HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT

HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT

Ab 25. Januar 2024 im Kino

Können Deutsche Horror? Regisseur Thomas Sieben hat’s versucht und scheitert mit seinem ROSEMARIES BABY für Arme kläglich.

Trotzdem erst mal Lob: HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT ist ein Horrorfilm aus Deutschland. Allein das macht ihn schon zu etwas Besonderem. Genrekino hat es jenseits von Krimi, Comedy und Liebesschnulze hierzulande immer noch schwer. Und die ersten 30 Minuten des Films sind sogar ganz gut. Kindheitsängste wie Stromausfall, pfeifender Wind und dunkle Keller werden gekonnt in Szene gesetzt. Dazu kann HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT technisch beeindrucken. Regisseur Sieben hat mit seinem Kameramann einen sogenannten „One Shot“ gedreht, das heißt, es gibt keinen sichtbaren Schnitt, die komplette Story entfaltet sich in einer einzigen, langen Einstellung. Normalerweise wird sowas mit schnellen Reißschwenks oder anderen optischen Tricksereien kaschiert, hier hingegen merkt man nichts, die Geschichte scheint tatsächlich in Echtzeit stattzufinden.

Richtig schlecht

Die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) will im entlegenen Landhaus ihres Schwiegervaters (Justus von Dohnányi) noch ein bisschen räumen. Zusammen mit ihrem Verlobten Viktor (David Kross) plant sie hier demnächst ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Als die beiden Abends telefonieren, gehen im Haus plötzlich die Lichter aus. Während Maria im Keller eine neue Sicherung eindreht, hört sie unheimliche Geräusche. Sie geht der Sache nach und entdeckt dabei einen geheimen Raum, in dem sich ein schreckliches Familiengeheimnis verbirgt. 

Nun die bittere Wahrheit: HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT ist richtig schlecht. Und das liegt vor allem am Drehbuch. Das hat sich Regisseur Thomas Sieben selbst ausgedacht, es könnte aber auch aus der Feder eines minderbegabten 10-Jährigen stammen, der sich in seiner Freizeit für Gespenster-Groschenromane begeistert. Neben unfreiwillig komischen Dialogen kommt jede Wendung der Geschichte mit Ansage. Nilam Farooq gibt alles, versucht aber erfolglos gegen das hanebüchene Drehbuch anzuspielen. Auch David Kross kann nichts mehr retten und stößt vielleicht zum ersten Mal in seiner Karriere an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Schade drum.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
84 min
Regie Thomas Sieben

alle Bilder © Constantin Film

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EINGESCHLOSSENE GESELLSCHAFT

EINGESCHLOSSENE GESELLSCHAFT

Kinostart 14. April 2022

Sönke Wortmann ist Deutschlands fleißigster Komödienregisseur. Nach „Der Vorname“, „Contra“ und demnächst „Der Nachname“ kommt jetzt „Eingeschlossene Gesellschaft“ in die Kinos. Bei der eingeschlossenen Gesellschaft handelt es sich um sechs Lehrer, die von einem genervten Vater unter Waffengewalt gezwungen werden, die seiner Meinung nach ungerechte Benotung seines Sohns zu überdenken. Dem Junior fehlt genau ein Punkt, um sich fürs Abi zu qualifizieren.

Solcherart Ensemblefilme leben von Klischees. Das war bei den Schülern in „Fack ju Göhte“ so und ist bei den Lehrern nicht anders. Florian David Fitz spielt den dauerjugendlichen Sportlehrer, Anke Engelke die verbitterte Hexe, Justus von Dohnanyi den überkorrekten, humorlosen Pauker, Nilam Farooq die junge, selbstbewußte Referendarin und so weiter. Die Figurenzeichnung hat sich da seit Opas Kino aus den 1960er-Jahren nicht groß weiterentwickelt. Fragt sich nur: Gibt es so was heutzutage wirklich noch? Und wenn ja, wo? Möglicherweise hat Sönke Wortmann (Jahrgang 1957) seine eigenen traumatischen Schulerinnerungen aufgearbeitet. 

Ein bisschen zu simpel auch die Rollenverteilung: Die Jungen sind modern, die Älteren sind verknöcherte Despoten, die nicht mal wissen, dass es HipHop und nicht HipHip oder HopHop heißt. Na ja. Trotzdem findet der Film immer wieder den richtigen Ton. Denn er stellt die richtigen Fragen: Wer entscheidet da eigentlich über die Zukunft unserer Kinder? Sind Lehrer nicht genauso fehlbar wie der Rest der Menschheit? So entwickelt sich die Geschichte zwischendurch fast zum brechtschen Drama, wenn über Wohl und Wehe eines Schülers gerichtet wird. „Eingeschlossene Gesellschaft“: eine gelungene Mischung aus Ulk und Ernsthaftigkeit.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2022
101 min
Regie Sönke Wortmann

alle Bilder © Leonine

CONTRA

CONTRA

Warum sind deutsche Komödien oft so schlecht? In 99,9 % der Fälle ist das Drehbuch schuld an der Misere. Die Lösung: Einfach eine bereits erprobte Idee kaufen, sie für den hiesigen Markt adaptieren und neu verfilmen. So geschehen bei der Elyas-M’Barek-Komödie „Das perfekte Geheimnis“, mit 5 Millionen Besuchern einer der erfolgreichsten Kinofilme 2019. Sönke Wortmanns Dramödie „Contra“ wurde nach dem gleichen Rezept produziert, das Original lief als „Le Brio“ in den französischen Kinos.

Professor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) ist auf den ersten (und zweiten) Blick ein richtiges Arschloch. Nachdem er die Jura-Studentin Naima Hamid (Nilam Farooq) in einem voll besetzten Hörsaal beleidigt hat und eine Videoaufnahme davon viral gegangen ist, droht er von der Uni zu fliegen. Doch der Universitätspräsident gibt ihm eine letzte Chance: Als ihr Mentor soll er Naima auf einen Debattierwettbewerb vorbereiten. Das Arrangement ist für beide zunächst eine Zumutung.

Wortmann erzählt die Aufsteiger-Geschichte mit allerlei überraschenden Haken und Wendungen. Die eleganten Dialoge sind gespickt mit schönen Boshaftigkeiten und frei von Political Correctness. Herbst und Farooq bei ihren scharfzüngigen Streitgesprächen zuzuhören, macht großen Spaß. Nur im Mittelteil hängt der Film ein bisschen durch, da geht das ungleiche Paar auf Deutschlandtournee – die Debattierwettbewerbe finden übers ganze Land verteilt statt. Es reiht sich eine Zugfahrt-Szene an die nächste. Fast könnte man meinen, die Deutsche Bahn sei Produzentin des Films. Wundern würde es nicht, schließlich bekannte Wortmann schon 1999 in einem Werbespot für das Unternehmen: „Warum ich Bahn fahre? Da laufen einfach die besten Filme.“

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2020
104 min
Regie Sönke Wortmann
Kinostart 28. Oktober 2021

alle Bilder © Constantin Film