DER FUCHS

DER FUCHS

Ab 13. April 2023 im Kino

Die wahre Geschichte einer Freundschaft zwischen Mann und Fuchs

Westfront, Schützengraben, Wassersuppe. Wenn Opa mal wieder vom Krieg erzählt, verdreht der Enkel die Augen. Nicht so Adrian Goiginger. Der hat genau zugehört und aus den Kindheits- und Jugenderinnerungen seines Urgroßvaters einen Film gemacht. Vielleicht weil dessen Geschichte einen hohen Niedlichkeitsfaktor hat. Während des zweiten Weltkriegs war ein Fuchs der treue Weggefährte des jungen Soldaten.

Die Geschichten der Alten sterben mit ihnen

Die Geschichten der Alten sterben mit ihnen, und wenn die nachfolgenden Generationen sie nicht aufschreiben (oder verfilmen), sind sie für immer verloren. Wer weiß heute zum Beispiel noch, dass im Türnich der 30er-Jahre Verstorbene manchmal mit Klingelschnüren an den Händen im Gebüsch versteckt wurden, um dem nächsten Besucher, der am Tor schellte, kalt und steif in die Arme zu fallen? Eine wahre Geschichte. Wahrscheinlich.

Zurück zum Film. Österreich, Mitte der 1920er-Jahre: Die Bergbauernfamilie Streitberger gibt ihren jüngsten Sohn zu einem Großbauern weg. Das Einkommen reicht nicht, die vielen Kindermäuler zu stopfen. Als Knecht darf Franz zwar Lesen und Schreiben lernen, erfährt aber sonst keine Zuneigung. Kaum volljährig, verpflichtet er sich bei der Armee und zieht wenige Jahre später in den Krieg an die Westfront nach Frankreich. Dort findet die schicksalhafte Begegnung mit dem ausgesprochen hübschen Fuchswelpen statt. Wie Hund und Herrchen bleiben die beiden für die nächsten Monate unzertrennlich.

Ganz wie das echte Leben folgt auch DER FUCHS keiner klassischen Dramaturgie. Drehbuchautor und Regisseur Goiginger erzählt die Parabel vom verstoßenen Kind, das erst durch die Freundschaft zu einem Tier wieder den Glauben an die Liebe zurückgewinnt. Am stärksten sind dabei die Anfangsszenen auf der Alm. Die Entbehrungen, der Hunger, das gemeinsame Schweigen am abendlichen Feuerofen – alles sehr authentisch, das hat fast dokumentarischen Charakter. Allein deshalb ist DER FUCHS sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Österreich 2021
117 min
Regie Adrian Goiginger 

alle Bilder © Alamode Film

DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE

DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE

Kinostart 09. März 2023

Sie steht am Ufer eines Flusses, irgendwo in Frankreich, wiegt 9 Tonnen, hat einen Umfang von 11 Metern und ist fast 18 Meter hoch. Quercus robur, oder besser bekannt als Deutsche Eiche. 1989 war sie Baum des Jahres. Das ist zwar ein bisschen her, aber was sind schon 34 Jahre, wenn man 1810 zur Welt gekommen ist, so wie dieses besondere Exemplar? Höchste Zeit, der Grand Dame einen Film zu widmen. Der deutsche Untertitel „Mein Zuhause“ macht ausnahmsweise Sinn, denn die Regisseure Laurent Charbonnier und Michel Seydoux beschäftigen sich nicht mit Maserung, Geäst und Blattwerk, sondern mit den Bewohnern des majestätischen Baums.

Das Leben auf einer Eiche ist so hektisch wie in der Großstadt

Von wegen meditativer Naturfilm: Das Leben auf einer Eiche ist so hektisch wie in der Großstadt. Zahllose Tiere und Insekten leben in, unter, auf und vor allem von dem Baum. Ein perfektes Ökosystem: Die Eiche liefert Nahrung, die Tiere sorgen dafür, dass die Eicheln ausgesät werden und zu neuen Bäumen heranwachsen. Den größten Stress hat dabei die Waldmaus, die mit ihrer Familie im Wurzelwerk, also ganz unten haust. Ihr droht ständige Gefahr durch Fuchs, Eule oder Regenwasser. Wenigstens kann sich die Mäusefamilie abends aneinander kuscheln. Realität ist noch niedlicher als Disney.

DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist nicht nur fantastisch fotografiert, sondern besticht durch einen rauschenden und knackenden Natursoundtrack, der glücklicherweise ganz ohne Begleitkommentar auskommt. Wo es passt, sind die spektakulären Bilder von ausgewählten Musikstücken untermalt. So bleibt die Erkenntnis, dass mit dem richtigen Song sogar der Liebesakt zwischen zwei Käfern romantisch sein kann. Schön!

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Le Chêne“
Frankreich 2022
80 min
Regie Laurent Charbonnier und Michel Seydoux

alle Bilder © X VERLEIH