HOW TO HAVE SEX

HOW TO HAVE SEX

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

How to have sex - hopefully not like this.

Was ist schlimmer, als eine Horde besoffener US-Teenager zum Springbreak? Eine Horde besoffener Teenager aus England auf einer Mittelmeerinsel. Die 17-jährige Tara und ihre Freundinnen machen auf ihrem Mädelstrip keine Gefangenen. Nach den Schulprüfungen wollen sie vor allem drei Dinge: Saufen bis zum Koma, Party & Sex. Praktisch: Auch bei den Jungs im Apartment nebenan haben die Hormone das Denken übernommen. Je lauter und zügelloser, desto besser. Was dann in dieser einen Nacht passiert, bleibt zunächst vage. Erst gegen Ende wird klar: Tara hatte Sex gegen ihren Willen.

Saufen, Party & Sex

HOW TO HAVE SEX ist provokant, exzessiv und trotz mediterranen Sonnenscheins düster. Regisseurin Molly Manning weiß genau, wie man die Stimmung für eine moderne Coming-of-Age-Geschichte einfängt. Ihr Film ist ein authentisches, klischeefreies Stück über das Erwachsenwerden. Souverän auch ihre Schauspielführung: Tara wird von Mia McKenna-Bruce gespielt, einer 26-jährigen Britin, die sicher noch eine große Karriere vor sich hat. Eine Entdeckung.

Neid auf Cannes. Wie viele gute Filme laufen da eigentlich jedes Jahr? Die Berlinale schaut beschämt zu Boden. Man kann darauf wetten: Alles was herausragend ist, trägt im Vorspann den Palmwedel des französischen Filmfestivals. Auch dieses aufregende Erstlingswerk wurde in Cannes 2023 gefeiert und gewann in der Sektion „Un Certain Regard“ den Hauptpreis.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „How to have sex“
GB 2023
98 min
Regie Molly Manning

alle Bilder © capelight pictures

JETZT ZUM NEWSLETTER ANMELDEN

Deine Juliet

CHARMANTE LIEBESGESCHICHTE

London, 1946. Die junge, erfolgreiche Schriftstellerin Juliet (Lily James) erhält Post von der Kanalinsel Guernsey. Farmer Dawsey (Michiel Huisman) bittet sie, ihm bei der Suche nach einem seltenen Buch zu helfen. Daraus ergibt sich ein reger Briefwechsel und so erfährt Juliet, dass es auf der Insel den Literaturverein „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ gibt. Dessen teils exzentrische Mitglieder haben sich mit dem Lesekreis über die schwere Zeit während der deutschen Besatzung gerettet. Obwohl weder ihr Verlobter, noch ihr Verleger sonderlich begeistert sind, fährt Juliet spontan nach Guernsey. Sie plant, einen Artikel über den ungewöhnlichen Buchclub und sein Geheimnis zu schreiben.

MACHART

Das nächste Reiseziel steht fest: Cornwall und Devon; weil ein Dreh auf der echten Insel Guernsey logistisch zu aufwändig gewesen wäre, musste die Filmcrew an die Südküste des britischen Festlandes ausweichen. Und ach, ist das schön da! Grüne Steilküsten, verwunschene Gärten und Kopfsteinpflasterwege unter rauschenden Laubbäumen. Genau die richtige Umgebung für eine romantische Liebesgeschichte. Die Atmosphäre ist very british und so gemütlich wie eine Teatime bei Familie Crawley. Überhaupt, Downton Abbey: Ein Vergleich drängt sich auf, denn bei „Deine Juliet“, so der etwas lahme deutsche Titel, macht gefühlt der halbe Cast der ITV-Serie mit. Neben Lilly James als Titelheldin, spielen noch Jessica Brown Findlay, Matthew Goode und Penelope Wilton mit. Da die letzte „Downton Abbey“-Folge schon eine Weile her und der oft angekündigte Kinofilm noch nicht in Sicht ist, kommt dieser nette Ersatz gerade recht, die schlimmsten Entzugserscheinungen zu mildern.

FAZIT

„The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“, so der komplizierte Originaltitel, ist alles in einem: Liebes-, Kriegs- und Kriminalgeschichte. Dennoch plätschern die 124 Minuten ein bisschen zu harmlos dahin, größere Überraschungen gibt es nicht. Dafür ist es schön anzusehen und lehrreich: Wer wusste außerhalb Englands, dass „schon bald“ auch „in two shakes of a lamb’s tail“ heißt? ?

GB, 2018
Regie Mike Newell
124 min
Kinostart 09. August 2018

Vom Ende einer Geschichte – The Sense of an Ending

RÜHRENDE GESCHICHTE

Tony Webster (Jim Broadbent), Anfang 70, geschieden, Typ „knurriger Einzelgänger“. Von seiner schwangeren Tochter (Michelle Dockery) hat er sich schon seit Jahren entfremdet. Auch mit anderen Menschen versteht er sich im Allgemeinen nicht besonders gut. Einziges Hobby ist sein winzig kleiner Fotoladen. Eines Tages wird Tonys Dasein jedoch komplett infrage gestellt: durch einen Brief erfährt er, dass er das Tagebuch seines Jugendfreundes Adrian geerbt hat…

London, 1965. Der noch junge Tony (Billy Howle) verliebt sich in seine Kommilitonin Veronica (Freya Mavor). Die beiden werden ein Paar. Als sich Veronica allerdings in Tonys  besten Freund Adrian (Joe Alvin) verliebt, nimmt er das überraschend gelassen hin und gibt den beiden sogar scheinbar seinen Segen. Doch Monate später erfährt er, dass sich Adrian das Leben genommen hat. Als er nun, viele Jahre später, Veronica (jetzt Charlotte Rampling) wieder trifft, erinnert er sich an seine Taten, die er ein Leben lang verdrängt hat. Langsam beginnt er die tragischen Konsequenzen seines jugendlichen Handelns zu begreifen.

MACHART

Was wäre, wenn nicht immer alles so bleiben müsste, wie es ist? Wenn man sich, egal wie alt, noch ändern und noch glücklich werden könnte? Auf der Antwortsuche nach diesen Fragen nimmt „Vom Ende einer Geschichte“ viele unerwartete Wendungen. Das macht den Film bis zum Schluß überraschend und spannend. Was in einem Rückblick zunächst wie eine harmlose Erinnerung scheint, wird später, durch Fortführung derselben Szene, zu einer schicksalshaften Entscheidung. Diese kluge Verschachtelung der Zeitebenen macht „Vom Ende einer Geschichte“ besonders sehenswert.

FAZIT

Ein Film wie ein gutes Buch. Dazu brilliante Schauspieler in einer rührenden Geschichte. Was will man mehr?

GB, 2017
Regie Ritesh Batra
108 min

7 Tage in Entebbe

SOLIDES DRAMA

1976 – eine mit 248 Passagieren besetzte Air France Maschine wird auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris von Terroristen entführt. In Entebbe, Uganda, gelandet, werden zunächst die nicht-jüdischen Passagiere freigelassen. Mit den übriggebliebenen jüdischen Passagieren soll die Freilassung von inhaftierten Palästinensern erzwungen werden. Der Plan – 40 Jahre alter Spoiler – geht nach 7 Tagen schief, die Terroristen sterben, die Geiseln kommen frei.

Die Befreiungsaktion wurde übrigens damals von Yonatan Netanjahu geleitet, dem älteren Bruder des amtierenden israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. Sogar noch was gelernt.

MACHART

Daniel Brühl gibt zur Abwechslung mal wieder den schmallippigen, humorbefreiten Deutschen, Rosamund Pike die eiskalte Terroristin.

Sehr ungewöhnlich ist der Kunstgriff, die Terrorszenen mit einer israelischen Tanztheateraufführung zu unterschneiden. Klingt absurd, funktioniert aber überraschenderweise gut.

FAZIT

Ist solide inszeniert und einigermaßen spannend, aber am Ende nicht mehr als ein ganz guter TV-Film. Hat man alles irgendwie schonmal gesehen.

USA/GB, 2018
Regie José Padilha
107 min

Breathe – Solange ich atme

INSPIRIERENDE LIEBESGESCHICHTE

England, 50er Jahre. Der junge, gutaussehende Robin Cavendish (Andrew Garfield) verliebt sich in die junge, gutaussehende Diane (Claire Foy). Die beiden heiraten, sie wird schwanger, er todkrank. Kinderlähmung, damals noch ein Todesurteil. Vom Hals abwärts gelähmt, soll Robin den Rest seiner Tage, an ein Beatmungsgerät angeschlossen, im Krankenhaus vegetieren. Dieses deprimierende Schicksal will er nicht akzeptieren. Zusammen mit seiner Frau und ihren Freunden findet er einen Weg zu einem erfüllten Leben, außerhalb des Krankenhauses. Und das alles nach einer wahren Geschichte!

MACHART

Wäre man zynisch, könnte man „Breathe“ als Kitschschmonzette abtun. Aber tatsächlich ist der Film wunderschön anzusehen (Kamera Robert Richardson), perfekt ausgestattet, hervorragend gespielt (neben den beiden Hauptdarstellern seien noch Hugh Bonneville und Tom Hollander in einer Doppelrolle erwähnt), hat Humor und geht zu Herzen.
Produziert hat das Ganze der Sohn des echten Robert, Jonathan Cavendish.
Regie führte Andy Serkis. Wer? Der Australier ist bisher vor allem als performance -capture-Darsteller bekannt: unter anderem war er der Gollum in „Der Herr der Ringe“, King Kong und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie. Zuletzt sah man ihn im viel gelobten „Black Panther“, da allerdings als Mensch aus Fleisch und Blut (plus Metallarm).
„Solange ich atme“ ist Serkis erste Regiearbeit, derzeit ist er mit der Postproduktion seines zweiten Films „Jungle Book“ beschäftigt.

FAZIT

Wem die Stephen Hawking Biografie „The Theory of Everything“ gefallen hat, sollte hier auch reingehen. Schöner Film.

GB, 2017
Regie Andy Serkins
118 min

Dunkirk

GROSSES KINO

1940, die Stadt Dünkirchen an der französischen Kanalküste – eingekesselt von der feindlichen deutschen Armee. Hunderttausende Soldaten sitzen in der Falle, abgeschnitten von ihrer Heimat. Gefangen. Verloren.

Die britischen und französischen Truppen befinden sich auf verlorenem Posten. Der Fluchtweg ist abgeschnitten durch das Meer.

Bis zur größten Rettungsaktion des 20. Jahrhunderts: Codename „Operation Dynamo“. Alle verfügbaren Kräfte, auch zivile Boote, werden mobilisiert. Ein entscheidender Moment im 2. Weltkrieg.

MACHART

„Dunkirk“ ist großes Hollywoodkino – inszeniert von Blockbuster Regisseur Christopher Nolan.

Nolan erzählt die Geschichte aus drei Blickwinkeln: aus der Luft, zu Wasser, an Land. Interessanterweise nicht chronologisch, sondern in den Zeitebenen verschachtelt. Was an Land ein paar Tage gedauert hat, geschieht in der Luft in zwei Stunden, und an Bord der Schiffe einen Tag. Dadurch kann man der Geschichte zwar nicht leicht folgen, es hält aber die Spannung über die gesamte Laufzeit. Und offensichtlich hat er für seine Inszenierung das historische Filmmaterial genau studiert.

Musik, Sound, Kamera, Ausstattung, das ist kaum zu toppen und sollte man sich unbedingt in der IMAX-Version anschauen.

FAZIT

„Dunkirk“, so packend wie bombastisch. Ein Actionmovie – ein Heldenepos – hoch dramatisch. Krieg als das größte aller Abenteuer. Schon vor dem Kinostart wird der Film als Oscar Kandidat gehandelt.

USA, 2017
Regie Christopher Nolan
106 min