BULLET TRAIN

Kinostart 04. August 2022

Wozu mit langen Inhaltsangaben aufhalten, wenn es der Klappentext der Romanvorlage perfekt zusammenfasst: Ein Zug. Fünf Killer. Ein Koffer voller Geld.

Und noch ein typischer Guy-Ritchie-Film, den Guy Ritchie nicht gedreht hat. Das Beste an der Highspeed-Action-Komödie in einem japanischen Schnellzug ist zweifelsohne Brad Pitt als Auftragskiller in Existenzkrise. Regisseur David Leitch bleibt seinem überdrehten Comicstil aus „Atomic Blonde“ und „Deadpool 2“ treu und deckt die ganze Bandbreite von ziemlich lustig bis absolut dämlich ab. „Bullet Train“ ist ein blutiges Gemetzel mit hohem Bodycount, kombiniert mit Selbstironie. Das ist nun wirklich nichts Neues, in diesem Tempo aber wenigstens unterhaltsam.

Dank halbwegs interessanter Charaktere und Dialogen aus dem Tarantino-Handbuch nicht ganz so hirnlos wie befürchtet, aber auch längst nicht so clever, wie es die Macher glauben. Slapstickhaftes Popcornkino für zwei Stunden Eskapismus.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bullet Train“
USA 2022
126 min
Regie David Leitch

alle Bilder © Sony Pictures

Hotel Artemis

MEMBERS ONLY

2028, auf den Straßen von Los Angeles herrscht Bürgerkrieg. Als ein Banküberfall gründlich schiefgeht, schaffen es die angeschossenen Gangster gerade noch schwerverletzt ins Hotel Artemis. Hinter dessen schäbiger Fassade verbirgt sich eine Art Club für Verbrecher in Not, inklusive moderner Klinik. Die Regeln sind ultrastreng und nur registrierten Mitgliedern wird der Eintritt gewährt. Wer der „Nurse“ (Jodie Foster) keinen Code vorzeigen kann, kommt nicht rein. Egal, ob er (oder sie) gerade verblutet. Im Laufe der Nacht checken immer mehr rachdurstige Schwerverbrecher ins Hotel ein. Die Situation gerät zusehends außer Kontrolle.

MACHART

Ausnahmsweise mal kein Prequel, Sequel oder keine Comicverfilmung, sondern eine eigenständige, originelle Geschichte. Auf alt geschminkt, tippelt  Jodie Foster – wie immer hervorragend – durch die endlosen Gänge des Hotels und hält dabei die Geschichte zusammen. Der Film ist schön düster und schafft vom ersten Bild an eine klaustrophobische Stimmung. Das hätte eigentlich für ein etwas schräges, schönes Stück Genrekino gereicht. Doch selbst der ansehnliche Cast (u.a. Jeff Goldblum, Sofia Boutella, Zachary Quinto) kann nicht verhindern, dass der Film im letzten Drittel kippt. Was zunächst wie ein ganz guter Terry-Gilliam-Film daherkommt, wird leider gegen Ende zu einer ausufernden Gewalt- und Splatterorgie.

FAZIT

Originelle Geschichte, tolle Ausstattung, am Ende unnötig viel Gewalt – trotzdem empfehlenswert.

USA, 2018
Regie Drew Pearce
110 min
Kinostart 26. Juli 2018

The First Purge

BLUTIGES PREQUEL

„The First Purge“ erzählt, wie die jährlich wiederkehrenden „zwölf Stunden Gesetzlosigkeit“, oder auch  „The Purge“, begannen. Die Partei des ultrarechten US-Präsidenten (nein, das ist kein Dokfilm) verfügt, dass eine Nacht lang alle Gewalttaten straffrei bleiben. Ohne Konsequenzen, mitmachen kann jeder. Damit soll die Verbrechensrate in den USA für den Rest des Jahres gedrückt werden. Für 5.000 $ sollen sich Freiwillige neonblaue Kontaktlinsen mit integrierter Kamera ins Auge einsetzen, damit das Morden live im Fernsehen übertragen werden kann. Die Bevölkerung will zunächst nicht mitspielen und feiert lieber Straßenfest. Deshalb heizt die Regierung die Gewalt durch gezielte Attacken künstlich an. Was als Sozialexperiment im New Yorker Stadtteil Staten Island beginnt, gerät so rasch außer Kontrolle.

MACHART

Ja, auch dieser Film hat seine Momente. Leider sind die zu kurz und zu selten. In erster Linie wird viel erschossen, aufgeschlitzt, verbrannt und erschlagen. Hauptsache blutrünstig. Dabei bleibt die Spannung zugunsten billiger Schockmomente auf der Strecke. Und auch die pseudo-politische Botschaft verpufft in der unglaubwürdigen Geschichte. Wenigstens gibt’s was zu lachen, wenn auch unfreiwillig. Zum Beispiel,  wenn Held Dmitri (Y’lan Noel) unvermittelt Jacke und Hemd ablegt, um im weißen Tanktop – ganz in alter „Die Hard“-Tradition – in die Schlacht zu ziehen. Mit einem Maschinengewehr bewaffnet, fast größer als er selbst. Auch die deutsche Synchronisation sorgt für Erheiterung, will sie sich doch partout nicht zwischen hipper Jugendsprache, Ghettoslang und gestelztem Schriftdeutsch entscheiden.

FAZIT

Insgesamt ganz schön menschenverachtend und daher dröge.

USA, 2018
Regie Gerard McMurray
112 min