BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL

BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL

Ab 11. Mai 2023 im Kino

So authentisch wie eine Packung Mirácoli: Vier aufgedrehte Seniorinnen machen einen Ausflug nach Bella Italia.

Kaum hat man sich vom katastrophalen BRADY’S LADIES erholt, biegt Jane Fonda schon mit der nächsten cineastischen Implosion um die Ecke: BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL ist die Fortsetzung der sehr erfolgreichen Ü-60-Komödie BOOK CLUB aus dem Jahr 2018.

Una festa di clichés

Wie so oft, wenn den Autoren nichts Besseres einfällt, wird die „Handlung“ von Amerika in ein exotisches Land verlegt, diesmal ins fotogene Italien. Es folgt una festa di clichés: Spanische Treppe, Seufzerbrücke und Zypressenlandschaft inklusive. Bei der Geschichte hat man sich in etwa so viel Mühe gegeben wie bei der nun folgenden Inhaltsangabe:

Lorem ipsum dolor sit amet.

Und sonst? Diane Keaton trägt Hut und Hosenanzug, Candice Bergen ist burschikos und trinkt, Mary Steenburgen spielt weiter niedlich und über Jane Fondas balsamiertes Aussehen ist schon jeder menschenmögliche Witz gemacht worden. Sie selbst nimmt ihren Beautywahn auch auf die Schippe, haha, wie schon in den letzten zwanzig Filmen davor. Was beim ersten Mal noch lustig war, ist mittlerweile nur noch faules Drehbuchschreiben.

Endstation Traualtar: Mit Büchern oder einem Lesezirkel hat der alberne Junggesellinnenabschied in Italien rein gar nichts zu tun. Der Film könnte ebenso gut SEX AND THE CITY 15 oder WEDDING CLUB heißen. Zwischen den Fantasy-Geschichten von jüngeren Männern, die scharf auf Mitte-80-jährige Frauen sind, verstecken sich ein, zwei nette Gags, der Rest ist trotz geballter Starpower kaum zu ertragen. Kann nicht mal jemand einen GUTEN Film mit dieser geriatrischen Traumbesetzung machen – bevor es zu spät ist?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Book Club: The Next Chapter“
USA 2023
107 min
Regie Bill Holderman

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

MADE IN ITALY

MADE IN ITALY

Die Zutaten für ein gelungenes Feel-Good Movie stimmen: italienisches Dolce Vita, laue Sommerabende und zuckersüße Romantik. Dass „Made in Italy“ trotzdem nur ein flaches Durchschnittsfilmchen geworden ist, liegt vor allem an der uninspirierten Regie von James D’Arcy. Keine Einstellung, keine Wendung der Geschichte – nichts, was man nicht schon woanders in origineller gesehen hätte.

Liam Neeson spielt den grummeligen Maler Robert, der sich nach dem Unfalltod seiner Frau vom gemeinsamen Sohn Jack entfremdet hat (fehlbesetzt, trotz Verwandtschaft ersten Grades: Neeson-Sohn Micheál Richardson).
Der Junior braucht dringend Geld, deshalb soll der seit Jahren brachliegende Familienbesitz in der Toskana veräußert werden. Natürlich ist das fantastische Haus in zunächst lachhaft desolatem Zustand (die Eingangstür fällt aus dem Rahmen, hahaha), und natürlich hat ein Trupp gut gelaunter italienischer Handwerker das ganze Anwesen subito pronti in einen feuchten SPD-Vorsitzenden-Traum verwandelt. Und weil „Made In Italy“ ein einziges Klischee ist, werden Vater und Sohn am Ende auch wieder dicke Freunde. Bauen macht eben glücklich, wußte schon Tine Wittler.
Was sonst noch fehlt:
Abendliches Pasta-Essen mit Rotwein im Kerzenlicht: ✅
Romantische Verwicklungen mit Happy End: ✅ ✅

Schade, dass „Made in Italy“ nicht mal ein befriedigender vorher/nachher-Heimwerker-Porno geworden ist. Die biedere Erzählweise erinnert an eine ZDF-Rosamunde-Pilcher-Verfilmung mit besserer Besetzung. Liam Neeson, für seine üblichen Actionrollen mittlerweile zu alt, schaltet in milden Charmemodus. Warum der irische Star diese Rolle angenommen hat? Sicher nicht wegen des hohen Anspruchs – der Amerikaner würde sagen: „He phoned it in“.  Vielleicht sah er in der Geschichte die Möglichkeit zur Katharsis (Natasha Richardson, seine Frau und die Mutter von Micheál kam – wie die Filmmutter – bei einem Unfall ums Leben). Vielleicht lockten aber auch schlicht das goldene Licht und die leckere Pasta in Italien. Wer könnte es ihm verdenken?

FAZIT

Immerhin möchte man trotz der mauen Story umgehend die Koffer packen – blöd nur, dass das gerade nicht geht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Made In Italy“
USA 2020
95 min
Regie James D’Arcy
Ab 20. Mai 2021 als digitale Heimkino-Premiere und ab 25. Juni 2021 als DVD, Blu-ray und Download erhältlich

alle Bilder © LEONINE