DALILAND

DALILAND

Ab 07. September 2023 im Kino

Savador Dali - Meister des Surrealismus, Allround-Künstler, Enfant Terrible. Mary Harron widmet dem Mann mit dem gezwirbelten Schnurrbart ein konventionell gemachtes, aber höchst unterhaltsames Porträt.

Blonde Mädchen nennt er „Ginesta“, hübsche Jungs in Anlehnung an Caravaggios Gemälde „San Sebastian“. Und von jungen, schönen Menschen gibt es in Dalis Leben Mitte der 1970er-Jahre reichlich. Den Alltag versüßt er sich mit rauschenden Partys, flotten Dreiern (als Zuschauer), Champagner und Kaviar – das Malen ist eher lästige Pflicht. Seine resolute Ehefrau Gala sorgt dafür, dass der Rubel rollt. Zur Not auch mit Geschrei und nicht ganz koscheren Geschäftsmethoden. In dieses kreative Chaos gerät eines Tages der junge, unschuldige James, der sich bald als Dalis Assistent unentbehrlich macht.

Sodom und Gommora light

Giraffen brennen lichterloh, Uhren zerfließen wie Camembert in der Sonne und die Abdrücke von nackten Frauenhintern werden zu Engelsflügeln. An schrägen Bildideen mangelt es den Werken des 1989 verstorbenen Künstlers nicht. Umso erstaunlicher, dass seine weltberühmten (und unter Kunstkennern teils berüchtigten) Gemälde in Harrons Film so gut wie keine Rolle spielen. Die AMERICAN PSYCHO-Regisseurin konzentriert sich viel mehr auf Dalis komplizierte Ehe mit Gala und deren Liebeleien und Gaunereien.

DALILAND ist keine Großproduktion und das sieht man ihm an. Establishing Shots bestehen aus altem Filmmaterial (Recycling ist ein zulässiger Kunstgriff, gleichzeitig enorm kostensparend), die wilden Partys und Vernissagen wirken mit ihrer überschaubaren Anzahl von Statisten nie so groß und rauschend, wie sie es wohl in Wirklichkeit waren. Das mag auch den zur Drehzeit bestehenden COVID-Bestimmungen geschuldet sein.

James, von Newcomer Christopher Briney mit staunendem Welpenblick gespielt, gerät so als Vertreter des Zuschauers in ein Sodom und Gommora light. Dass DALILAND trotzdem ausgesprochen kurzweilig und voller Witz ist, verdankt er Ben Kingsley als Dali und Barbara Sukowa als dessen russische Ehefrau Gala. Die beiden alten Filmhasen spielen das unkonventionelle Paar schön exzentrisch und voller Ironie. Eine Topbesetzung in einem Film, der seinem einzigartigen Sujet nicht ganz gerecht wird.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Daliland“
USA / GB 2022
96 min
Regie Mary Harron

alle Bilder © SquareOne Entertainment

MA

„MA – sie sieht alles“. Denn Sue „Ma“ Ann beherrscht Social Media und hat so ihre Opfer stets im Blick. Und das, obwohl sie schon Ü30 ist! Voll lit, die Alte.

Maggie, die gerade mit ihrer Mutter in eine todeslangweilige Kleinstadt nach Ohio gezogen ist, will mit ein paar neuen Freunden Party machen. Da alle unter 21 sind, fragen sie die zufälligerweise des Weges kommende Sue Ann, ob sie wohl so nett wäre, im Supermarkt ein paar Flaschen Schnaps zu kaufen. Die ist selbst mal jung gewesen und über die Maßen erfreut, aushelfen zu können. Sie bietet sogar an, das Saufgelage in ihrem Haus, respektive Keller stattfinden zu lassen. Man ahnt, das nimmt kein gutes Ende.

Jung, hübsch und dauerhorny. Teenager, die für ihre erwachende Sexualität und Feierfreude bestraft werden: Da steht „Ma“ ganz in der Tradition des guten, alten 70/80er Jahre „Freitag der 13.“ und „Halloween“-Horrors. Im Gegensatz zu deren oft zweitklassigen Schauspielern kann „Ma“ mit einer A-Liga Besetzung aufwarten. Juliette Lewis gibt sehr glaubhaft die Whitetrash-Mutti mit Herz. Nur Octavia Spencer ist unter- oder überfordert. Ob es an der Regie von Tate Taylor liegt, oder ob sie ihre Rolle selbst nicht ernst nehmen kann – als durchgedrehte Psychopathin ist die Oscarpreisträgerin wenig überzeugend.

FAZIT

„Ma“ ist ein halbwegs solider Horror-Thriller mit ein paar netten Schockmomenten.

Originaltitel „Ma“
USA 2019
99 min
Regie Tate Taylor
Kinostart 30. Mai 2019

Climax

⭐️⭐️

21 Tänzerinnen und Tänzer feiern eine wilde Party,  am nächsten Tag soll es gemeinsam auf große Tournee durch Frankreich und die USA gehen. Doch die gute Stimmung kippt, irgendwer hat LSD in die Sangriabowle gemixt. Nach und nach beginnt die Droge zu wirken, aus Übermut wird Angst, dann Paranoia. Am Ende steigern sich Begehren, Hass und Brutalität bis zum Wahnsinn.

Zu Beginn könnte man noch denken, es handele sich um eine sehr coole Fortsetzung des „Step up“-Franchise. Die jungen, attraktiven Protagonisten werden zunächst in kurzen Interviewschnipseln vorgestellt. Darauf folgen zwei furiose Tanzszenen, bei denen man gar nicht glauben mag, dass Menschen zu solchen Bewegungen und Verrenkungen fähig sind. Dazu pumpt der 90er-Jahre-Soundtrack – das hat enorme Kraft.

Dann der Bruch. Kaum hat der unfreiwillige LSD-Trip begonnen, wird der Film zunehmend wirr und anstrengend. Der Versuch, den nur im Kopf der Protagonisten stattfindenden Höllentrip als wild durchchoreografierte Horrorsequenz auf die Leinwand zu bringen, scheitert weitestgehend. Quälend, dem immer irrer und brutaler werdenen Alptraum zuzuschauen. Das gewollte Schocken lähmt den Film und lässt das Interesse immer weiter sinken, bis man am Ende nur noch froh ist, dass es vorbei ist.

FAZIT

Zwiespältig. Die erste Hälfte mit ihren aberwitzigen Choreografien und interessanten Figuren ist grandios, die zweite Hälfte ein anstrengender Horrortrip – „Mother!“ für Fortgeschrittene.

Frankreich, 2018
Regie Gaspar Noé
95 min
Kinostart 06. Dezember 2018