BURNING DAYS

BURNING DAYS

Ab 28. September 2023 im Kino

BURNING DAYS von Emin Alper ist eine aufregende Mischung aus modernem Western und Polit-Thriller.

Es beginnt mit einer Wildschweinjagd. Hier in der anatolischen  Provinz sind Männer noch echte Kerle, das verängstigte Borstenvieh wird unter dem großen Jubel der Einheimischen brutal abgeschossen. In diesem mit toxischer Männlichkeit aufgeladenen Ort beginnt der junge Staatsanwalt Emre (Selahattin Pasali) seinen neuen Job. Und den nimmt er sehr ernst. Kaum angekommen, gerät er mit den örtlichen Honoratioren aneinander, die fest entschlossen sind, ihre Privilegien mit allen Mitteln zu verteidigen. Schnell merkt Emre, dass er in einem Sumpf aus Korruption und Manipulation gelandet ist.

Ein Blick in das Herz der türkischen Gesellschaft

Unausgesprochene Drohungen, Gespräche voller Doppeldeutigkeit und Andeutungen machen BURNING DAYS zu einem starken Dialogfilm. In einer schicksalshaften Nacht, in der sich Emre mit seinen zukünftigen Feinden betrinkt und unter Drogen gesetzt wird, wird eine junge Frau vergewaltigt. Hat er, oder hat er nicht? Seine Erinnerungslücken machen Emre erpressbar.

Mutiger Einzelkämpfer gegen mafiöse Strukturen – das Thema ist für einen Politthriller nicht neu, aber der türkische Kontext und die Offenheit, mit der Regisseur Alper damit umgeht, überraschen. Umweltzerstörung, Korruption, Homophobie, Vergewaltigung – trotz, oder vielleicht wegen all der düsteren Themen entwickelt BURNING DAYS die Qualität eines bedrohlichen Fiebertraums. Ein ungewohnter Blick in das Herz der türkischen Gesellschaft und den ewigen Konflikt zwischen Tradition und Moderne.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Burning Days“
Türkei 2022
129 min
Regie Emin Alper

alle Bilder © CINEMIEN

RÄUBERHÄNDE

RÄUBERHÄNDE

Für eine ganze Schülergeneration gehört der 2007 erschienene Roman „Räuberhände“ von Finn-Ole Heinrich mittlerweile zur Pflichtlektüre. Dem drei Jahre später veröffentlichten „Tschick“ nicht unähnlich, geht es auch hier um zwei Jungmänner, die sich auf eine Reise begeben, um mehr über sich selbst und das Leben herauszufinden.

Janik (heißt so, sieht so aus) und Samuel machen gerade Abitur. In ihrer Freizeit hängen die beiden 18-Jährigen in ihrer Gartenhütte ab, kiffen, knutschen mit Mädchen und planen einen großen Trip nach Istanbul. Samuel hofft dort seinen verschollenen Vater wiederzufinden. Doch kurz vor der Reise wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Die Dinge entwickeln sich anders als geplant.

Alter, zieh dein T-Shirt aus – So lässt sich die Verfilmung von „Räuberhände“ gut zusammenfassen. Neben der etwas bemühten Jugendsprache, die jeden Satz mit „Alter“ beginnen lässt (wenigstens nicht mit Digger), müssen die beiden Hauptdarsteller in erstaunlich vielen Szenen ihre Oberteile ausziehen. Weshalb das so ist, bleibt das Geheimnis des Regisseurs. Emil von Schönfels und Mekyas Mulugeta bemühen sich halbnackt, den raschelnden Drehbuchseiten-Dialogen Leben einzuhauchen.

Trotz teils krampfiger Sprache – die Atmosphäre des jugendlichen Aufbruchs, die Zeit, in der alles egal und die Welt offen zu stehen scheint, ist gekonnt eingefangen. Und „Räuberhände“ sieht gut aus. Kamerafrau Judith Kaufmann hat für die Coming-of-age-Geschichte intime, ungekünstelte Bilder gefunden, das tröstet über so manche Inszenierungsschwäche hinweg.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
92 min
Regie İlker Çatak
Kinostart 02. September 2021

alle Bilder © Edition Salzgeber

BEYTO

BEYTO

Beyto ist guter Junge, lebt mit seiner türkischen Familie in der Schweiz. Eines Tages verliebt sich der schnuckelige Schwimmer in seinen Trainer Mike. Wie nicht anders zu erwarten, sind Anne und Baba wenig begeistert von der sexuellen Orientierung ihres Sohns. Eine hinterhältig geplante Zwangshochzeit in der Türkei soll den Junior wieder auf den rechten Pfad der Tugend zurückführen.

Wie ein Schweizer Uhrwerk ticken hier die Klischees im Sekundentakt. Gitta Gsell meint es gut, findet für ihren Spielfilm aber keine Struktur. Zu vieles wird angeteast und dann mir nichts, dir nichts als erledigt abgehakt. Probleme, gerade noch als unüberwindbar aufgebaut, lösen sich im nächsten Schnitt einfach auf. Es reicht eben nicht, Szenen aneinanderzuhängen und darauf zu hoffen, dass so ein Erzählfluss mit Spannungsbogen entsteht.

FAZIT

Schauspielerisch in Ordnung, holprig erzählt.

INFOS ZUM FILM

Schweiz 2020
98 min
Regie Gitta Gsell
Kinostart 01. Juli 2021

alle Bilder © Edition Salzgeber