JOY RIDE

JOY RIDE

Ab 24. August 2023 im Kino

EIS AM STIEL 2023: JOY RIDE beweist, dass Frauen genauso dämlich sein können wie Männer.

Die Kritiken zu JOY RIDE sind in den USA überraschend positiv. Da wird das Regiedebüt von Adele Lim als „frech und urkomisch“ und wegen seiner asiatisch-weiblichen und teils nicht-binären Besetzung als „wegweisend“ und „Geschichte schreibend“ gelobt. Hm. Vielleicht gibt es verschiedene Fassungen von JOY RIDE. Die bei uns gezeigte ist nur eine alberne Klamotte mit pubertärem Flachhumor.

Schwer zu ertragender Blödsinn

Der Mädelstrip von vier asia-amerikanischen Freundinnen durch China ist von HANGOVER, BRAUTALARM und diversen Seth Rogen-Komödien (der hier als Produzent fungiert) inspiriert. Nachdem in den letzten Jahren bereits einige all female remakes wie der 2016-er GHOSTBUSTERS oder OCEAN’S 8 an der Kinokasse gefloppt sind, zeigte vor allem der sehr weibliche, sehr asiatische und in Teilen sehr komische CRAZY RICH ASIANS, dass Geschlecht und Hautfarbe für den Erfolg eines Films unmaßgeblich sind. Umso erstaunlicher, dass JOY RIDE im Jahre 5 nach CRAZY RICH ASIANS nun als die große, grenzsprengende Komödie der Zukunft gefeiert wird.

Regisseurin Adele Lim inszeniert den chaotischen Roadtrip mit genreüblichen Party-, Sex- und „verloren gegangenes Gepäck“-Klischees. Der Rest ist schwer zu ertragender Blödsinn. Erwachsene Menschen, die sich wie 13-Jährige benehmen (ein Tintenfischspieß? Witzig, den schieb ich mir mit Fellatiobewegungen in den Mund). Dazu hart am Softporno vorbeischrammende Kopulationsszenen, bei denen die Frauen zum schreienden Höhepunkt kommen, während sich die idiotischen Männer schwerste Verletzungen zuziehen. Wer darüber lachen kann, amüsiert sich auch bei LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE-Filmen.

Emanzipation ist ein zweischneidiges Schwert. Gleiche Rechte für alle ist selbstverständlich. Gleicher Deppenhumor für alle braucht dagegen niemand.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Joy Ride“
USA 2023
95 min
Regie Adele Lim

alle Bilder © Leonine

THE FAREWELL

Oma liegt im Sterben und so versammelt sich die gesamte Familie noch mal zum Abschied nehmen in China. Die Todkranke soll nichts von ihrem baldigen Ableben erfahren, deshalb bekommt sie eine Lüge aufgetischt: Als Grund für das Familientreffen wird die (hastig organisierte) Hochzeit des Enkelsohns vorgeschoben. Eine schwierige Situation, vor allem für die aus New York angereiste Enkeltochter Billi. Der fällt das Lügen besonders schwer, denn sie liebt ihre Nai Nai (Mandarin für Großmutter) über alles. 

„The Farewell“ beginnt mit dem Satz „Basierend auf einer wahren Lüge“. Gleich danach wird ein Telefonat zwischen Billi in New York und ihrer Nai Nai in China gezeigt: 

„Trägst Du eine Mütze?“ „Ja“, sagt Billi beruhigend (natürlich trägt sie keine) 

„Bist Du zu Hause?“ „Ja“, lügt Nai Nai (ist sie nicht, sie ist im Krankenhaus).

Der Mensch lügt bis zu 200 mal am Tag. Ohne Böswilligkeit werden die „white lies“ oder Notlügen ausgesprochen, um den anderen nicht zu beunruhigen oder zu verletzen. In China geht man da noch weiter. Dort wird Todgeweihten selbst von Ärzten aus Respekt bisweilen die Wahrheit verschwiegen.

Sterbende Oma, weinende Enkel, Hochzeit – In den Händen einer weniger fähigen Filmemacherin hätte das ganze auch zu einem Kitschfest ausarten können. Doch Regisseurin Lulu Wang ist ein berührender, witziger und kluger Film über Familiendynamiken geglückt. Gleichzeitig erzählt Wang ihre eigene Geschichte. Auch ihre Großmutter war erkrankt, auch ihre Familie beschloss, die Diagnose zu verheimlichen.

Die Besetzung der Hauptrolle Billi mit der amerikanischen Rapperin Awkwafina ist ein Glücksfall. Nach „Crazy Rich Asians“ zeigt sie hier, dass ihr zurückhaltendes und vielschichtiges Spiel ebenso liegt wie Comedy.

FAZIT

Gute Mischung aus Humor und Drama, gleichzeitig ein warmherziger Einblick in chinesische Familienverhältnisse.

Originaltitel „The Farewell“
USA / China 2019
100 min
Regie Lulu Wang
Kinostart 19. Dezember 2019

HUSTLERS

„Das ganze Land ist ein Stripclub. Auf der einen Seite sind die Leute, die mit dem Geld um sich werfen, auf der anderen Seite die Menschen, die dafür tanzen.“ 

Diese tierschürfende Erkenntnis teilt Stripperin Ramona (Jennifer Lopez) am Ende des Films mit den Zuschauern. Sie muss es wissen, denn mit Arschwackeln und Poledance hat sie es im angesagtesten Club der Stadt weit gebracht. Doch 2008 kommt es zum großen Börsencrash, plötzlich bleiben die spendablen Sugardaddys weg – und damit das Geld. Statt für ein paar Dollar zu tanzen, greift Ramona mit ihrer Freundin Destiny (Constance Wu „Crazy Rich Asians“) zu rabiaten Mitteln. Gemeinsam gründen sie eine Gaunerbande, die die Wall-Street-Kunden mit K.-o.-Tropfen außer Gefecht setzt, um dann deren Kreditkonten leer zu räumen. 

Der Film beruht auf einem Zeitungsartikel, erschienen im New York Magazine 2015. Also fast eine wahre Geschichte. Musik, Drogen, Klamotten, Penthouses – so schön kann das Leben als Stripperin sein. Und ja, für ungefähr eine Stunde ist das auch ganz unterhaltsam anzusehen. Es gibt ein paar lustige Momente und J-Lo sieht wirklich toll aus. Aber das Crime-Drama über Stripperinnen mit Herzen aus Gold ist zu leichtgewichtig. Dauer-Party in allen Varianten, ein paar Gastauftritte von Usher, Cardi B und Lizzo und sich ständig wiederholende Szenen, in denen durchweg unsympathische Scheißkerle um ihr Geld erleichtert werden sind zu wenig für fast zwei Stunden Laufzeit.

FAZIT

Nicht ganz so großartig wie überall behauptet, aber immerhin besser als „Showgirls“.

Originaltitel „Hustlers“
USA 2019
110 min
Regie Lorene Scafaria
Kinostart 28. November 2019