BULLDOG

BULLDOG

Kinostart 02. Februar 2023

Neckisches Versteckspiel, lachend im Gras wälzen, zu tief in die Augen schauen: Man könnte glatt meinen, die beiden wären ein Liebespaar. Aber falsch, es sind Mutter und Sohn. Ödipus lässt grüßen: Bruno ist einundzwanzig und lebt mit seiner nur fünfzehn Jahre älteren Mutter Toni auf Ibiza. Die ungesund enge Beziehung wird gestört, als sich Toni in Hannah verliebt und diese in den gemeinsamen Bungalow einzieht. Bruno passt der unfreiwillige Dreier gar nicht und reagiert eifersüchtig.

Sommerliche Leichtigkeit trifft auf ernstes Thema

Forever Young: Die Haare pink, das Basecap mit dem Schirm nach hinten – Mutter und Sohn verweigern sich dem Erwachsenenleben, hangeln sich mit Gelegenheitsjobs durch. Die beiden haben mit ihrem launischen Teenagerverhalten großes Nervpotenzial. Da fällt es mitunter schwer, Sympathie zu entwickeln. Julius Nitschkoff, Lana Cooper und Karin Hanczewski spielen überzeugend, auch wenn die Dialoge oft klingen, als seien sie den Schauspielern beim Dreh spontan in den Sinn gekommen.

Sommerliche Leichtigkeit trifft auf ernstes Thema. Hätte man die gleiche Geschichte in einer grauen Hochhaussiedlung inszeniert, würde man als Zuschauer nach einer halben Stunde zum Strick greifen. Doch der deprimierende Kampf inmitten prekärer Lebensverhältnisse spielt hier in einer lichtdurchfluteten Ferienanlage. Palmen statt Beton machen BULLDOG zu einem interessanten Debütfilm mit guten Schauspielern, der zwischendurch ein wenig lahmt.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Spanien 2021
95 min
Regie André Szardenings

alle Bilder © missingFILMs

TOUBAB

TOUBAB

Das ist mal echt Pech: Babtou ist gerade aus dem Knast entlassen worden, seine Kumpels veranstalten eine spontane Willkommensparty und Zack – ein dummer Spruch, Schlägerei, Polizei. Die Konsequenzen sind dramatisch: Babtou soll in den Senegal abgeschoben werden, obwohl er in Deutschland geboren wurde und in Frankfurt aufgewachsen ist. Seine einzige Chance: die Heirat mit einer Deutschen. Da sich auf die schnelle keine willige Kandidatin finden lässt, springt Freund Dennis ein. Die neue „schwule“ Liebe sorgt im Hochhaus Ghetto für Ärger und Verwirrung.

Klingt nach alberner Komödie, ist aber ein überraschend guter Film. Natürlich lassen sich ein paar Klischees nicht vermeiden – so sind die beiden deutschen Beamten, die dem jungen Glück eine Scheinehe nachweisen wollen, ein bisschen sehr dick aufgetragen. Und auch auf die penetranten „Ja Mann, Digger, Alter“-Dialoge könnte man gut verzichten. Aber die Geschichte hat Herz, viele gute Momente und vor allem eine tolle Besetzung. Farba Dieng und Julius Nitschkoff spielen die besten Freunde erfrischend unverkrampft und mit dem richtigen Timing für Lässigkeit und Tiefgründigkeit. Für ihre schauspielerische Leistung wurden die beiden mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Regisseur Florian Dietrich wollte einen Film machen, „der nicht elitär ist und trotzdem eine klare politische Botschaft hat: ein bunter, starker, aufrechter Mittelfinger sozusagen.“ Das ist geglückt.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Senegal 2021
96 min
Regie Florian Dietrich
Kinostart 23. September 2021

alle Bilder © Camino