The Amateur

THE AMATEUR

The Amateur

THE AMATEUR

Spionagethriller für Dummies

Ab 10. April 2025 im Kino

Wahrscheinlich lief es so: Rami Malek durfte im letzten Bond-Film den Bösewicht geben – ein in jeder Hinsicht wenig beeindruckender Auftritt. Trotzdem hat der Oscarpreisträger Blut geleckt, wollte beim nächsten Mal aber wohl lieber auf die Seite der Guten wechseln. Im von ihm mitproduzierten Spionagethriller THE AMATEUR spielt Malek nun einen 007 für Anfänger.

The Amateur

Spoilerfrei ist schwer, aber hier ein Versuch: Charlie Heller (Malek) ist ein brillanter Decoder bei der CIA, der irgendwo im autistischen Spektrum lebt. Trotzdem ist er mit einer humorvollen Top-Frau (Rachel Brosnahan) verheiratet. Als diese bei einem Terroranschlag in London ums Leben kommt, schwört er Rache an ihren Mördern. Dass seine Vorgesetzten sich weigern, ihm zu helfen, macht sie in seinen Augen höchst verdächtig. Stets adrett gekleidet und frisiert, begibt sich der amateurhafte Geheimagent auf einen unglaubwürdigen Rachefeldzug quer durch Europa.

The Amateur

Das größte Problem – neben Maleks penetrantem Overacting (manche seiner Grimassen sind so unfreiwillig komisch, dass man kaum glauben mag, dass es davon keinen subtileren Take gab) – ist das Drehbuch von Ken Nolan und Gary Spinelli. Groteske Zufälle häufen sich, und ja, wir werden alle überwacht, aber dass es hochaufgelöste Bilder von jedem Gesicht in jedem noch so abgewinkelten Fleckchen Erde geben soll, ist jenseits von realistisch. Natürlich hat der Computernerd (Maleks Rolle erinnert nicht zufällig an seinen Durchbruch in „Mr. Robot“) innerhalb kürzester Zeit alle Tricks der Geheimagenten drauf und glänzt mit immer elaborierteren Methoden, seine Gegner aus dem Weg zu räumen. Alles klappt wie am Schnürchen, und bald darf der Agent – ganz wie sein Vorbild James – von London über Paris nach Istanbul jetten. Sogar in die Arme einer Frau verschlägt es ihn. Statt Sex gibt’s aber nur Kuscheln; Malek nun auch noch als omnipotenten Stecher zu inszenieren, ging wohl selbst den Drehbuchautoren zu weit.

The Amateur

Überhaupt Malek: Abgesehen von seinem operettenhaften Spiel für die letzte Reihe glaubt man ihm keine Sekunde den glücklichen Ehemann. Das nennt man dann wohl Fehlbesetzung.

Das Schlimmste: THE AMATEUR nimmt sich unerträglich ernst. Eine vertane Chance – mit mehr Humor oder gar Selbstironie inszeniert, hätten das zwei unterhaltsame Kinostunden werden können. Aber so wird das nix mit dem neuen Agenten-Franchise.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Amatuer“
USA 2025
122 min
Regie James Hawes

The Amateur

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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ARGYLLE

ARGYLLE

Eine globale Spionageorganisation. Ein Agent mit Katzenallergie. Und eine Schriftstellerin, die eigentlich nur ihre Ruhe haben will. Regisseur Matthew Vaughn schickt eine ganze Schar von Top-Stars auf eine knallbunte Jagd rund um die Welt.

Ab 01. Februar 2024 im Kino

Der nächste James Bond-Film lässt auf sich warten – bislang ist noch nicht mal ein neuer Darsteller gefunden, geschweige denn ein Start für die Dreharbeiten bekannt. In der spionagefreien Zeit also Gelegenheit, das Agentenfilmgenre neu zu definieren.

ARGYLLE ist keine Konkurrenz für Bond

Bryce Dallas Howard spielt die Autorin Elly Conway, die es sich am liebsten zu Hause gemütlich macht. Abends schreibt sie in Gesellschaft ihres Katers Alfie Spionage-Romane. Deren Hauptfigur ist Argylle (Henry Cavill), ein smoother James-Bond-Verschnitt mit Maßanzügen und furchtbarer Frisur. Doch eines Tages beginnen sich Fiktion und Realität zu überschneiden. Elly trifft scheinbar zufällig auf den echten Spion Aidan (Sam Rockwell). Bald findet sie sich inmitten einer lebensgefährlichen Mission wieder.

Um es gleich vorwegzunehmen: ARGYLLE ist keine Konkurrenz für 007. Gegen Matthew Vaughns Actiongroteske sind die Bond-Filme der Roger-Moore-Ära philosophisches Arthouse-Kino. Es ist wie bei einem aus dem Ruder gelaufenen Kindergeburtstag: Mehr und mehr und dann noch zehnmal mehr. Am Ende fühlt man sich wie nach einer Karussellfahrt mit fünf kandierten Äpfeln im Bauch.

ARGYLLE ist zu cheesy, die Action zu albern und die CGI-Effekte zu schlecht. Es gibt so viele Wendungen und Überraschungen, dass man kaum hinterherkommt. Der Untertitel könnte auch TWIST – DER FILM lauten. Auf etwas anstrengende Weise macht das eine zeitlang Spaß, aber mit 139 Minuten ist das Ganze entschieden zu lang.

Zum Cast gehören neben Howard, Rockwell und Cavill unter anderem John Cena, Sängerin Dua Lipa, Bryan Cranston, Catherine O’Hara, Samuel L. Jackson. Diese geballte Starpower lässt Kater Alfie allerdings kalt – Berühmtheiten kennt er von zu Hause. Denn im wahren Leben hört er auf den Namen Chip und gehört Regisseur Matthew Vaughns Frau, Supermodel Claudia Schiffer.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Argylle“
GB / USA 2024
139 min
Regie Matthew Vaughn

Argylle

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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JAMES BOND – KEINE ZEIT ZU STERBEN

JAMES BOND – KEINE ZEIT ZU STERBEN

Sag zum Abschied leise Servus. Daniel Craig hat die Schnauze voll, dies ist unwiderruflich sein letzter Bond. Mit etwas Glück wird aus dem Abschiedsschmerz im Laufe der Zeit Vermissen und dann eine schöne Erinnerung. Durch die zahlreichen Verschiebungen hatten die Bond-Fans knapp anderthalb Jahre Zeit, innerlich Abschied zu nehmen. Ursprünglich sollte es bereits im April 2020 geschüttelte Martinis geben. Wenigstens für Daniel Craig eine Erlösung, denn der wollte sich nach seinem letzten Auftritt in „Spectre“ „lieber die Pulsadern aufschneiden, als noch einmal als Bond vor der Kamera zu stehen“. Erst schmale 50 Millionen Pfund Gage konnten ihn überzeugen, ein allerletztes Mal die Walther PPK zu zücken.

Hat sich das lange Warten gelohnt? Großes JA und kleines nein. Es ist natürlich ein Erlebnis, den Film im Kino zu sehen. Die ersten zwei Drittel sind auch wirklich toll. Es gibt zahlreiche charmante Hinweise auf die letzten 24 Filme, der Humor stimmt, Bilder und Musik sind groß. Alles noch besser als erwartet. Nur das letzte Drittel ist, wie schon bei „Spectre“, der Schwachpunkt des Films und macht ihn gefühlte 45 Minuten zu lang.

Zum Inhalt nur so viel: James Bond kommt einem geheimnisvollen Bösewicht auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist. Die Welt muss ein weiteres Mal gerettet werden. 

Fast drei Stunden Zeit nimmt sich Regisseur Cary Joji Fukunaga, die Geschichte von Bond zu Ende zu erzählen. Daniel Craig, der die Rolle des Superspions anfangs mit düsterer Brutalität gespielt hat, nähert sich auf seine alten Tage erfrischenderweise der gehobenen Augenbrauen-Ironie von Roger Moore an. Im 25. Kapitel der Filmreihe hat neben einem wenig überzeugenden Rami Malek als Ober-Schurke auch der in „Spectre“ sträflich unterforderte Christoph „Blofeld“ Waltz einen Kurzauftritt. Die Locations sind wie immer atemberaubend, die Stunts irrwitzig, die Bond-Frauen schön (dass sie nicht mehr Bond-Girls heißen, ist Mit-Drehbuchautorin Phoebe Waller-Bridge zu verdanken) und die Sprüche gewohnt lässig. In einer Top 5 der Craig-Bonds würde „Skyfall“ immer noch Platz 1 belegen. Silber für „Casino Royale“ und „No Time to Die“ direkt dahinter. Insgesamt ein fulminanter und würdiger Abschied aus dem Geheimdienst ihrer Majestät.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „James Bond – No Time To Die“
GB / USA 2020
163 min
Regie Cary Joji Fukunaga
Kinostart 30. September 2021

alle Bilder © Universal Pictures International