STERBEN

STERBEN

Ein allerletztes Wort zur Berlinale 2024: Der Wettbewerb schwach, die Preisvergabe schwächer. STERBEN gewann den silbernen Drehbuch-Bären, verdient hätte er den goldenen Bären als bester Film.

Ab 25. April 2024 im Kino

Matthias Glasners grandioses Familienepos STERBEN handelt natürlich genau vom Gegenteil, nämlich dem Leben in all seinen furchtbaren und furchtbar schönen Facetten. Die über dreistündige Drama-Komödie erforscht die Intensität unseres Daseins angesichts des Todes mit einer Mischung aus Zartheit, Brutalität, absurder Komik und trauriger Schönheit. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen bitter und lustig ständig.

Im Fokus steht Familie Lunnies: Lissy (Corinna Harfouch) ist Mitte 70 und froh, dass ihr dementer Mann endlich im Heim ist. Sohn Tom (Lars Eidinger), ein Dirigent, arbeitet zusammen mit seinem depressiven Freund Bernard (Robert Gwisdek) an der Komposition „Sterben“. Tochter Ellen (Lilith Stangenberg) hat ein Alkoholproblem und beginnt eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt Sebastian (Ronald Zehrfeld).

Am schwächsten ist die Episode um Ellen, da hängt der Film ein bisschen durch. Ansonsten ist STERBEN voller guter Momente – die vielleicht beste zeigt Lars Eidinger und Corinna Harfouch im schmerzhaft wahrsten Mutter-Kind-Gespräch der Kinogeschichte. Wahnsinnig komisch und todtraurig zugleich. Allein dafür lohnt es sich.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
183 min
Regie Matthias Glasner

Sterben

alle Bilder © Wild Bunch Germany

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3 Tage in Quiberon

INTENSIVES PSYCHODUELL

1981 gab Romy Schneider, schwer alkohol- und tablettenabhängig, im südfranzösischen Quiberon dem Magazin Stern eines ihrer selten gewordenen Interviews.  Der Film zeigt die Begegnung zwischen der Schauspielerin und dem Reporter als spannungsgeladenes Psychoduell. Somit kein klassisches Biopic, mit artig abgehandelten Lebensstationen, sondern ein auf drei Tage komprimierter Ausschnitt aus dem Leben Romy Schneiders.

Journalist Michael Jürgs (Robert Gwisdek) macht dabei keine gute Figur. Seine extrem persönlichen Fragen sind quälend indiskret, man windet sich geradezu.  Sensationsgeil, arrogant und manipulativ: die zerbrechliche, manisch-depressive Romy Schneider (Marie Bäumer) ist ihrem Gegenüber anfangs kaum gewachsen. Zwischen den beiden stehen der Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner) sowie Romys Jugendfreundin Hilde (Birgit Minichmayr).

MACHART

„3 Tage in Quiberon“ hält sich stilistisch an die damals im Stern erschienenen, legendären Fotos. Das Schwarzweiß-Drama zitiert die Schlüsselmomente der Reportage, gibt aber gleichzeitig einen tiefen Einblick in das Seelenleben Romy Schneiders. Man fühlt mit ihr, hat das Bedürfnis, sie zu retten, weiß aber, dass das traurige Ende nahe ist. Drei Monate nach dem Interview starb ihr Sohn, im Jahr darauf sie selbst.

FAZIT

Zwei Worte: Herausragendes Ensemble! Vor allem Marie Bäumer in der Rolle ihres Lebens. Sehr empfehlenswertes, dicht erzähltes Kammerspiel. 10 Nominierungen beim Deutschen Filmpreis.

Deutschland/Frankreich, 2018
Regie Emily Artef
116 min