Horrorfilmschule, erstes Semester: steigere langsam die Spannung, zeige dein Monster nicht zu früh. Bei „The Silence“ dauert es ganze drei Minuten, bis die „Avispas“ ihren ersten Auftritt haben. Die hässlichen Vögel sind eine Mischung aus Gummifledermaus, Alien und gotischem Wasserspeier. Kaum, dass sie einer unterirdischen Höhle nach mehreren Millionen Jahren Gefangenschaft entfleucht sind, fallen sie in Hitchcock’scher Manier blutgierig über die Menschheit her. Die Viecher sind blind, verfügen aber über ein ausgezeichnetes Gehör. Deshalb heißt es ab sofort: Ruhe! Wie passend, dass Hauptfigur Ally (Kiernan Shipka) gehörlos ist. Aus dieser Behinderung macht der Film zwar nichts weiter, aber dadurch beherrscht Allys Familie perfekt die Gebärdensprache. Das erleichtert die geräuschlose Kommunikation erheblich. (Wäre stumm nicht noch besser gewesen?)

Wem die Geschichte vom geräuschempfindlichen Monster irgendwie bekannt vorkommt – letztes Jahr lief „A Quiet Place“ in den Kinos. Allerdings war der um Klassen besser und hat seine Monster klugerweise nicht gezeigt, was ihre Bedrohlichkeit erheblich gesteigert hat.

 „The Silence“ versagt auf vielen Ebenen. John R. Leonettis Film ist größtenteils unspannend, unbeholfen inszeniert und stümperhaft zusammengehackt. Manches wirkt irritierend zusammenhanglos, als stammten Szenen  aus einem anderen Film  – sie beginnen ohne Einführung und enden ohne Auflösung. Wichtige Teile, die eigentlich dem Verständnis dienten, scheinen ersatzlos der Schere zum Opfer gefallen zu sein. Möglich, dass es irgendwann mal eine längere, bessere, oder sogar noch viel schlechtere Version des Films gab.

FAZIT

Das Leben ist teuer und sonst verlässlich gute Schauspieler machen zwischendurch auch mal Schrottfilme fürs Geld. „The Silence“ – selten sah man Stanley Tucci schlechter.

USA 2019
90 min
Regie John R. Leonetti
Kinostart 16. Mai 2019

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