TRIANGLE OF SADNESS

Kinostart 13. Oktober 2022

Man nehme eine bunt zusammengewürfelte Crew aus Neureichen, Gutgebauten und Unter-Deck-Malochern, schüttle das Ganze bei einem Wirbelsturm ordentlich durch und erhalte einen überlangen Überlebensfilm.

Wobei der Titel „Triangle of Sadness“ keineswegs die europäische Entsprechung des Bermuda-Dreiecks ist, sondern ein Ausdruck der Schönheitschirurgie für das Botox-Areal zwischen den Augen. Plastisch wird es spätestens dann, wenn selbst dem Fäkalprofi beim Absaufen des Alptraumschiffs das Würgen kommt und man die Tüte am Vordersitz sucht.

Für die wenigen Schiffbrüchigen verkehrt sich im letzten Drittel auf einer rettenden Insel die bisherige hierarchische Ordnung: Die patente Klofrau (Dolly De Leon) wird zur Herrin der Fliegen, die das Männermodel (Harris Dickinson) mit Salzstangen gefügig macht und das Kommando über alle (u.a. Charlbi Dean, Iris Berben) schamlos genießt.

Fünf Jahre nach „The Square“ versucht Regisseur Ruben Östlund an seine schräge Kunstsatire anzuknüpfen, das Ergebnis ist eine slapstickartige Dramödie mit altbekannten Stereotypen und demokratisch verteilter Häme. Zugegebenermaßen auch mit einer wirklich wortwitzigen Szene, in der sich der ewig betrunkene marxistische Kapitän des Luxusliners (Woody Harrelson) ein ideologisches Rededuell mit einem ebenso besoffenen russischen Oligarchen (Zlatko Burić) liefert.

Warum ausgerechnet „Triangle of Sadness“ erneut die Goldene Palme von Cannes gewann, ist allenfalls durch freiwillige Selbstverpflichtung der Jury für selbsternannte Gesellschaftskritik zu erklären. Wirklich bedauerlich ist jedoch der frühe Tod von Hauptdarstellerin Charlbi Dean, der sympathischsten Figur des Films, die im August unerwartet mit 32 Jahren verstarb.

Anja Besch

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Triangle of Sadness“
Schweden, Deutschland, Frankreich, Großbritannien 2022
147 min
Regie Ruben Östlund

alle Bilder © Alamode Film