WIE WILDE TIERE

WIE WILDE TIERE

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

Das kennt man aus Brandenburg: Die einen wollen nichts wie weg - hin in die Großstadt. Die anderen haben Lärm und Prenzlpanther satt und ziehen aufs Land. Doch in den verwaisen Dörfern lauern oft Ablehnung und offener Hass auf die Zugezogenen.

Das französische Paar Antoine (Denis Ménochet) und Olga (Marina Foïs) lebt seit zwei Jahren in einer kleinen Gemeinde im Landesinneren Galiziens. Die beiden passen sich an, so gut es geht, arbeiten hart, betreiben Ackerbau und ernähren sich von dem, was sie erwirtschaften. Doch die Einheimischen bleiben unter sich, begegnen den ökologisch bewussten Neubauern mit Argwohn und Ablehnung. Besonders mit dem Nachbarn Xan (beängstigend fies: Luis Zahera) gibt es immer wieder Streit.

Es brodelt unter der Oberfläche

Es brodelt unter der Oberfläche und früher oder später wird es zur Katastrophe kommen. Als es dann so weit ist, wechselt der Film von der männlichen in die weibliche Perspektive. Das macht WIE WILDE TIERE vielschichtig und ungemein spannend. Dass die Geschichte von wahren Begebenheiten inspiriert ist, lässt die Verzweiflung über die elende Spezies Mensch noch wachsen. Warum nur gibt es so viel Neid und Verbohrtheit auf der Welt? Aber so einfach ist es nicht. In einer der besten Szenen des Films versuchen die Kontrahenten eine Annäherung. Bei einer Flasche Wein macht jeder seinen Standpunkt klar. Das führt zwar zu keiner Lösung, doch als Zuschauer wird man sich seines eigenen Schwarz-Weiß-Denkens bewusst und beginnt fast Mitgefühl für die vermeintlich „Bösen“ zu empfinden.

Seit der Weltpremiere in Cannes 2022, wo WIE WILDE TIERE als Sensation gefeiert wurde, ist sein Erfolg ungebrochen. Bei der Verleihung der Goyas 2023 räumte er neun Preise ab, unter anderem für Bester Film, Beste Regie sowie Bester Hauptdarsteller.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „As Bestas“
Spanien / Frankreich 2023
137 min
Regie Rodrigo Sorogoye

alle Bilder © STUDIOCANAL

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AUERHAUS

Kurz vor dem Erwachsenwerden: Das Leben von sechs Freunden soll nicht genauso vorsortiert und kläglich wie das ihrer Eltern verlaufen. Deshalb gründen sie eine Schüler-WG und ziehen gemeinsam ins Auerhaus (benannt nach dem Madness-Titel „Our House“). Eine Art Notwehrmaßnahme gegen die drohende Verspießung auf dem Dorf. Die Tage sind gefüllt mit Essenklauen, gemeinsamen Kochen, Federballspielen, Feiern und viel reden. Vor allem mit ihrem Kumpel Frieder, denn der ist depressiv und muss vor sich selbst gerettet werden.

Neele Leana Vollmar ist mit „Auerhaus“ eine rundum gelungene Romanverfilmung geglückt. Die Regisseurin erzählt lakonisch und einfühlsam von Liebe, Freundschaft und Idealismus. Die jugendlichen Darsteller spielen durchweg glaubhaft, vor allem der als „Fack ju Göhte“-Proll bekannte Max von der Groeben überrascht als sensibler Selbstmordkandidat Frieder.

Ausstattung und Atmosphäre sind auf den Punkt. Der Film ist eine Zeitreise in die frühen 1980er-Jahre, als die Haare noch ungestylt aus dem Kopf wuchsen, Handys Zukunftsmusik waren und mit gerade mal 18 Jahren alles möglich schien.

FAZIT

Nicht peinlich, nicht kitschig – die beste deutsche Jugendbuchverfilmung seit „Crazy“.

Deutschland 2019
107 min
Regie Neele Leana Vollmar
Kinostart 05. Dezember 2019