schicksalsschläge historisch richtig sein, macht es aber schwer, sich mit der Figur zu solidarisieren.

Im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann endlich Fahrt auf. Rechtzeitig zur Mondlandung zeigen Chazelle und sein Kameramann Linus Sandgren, was sie können. Teils auf 16 mm, teils auf 35 mm gedreht, wurde für die atemberaubenden Szenen der Mondmission das IMAX-Format verwendet.  Die Musik von Oscarpreisträger Justin Hurwitz darf nun auch in die Vollen gehen und beinahe weht ein Hauch von „La La Land“-hafter Eleganz über die Mondlandschaften.

FAZIT

Tipp vom Reiseführer: Wer immer schonmal wissen wollte, wie es sich anfühlt, in einer extrem engen Raumkapsel zu sitzen und sein Leben komplett der klapprigen Technik anzuvertrauen, kommt hier auf seine Kosten. Selten haben sich Flugszenen klaustrophobischer und authentischer angefühlt als hier.
Guter, sehr erwachsener Film.

USA, 2018
Regie Damien Chazelle
141 min
Kinostart 08. November 2018