Der Pinguin meines Lebens

DER PINGUIN MEINES LEBENS

Der Pinguin meines Lebens

DER PINGUIN MEINES LEBENS

„Der Club der toten Dichter“ mit Pinguin.

Ab 24. April 2025 im Kino

Da geht man am Strand spazieren, entdeckt einen Pinguin in einer Öllache, reinigt ihn in der Badewanne – und schon hat man einen Freund fürs Leben. So ergeht es zumindest Tom Mitchell. Der zynische Brite unterrichtet Mitte der 1970er-Jahre Englisch und Sport an einem Internat in Argentinien.

Der Pinguin meines Lebens

Es sind unruhige Zeiten: Menschen verschwinden, Bomben explodieren, die Militärdiktatur verbreitet Angst und Schrecken. Doch Mitchell beschließt, den Pinguin mit in seine Schule zu nehmen, und tauft ihn Juan Salvador. Und wie jeder weiß: Hat ein Tier erst einmal einen Namen, ist es für immer als Freund aktiviert – nicht nur laut LOBI AG. Juan Salvador wird für Tom und seine Schüler zum Vertrauten. Pinguine sind schließlich nicht nur elegant gekleidet, sondern auch ausgezeichnete Zuhörer.

Der Pinguin meines Lebens

Dank Juan Salvador, erzieht Tom seine lernschwachen Schüler ganz nebenbei zu besseren Menschen. Hier bleibt der Film ein wenig an der Oberfläche – die Schüler wirken über weite Strecken wie bloße Staffage. Nebenbei verarbeitet Tom seinen eigenen Kummer, hilft seiner Haushälterin, ihre vom Militärregime verschleppte Tochter zu retten, und findet dennoch Zeit für ausschweifende Partywochenenden mit seinem finnischen Kollegen in den Nachtclubs Uruguays.

Der Pinguin meines Lebens

Tierfilm, Charakterstudie, Coming-of-Age-Drama, Politthriller: Immer wenn es zu viel zu werden droht, kriegt der Film elegant die Kurve. Das liegt vor allem an Steve Coogan. Seine Figur ist wunderbar zynisch, very British – und zugleich liebenswert.

Trotz hohem Niedlichkeitsfaktor bleibt DER PINGUIN MEINES LEBENS erstaunlich kitschfrei. Ein Film für Herz und Kopf, rechtzeitig zum Weltpinguintag am 25. April im Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Penguin Lessons“
UK / Spanien 2024
110 min
Regie Peter Cattaneo

Der Pinguin mines Lebens

alle Bilder © TOBIS

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Konklave

KONKLAVE

Konklave

KONKLAVE

Aus gegebenem Anlass:

Der Papst ist tot. Ein neuer muss her. Dazu schließen sich die mächtigsten Führer der katholischen Kirche aus aller Welt im Vatikan ein. Und zwar so lange, bis sich die Mehrheit auf einen Kandidaten geeinigt hat. Dann erst steigt weißer Rauch auf und es heißt „Habēmus pāpam“. Dass es bei so einer Wahl mindestens so intrigant und verlogen wie bei einer US-Präsidentschaftswahl zugeht, ist eine der vielen Überraschungen des hervorragenden Thrillers KONKLAVE.

Konklave

Es ist ein Wunder, dass nach „Im Westen nichts Neues“ nicht auch dieser meisterhafte Film von Edward Berger massenhaft Oscars abgeräumt hat. Allein die Schauspieler hätten alle einen Preis verdient. Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence spielt besser denn je – und das will was heißen. Ganz hervorragend auch Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini – alle in Topform.

Konklave

Umso erstaunlicher, dass nach der Pressevorführung Sätze wie „total konventionell“ oder sogar „stinkend langweilig“ zu hören waren. Wirklich? Krasse Fehlurteile übersättigter Filmjournalisten. KONKLAVE hat das Zeug zum Klassiker und „konventionell“ heißt hier einfach nur: feistes, klassisch gemachtes Kino. Jede Kameraeinstellung, der Score, das liebevolle Sounddesign – da sitzt alles. Natürlich kann man jetzt meckernd Parallelen ziehen, die HBO-Serie „The Young Pope“ käme viel moderner oder gar mutiger daher. Aber der Vergleich hinkt, denn KONKLAVE ist keine bitterböse Satire, sondern im Herzen ein zutiefst intellektueller und unerwartet unterhaltsamer Politthriller.

Konklave

Wer eine Schwäche für „Chef’s Table“ oder generell für das Beobachten von kunstvollen, perfekt choreografierten Prozessen hat, der wird begeistert sein. Selbst vermeintliche Nebensächlichkeiten bekommen hier eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie man sie nur selten im Kino erlebt.

Ja und warum dann nicht die volle Punktzahl? Man kann sich darüber streiten, ob es die große Enthüllung am Ende wirklich braucht. Sie ist übertrieben und vielleicht das einzige Zugeständnis an konventionelle Publikumserwartungen: Zum Schluß braucht’s noch einen Knaller! Aber davon abgesehen ist KONKLAVE großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Conclave“
USA / GB 2024
120 min
Regie Edward Berger

Konklave

alle Bilder © LEONINE Studios

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Was Marielle weiss

WAS MARIELLE WEISS

Was Marielle weiss

WAS MARIELLE WEISS

Ein Kind mit Superkräften: klingt wie der neueste Marvel-Film, ist aber die deutsche Produktion WAS MARIELLE WEISS.

Ab 17. April 2025 im Kino

Ein Albtraum: Nach einer Ohrfeige entwickelt Marielle (Laeni Geiseler) plötzlich telepathische Fähigkeiten. Ohne dabei zu sein, weiß sie alles, was ihre Eltern tagsüber so treiben – vom heftigen Flirt der Mutter (Julia Jentsch) mit einem Kollegen bis zum Versagen des Vaters (Felix Kramer) vor seinen Mitarbeitern. Wie soll man mit der neuen Begabung des Kindes umgehen? Lügen oder alle Wahrheiten auf den Tisch legen?

Was Marielle weiss

Potztausend! Ein gescheiter Film aus Deutschland im Wettbewerb der Berlinale. WAS MARIELLE WEISS ist witzig, klug und gut gespielt. Natürlich geht nicht alles – großes Kino darf man bei einer Co-Produktion des ZDF-Kleinen Fernsehspiels nicht erwarten. Entsprechend TV-gerechet sind die Bilder. Aber der Film überzeugt mit cleverem Drehbuch und straffer Inszenierung. Originell.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
86 min
Regie Frédéric Hambalek

Was Marielle weiß

alle Bilder © DCM

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Drop - Tödliches Date

DROP – TÖDLICHES DATE

Drop - Tödliches Date

DROP – TÖDLICHES DATE

Das etwas andere Date-Movie

Ab 17. April 2025 im Kino

Wird bei einer Pressevorführung Alkohol ausgeschenkt, sollte man misstrauisch werden. Soll da von filmischer Mittelmäßigkeit abgelenkt – oder gleich betäubt werden?

Drop - Tödliches Date

Dabei beginnt DROP – TÖDLICHES DATE ganz harmlos – beinahe wie ein Parship-Werbespot fürs perfekte Date: Die junge, cheerleaderhaft gutaussehende Violet (Meghann Fahy) hat ein erstes Rendezvous im fabelhaften Restaurant „Palate“ – mit atemberaubendem Blick über die Stadt. Der Mann, mit dem sie verabredet ist, weiß zwar, dass sie verwitwet und Mutter eines kleinen Sohns ist, aber nicht, welches emotionale Minenfeld er da gerade betritt. Denn Violets Beziehung zum Vater des Kindes endete in einer Katastrophe: Der Mann war ein brutaler Schläger – und verrückt.

Drop - Tödliches Date

Gerade als sich Violet an der Bar ihren ersten Drink gönnt, ploppen auf ihrem Handy bedrohliche Nachrichten auf. Jemand beobachtet sie – und der Fremde scheint ihr Bewegungsprofil besser zu kennen als ihr Smartphone. Während des Essens mit dem übercharmanten Fotografen Henry (Brandon Sklenar) eskalieren die Anweisungen des anonymen Absenders zunehmend. Violet darf nichts sagen – sonst, so droht der Fremde, bringt er ihren Sohn und ihre babysittende Schwester um.

Drop - Tödliches Date

Was folgt, wird zunehmend irrsinniger und mündet in einem kintoppreifen Finale, so over the top, dass man sich fragt, ob Michael Bay da kurz Regie geführt hat. Das Rad wird hier zwar nicht neu erfunden – aber wer an David Finchers „The Game“ seinen Spaß hatte, wird auch bei DROP – TÖDLICHES DATE bestens unterhalten. Entscheidend ist: Der Thriller ist nervenzerreißend spannend. Man muss sich nur darauf einlassen – und jeden Anspruch auf Realismus hinter sich lassen.

Ein Film aus der Reihe „stupid fun“ – DROP – TÖDLICHES DATE ist pures Entertainment. Und macht sogar ohne Alkohol erstaunlich viel Spaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Drop“
USA 2025
95 min
Regie Christopher Landon

Drop - Tödliches Date

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Warfare

WARFARE

Warfare

WARFARE

Krieg als Albtraum in Echtzeit

Ab 17. April 2025 im Kino

Alex Garland präsentiert nach seinem herausragenden „Civil War“ mit WARFARE eine ganz andere, deutlich realistischere Art von Kriegsfilm. Die Geschichte basiert auf einem Vorfall während des Irakkriegs im Jahr 2006, als ein Zug von Navy SEALs in einem von Aufständischen umzingelten Haus gefangen war.

Warfare

Garland hat sich für WARFARE einen Co-Regisseur an die Seite geholt: den ehemaligen SEAL Ray Mendoza, der die Situation damals aus erster Hand miterlebt hat. Der Film wirft dabei jede konventionelle Lehre des Genres über Bord, verzichtet auf lange Einführungen, Hintergrundgeschichten oder Character Development. Der Zuschauer wird unmittelbar in den nervenaufreibenden Kriegsthriller hineingestoßen. Die Ereignisse laufen nahezu in Echtzeit ab. Entsprechend gibt es keine tiefsinnigen Gespräche zwischen den Männern über ihr Leben vor oder nach dem Krieg; die Dialoge beschränken sich auf technische Kommandos. Dass man dennoch eine emotionale Bindung zu den Figuren aufbaut, ist große Schauspielkunst. Es hilft natürlich, dass Garland hier eine Riege aufstrebender Jungstars vor die Kamera geholt hat, die man alle schonmal in diversen Serien und Filmen gesehen hat: D’Pharaoh Woon-A-Tai, Will Poulter, Kit Connor, Charles Melton, Joseph Quinn und Cosmo Jarvis.

Warfare

Bei dem intensiven, unmittelbaren Kriegserlebnis werden unweigerlich Erinnerungen an „The Hurt Locker“ und „Black Hawk Down“ wach. Das ist nicht unbedingt neu – Ähnliches gab es bereits im Kino zu sehen. Man kann sich also die Frage stellen, was Garland mit seinem Film erreichen will. Die bloße Erkenntnis, dass Krieg schrecklich ist und Amerikaner Helden sind, kann es kaum sein. WARFARE stellt die Erlebnisse einer kleinen Gruppe Soldaten ins Zentrum. Und verfolgt damit vielleicht ein ganz simples Anliegen: eine wahre Geschichte für die Nachwelt festzuhalten – technisch und schauspielerisch beeindruckend umgesetzt. Garland nimmt dem Krieg seine Mythen und zeigt ihn so, wie er für die meisten Soldaten ist – ein Trauma in Echtzeit.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Warfare“
UK 2025
95 min
Regie Alex Garland

Warfare

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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The Amateur

THE AMATEUR

The Amateur

THE AMATEUR

Spionagethriller für Dummies

Ab 10. April 2025 im Kino

Wahrscheinlich lief es so: Rami Malek durfte im letzten Bond-Film den Bösewicht geben – ein in jeder Hinsicht wenig beeindruckender Auftritt. Trotzdem hat der Oscarpreisträger Blut geleckt, wollte beim nächsten Mal aber wohl lieber auf die Seite der Guten wechseln. Im von ihm mitproduzierten Spionagethriller THE AMATEUR spielt Malek nun einen 007 für Anfänger.

The Amateur

Spoilerfrei ist schwer, aber hier ein Versuch: Charlie Heller (Malek) ist ein brillanter Decoder bei der CIA, der irgendwo im autistischen Spektrum lebt. Trotzdem ist er mit einer humorvollen Top-Frau (Rachel Brosnahan) verheiratet. Als diese bei einem Terroranschlag in London ums Leben kommt, schwört er Rache an ihren Mördern. Dass seine Vorgesetzten sich weigern, ihm zu helfen, macht sie in seinen Augen höchst verdächtig. Stets adrett gekleidet und frisiert, begibt sich der amateurhafte Geheimagent auf einen unglaubwürdigen Rachefeldzug quer durch Europa.

The Amateur

Das größte Problem – neben Maleks penetrantem Overacting (manche seiner Grimassen sind so unfreiwillig komisch, dass man kaum glauben mag, dass es davon keinen subtileren Take gab) – ist das Drehbuch von Ken Nolan und Gary Spinelli. Groteske Zufälle häufen sich, und ja, wir werden alle überwacht, aber dass es hochaufgelöste Bilder von jedem Gesicht in jedem noch so abgewinkelten Fleckchen Erde geben soll, ist jenseits von realistisch. Natürlich hat der Computernerd (Maleks Rolle erinnert nicht zufällig an seinen Durchbruch in „Mr. Robot“) innerhalb kürzester Zeit alle Tricks der Geheimagenten drauf und glänzt mit immer elaborierteren Methoden, seine Gegner aus dem Weg zu räumen. Alles klappt wie am Schnürchen, und bald darf der Agent – ganz wie sein Vorbild James – von London über Paris nach Istanbul jetten. Sogar in die Arme einer Frau verschlägt es ihn. Statt Sex gibt’s aber nur Kuscheln; Malek nun auch noch als omnipotenten Stecher zu inszenieren, ging wohl selbst den Drehbuchautoren zu weit.

The Amateur

Überhaupt Malek: Abgesehen von seinem operettenhaften Spiel für die letzte Reihe glaubt man ihm keine Sekunde den glücklichen Ehemann. Das nennt man dann wohl Fehlbesetzung.

Das Schlimmste: THE AMATEUR nimmt sich unerträglich ernst. Eine vertane Chance – mit mehr Humor oder gar Selbstironie inszeniert, hätten das zwei unterhaltsame Kinostunden werden können. Aber so wird das nix mit dem neuen Agenten-Franchise.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Amatuer“
USA 2025
122 min
Regie James Hawes

The Amateur

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Louise und die Schule der Freiheit

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT

Louise und die Schule der Freiheit

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT

Vor 125 Jahren wurde in Frankreich die allgemeine Schulpflicht eingeführt - vor allem zum Unwillen der Landbevölkerung.

Ab 10. April 2025 im Kino

Louise Violet (wie die Farbe) wird aufs Land geschickt, um dort die Kinder der Bauernfamilien zu unterrichten. Doch die Dorfgemeinschaft lehnt die Frau aus der Großstadt ab, die Kinder sollen lieber auf dem Feld arbeiten. Mit viel Geduld und Zuwendung, kann Louise nach und nach die harte Front aufweichen. Doch dann wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Louise und die Schule der Freiheit

Regisseur Éric Besnard ist ein erwiesener Fachmann für Liebeserklärungen an seine Heimat: BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL, À LA CARTE! und DIE EINFACHEN DINGE waren nicht nur gut gemachte, sondern auch in Deutschland sehr erfolgreiche Tragikomödien. LOUISE knüpft daran an, kann sowohl schauspielerisch, wie inhaltlich überzeugen. Alexandra Lamy als robuste Lehrerin und Grégory Gadebois als heimlich verliebter, knurriger Bürgermeister, sowie hervorragend besetzte Nebenrollen machen Louise sehenswert.

Louise und die Schule der Freiheit

Dass es besonders gegen Ende ein bisschen zu gefühlig modern wird, ist wohl dem heutigen Publikumsgeschmack geschuldet. Denn dass ein Kind, das etwas Schlimmes angestellt hat, von seinem Vater tröstend in die Arme genommen wird? Ende des 19. Jahrhunderts hätte es wohl eher eine Tracht Prügel gesetzt.

LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT erzählt vom Ehrgeiz und Mut, den es braucht, etwas zu verändern. Guter Film.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Louise Violet“
Frankreich 2024
108 min
Regie Éric Besnard

Louise und die Schule der Freiheit

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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Eden

EDEN

Eden

EDEN

Die außergewöhnliche Geschichte einer Gruppe von Menschen, die Mitte der 1930er-Jahre alles hinter sich lässt, um ihr Glück auf den Galapagosinseln zu suchen.

Ab 03. April 2025 im Kino

Was tun, wenn man auf eine gottverlassene Insel zieht, auf der es weder Strom noch fließendes Wasser gibt – geschweige denn einen Supermarkt oder gar Krankenhäuser? Am besten vorbeugen: Durch das Ziehen sämtlicher Zähne braucht man zum Beispiel keinen Zahnarzt mehr. Dr. Ritter hat genau das getan, bevor er Mitte der 1930er-Jahre auf die Galapagosinseln übersiedelt. Dort will der Deutsche mit seiner an MS erkrankten Freundin Dore in absoluter Einsamkeit ein philosophisches Manifest verfassen – eine Schrift, die die Menschheit vor dem Untergang bewahren soll. Doch das Eremitendasein währt nicht lange, denn Anhänger seiner Lehre zieht es in das vermeintliche Paradies, um dem Lebensentwurf ihres Meisters zu folgen.

Eden

Da wäre zunächst der pflichtbewusste Weltkriegsveteran Heinz mit seiner jungen Frau Margret und seinem an Tuberkulose erkrankten Sohn. Bald darauf taucht eine kapriziöse Baronin mit zwei Liebhabern im Schlepptau auf, die ein Luxushotel „nur für Millionäre“ auf der Insel errichten will. Die anderen Bewohner sind ihr dabei nur im Weg. Dr. Ritter gefällt das alles gar nicht – aus anfänglicher Abneigung wird bald ein Kampf auf Leben und Tod.

Eden

Das Ungewöhnlichste an diesem ohnehin ungewöhnlichen Film ist der enorme Aufwand, der betrieben wurde, um eine Geschichte, Abseits des Mainstreams zu erzählen. Nicht nur führt mit Ron Howard ein Hollywood-Veteran Regie, der Film sieht auch visuell beeindruckend aus, und den Soundtrack komponierte kein Geringerer als Hans Zimmer. Dazu kommt eine hochkarätige Besetzung mit Jude Law, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Vanessa Kirby und Ana de Armas, die zwar keine besonders herausragende Schauspielerin ist, dafür aber sehr hübsch und ein bisschen wie die kleine Schwester von Gal Gadot aussieht.

Eden

Eine verrückte Geschichte, die nicht in einem öden Kunstfilm erzählt wird, sondern als aufwendig produzierte Hollywoodproduktion. EDEN ist ein fesselndes Drama über böse Menschen und wozu sie unter Druck fähig sind. Dass all das tatsächlich passiert ist, macht es umso faszinierender. Wirklich mal was anderes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eden“
USA 2024
129 min
Regie Ron Howard

Eden

alle Bilder © Leonine

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The Assassment

THE ASSESSMENT

The Assassment

THE ASSESSMENT

In der nahen Zukunft müssen Paare einen Test bestehen, bevor sie Kinder bekommen dürfen – eine Idee, die auch in der Prenzlauer-Berg-Realität sinnvoll erscheint.

Ab 03. April 2025 im Kino

„Companion“, „Baby to go“, „Dream Scenario“, „Little Joe“, „Press and play Love again“ und nun THE ASSESSMENT. Man möchte die Leser ja nicht mit dem einhundertzwanzigsten Vergleich zur britischen Serie „Black Mirror“ langweilen – aber was soll man machen, wenn mit THE ASSESSMENT der einhundertzwanzigste Film in die Kinos kommt, der sich wie eine Doppelfolge der dystopischen Serie anfühlt?

The Assassment

Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel) halten sich für die perfekten Eltern, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während sie naturverbunden in einem Gewächshaus an Pflanzen experimentiert, zieht er sich regelmäßig in virtuelle Welten zurück, um dort möglichst lebensechte Haustiere zu erschaffen. Über ihre Eignung als Eltern entscheidet eine sogenannte „Gutachterin“. Virginia (Alicia Vikander) quartiert sich für sieben Tage bei den beiden ein und stellt ihnen unbequeme Fragen.

The Assassment

Eine der vielen cleveren Ideen des Films: Ab Tag zwei verhält sich Virginia wie ein Albtraum-Kleinkind – inklusive aller dazugehörigen Schrecken. Schließlich sollen Mia und Aaryan beweisen, dass sie auch in Stresssituationen die Nerven behalten. Alicia Vikander spielt diese nervtötende Göre im Erwachsenenkörper großartig.

The Assassment

Neben der starken Besetzung ist es vor allem das ungewöhnliche Setting, das THE ASSESSMENT zu einem besonderen Film macht. Statt in einer aalglatten Zukunftswelt spielt ein Großteil der Geschichte auf einer rauen, kanarisch anmutenden Insel in einem minimalistischen 60er-Jahre-Haus – gespickt mit modernem Hightech-Schnickschnack. Das Drehbuch nutzt dabei das Sci-Fi-Genre geschickt, um relevante Themen wie Klimawandel, Elternschaft und Elitedenken anzusprechen.

Problematisch ist allein das nicht enden Wollende. Der Film ist in sieben Kapitel unterteilt – eins pro Testtag. Eine ohnehin unglückliche Struktur, denn egal, wie spannend die Geschichte ist, das strikte Abarbeiten dieser Kapitel sorgt eher für Ermüdung. Immerhin überraschend: Nach dem siebten Kapitel ist nicht Schluss. Stattdessen beginnt fast ein neuer Film, das Setting wechselt, die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Das hätte locker für zwei „Black Mirror“-Folgen gereicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Assessment“
GB / Deutschland / USA 2024
114 min
Regie Fleur Fortuné

The Assessment

alle Bilder © capelight pictures

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Funny Birds

FUNNY BIRDS

Funny Birds

FUNNY BIRDS

Wenn Catherine Deneuve draufsteht und der Film im Original „Au fil des saisons“ heißt, erwartet man eine leichte, sommerliche Komödie. Falsch gedacht. FUNNY BIRDS ist eine Darmödie, die aus unerfindlichen Gründen in den USA spielt.

Ab 27. März 2025 im Kino

Laura (Andrea Riseborough) betreibt mitten im Nirgendwo eine Hühnerfarm. Doch als sie an Krebs erkrankt, muss sich ihre Tochter Charlie (Morgan Saylor) um die Tiere kümmern. Die hat allerdings ganz andere Pläne: Sie will Finanzwesen studieren und kann mit Biohühnern nichts anfangen. Dann taucht auch noch die französische Großmutter (Catherine Deneuve) auf, mit der die kranke Tochter noch ein Hühnchen zu rupfen hat (pun intended).

Funny Birds

Schlechte Drehbücher können manchmal von guten Schauspielern gerettet werden. Doch wenn dazu eine ideenlose Regie und ein uninspirierter TV-Look kommen – nun ja, selbst Madame Deneuve kann nicht zaubern. Die Geschichte dieser drei Frauen, die sich wiederfinden, annähern und lernen, sich zu lieben, hätte tiefgründig und bewegend sein können. Doch stattdessen verzettelt sich FUNNY BIRDS in einer uninteressanten Nebenhandlung über die Hühnerpest.

Funny Birds

Flache Dialoge, zähes Tempo und unglaubwürdige Entwicklungen tun ihr Übriges: So verwandelt sich die genervte Wirtschaftsstudentin, die das Landleben verabscheut, innerhalb weniger Tage in einen Voll-Öko. Die Mutter, zunächst als freigeistige Hippie-Seele gezeichnet, entwickelt plötzlich ein Problem mit Kiffen – und dass der Freund der 20-jährigen Tochter bei ihr übernachten will? Ausgeschlossen! Selbst eine Luftmatratze im Arbeitszimmer ist moralisch höchst bedenklich.

Funny Birds

Erstaunlich, dass es sich beim Regieduo Hanna Ladoul und Marco La Via um zwei erst 34-Jährige handelt. Ihr Film ist so zopfig und mutlos inszeniert, dass man eher einen kurz vor der Pension stehenden ZDF-Regisseur dahinter vermuten würde. Die überraschungsfreie Familiengeschichte bleibt in einem Austausch von Banalitäten stecken und wirkt über weite Strecken fade. Nichts fühlt sich echt an. FUNNY BIRDS bleibt ein flacher Fernsehfilm, der allenfalls für Hühner- und Deneuve-Fans zu empfehlen ist.

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Originaltitel „Au fil des saisons“
Belgien / Frankreich 2023
93 min
Regie Hanna Ladoul und Marco La Via

Funny Birds

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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The End

THE END

The End

THE END

Was passiert, wenn Schauspieler in theaterhaften Kulissen seltsame Dinge tun und dabei singen? Es entsteht – im besten Fall – Kunst.

Ab 27. März 2025 im Kino

Nach der großen Apokalypse: Eine reiche Familie lebt mit ein paar Freunden in einer Salzmine, abgeschottet in einem luxuriösen Bunker. Das ist so seltsam, wie es klingt. Man spielt „normales Leben“, hängt Kunstwerke auf, kocht, bastelt, feiert Neujahr. Der fünfundzwanzigjährige Sohn kennt nichts anderes, hat die Außenwelt noch nie gesehen. Als eines Tages ein junges Mädchen auftaucht, gerät das Gleichgewicht der Familie ins Wanken. Die scheinbare Idylle beginnt zu bröckeln.

The End

Trotz seines Titels ist THE END nahezu endlos. 149 Minuten stellen die Geduld der Zuschauer auf die Probe. Aber so ist das mit Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, und manchmal auch aushalten. Das Problem ist, dass THE END nicht genug Story hat, um seine Laufzeit zu rechtfertigen.

The End

Obwohl die Ausgangssituation absurd genug ist, hätte dem Film ein Schuss Wahnsinn gutgetan. Stattdessen bleibt es eine fast konventionelle Tragikomödie – immerhin mit beeindruckenden Sets und einer Top-Besetzung: Tilda Swinton, sowieso immer gut, George Mackay, der junge Soldat aus „1917“, und der herausragende Michael Shannon.

The End

Dazwischen gibt es jede Menge Gesangseinlagen. Ob das nun Sinn ergibt oder nicht. Wer Adam Driver mit einer Holzpuppe auf dem Arm in „Annette“ hat singen hören, fragt nicht mehr nach Sinn oder Unsinn. Eine Wohltat immerhin: Die Songs in THE END sind zwar nicht besonders catchy, klingen aber endlich einmal nicht wie die generischen Musicalnummern der Disneyfilme.

The End

Regisseur Joshua Oppenheimer gibt hier sein Spielfilmdebüt. Bekannt wurde er durch seinen außergewöhnlichen und mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Act of Killing“ über die Massaker in Indonesien Mitte der 1960er-Jahre. Mit THE END wagt er ein Experiment, das nicht ganz aufgeht – aber definitiv mal etwas anderes ist. Ein Endzeit-Musical, nicht für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne zu empfehlen.

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Originaltitel „The End“
Dänemark / Deutschland/ Irland / GB 2024
148 min
Regie Joshua Oppenheimer

The End

alle Bilder © MUBI

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Beating Hearts

BEATING HEARTS

Beating Hearts

BEATING HEARTS

Schon jetzt der beste Film des Jahres.

Ab 27. März 2025 im Kino

Alle paar Jahre kommt ein Film in die Kinos, bei dem einfach alles stimmt. „L’amour ouf“ (Originaltitel) ist so einer: Großartig gespielt, toller Soundtrack und – auch wenn man es mit Superlativen nicht übertreiben sollte – einer fantastischen Kamera!

Beating Hearts

Es geht um die Liebe – worum auch sonst? Nordfrankreich, in den 80er Jahren: Jackie, ein fleißiges Schulmädchen, und Clotaire, ein rebellischer Kleinganove, könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Jackie pflichtbewusst ihre Hausaufgaben macht, hängt Clotaire mit seinen Kumpels auf der Straße ab. Der Zufall führt die beiden Teenager zusammen, und sie verlieben sich Hals über Kopf. Doch als Clotaire für lange Zeit im Gefängnis landet, verlieren sie sich aus den Augen. Erst als Erwachsene treffen sie sich Jahre später wieder.

Beating Hearts

Zwischen Brutalität, Poesie und herzzerreißender Liebe erzählt BEATING HEARTS die Geschichte von Romeo und Julia – in einer modernen Variante. Der Film ist ein regelrechter Rausch: wild, leidenschaftlich, atemberaubend.

Beating Hearts

Regisseur Gilles Lellouche hat über zehn Jahre lang versucht, Neville Thompsons Roman zu verfilmen. Die Vorbereitungszeit zahlt sich aus. BEATING HEARTS ist durchdacht und präzise. Kein schlampiges Drehbuch, keine überflüssigen Szenen, dafür jede Menge originelle Einfälle und überraschende Wendungen.

Beating Hearts

Neben den etablierten Stars Adèle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“) und François Civil („Die drei Musketiere“) überzeugen vor allem die jungen Darsteller Mallory Wanecque und Malik Frikah. Ihre Leistung ist schlicht sensationell.

Ein magisches, großes Kinoerlebnis. Ein Meisterwerk.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „L’amour ouf“
Frankreich 2024
160 min
Regie Gilles Lellouche

Beating Hearts

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Riff Raff

RIFF RAFF

Riff Raff

RIFF RAFF

Ein Film, der wirkt, als hätte er jahrelang im Giftschrank gelegen und aus unerfindlichen Gründen doch noch den Weg ins Kino gefunden.

Ab 27. März 2025 im Kino

Es ist einer dieser Filme, bei denen im Abspann normalerweise „Alan Smithee“ als Pseudonym für den Regisseur steht. Erstaunlicherweise gibt es Dito Montiel wirklich. Die Existenz von RIFF RAFF lässt sich auf verschiedene Weise erklären: Vielleicht wurden die Beteiligten erpresst. Vielleicht haben Drehbuchautor, Regisseur und Produzent zusammen gekokst. Vielleicht mussten alte Knebelverträge erfüllt werden. Oder vielleicht gab es mal eine gute Version des Films – bevor untalentierte Leute den Director’s Cut in die Hände bekamen und ihn komplett zerhackten.

Riff Raff

Eine Familie will Silvester in ihrem Wochenendhaus verbringen. Alles schön gemütlich – bis der Sohn aus erster Ehe mitsamt schwangerer Freundin und der Ex-Frau des Vaters auf der Matte steht. Dummerweise hat er ein mordlustiges Gangsterduo im Schlepptau. Irgendjemand hat hier definitiv zu viele Tarantino- und Coen-Brothers-Filme gesehen. Aber clevere, wortgewandte Dialoge zu schreiben, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Drehbuchautor John Pollono jedenfalls nicht. Dazu kommt ein miserables Timing und ein durch unelegante Rückblenden zerstückelter Erzählfluss.

Riff Raff

Bill Murray, Pete Davidson, Jennifer Coolidge und Ed Harris – man sollte meinen, dass die Zusammenarbeit so vieler talentierter Menschen zumindest ein halbwegs unterhaltsames Ergebnis hervorbringt. Doch RIFF RAFF fehlt es an Humor, Spannung und vor allem Originalität. Dass es trotzdem ein, zwei passable Gags gibt, bleibt bei so einer Besetzung nicht aus. Auch ein blinder Drehbuchautor findet mal ein Korn.

Bei Rotten Tomatoes hat RIFF RAFF eine 69 % positive Bewertung. Warum? Gibt es noch eine andere Version des Films?

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Originaltitel „Riff Raff“
USA 2024
103 min
Regie Dito Montiel

Riff Raff

alle Bilder © Splendid Film

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Das Licht

DAS LICHT

Das Licht

DAS LICHT

Schon Kate Bush wusste: „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Tom schmeißt für sein neues Werk die große Tykwer-Maschine an.

Ab 20. März 2025 im Kino

Pseudotiefsinnige Gespräche, märchenhafte Berlin-Realität im Dauerregen und ein kryptischer roter Faden – irgendwas mit Gespenstern und Flüchtlingen – sind die Versatzstücke dieses zwischen Kitsch, Blödsinn und Genialität schwankenden Films.

Das Licht

DAS LICHT erzählt von einer Berliner Familie im Zerfall. Tim (Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) leben entfremdet, ihre fast erwachsenen Zwillinge Frieda und Jon bewegen sich ebenfalls in eigenen Welten — Frieda mit politischen Aktionen, Jon in virtuellen Realitäten. Das Auftauchen der syrischen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) verändert das Familiengefüge komplett.

Das Licht

Die Zutaten: viel – nein, sehr viel Dialog, eine Zeichentricksequenz, eine Musicaleinlage, die aussieht, als hätte ein Filmstudent versucht, „La La Land“ zu kopieren, und eine schamlos von der genialen Burberry-Kampagne (hier der Link zum Original) geklaute „Menschen-fliegen-durch-die-Luft“-Szene. Tykwer nimmt, was ihm gefällt und zitiert sich dabei selbst – dazwischen flackert eine geheimnisvolle Lampe. Hokus Pokus Fidibus. Nur Sinn ergibt das selten bis gar nicht. DAS LICHT ist das filmische Äquivalent zu einem bekifften WG-Diskussionsabend mit viel Alkohol und LSD-Trips, bei dem alle mal was sagen dürfen. Man kann sich darauf einlassen und Tykwers Mut bewundern – langweilig ist es jedenfalls nicht – oder sich einfach nur wundern. So oder so lässt es einen am Ende ratlos zurück.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
162 min
Regie Tom Tykwer

Das Licht

alle Bilder © X Verleih

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The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

Was könnte besser sein als Robert De Niro in der Rolle eines Mafia-Bosses? Vielleicht zweimal Robert De Niro in der Rolle von zwei Mafia-Bossen?

Ab 20. März 2025 im Kino

Wie „Goodfellas“ und „Casino“ basiert auch THE ALTO KNIGHTS auf einer wahren Begebenheit. Im Mittelpunkt stehen zwei der mächtigsten Mafia-Bosse New Yorks der 1950er Jahre: Vito Genovese und Frank Costello (beide gespielt von Robert De Niro). Ehemals Kindheitsfreunde, werden sie später zu erbitterten Gegnern.

The Alto Knights

Natürlich ist De Niro so gut in der Rolle, dass man die Doppelbesetzung schnell akzeptiert. Schließlich hat er das schon tausendmal gespielt. Allerdings bleibt die Frage: Warum? Hatte sonst niemand Zeit? Oder war es genau diese Herausforderung, die die Rolle für den Oscarpreisträger erst interessant gemacht hat? Joe Pesci hätte Vito ebenso gut spielen können – zumal De Niro ihn mit dessen nörgeliger, unterdrückter Wut beinahe kopiert. Es gibt tatsächlich keinen zwingenden Grund für dieses Doppelte-Lottchen-Gimmick, denn die Figuren sind nicht einmal miteinander verwandt.

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS fügt dem Genre nichts Neues hinzu. Ein schön altmodisch gemachter Gamgsterfilm mit leichtem Hang zur Übererklärung: Regisseur Levinson irritiert mit dem Kunstgriff, Dialoge zu wiederholen – so, als wolle er sicherstellen, dass auch wirklich jeder verstanden hat, worum es geht. Bei der zunehmenden Aufmerksamkeitsstörung des heutigen Publikums vielleicht keine schlechte Idee.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Alto Knights“
USA 2025
123 min
Regie Barry Levinson

The Alto Knights

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Warum SCHNEEWITTCHEN ein starkes Plädoyer für die Abschaffung von Social Media ist.

Ab 20. März 2025 im Kino

Na gut, vielleicht nicht der Film selbst, aber das Drumherum. Das sinnlose Aufregen über Nichtigkeiten und die ungefilterte Meinung aller dazu nervt. Zum Beispiel: Obwohl die Brüder Grimm 1812 in ihrem Märchen klar und deutlich schreiben, dass Schneewittchens Haut „so weiß wie Schnee“ sei, erdreistet sich Disney 2025, die Titelrolle mit einer leicht pigmentierten Latina-Schauspielerin zu besetzen. Skandal! Finden jedenfalls die Trolle im Internet. Eine lachhafte Diskussion über Hautfarbe entbrennt noch bevor die Dreharbeiten begonnen haben.

Den nächsten vermeintlichen Aufreger bringt dann Hauptdarstellerin Rachel Zegler mit der Aussage, die Disney-Zeichentrickvorlage von 1937 sei sexistisch und nicht mehr zeitgemäß. Denn das Frauenbild von der zarten Prinzessin, die vom holden Prinzen gerettet werden muss, sei alles andere als modern. Wo sie recht hat, hat sie recht. Für die Internetgemeinde trotzdem ein Grund, Zegler für ihre Kritik am Klassiker mit Hass und Häme zu überschütten.

Schneewittchen

Dass die sieben Zwerge nicht von echten Kleinwüchsigen gespielt werden, regte dann den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage gehörig auf – die Darstellung „von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“, sei rückwärtsgewandt. Lieber Peter, it’s a fairy-tale. Das sollte jemand, der den auf Svartalfheim lebenden, Schwerter schmiedenden Riesenzwerg Eitri in „Avengers: Infinity War“ spielt, wissen.

Und die Forderung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die Hamas-Geiseln freizulassen, war dann die nächste Schnappatmungs-Schlagzeile – die zwar rein gar nichts mit dem Film zu tun hat, aber gut in das gesamtschwurblerische Weltbild der Wutbürger passt.

Schneewittchen

Halten wir fest: Social Media war vielleicht mal eine gute Idee, ist aber mittlerweile zu einem Terrorinstrument geworden. Bei SCHNEEWITTCHEN ist Disney inzwischen so panisch, dass kaum Werbung für den Kinostart gemacht wird: Bloss nicht noch irgendwen verärgern. Und der Film? Ist eine komplette Plastikproduktion, die so auch als Werbefilm für den neuesten Ride in Disney-World laufen könnte. Bei dem künstlichen Aussehen der computergenerierten Sets und Figuren (die sieben Zwerge und zahllose putzige Waldbewohner stammen aus dem Rechner) fragt man sich, warum die Diskussion um KI so hysterisch geführt wird – der Weg zu überzeugendem Realismus scheint noch weit. Konsequent, dass auch die echten Schauspieler durchweg wie geairbrusht aussehen.

Schneewittchen

Das Beste an SCHNEEWITTCHEN ist seine Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Ansonsten bietet der Film nicht eine neue visuelle Idee, dafür unheimlich aussehende Computerzwerge. Die Songs klingen wie tausend andere Musicalsongs vor ihnen – glattgebügelter Mainstream in Reinform. Jede Generation hat die Märchen, die sie verdient. So gesehen passt die zu Tode gefilterte Disney-Neuverfilmung perfekt in unsere TikTok-Zeiten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Snow White“
USA 2025
108 min
Regie Marc Webb

Schneewittchen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Niki de Saint Phalles

NIKI DE SAINT PHALLE

Als „Terroristin der Kunst“ schreibt Niki de Saint Phalle Geschichte. Jetzt kommt ein Biopic über die Schöpferin der berühmten „Nana“-Figuren in die Kinos.

Ab 20. März 2025 im Kino

Berühmt wurde sie mit einer weißen Leinwand und einem Gewehr: Indem sie auf ihre eigenen Werke schoss, hinter der Leinwand versteckte Farbbeutel zum Platzen brachte und die Farbe „ausbluten“ ließ, schuf sie provozierende Kunstaktionen. Genial und radikal zugleich. Bildhauerin, Malerin, Illustratorin, Filmemacherin, Schauspielerin, Model – Niki de Saint Phalle war ein wahres Multitalent. Doch der Weg zu ihrem künstlerischen Durchbruch war steinig und geprägt von persönlichen Herausforderungen.

Niki de Saint Phalles

Fast ihr ganzes Leben ist überschattet von inneren Kämpfen, ausgelöst von traumatischen Kindheitserlebnissen. Erst 1994, wenige Jahre vor ihrem Tod, offenbart sie in einem Buch den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater – ein erschütterndes Ereignis, das ihre Jugend zerstört und die erwachsene Frau immer wieder ins Bodenlose stürzen lässt.

Niki de Saint Phalles

Ein Besuch in einem Museum ohne Bilder: keine Nanas, keinen Jardin des Tarots in der Toskana, keine Shooting Paintings. Der Film NIKI DE SAINT PHALLE zeigt kein einziges ihrer ikonischen Kunstwerke. Eine zwiespältige Entscheidung. Besonders weil die großformatigen Skulpturen so monumental und farbenfroh sind – also wie geschaffen für opulente Kinobilder.

Niki de Saint Phalles

Stattdessen hat Regisseurin Céline Sallette ein eher konventionelles, stellenweise etwas langatmiges Biopic gedreht, das bedauerlicherweise genau dort endet, wo es künstlerisch spannend wird. Was den Film trägt, sind die exzellenten Darstellerleistungen, allen voran die kanadische Schauspielerin Charlotte Le Bon in der Titelrolle.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Niki“
Frankreich / Belgien 2024
98 min
Regie Céline Sallette

Niki de Saint Phalles

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

Wenig glamourös: Pamela Anderson überzeugt als alterndes Las-Vegas-Showgirl

Ab 20. März 2025 im Kino

Der amerikanische Traum ist tot – ebenso wie die letzte Showgirl-Revue in Las Vegas. Drei Jahrzehnte lang hat Shelly (Pamela Anderson) in Federn und Strass das Tanzbein geschwungen. Doch der Geschmack des Publikums hat sich verändert, und die „Razzle Dazzle Show“ steht kurz vor dem Aus. Eine Gelegenheit für Shelly, mit ihrer besten Freundin Annette (Jamie Lee Curtis) und zahlreichen selbstgemixten Margaritas über die Ungerechtigkeiten des Lebens zu philosophieren. Doch dann steht eines Tages Shellys entfremdete Tochter vor der Tür und fordert eine Aussprache.

The Last Showgirl

Vor genau dreißig Jahren kam der Film „Showgirls“ in die Kinos. Gia Coppolas THE LAST SHOWGIRL hat damit etwa so viel gemeinsam wie das Literarische Quartett mit dem Dschungelcamp. Während Verhoevens Film aus den 1990er-Jahren Trash in Reinkultur war, ist THE LAST SHOWGIRL eine anspruchsvolle, manchmal auch fordernde Auseinandersetzung mit den Tiefen der amerikanischen Seele.

The Last Showgirl

Die lose Erzählstruktur, durchbrochen von Musiksequenzen, in denen sich Pamela Anderson durch das glitzernde Sonnenlicht von Las Vegas treiben lässt, verleiht dem Film den Charme eines kunstvollen Studentenprojekts. Allerdings eines mit hochkarätiger Besetzung: David Bautista – hier mit Haaren und ungewohnt sensibel –, Kiernan Shipka, die als junge Tänzerin eine deutlich bessere Figur macht als zuletzt in der Rolle der bösen Hexe im Weihnachts-Schundfilm „Red One“, Jamie Lee Curtis, dank Perücke und Grusel-Make-up erst auf den zweiten Blick zu erkennen und natürlich Pamela Anderson: Wie Demi Moore kürzlich in „Substance“, hat auch die ewige Ex-Baywatch-Nixe und bekennende Make-up-Verweigerin (zumindest im Privatleben) in THE LAST SHOWGIRL endlich eine Charakterrolle gefunden, die sie als ernstzunehmende Schauspielerin etabliert.

The Last Showgirl

Inszenatorisch läuft Coppolas Film nicht ganz rund. Bei einer erstaunlich kurzen Laufzeit von 85 Minuten stellt sich zwischendurch immer wieder Langeweile ein – denn allzu viel passiert nicht. Der Film ist mehr eine Beobachtung sozialer Realitäten im Stil des modernen US-Kinos als ein klassisch erzähltes Drama. Dennoch lohnt sich das Anschauen vor allem wegen der Schauspielerinnen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Last Showgirl“
USA 2024
85 min
Regie Gia Coppola

The Last Showgirl

alle Bilder © Constantin Film

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Köln 75

KÖLN 75

Köln 75

KÖLN 75

Es ist das meistverkaufte Soloalbum eines Jazzmusikers: The Köln Concert von Keith Jarrett. Vor genau 50 Jahren entstand die legendäre Aufnahme, die in keinem gut sortierten Intellektuellenhaushalt fehlen darf. Nun bringt der Spielfilm KÖLN 75 unter der Regie von Ido Fluk die Geschichte hinter dem Konzert auf die Leinwand – oder besser gesagt: das, was davor geschah.

Ab 13. März 2025 im Kino

Wer sich allerdings auf Szenen des eigentlichen Konzerts freut, wird enttäuscht: Statt entrückter Klavierklänge gibt es nur die turbulenten Vorbereitungen und jede Menge Beinahekatastrophen zu sehen. Denn von Jarretts Köln Concert hört man im gesamten Film genau: nichts. Stattdessen dreht sich alles um die schier endlosen Herausforderungen, die die 18-jährige Veranstalterin Vera Brandes (Mala Emde) bewältigen muss.

Köln 75

Gegen den ausdrücklichen Willen ihres Vaters (Ulrich Tukur) und auf eigenes Risiko wagt sich Vera an die Mammutaufgabe, ein Konzert des Jazzgenies Keith Jarrett (John Magaro) in der Kölner Oper zu organisieren. Doch alles, was schiefgehen kann, geht schief. Anstelle des geforderten Bösendorfer Imperial Konzertflügels steht ein kleiner, verstimmter Stutzflügel bereit – mit klemmendem Pedal und kaputten Tasten. Jarrett droht mit Absage.

Köln 75

Der Film erzählt letztlich zwei (fast wahre) Geschichten. Die erste, die von Vera, bietet solides Unterhaltungskino – konventionell inszeniert, mit stellenweise etwas zu aufdringlich ausgestatteten 70er-Jahre-Kulissen. Die zweite, über den Ausnahmekünstler Keith Jarrett, ist deutlich spannender. Jarrett, pleite und von Rückenschmerzen geplagt, tourt mit seinem Manager in einem klapprigen Auto durch Europa. Begleitet wird er vom amerikanischen Journalisten Michael Watts (Michael Chernus), der unbedingt ein Interview führen möchte.

Köln 75

Besonders eindrucksvoll: eine fulminante Szene, in der Watts die vierte Wand durchbricht und im Schnelldurchlauf den Zuschauern erklärt, was „Jazz“ eigentlich ist – und warum Keith Jarrett ein absolutes Genie ist. Allein für diese Sequenz lohnt sich der Film.

KÖLN 75 schwankt zwischen zwei unterschiedlichen Tonlagen. Trotz der stilistischen Unentschlossenheit: sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Belgien / Polen 2024
116 min
Regie Ido Fluk

Köln 75

alle Bilder © Alamode Film

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Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Spionagethriller steht drauf, Psychogramm ist drin. Preisgekrönter Film über die Folteropfer des Assad-Regimes.

Ab 13. März 2025 im Kino

Assad-Regime? War da was? Man könnte Jonathan Millet bedauern, dass sein Film ausgerechnet jetzt in die Kinos kommt, wo der mörderische Diktator und seine Schergen in die Flucht geschlagen wurden. Doch das wäre zu oberflächlich, denn DIE SCHATTENJÄGER handelt von den Spätfolgen.

Die Schattenjäger

Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge hat ein geheimes Netzwerk gegründet. Ihr Ziel: die untergetauchten Kriegsverbrecher ausfindig zu machen und sie vor Gericht zu stellen. Der junge Hamid glaubt, in einem Kommilitonen an der Universität seinen früheren Folterer zu erkennen. Da er nur dessen Stimme und Geruch kennt, muss er sich allein auf seine Intuition verlassen. Doch was ist Wahrheit, was Einbildung?

Die Schattenjäger

Agenten, die aus dem Untergrund agieren, um Bösewichte zur Strecke zu bringen? Aus diesem Stoff hätte sich genauso gut ein actionreicher James-Bond-Film machen lassen. Regisseur Jonathan Millet interessiert sich jedoch mehr für das gebrochene Innenleben seines Protagonisten (sensationell: Adam Bessa). Statt Autojagden und geschütteltem Martini gibt es einen slow burner, der weniger an 007 und mehr an die Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld oder Simon Wiesenthal erinnert.

Die Schattenjäger

DER SCHATTENJÄGER ist ein langsam – um nicht zu sagen: sehr langsam – erzählter Film, der, obwohl wenig passiert, einen starken Sog entwickelt. Ein leiser Spionagethriller ohne Sensationslust. Spannend.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Les Fantômes“
Frankreich 2024
105 min
Regie Jonathan Millet

Die Schattenjäger

alle Bilder © IMMERGUTEFILME

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Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Brasilien hat eine bewegte und teils unrühmliche Geschichte. In FÜR IMMER HIER geht es um ein besonders düsteres Kapitel: Die Militärdiktatur der 1970er-Jahre.

Ab 13. März 2025 im Kino

Das Leben könnte dank Haus am Strand und Kindermädchen kaum besser sein. Der Vater erfolgreicher Architekt, die Mutter eine selbstbewusste Frau, drei Töchter, ein Sohn plus Hund. Schwimmen, Partys, Tischfußball. Doch dann der Riss: Bewaffnete Regierungsbeamte stehen vor der Tür, durchsuchen die Wohnung, nehmen den Vater mit zum Verhör. Kurz darauf werden auch die Mutter und eine der Töchter ins Gefängnis verschleppt. Die Befragung streckt sich erst über Stunden, dann über Tage. Danach ist nichts mehr, wie es war.

Für immer hier

Die Vorlage liefert Marcelo Rubens Paivas Bestseller „Ainda estou aqui“. Im MIttelpunkt steht die Mutter, Eunice, hervorragend gespielt von Fernanda Torres. Walter Salles Film nimmt sich alle Zeit der Welt, das Familienleben davor zu zeigen. Umso härter trifft dann die Katastrophe.

Für immer hier

Die Willkür, die Gewalt, die Ungerechtigkeit – es macht auch 50 Jahre später noch wütend. Das Ganze ist noch schwerer auszuhalten, da es sich bei FÜR IMMER HIER um eine wahre Geschichte handelt. Bis 1985 dauerte die Militärdiktatur, erst dann wurde Brasilien zu einer Demokratie.

Für immer hier

FÜR IMMER HIER ist schon wieder ein Film, bei dem man die letzte halbe Stunde schwänzen sollte. Der wie drangehängt wirkende letzte Akt ist eine brave Pflichterfüllung gegenüber der Realität, denn das Leben ging natürlich weiter: Es folgt ein Abhaken – dann passierte das, dann das und dann das. Zusätzlich irritieren neue Darsteller, die die mittlerweile erwachsenen Kinder spielen. Der Anfangs beeindruckende Film wird gegen Ende leider schwach.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ainda estou aqui“
Brasilien 2025
137 min
Regie Walter Salles

Für immer hier

alle Bilder © DCM

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Mickey 17

MICKEY 17

Mickey 17

MICKEY 17

Bong Joon-hos neuer Film: Der ganz große Wurf wie der Oscar-gekrönte „Parasite“ ist es nicht geworden.

Ab 06. März 2025 im Kino

Der Regisseur kehrt zu seinen Wurzeln zurück und hat mit MICKEY 17 eine Science-Fiction-Groteske gedreht, die an seinen Film „Snowpiercer“ erinnert. Jonn-hos neuer Film ist eine Abrechnung mit Kolonialismus und falschen Führern. Dabei beweist die Satire viel Mut zum Klamauk und hat Freude am feisten Blockbusterkino.

Mickey 17

♻️ Recycling 2.0: Mickey Barnes ist ein sogenannter „Expendable“ – ein Typ, der bei lebensgefährlichen Aufgaben im Weltraum stirbt und danach als Klon einfach neu ausgedruckt wird. Siebzehn Mal schon. Als das Kolonistenschiff Drakkar den eisigen Planeten Niflheim erreicht, stürzt Mickey 17 in eine Gletscherspalte – und wird von einer Alien-Lebensform gerettet. Zurück an der Basis macht er eine schockierende Entdeckung: Mickey 18, sein frisch gedruckter Klon, liegt im Bett seiner Freundin.

Mickey 17

Robert Pattinson spielt die vielen Mickeys grandios, überzeugt als luschiges Sensibelchen genauso wie als Psychopath. Ein echtes Highlight sind Toni Collette und Mark Ruffolo als machtgeiles Herrscherpaar mit starker Anlehnung an einen gerade wiedergewählten Präsidenten. 

Mickey 17

Ein paar Längen gibt es zwischendurch, und nicht jeder Gag zündet – aber die Gesellschaftssatire im Vollgasmodus macht größtenteils Spaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mickey 17“
USA / Südkorea 2024
137 min
Regie Bong Joon-ho

Mickey 17

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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Bridget Jones - Verrückt nach ihm

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM

Bridget Jones wagt es wieder: Nach dem schwachen dritten Teil kehrt die liebenswerte Chaotin mit einer sehenswerten Fortsetzung zurück.

Ab 27. Februar 2025 im Kino

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM überrascht mit einer Geschichte, die sich nicht ums Kalorienzählen oder ständige Fettnäpfchen dreht, sondern um das Weiterleben nach dem Verlust einer großen Liebe. Ein mutiges Thema für eine romantische Komödie – funktioniert aber.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Bridget steht nach dem Tod ihres Ehemanns Mark Darcy allein mit ihren beiden Kindern da. Zwischen Lunchboxen, Hausaufgaben und beruflichen Herausforderungen versucht sie, den Alltag zu meistern. Freunde wie ihr Ex-Liebhaber Daniel Cleaver stehen ihr zur Seite, und wie es sich für eine moderne Frau gehört, wagt sie sich auf Dating-Apps. Kurz darauf lernt sie den deutlich jüngeren Roxster kennen – und natürlich gibt es bald noch einen zweiten Mann in ihrem Leben.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Dass Trauer und Verlust eine Komödie tragen können, mag auf den ersten Blick überraschen. Doch VERRÜCKT NACH IHM schafft es, das Thema sensibel und mit feinem Humor zu behandeln. Das funktioniert vor allem, weil Bridgets Leben als Mutter und Frau in den Fünfzigern halbwegs realistisch gezeigt wird.

Die Rolle passt wie angegossen: Renée Zellweger spielt Bridget erneut mit dem richtigen Maß an Schusseligkeit und Verletzlichkeit. Hugh Grant und Emma Thompson sorgen in Nebenrollen für die besten Momente.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Natürlich ist VERRÜCKT NACH IHM kein revolutionärer Film. Die schrulligen Figuren und das typisch britische Setting bedienen weiterhin das Erfolgsrezept, das schon seit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Tatsächlich Liebe“ funktioniert. Bewährtes muss ja nichts Schlechtes sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bridget Jones: Mad About the Boy“
GB 2025
125 min
Regie Michael Morris

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Der eine ist gerade mal 19, als er 1960 aus Minnesota mit Gitarre und viel Talent nach New York aufbricht. Der andere ist der meistbeschäftigte Schauspieler seiner Generation. Timothée Chalamet macht als Bob Dylan nicht nur gesanglich eine gute Figur.

Ab 27. Februar 2025 im Kino

Man sollte schon ein großer Dylan-Fan sein, denn LIKE A COMPLETE UNKNOWN ist einfach strukturiert: ein bisschen Dialog, ein Song, ein bisschen Dialog, ein Song – und so weiter, ganze 140 Minuten lang. Zwischendurch erinnert das an ein „Best of Dylan“-Album im Kinoformat.

Like A Complete Unknown

Das Biopic vermittelt ungefähr so viel über den Menschen Dylan, wie es der echte Dylan selbst tut: nämlich nix. Aber als Musikfilm mit großartigen Schauspielern punktet LIKE A COMPLETE UNKNOWN: Edward Norton als Pete Seeger, Monica Barbaro als Joan Baez und Boyd Holbrook als Johnny Cash sind hervorragend.

Like A Complete Unknown

Richtig gut ist natürlich vor allem Timothée Chalamet. Nicht umsonst wird er gerade für so ziemlich jeden Schauspielerpreis gehandelt. Vielleicht sieht er ein bisschen niedlicher als das Original aus, aber der müde Blick und vor allem der Gesang sind auf den Punkt. Chalamet sing selbst und klingt dabei exakt wie das Original.

Like A Complete Unknown

Regisseur James Mangold hat schon in „Walk the Line“und „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ bewiesen, dass er ein gutes Händchen für das Wiederbeleben vergangener Zeiten hat. Die makellose Ausstattung und die computergenerierten Sets machen die Illusion perfekt – als Zuschauer vergisst man glatt, dass das schmuddelige New York dieser Zeit längst Geschichte ist.

Like A Complete Unknown

Rätselhaft bleibt, weshalb der Filmtitel in Deutschland um ein „Like“ ergänzt wurde. Im Original schlicht „A Complete Unknown“, soll das wohl an eine Zeile aus Dylans Jahrhunderthit „Like a Rolling Stone“ erinnern. Wer das versteht, muss wirklich ein Fan sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Complete Unknown“
USA 2025
140 min
Regie James Mangold

Like A Complete Unknown

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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