BOB MARLEY: ONE LOVE

BOB MARLEY: ONE LOVE

Ja, Mann! Bob Marley hätte einen besseren Film verdient als dieses flache Malen-nach-Zahlen-Biopic.

Ab 15. Februar 2024 im Kino

Reinaldo Marcus Greens Film wendet sich an ein Publikum, das entweder gar nichts über Bob Marley weiß (Bob wer?) oder Fans, die einfach noch mal die Greatest Hits des Reggaemusikers hören wollen. Schon der Anfang ist entsprechend plump: Schrifttafeln informieren den Zuschauer gefühlt minutenlang, wer der Mann überhaupt war und in welcher Zeit er lebte.

Mit dem Holzhammer erzählt

Wer es noch nicht wusste: Bob Marley war ein jamaikanischer Musiker und Aktivist, der als bedeutendster Vertreter und Mitbegründer der Reggae-Musik gilt. Gemeinsam mit seiner Band The Wailers hatte er zahllose Hits. Mit nur 36 Jahren starb er am 11. Mai 1981 an Hautkrebs.

Eine Geschichte wie mit dem Holzhammer erzählt. Beispielsweise so: Kaum hört Marley (Kingsley Ben-Adir) ein paar Takte des Soundtracks zum Paul-Newman-Film EXODUS, schon greift er nach der Gitarre und performt aus dem Stand den Welthit „Exodus“. Ja, so genial war er wohl. Oder: Marley und seine Frau Rita (Lashana Lynch) streiten sich, sie läuft weinend weg und – richtig – in der nächsten Szene ist „No Woman, No Cry“ zu hören. Welcher Song läuft wohl vor einer Schießerei?

Regie und Drehbuch mögen es ohnehin simpel, haken mehr ab, als eine dramaturgisch interessante Story zu erzählen. Keine Szene, in der nicht irgendwas Maßgebliches besprochen oder Geniales komponiert wird. Das mag zwar alles so gewesen sein, eine tiefergehende Entwicklung der Charaktere bleibt bei diesem „Best of eines Lebens“ aus. Technisch ist das gut gemacht und auch schauspielerisch gibt es nichts zu meckern, nur das Drehbuch hat die Eleganz eines Wikipediaeintrags.

Musiker-Biopics sind ein hit-or-miss-Spiel: Verkleidete Schauspieler, die zum Playback performen, erreichen nie die Kraft und den Zauber des Originals. Für jede BOHEMIAN RAHAPSODY gibt es einen ROCKETMAN, für jeden ELVIS einen MAESTRO. In diesem Fall ist nicht nur haartechnisch gesehen GIRL YOU KNOW IT’S TRUE der bessere Rastazopf-Film.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bob Marley: One Love“
USA 2024
105 min
Regie Reinaldo Marcus Green

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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BLOWN AWAY

Jeden Morgen duschen, Haare frisieren, zur Arbeit gehen, Geld verdienen: Bringt es das auf Dauer? Nö, finden die Studienfreunde Hannes Koch und Ben Schaschek und machen lieber den ultimativen Aussteigertraum wahr: eine Reise mit Segelboot und Bus rund um die Welt, viereinhalb Jahre Auszeit. Auf ihren Stationen treffen die beiden dabei immer wieder auf Gleichgesinnte, mit denen sie spontan Musik aufnehmen. Das Besondere: die verschiedenen Tracks eines Songs entstehen jeweils an unterschiedlichen Orten auf der Welt: die Gitarre beispielsweise in Südafrika, Monate später der Gesang in Brasilien und die Streicher in Salvador. Ein ungewöhnliches, interkulturelles Musikexperiment.

Besser hätte sich das keine Agentur ausdenken können: Hannes und Ben sind perfekt gecastet – blaue Augen, blonde Haare, Vollbärte. Zwei liebenswerte Hipster-Hippies auf großer Fahrt. Obwohl beide vom Segeln keine Ahnung haben, fahren sie mal eben so von Australien über Indonesien nach Südafrika und dann, schwupps, überqueren sie auch noch den Atlantik bis Südamerika. Alles easy, man muss es nur wollen. Als Marketingvehikel, um die Musik der beiden zu promoten, ist der Film perfekt gelungen. Nichts scheint unmöglich, man würde am liebsten direkt mit an Bord gehen, oder ersatzweise schon mal den chilligen Soundtrack kaufen.

FAZIT

Den Weltreisenden ist zusammen mit Regisseur Micha Schulze ein unaufgeregter, sehr unterhaltsamer Dokumentarfilm über Freundschaft, Musik und Abenteuer gelungen. Einziger Minuspunkt: Die dauer gut gelaunte Offstimme (Hannes) lässt den Film zeitweise wie eine ProSieben-Galileo-Reportage wirken.

Deutschland 2019
119 min
Regie Micha Schulze
Kinostart 23. Mai 2019