MOMO
Ab 02. Oktober 2025 im Kino
Das ist nur eine von zu vielen Modernisierungen, die der Michael-Ende-Klassiker erdulden muss. Politisch korrekt haben sich unter die grauen Herren nun auch graue Damen gemischt. Momos bester Freund, der Fremdenführer Gigi, heißt jetzt Gino und ist eine Person of Colour. Unnötig zu erwähnen, dass Social Media beim Zeitstehlen eine große Rolle spielt.
Immerhin – die Grundgeschichte bleibt: Die kleine Momo lebt in den Ruinen eines Amphitheaters und hat die besondere Fähigkeit, gut zuzuhören. Doch eines Tages tauchen graue Herren (und Damen) auf und beginnen, den Menschen ihre Zeit zu stehlen. Bald kontrollieren sie die ganze Stadt.
Verstand Michael Ende seine grauen Herren noch als Analogie auf Banken, die sich am Geld ihrer Kunden bereichern, stehen die modernen Zeit-Diebe für die heute allgegenwärtigen Technologien, denen die Menschen freiwillig ihre persönlichen Daten und vor allem ihre Lebenszeit geben.
Die Großproduktion MOMO macht keine Gefangenen. Poesie war gestern – die Neuverfilmung bläst das zarte Ende-Märchen mit Vollgas zum Eventkino auf. Und anfangs funktioniert die Mischung aus Harry Potter meets Matrix meets Star Wars meets Blade Runner sogar. Man schaut sich die feisten Bilder an und denkt: So muss Kino inzwischen wohl aussehen, um die jugendliche Zielgruppe vom Tablet wegzulocken. Doch je länger der Film schnauft und lärmt, desto unsympathischer wird er.
Ein triefender Streicher-Score schmiert jede noch so kleine Emotion zu, und Alexa Goodall schaut unter roter Extentions-Lockenpracht mit großen blauen Augen in die glossy Fantasy-Welt. Wer nach 90 Minuten immer noch nicht begriffen hat, worum es geht, dem erklärt am Ende eine Off-Stimme nochmal, dass Zeit das wichtigste Gut der Menschen ist. Binsenweisheiten, während es rosarote Blütenblätter vom Himmel regnet.
MOMO 2025 ist purer Kitsch, wie ihn selbst Hollywood heutzutage kaum noch produziert. Technisch beeindruckend und hochprofessionell gemacht – klar. Kindern wünscht man trotzdem, dass sie zuerst das Buch lesen oder wenigstens die weitaus werkgetreuere Filmversion von 1986 anschauen mögen. Die neue Momo mag hohen Schauwert haben, doch leider wenig Herz.
INFOS ZUM FILM
Deutschland 2025
91 min
Regie Christian Ditter
alle Bilder © Constantin Film

























