PEARL

PEARL

Ab 01. Juni 2023 im Kino

Ein gut geshakter Cocktail mit viel Blut: Regisseur Ti West hat für seinen neuen Slasher-Film ein paar Genre-Klassiker neu gemixt.

Man fülle einen guten Schuss PSYCHO ins Glas, dazu 0,5 cl TEXAS CHAINSAW MASSACRE, einen Spritzer UNSERE KLEINE FARM oder ersatzweise DIE WALTONS, gieße das Ganze großzügig mit WHATEVER HAPPENED TO BABY JANE? auf, gut schütteln – fertig ist PEARL. Das Prequel zum Überraschungserfolg X erzählt von den Jugendjahren der durchgeknallten Farmbesitzerin Pearl, die im Vorgänger-Film ein Siebzigerjahre-Porno-Drehteam killte.

Schock! Camp! Blutrausch!

USA 1918, in the middle of nowhere. Während andere Hunger leiden oder von der damals wütenden Spanischen Grippe dahingerafft werden, geht es Pearls Familie verhältnismäßig gut. Auf den ersten Blick. Doch hinter den Fliegengittern rumort es. Der Vater vegetiert als sabbernder Pflegefall im Rollstuhl, die Mutter ist ein verbittertes Biest und bei Pearl sitzt ein ganzer Schraubenkasten locker. So hat sie beispielsweise große Freude daran, friedliche Tiere mit einer spitzen Heugabel aufzuspießen und sie ihrer Freundin, dem Krokodil Theda zum Fraß vorzuwerfen. Ansonsten plant sie, eine berühmte Tänzerin zu werden und in die große weite Welt des Showbusiness zu ziehen. Lalala. Als im Gemeindehaus ein Vortanzen für eine christliche Revue stattfindet, wittert Pearl ihre Chance.

Schock! Camp! Blutrausch! Fans von X werden nicht enttäuscht sein. PEARL ist eine Perle des Horrorfilms im Technicolor-Look mit einer herausragenden Mia Goth in der Titelrolle. Ihre Darstellung der langsam immer verrückter werdenden jungen Frau ist eine schauspielerische Meisterleistung, furchteinflößend und tragisch zugleich. Höhepunkt ist ihr minutenlanger One-Take-Monolog gegen Ende des Films – grandios. Am besten als Double-Feature in umgekehrter Reihenfolge genießen: zuerst PEARL, dann X.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Pearl“
USA 2022
102min
Regie Ti West

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

X

Kinostart 19. Mai 2022

„Lustig!“ ist vielleicht nicht die Antwort, die die Mitarbeiterin des Verleihs auf ihre Frage, wie der Film gefallen habe, hören wollte. Vielleicht: Schockierend? Unheimlich? Düster? All das ist „X“ natürlich auch. Aber wenn sehr alte Menschen während eines Pornodrehs zu blutrünstigen Killern werden, dann ist das eben auch lustig.

Texas, Ende der 1970er-Jahre. Ein Independent-Filmteam will auf einer abgeschiedenen Farm in the middle of nowhere einen Film für Erwachsene drehen: „The Framer’s Daughter“. Doch schon die Begrüßung vor Ort fällt ausgesprochen feindselig aus: Mit geladenem Gewehr zeigen die greisen Vermieter deutlich ihre Abneigung gegen die „Städter“. Als das unheimliche Ehepaar dem pornographischen Treiben seiner Gäste auf die Spur kommt, hat das blutige Konsequenzen.

„X“ ist sowohl eine Hommage als auch eine gelungene Neuinterpretation klassischer Slasher- und Horrorfilme mit einer gehörigen Prise Arthouse. Dank zurückgenommenem Erzähltempo kann sich die Spannung immer weiter aufbauen, bevor das unvermeidliche Gemetzel beginnt. Die Gewaltszenen sind zwar blutig, aber nicht so widerlich, dass sensible Zuschauer schreiend den Saal verlassen müssen. Immer wieder gibt es Momente der Komik, was den Film wohltuend von den üblichen Schlachteplatten des Genres abhebt. Wem der Sinn nach gut gemachtem Retrosplatter steht, sollte sich „X“ nicht entgehen lassen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „X“
USA 2022
105 min
Regie Ti West

alle Bilder © Capelight Pictures